stieß ihn nieder; sofort wurde
Murads Sohn Bajezid I. zum
Sultan proklamiert, der die
Schlacht alsbald gewann. Lazar fiel in
Gefangenschaft und wurde nebst vielen Edelleuten enthauptet. Eine spätere Sage schreibt die
Niederlage dem Verrat des Schwiegersohnes
Lazars, dem serb. Teilfürsten Wuk
Brankowitsch zu. Eine zweite
Schlacht fand ebendort statt,
als der ungar. Reichsverweser Johs.
Hunyady ohne Einverständnis mit dem damaligen Serbenfürsten
GeorgBrankowitsch durch
Serbien
[* 2] gegen die
Türken zog.
Hunyady erlitt eine vollständige
Niederlage, wurde auf der Flucht gefangen und erst nach langem Verhandlungen
freigelassen.
oder Amsteg, Dorf in der Gemeinde Silenen im schweiz. Kanton Uri,
[* 8] in 522 m Höhe, an der
Gotthardbahn und an der Gotthardstraße, liegt am Eingang in das Maderanerthal (s. d.),
zwischen der
Kleinen Windgälle (2988 m) und dem
Bristenstock (3075 m) bei der Mündung des Maderaner- oder Kerstelenbachs
in die Reuß.
[* 9] Amstäg ist Hauptplatz des urnerischen Mineralienhandels sowie Touristenstation
für das Maderanerthal und hat Viehmärkte.
Nördlich von Amstäg die angeblichen Trümmer der Geßlerschen
Burg Zwing-Uri.
Fluß in
Holland, an dessen Einmündung in das Y (s. d.)
Amsterdam
[* 10] erbaut wurde, entsteht auf der Grenze der
ProvinzUtrecht
[* 11] aus der
Drecht, Kromme Mydrecht und Angstel. -Amstelland hieß ehemals die zur
GrafschaftHolland gehörende Uferlandschaft der Amstel, unter König
LudwigBonaparte ein die heutige
Provinz Nordholland umfassendes Departement,
welches 1810 unter franz. Herrschaft mit dem Depart.
Utrecht zu dem des Zuidersees vereinigt wurde.
ursprünglich Amstelledamme, d. h.
Damm in der
Amstel, Hauptstadt, aber nicht Residenz
des Königreichs der
Niederlande,
[* 12] liegt unter 52° 23' nördl.
Br. und 4° 5' östl. L. von Greenwich am
Ausflusse der
Amstel
in das Y (Ij), einer
Bucht des Zuidersees, und umfaßt 32,62 qkm.
Bevölkerung.
[* 13] Die Zahl der Einwohner betrug 1879: 316 590, darunter 60000 Katholiken, 34 500
Lutheraner, 4500
Anabaptisten, 1000 Remonstranten, 27000 deutsche
und 3200 portug.
Juden;
1885: 378 700, mit Einschluß der umliegenden Gemeinden 400000, 1890: 406 532, Ende 1891: 420 914,
darunter 91000 Katholiken und 50000 Israeliten sowie zahlreiche Deutsche,
[* 14] Ende 1893: 440 657.
Anlage,
Straßen, Plätze,
Denkmäler. Die alte Stadt, ohne die neuen Vorstädte, ist in Gestalt eines Halbmondes,
dessen offene Seite dem Y (s. d.) im Nordosten zugewendet ist, und wegen des
schlammigen
Bodens auf eingerammten
Pfählen erbaut und durch sechs parallel laufende
Kanäle in konzentrische Halbkreise geteilt.
Diese
Kanäle und ihre Ufer
(Grachten), in altholländ.
Weise mit Reihen stattlicher
Bäume
(Ulmen) besetzt,
bilden die schönsten und eigentümlichsten Stadtteile, namentlich die sog. Singelgracht (10
km lang), die
Heeren-und Keizersgracht und die Prinsengracht.
