Gedächtnisschwäche (s. d.) im engern
Sinne (das Nichtzustandekommen von Gedächtnisbildern), und für die Unfähigkeit, in
das
Gedächtnis aufgenommene Eindrücke in das
Bewußtsein zurückzurufen,
Erinnerungsschwäche (s. d.) im engern
Sinne (das
Vergessen von früher Gewußtem).
(vom grch. amnēsteia, das Vergessen, besondere eines erlittenen Unrechts),
diejenige
Verfügung der Staatsregierung oder des
Souveräns, wonach für ganze
Kategorien von strafbaren
Handlungen das
Strafverfahren eingestellt oder nicht eingeleitet werden soll (s.
Begnadigung). Die Amnestie ist bald eine allgemeinere
und unbedingte, bald eine beschränktere und bedingte.
Ihre vorzüglichste Bedeutung hat die Amnestie für politische, in hochgesteigerten
Parteikämpfen um und über die
Staatsgewalt begangene
Vergehen, indem sie dazu dienen soll, solche Kämpfe
abzuschließen und den
Staat wieder in einen normalen Zustand zu versetzen (politische Amnestie). Sie enthält dann ein gewisses
Zugeständnis, daß auch die, welche das bestehende
Recht angegriffen und verletzt haben, in gutem
Glauben an innere Berechtigung
gewesen seien, oder doch billige Rücksichten und das allgemeine Friedensinteresse eine strafrichterliche
Verfolgung als ungeeignet erscheinen lassen.
Daher ist die Amnestieklausel ein gewöhnlicher
Bestandteil der Friedensverträge nach einem
Kriege. Doch kommen Amnestie auch bei
besonders wichtigen Begebenheiten vor, zu denen in Monarchien Thronwechsel und gewisse freudige Ereignisse in dem regierenden
Hause, z. B. Vermählung des
Souveräns,
Geburt eines Thronfolgers u. s. w., gezählt werden. Solche Amnestie pflegen
auch für geringere gemeine
Vergehen,
Defraudationen u. s. w. gewährt zu werden; doch ist man damit in neuerer Zeit viel
sparsamer geworden. Zuweilen werden aber gerade solche freudige Vorkommnisse benutzt, um eine politische Amnestie zu
erteilen. Die für die polit.
EntwicklungDeutschlands
[* 2] wichtigste Amnestie enthält der Westfälische Friede,
Art. 2 fg. Im neuen
DeutschenReiche steht das
Recht, Amnestie zu erteilen, nicht dem
Reiche selbst, sondern nur den Einzelstaaten
zu, ausgenommen in Friedensverträgen.
(grch.), Schafhaut, die besondere Hüllenhaut, welche der
Embryo der höhern Wirbeltiere (Reptilien,
Vögel
[* 3] und Säugetiere, die daher auch als Amnioten den andern Wirbeltieren gegenübergestellt werden) während
seiner
Entwicklung im
Ei
[* 4] um sich bildet, geht, ursprünglich sehr zart, aus den Rändern der
Frucht hervor) welche sich faltenartig
emporheben, besonders am Vorder- und Hinterende
(Kopf- und Schwanzkappe des
Embryo) und schließlich über dem Rücken zusammenwachsend
einen mit
Eiweiß enthaltender Flüssigkeit (s.
Fruchtwasser) gefüllten Sack bilden. Bei der
Geburt wird
das Amnion blasenförmig vorgetrieben und meist zuletzt gesprengt, so daß die Flüssigkeit sich ergießt («die
Wasser springen»); sonst wird das
Kind im Sacke geboren.
Amoklaufen, malaiisch meng-âmok, d. h. in blinder Wut angreifen und töten.
Bei den malaiischen Bewohnern
des
Indischen Archipels entwickelt sich, wenn sie durch
Eifersucht, Zorn und andere
Affekte in höchste psychische
Aufregung geraten, häufig und fast immer ganz plötzlich eine eigentümliche, sich durch Mordsucht charakterisierende, die
Zurechnungsfähigkeit ausschließende
Geistesstörung. Im Malaiischen besteht für diesen Zustand der
Ausdruck «mâta glap»
= verdunkeltes
Auge,
[* 5] d. h. es wurde dem Betreffenden dunkel vor den
Augen, er geriet in blinde Wut. Die von dieser Wut
Befallenen ziehen den Kris
[* 6]
(Dolch),
[* 7] springen
auf und stoßen im Laufe einen jeden, der für sie erreichbar ist, schonungslos
nieder.
