Amhāra,Gesamtname für den mittlern
Teil des abessin. Alpenlandes um den
Tanasee herum, umfaßt namentlich die
Landschaften
Dembea im N. des Sees, Begemeder und Lasta im O., Metscha und
Godscham im S. des Sees. (S. Karte:Ägypten.)
[* 2] Als
Hauptstadt gilt jetzt
Gondar (s. d.) in
Dembea. Die Bewohner, dieAmhara, gehören zur äthiop.
Abteilung
der semit. Rasse und sind die begabtesten Abessinier. Von A. ging 1850 die
Erhebung des Häuptlings Kâsa, des spätern
Theodor II.,
Kaisers von ganz
Abessinien (s. d.), aus.
Sprache,
[* 3] so benannt nach der
Provinz Amhara (s. d.), ist seit dem Aussterben der (äthiopischen oder)
Geez-Sprache die Hauptverkehrssprache
Abessiniens und der angrenzenden
Länder.
Ihre eigentliche
Heimat ist
die südl. Hälfte
Abessiniens, wo sie bis ins 14. Jahrh. n. Chr.
als unbeachteter Volksdialekt gesprochen wurde. Erst nachdem die königl. Residenz mehr nach
Süden, in das Gebiet des Amharischen verlegt war, empfing die
Sprache eine größere praktische Bedeutung.
Aus den angedeuteten
Gründen wird sie hier und da auch wohl lesāna negūs,d. i.
Sprache des Königs,
genannt. Sie schließt sich grammatisch und lexikalisch unter den semit.
Sprachen am meisten dem Geez an, ist aber nicht eine
jüngere Gestaltung von diesem, sondern die Tochter eines unbekannten, dem Geez nächstverwandten altamhar. Dialekts. Obgleich
das Amharische manche Reste altsemit. Sprachgutes bewahrt hat, stellt es doch nicht nur dem Geez gegenüber eine spätere
Entwicklungsstufe des Südsemitischen dar, sondern zeigt überhaupt wohl von allen semit.
Sprachen die weiteste
Auflösung. In allen Lautverhältnissen ist das Amharische sehr entartet, die grammatischen Formen sind
in hohem
Grade zusammengeschrumpft oder durch Neubildungen ersetzt; die alten Wort- und Wurzelbedeutungen
haben vielfach neuen Platz gemacht. Nicht zum wenigsten ist das ursprünglich rein semit. Aussehen des Amharischen verzerrt
worden durch den gewaltigen Einfluß, den Jahrhunderte hindurch die benachbarten urafrik.
Sprachen ausgeübt haben.
Besonders gilt dies vom Satzbau und von der Wortstellung, die ein durchaus unsemit. Ansehen haben. Nachdem
die
Sprache viele Jahrhunderte nur im Munde des
Volks gelebt hatte, begann man sie nach dem
Absterben des Geez zu schreiben
und benutzte dazu das äthiop.
Alphabet, indem man zugleich für die eigentümlich amhar.
Laute durch leichte Modifikationen
der äthiop.
Buchstaben neue Schriftzeichen erfand. Obwohl das Amharische bis jetzt nicht als eigentliche
Litteratursprache bezeichnet werden kann, so ist doch, namentlich seit 1600, mancherlei darin geschrieben worden, teils
Übersetzungen
und Erklärungen biblischer und anderer äthiop.
Bücher und Vokabularien, teils kurze Geschichtsabrisse, dogmatische und
ethische Kompendien, Beichtformulare
u. dgl., für das gemeine
Volk bestimmt, teils Schriftchen über
Magie
und mediz. Gegenstände. Zu den ältesten rein amhar.
Texten gehören die von
Guidi vollständig herausgegebenen Königslieder
(«Le
[* 4] canzoni geez-amariña in onore de Rè Abissini»,
Rom
[* 5] 1889). Außerdem sind bis jetzt die
Bibel
[* 6] und eine Reihe von Missionsschriften
und Lehrbüchern gedruckt. Grammatisch und lexikalisch wurde das Amharische ziemlich dürftig von Ludolf
(Frankf. 1698), vollständiger von Isenberg (Lexikon, Lond. 1841;
Grammatik, ebd. 1842) bearbeitet.