Von der Hafenseite gewährt die Stadt einen schönen Anblick, ebenso von der hohen, 206 m langen Amstelbrücke (Hoogesluis)
mit 32
Bogen
[* 15] und von der östl. Einfahrt von Muiden aus. Die Werke der einst
bedeutenden Festung
[* 16] Amsterdam sind in diesem Jahrhundert, der letzte Rest 1870, geschleift worden; doch ist die Stadt
der Mittelpunkt des jetzigen
Systems der Landesverteidigung. In der neuesten Zeit ist die Stadt außerordentlich gewachsen,
ganz neue Stadtviertel sind außerhalb der Singelgracht entstanden, besonders im
Süden.
In der Stadt sind
Kanäle zugeschüttet und in breite
Straßen umgewandelt worden. Auch ist ein beträchtlicher
Teil vom Y trocken
gelegt und mit einem Centralbahnhof und andern
Gebäuden besetzt. Den Mittelpunkt der Stadt bildet der sog.
Dam, ein großer,
freier Platz, der die Westseite jener Dammanlage einnimmt, die mit der Stadtgründung in Zusammenhang
gebracht wird und mit schönen Bauten umgeben ist; von her zieht sich die mit glänzenden
Läden und zahlreichen
Geschäften
besetzte Kalverstraat nach dem von
Anlagen umgebenen Rembrandtsplatze, der ein
Standbild von Rembrandt trägt, Erzguß nach
Royers Modell, 1852 errichtet; südlich davon der Thorbeckeplatz mit einemStandbildThorbeckes von Leenhof.
Vor dem königl. Palais ein
Denkmal für die beim belg.
Aufstand 1830/31 vom niederländ.
Volk bewiesene
Treue, nach der damaligen
Kriegsdenkmünze «het metalen kruis» genannt. (Hierzu
Plan: Amsterdam nebst Straßenverzeichnis.)
Kirchen. Es bestehen folgende
Kirchen: 10 reformierte (hervormde),
2 wallonische, 1 englisch-presbyterianische, 1 englisch-episkopale, 1 für
Remonstranten, 2 evangelisch-lutherische, 1 für «hergestellte»
Lutherische (1791 von den
Lutheranern getrennt), 1 für
Mennoniten, 3 christlich-reformierte, 19 kleinere und größere kath.
Kirchen, worunter 2 jansenistische, ein röm.-kath. Beghinenhof aus dem 14. Jahrh., 10
Synagogen und das 1880 erbaute Versammlungsgebäude
der
Freien Gemeinde. Die schönste ist die
Neue oder Katharinenkirche auf dem
Dam (Nieuwe Kerk), eine kreuzförmige
Basilika
[* 17] in spätgot.
Stil, 1408-70 erbaut und nach den
Bränden und Zerstörungen von 1421, 1578 und 1645 wiederhergestellt;
der nur im Erdgeschoß vollendete Westturm wurde 1847 bis zur Höhe des Langhauses geführt. Das
Innere hat eine gewölbte
hellbraune Holzdecke, Reste alter
Glasmalereien, eine durch feine Schnitzarbeit ausgezeichnete, 1649 von
Vinckenbrinck ausgeführte Kanzel, außer andern ein großes
Denkmal¶
mehr
des Admirals de Ruyter. Die Alte oder Nikolaikirche (Oude Kerk, 90 m lang, 65 m breit), um 1300 erbaut, hat schöne Glasgemälde
von 1555 und Denkmäler der AdmiraleJakobvan Heemskerck, Abrahamvan der Hulst (gest. 1666), Sweers (gest. 1673), van der Zaan
(gess. 1669), Cornelius Jansz (gest. 1633), des Feldmarschalls Paul Wirtz und der Dichterin Lucretia Wilhelmina
van Winter, geborene vanMerken (gest. 1705).