AlleAmokläufer gelten für vogelfrei, und es ist erlaubt, sie auf der
Stelle zu töten. –
Vgl. E. Metzger, Einiges
über und Mataglap (im
«Globus», 1887).
oder
Amul, Stadt in der pers.
ProvinzMasenderan, von mehrern
Armen des Heraz durchströmt, der in der Nähe aus
den Bergschluchten tritt und gegen Norden
[* 8] in den
Kaspischen See fließt, hat 10000 E., gute
Bazare, eine
Brücke
[* 9] von 12
Bogen,
[* 10] viele Grabhügel, pers.
Altertümer und das Grabmal des hier 1378 gestorbenen Mir Burzuk oder Sejid Kuwameddin,
der über und
Sari herrschte und als
Heiliger verehrt wurde;
der Handel ist unbedeutend. Ein untergeordneter Handelsweg führt
von hier nach
Teheran.
In denGebirgen der Umgegend sind Eisenminen.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Zingiberaceen (s. d.)
mit gegen 50
Arten in den
Tropen der
Alten Welt; krautartige Gewächse mit dickem, meist kriechendem Rhizom.
[* 11] Von einigen
Arten kommen die Samenkörner als
Gewürz in den
Handel, so die von Amomum Melegueta Rosc.
und Amomum granum paradisi Afzel.,
beide an der Westküste
Afrikas einheimisch. Sie liefern die scharf aromatisch und pfefferartig schmeckenden
Paradieskörner (Grana Paradisi), die auch als Melegueta-, Mallaguetta-, Malaghetta- oder
Maniguettapfeffer (Piper Melegueta)
in den
Handel kommen und, früher offizinell, jetzt nur als
Gewürz dienen.
Stadt im
Kreis
[* 13]
Kirchhain des preuß. Reg.-Bez.
Cassel, 11 km östlich von
Marburg,
[* 14] an der zur
Lahn fließenden
Ohm auf einem Basaltkegel (363 m), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Marburg), hat (1890) 943 E., darunter 79
Evangelische
und 42 Israeliten, Postagentur, Fernsprechverbindung, got.
Kirche mit Holzschnitzereien, 1870 an
Stelle
der von
Bonifatius gegründeten erbaut, Schloßruine und Überreste der Festung.
[* 15]
Das von
Bonifatius gegründete Benediktinerkloster
Amana oder Amanaburg wurde 1360 in ein Kollegiatstift verwandelt.
Stadt im
BezirksamtMiltenberg des bayr. Reg.-Bez.
Unterfranken, im Odenwald, an der links
zum Main gehenden Mudau und der Linie
¶
mehr
Aschaffenburg-Amorbach (45,31 km) der Bayr. Staatsbahnen,
[* 18] Residenz des Fürsten von Leiningen,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Aschaffenburg),
[* 19] Forst- und Zollamtes, hat (1890) 2170 E., darunter 240 Evangelische, Post,
Telegraph,
[* 20] Residenzschloß und Domänenkanzlei, schöne Kirche mit vier Türmen und berühmter Orgel (früher Eigentum der Benediktinerabtei,
jetzt den Protestanten eingeräumt), königl. Latein- und Zeichenschule, städtisches
Krankenhaus,
[* 21] Kreditverein; Tuchweberei, Schneide-, Öl-, Walk- und Lohmühlen, Obst- und Weinbau, jodhaltige Stahlquelle (Jordansbad)
gegen Rheumatismus. In der Nähe fürstl. Sommerresidenz Waldleiningen und Ruine Wildenburg. 1 km im N. von Amorbach die
Kapelle Amorsbrunnen mit berühmter Quelle,
[* 22] 714 dem heil. Firmin erbaut, der sein Bekehrungsgeschäft dem heil.
Amor übertrug. Nach diesem wurde das 730-734 erbaute Kloster Amorbach genannt; dasselbe kam 1803 nebst der Stadt
und dem kurmainzischen Amt Amorbach an den Fürsten von Leiningen, 1806 an Baden,
[* 23] 1808 an Hessen,
[* 24] 1816 an Bayern.
[* 25] -
Vgl. Hildenbrand,
und der östl. Odenwald (Aschaffenb. 1883).