Ein grammatisches lat. Handbuch zur Erlernung der amhar.
und der
Galla-(Oromo-)Sprache wurde 1867 von Massaja, eine wissenschaftliche
amhar.
Grammatik von
Prätorius («Die Amharische Sprache»,
Halle
[* 7] 1879),
eine «Grammatica elementare» von
Guidi
(Rom 1889) herausgegeben. Ein
«DictionnaireAmariñña-Français» von Amharische d'Abbadie
wurde 1881 im Druck vollendet. Der Generalstab der ital.
Armee gab ein den praktischen Bedürfnissen entsprechendes
Büchlein
heraus
(Piano, «Raccolta delle frasi più usuali tradotte dall' Italiano in Amarico»,
Rom 1887).
(spr. ämmerst, birman. Kjaik-Khami), Stadt im Distrikt der
ProvinzTenasserim in brit.
Birma, unter 16° 4'
nördl.
Br. und 97° 35' östl. L., am Wakarufluß, südlich vomÄstuarium
[* 11] des Saluën und 48 km südlich
von
Malmen, wurde von den Engländern aus militärischen und Handelsrücksichten gegründet und nach dem damaligen
Generalgouverneur des Indobritischen
Reichs, Lord Amherst, benannt. Obwohl der Sitz der Regierung schon 1827 nach
Malmen verlegt
wurde, hatte Amherst 1853 bereits über 20000 E., ging aber bald wieder zurück, weil der
Hafen durch eine
Reihe von Felsen, die sich 1,5 km weit ins
Meer hineinziehen, gefährlich zu erreichen ist. Deshalb wurde Amherst sehr bald von
dem nördlicher gelegenen
Malmen überflügelt, für welche Seestadt Amherst jetzt die Bedeutung
Cuxhavens für
Hamburg
[* 12] hat. Amherst ist
wegen seiner gesunden
Lage auf einer Anhöhe Erholungsort der in
Malmen wohnenden Europäer, Ausgangspunkt
der
Lotsen und hat etwa 3000 E.
(spr. ämmerst),LordJeffrey, engl. Feldmarschall,
geb. trat 1731 als Fähnrich in die Garde und stieg schnell zu höhern Offiziersstellen
empor; 1758 erhob ihn der ältere Pitt zum Generalmajor und übertrug ihm die
Führung einer Expedition
von 14000 Mann gegen die
Franzosen nach
Canada. Amherst nahm 1759
Ticonderoga, vollendete nach
WolfesTod die Eroberung
Canadas, wurde 1760
Generalgouverneur
von
Britisch-Nordamerika, kehrte aber nach vergeblicher Bekämpfung der Indianererhebung unter Pontiac 1763 heim und wurde
ehrenvoll als der Eroberer
Canadas empfangen und zum Gouverneur von Virginia, 1770 zum Gouverneur von
Guernsey ernannt. 1772 wurde Amherst zum Generallieutenant, 1776 zum Lord Amherst erhoben, welche Würde 1782 mit
Erblichkeit für seinen Neffen erneuert wurde.
Seit 1793 Oberbefehlshaber der brit.
Armee, mußte er sein Oberkommando niederlegen, erhielt aber im folgenden Jahre die
Feldmarschallwürde und starb WilliamPittAmherst, zweiter Lord Amherst, seit 1826
GrafvonAmherst, Neffe des vorigen, engl.
Diplomat und Staatsmann, geb. ging 1816 als Gesandter nach
Peking,
[* 13] um die Klagen über Bedrückung engl. Kaufleute
beizulegen; aber die Mission scheiterte,
weil er sich weigerte, die erniedrigenden Ceremonien der chines.
Etikette zu erfüllen. 1823 wurde er
Generalgouverneur von
Indien, führte einen glücklichen
Krieg gegen
Birma, der mit der
Abtretung
von
Tenasserim,
Arakan und
Assam endete, und wurde 1826 zum
Grafen Amherst erhoben. 1827 trat er ab und lebte zurückgezogen bis zu
seinem
Tode,