Weltliche Bauten. Das schönste Gebäude von Amsterdam, wenn nicht der Niederlande überhaupt, ist das vormalige Stadthaus, von 1808 bis 1810 Residenz
des Königs Ludwig Napoleon. Es wurde 1648-55 unter BürgermeisterTulp nach Plänen von Jac. vanKampen mit
einem Kostenaufwande von 8 Mill. Fl. aus gewaltigen Quadern erbaut, steht auf 13 659 eingerammten Pfählen, ist 85 m lang, 70 m
breit, 36 m hoch und hat einen runden Turm
[* 19] (56 m) mit vergoldetem Schiffe
[* 20] statt der Spitze. Sein Inneres wurde durch ausgezeichnete
niederländ. Bildhauer (Quellinus u.a.; s. Tafel: Niederländische Kunst
[* 21] III,
[* 18]
Fig. 2) und Maler des 17. Jahrh.
geschmückt.
Der Thronsaal (36 m lang, 18 m breit, 30 m hoch) gilt für den schönsten Saal in Europa.
[* 22] Das Gebäude dient noch jetzt als
Königspalast. Die Stadtbehörden halten ihre Sitzungen in dem ehemaligen Admiralitätshof am Oudezijds-Voorburgwal.
Die alte, 1608-13 gebaute Börse, unter der die Amstel in das Damrakgewässer floß, wurde 1837 abgebrochen und 1845 eine neue
jenseit des Dam gebaut; auch diese genügt längst nicht mehr, so daß im Nov. 1890 die Errichtung eines neuen großartigen
Baues und zugleich eine neue Straßenanlage auf dem sog. Damrak beschlossen
wurde.
Ferner sind zu erwähnen das Gebäude der Niederländischen Bank, 1872 erbaut, das Museum Fodor am Keizersgracht, eine Stiftung
des 1860 verstorbenen Kaufmanns Ch. Jos. Fodor und unweit der Hoogesluis der
schöne Palast der Nationalindustrie (Paleis voor Volksvlijt, 1855-64) mit elliptischer Kuppel (57 m), die eine Victoria
[* 23] (7
m) von dem Brüsseler Bildhauer Jaquet krönt, die letztern beiden Gebäude nach Plänen von Corn-Outshoorn;
das Reichsmuseum (s. unten), ein stattliches Gebäude (11000 qm), 1877-85 nach Plänen von Cuypers aufgeführt, in sog. altholländ.
Renaissancestil mit got. und roman. Anklängen;
die Skulpturen an der Hauptfaçade sind von Vermeylen-Löwen und van Hove-Amsterdam,
das Äußere nach Zeichnungen von G. Sturm mit figurenreichem Mosaik in gemalten und glasierten Ziegeln
geschmückt;
der Centralbahnhof, von demselben Architekten erbaut und 1889 in Betrieb genommen;
das sog. Trippenhuis, im 17. Jahrh.
von den Amsterdamer Patriciern, den Brüdern Trip errichtet, welches früher die große Gemäldegalerie, jetzt nur die Königl.
Akademie der Wissenschaften (s. Akademien, S. 277 b) beherbergt; endlich das neue Stadttheater, Sand- und
Backsteinbau im altholländ. Renaissancestil (1894), von van Gendt und den Gebrüdern Springer erbaut.
Bildungs- und Vereinswesen. Die 1632 als Athenäum illustre von der Stadt gegründete Hochschule wurde 1867 in der philos. und
mediz. Fakultät reorganisiert, zur Universität erhoben und den übrigen Reichsuniversitäten
gleichgestellt. Sie hatte (1892) 65 Docenten und 1103 Hörer und besitzt hervorragende Institute, namentlich das chem. und
physiol. Laboratorium
[* 24] sowie eine 1881 erneuerte Bibliothek (100000 Bände, darunter 8000 Werke über ind. Litteratur
und wertvolle
Handschriften).
