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besonders den westlichen der südl. Hälfte, finden sich Seevögel aller Arten in so gewaltigen Scharen, daß ihr Kot (Guano) auf stundenlange Strecken den Boden in einem 10 m breiten Gürtel [* 2] überzieht. Kein Land der Erde ist auch so günstig für das Verwildern der Haustiere, und die Prairien des Nordens wie die Pampas des Südens und die Ebenen der westind. und Falklandsinseln wimmeln von ungeheuren Scharen verwilderter oder halbwilder Herdentiere.
Bevölkerungsverhältnisse. Als die Europäer Amerika [* 3] kennen lernten, fand sich das Land in seiner ganzen Ausdehnung [* 4] von eingeborenen Stämmen bewohnt, den Eskimo im äußersten Norden [* 5] und den zahlreichen Indianerstämmen, die man wohl als «Amerikanische Rasse» (s. d.) zusammengefaßt und bezeichnet hat. Seit Columbus wanderten Europäer aller Nationen in Menge ein. Ihre Thätigkeit hat die Eingeborenen zurückgedrängt, um so schneller, als die physische Schwäche der Ureinwohner das Bedürfnis hervorrief, zur Arbeit in den Kolonien den kräftigen Neger nach Amerika zu bringen und somit neben der kupferfarbigen und weißen auch die schwarze Menschenrasse in die Neue Welt zu verpflanzen. Aus Wechselheiraten zwischen verschiedenen Rassen entstanden sog. Mischlinge, unter denen viele Abstufungen unterschieden werden, z. B. Mestizen, Mulatten, Zambos u. s. w. (S. Farbige.)
Die gesamte Bevölkerung [* 6] A.s wird auf 125 Mill. geschätzt, von denen auf die Vereinigten Staaten [* 7] und Britisch-Nordamerika 72 Mill., auf Mexiko [* 8] 11½, aus Mittelamerika über 3 Mill., auf Westindien [* 9] fast 5½ und auf Südamerika [* 10] etwas mehr als 33 Mill. zu rechnen sind. Es bildet dieselbe ungefähr den 12. Teil der Gesamtbevölkerung der Erde (diese zu 1480 Mill. angenommen), während die Größe des Erdteils, zu 38 400000 qkm angenommen, fast zwei Siebentel aller Landfläche beträgt.
Diese geringe Volksdichtigkeit von nicht 4 Menschen auf 1 qkm wird nur von der Australiens (0,7 Menschen auf 1 qkm) Übertroffen; dicht ist die Bevölkerung nur in den Oststaaten der Vereinigten Staaten, namentlich in Neuyork [* 11] (50 auf 1 qkm). Fast ganz menschenleer sind Labrador, Nordwestamerika, Centralbrasilien, Patagonien. Die Bevölkerung besteht jetzt aus drei verschiedenen Rassen, den Amerikanern, den Europäern und den Negern. Die Mehrzahl, etwa 75 Mill., sind kaukas.
Rasse, 7 Mill. gehören zur einheimischen Rasse, 9 Mill. entfallen auf die Rasse der Neger, 32 Mill. auf die Mischlinge der drei Rassen. Die einheimische Rasse ist nur in Westindien ganz erloschen, sonst über den ganzen Erdteil in zahllosen Völkerschaften und Stämmen verbreitet. Die Neger, als Sklaven zur Plantagenarbeit in den tropischen und subtropischen Gegenden eingeführt, leben daselbst als Freigelassene (hauptsächlich in Nordamerika [* 12] und Brasilien), [* 13] zum Teil von Land- und Bergbau [* 14] oder von Gewerben; auf Haïti [* 15] haben sie einen eigenen Staat gegründet.
Den durch Freilassung der Negersklaven entstandenen Verlust an Arbeitskräften haben neuerdings die Engländer und Franzosen in ihren Kolonien (in Westindien und Guayana) durch Einführung gedungener Kuli aus Ostindien [* 16] zu ersetzen gesucht, und Kalifornien hat auch viele Chinesen angezogen. Die Mischlinge sind fast sämtlich christlich getauft sowie auch ein großer Teil der Neger. Die Zahl der Heiden unter Indianern und Schwarzen läßt sich nicht sicher bestimmen; sie wird von 5½ bis auf 12 Mill. angegeben.