Besonders für mediz. Studien ist sie wegen der großen Krankenhäuser von hoher Bedeutung; sie ist wiederholt
mit bedeutenden Schenkungen bedacht worden. Ferner befindet sich in Amsterdam die Reichsakademie der bildenden Künste,
ein Reichsseminar für Zeichenlehrer, eine Reichsschule für Kunstindustrie, ein Gymnasium, eine Handelsschule, mehrere höhere
Bürgerschulen, Industrieschule für die weibliche Jugend, ein städtisches Seminar für Primärschullehrer,
eine Seemannserziehungsschule (seit 1785 bestehende Privatstiftung), ein botan. Garten
[* 25] mit einem schönen Victoria-Regia-Haus,
ein großer (11 ha.) zoolog. Garten (Artis), 1836 von der Gesellschaft Natura artis magistra gegründet, der zu den besteingerichteten
Europas gehört und mit reichen Sammlungen, einer Bibliothek, einem ethnographischen Museum, einem Aquarium und einer bedeutenden
Salmen- und Forellenzucht verbunden ist, eine Schauspielerschule (Toneelschool), errichtet vom Verein zurHebung
[* 26] der nationalen Schauspielkunst. In neuerer Zeit hat man auch den Versuch mit einer nationalen Operngesellschaft
gemacht, wie überhaupt die Musik eifrigste Pflege findet; 1888 wurde ein neues Konzerthaus eröffnet mit trefflichem Orchester
(Direktor Kes).
Die sechs Theater
[* 27] sind das GrandThéàtre (BesitzervanLier) mit 1000 Plätzen (Holland. Schau- und Lustspiel),
Parktheater (Aktiengesellschaft) mit 1800 Plätzen (deutsche Operette), Theater in der Plantage (BesitzervanLier) mit 1000 Plätzen
(deutsche Oper und Operette, nur Sommersaison), TheaterFrascati in der Plantage (Besitzer Prott) mit 800 Plätzen (holländ.
Operette), Paleis voor Volksvlijt (Aktiengesellschaft) mit 3000, event. auch 6000 Plätzen (großes Ballet,
Feerie, nur im Winter), Stadttheater (Eigentum der Stadt) mit 1200 Plätzen (auch deutsche Vorstellungen). Das Reichsmuseum
(s. Tafel: Museen II,
[* 18]
Fig. 2) enthält eine der bedeutendsten Gemälde- und Kupferstichsammlungen
(150000 Kupferstiche, 400 Sammelwerke und 400 Handzeichnungen) der Welt und umfaßt nicht nur die Sammlungen
aus dem frühern Reichsmuseum im Trippenhaus und aus dem Museum van der Hoop (1854 gegründet), sondern auch zahlreiche bisher
zerstreute Gemälde und andere Kunstwerke aus dem Stadthaus, aus dem Huiszittenhuis und gewährt in den Sammlungen des frühern
niederländ. Museums im Haag
[* 28] und der Oudheidkundig Genootschap (Altertumsverein) zu Amsterdam einen Überblick
über die ganze Geschichte der niederländ. Kunstgewerbe mit Einschluß der weltlichen
und kirchlichen Architektur von der Karolingerzeit bis zum 19. Jahrh. Die Werke Rembrandts, seiner Zeitgenossen
und Schüler sind zahlreich vertreten, ferner Meister der vläm., ital., franz.
und span. Schule, von van Haerlem, Jan Steen, Hobbema, van Ostade, Maes, van de Velde dem Jüngern, Rubens,
de Heem, Metsu, Karel du Jardin, van Dyck, Ruisdael, Dou, Weenir, Berghem u. a. Das Museum Fodor enthält eine ausgezeichnete
Sammlung von Werken der franz. Maler, Meissonier, Decamps, Ary Scheffer u. a., sowie Kabinettbilder der neuern belg.
und holländ. Schulen. Ferner finden sich in der Sixschen Gemäldesammlung,
gegründet von dem Gönner Rembrandts Jan Six, der von 1691 bis 1702 Bürgermeister von Amsterdam war, viele Meisterwerke niederländ.
Maler, besonders Rembrandts, vereinigt; die histor. Galerie des Malervereins Arti et Amicitiae besitzt
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