Die Europäer oder die Weißen und deren in Amerika selbst geborene Nachkommen oder Kreolen sind die Beherrscher des Erdteils. Sie sind in Nordamerika vorherrschend german. Abkunft, und zwar überwiegend brit. Nationalität (angelsächs. Rasse), Engländer und Angloamerikaner, daneben mindestens 7-8 Mill. Deutsche [* 17] und von Deutschen Abstammende; in Mexiko, Mittel- und Südamerika dagegen roman. Nationalität: Spanier und (in Brasilien) Portugiesen. Dort ist der Protestantismus, hier der Katholicismus herrschend. Die Israeliten (etwa 1 Mill.) beschränken sich fast ausschließlich auf die Vereinigten Staaten und die Kolonien der Europäer.
Kulturzustand. Die eingeborenen Stämme, welche zur Zeit der Entdeckung Amerika bewohnten, und die, welche noch heute daselbst mehr oder minder gesondert und unvermischt sich erhalten haben, zeigen in Bezug auf den Grad der Civilisation, den sie erreichten, und die Art derselben die denkbar größten Verschiedenheiten. Während die einen, ohne feste Wohnsitze, nur von der Jagd und dem Fischfang lebend, kaum über die einfachsten Zustände der gesellschaftlichen Entwicklung und des technischen Vermögens hinausgekommen sind, wie z. B. die Feuerländer, die Stämme Patagoniens und die des innern Brasiliens, haben sich bei andern, obwohl ebenfalls zumeist noch Jagd und Fischfang treibenden Stämmen festere Ordnungen herausgebildet, und die Erzeugnisse ihrer Handfertigkeit und ihrer gewerblichen Thätigkeit bekunden nicht nur erfinderischen Sinn, sondern auch eine gewisse künstlerische Veranlagung.
Das kann z. B. von den Indianerstämmen des Nordwestens der Vereinigten Staaten und Britisch-Columbias gesagt werden. Andere Stämme haben mit der Jagd einen mehr oder minder ausgedehnten Ackerbau verbunden. So die Stämme, welche zur Zeit der Entdeckung den Osten und den Süden des Gebietes der heutigen Vereinigten Staaten von Amerika bewohnten. Wieder andere sind ganz und gar zum Ackerbau übergegangen. So die Pueblo-Indianer von Neumexiko und fast die sämtlichen Hochlandsstämme.
Brennpunkte der alten einheimischen Civilisation sind Mexiko, und zwar sowohl das Hochland wie die Küstenstriche und das benachbarte Jucatan und Guatemala. [* 18] Ferner die Hochländer von Columbia, [* 19] einschließlich das Plateau von Bogota. Endlich die Thaler und Hochebenen von Ecuador, [* 20] Peru und Bolivien und der schmale Küstensaum, der sich zwischen dem pacifischen Meer und am Fuß der peruan. Cordillere hinzieht. In diesen Gegenden insbesondere kann man noch heute die Reste alter Bauwerke und viele andere Zeugen der alten Civilisation bewundern (s. Amerikanische Altertümer). Auch wohnen dort noch heute mehr oder minder unvermischt die Nachkommen der alten Kulturvölker. Nur haben sie ihre alte einheimische Civilisation mit der europäischen vertauscht und das Christentum angenommen.
Seit Beginn des 16. Jahrh. hat sich das ethnogr. Bild A.s wesentlich geändert. Während Europäer als Eroberer und Kolonisten einzogen, schmolz die einheimische Bevölkerung zusammen oder ging gänzlich unter. Den Europäern folgten später Neger als Sklaven. Spanier und Portugiesen bemächtigten sich Südamerikas und Mexikos; Holländer, Franzosen und Engländer Nordamerikas, wiewohl die beiden erstern den Briten bald das Feld räumten. Die Antillen wurden der gemeinschaftliche Boden für fünf europ. Nationen und die Neger, und Guayana ¶
Nord-Amerika. Übersicht der Besitzergreifung.
Nord-Amerika. seit 1783.
Die 13 alten Staaten. ¶
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ward ein Kolonialland für Frankreich, England und Holland. Die Spanier eroberten und besetzten die Hochländer der Anden und die schon civilisierten Gegenden A.s, ließen sich unter der einheimischen Bevölkerung nieder und machten letztere zu ihren Arbeitern und Unterthanen. Die Portugiesen im Süden und die Engländer im Norden kolonisierten die Ostküsten, verdrängten die Eingeborenen und bildeten neue Gemeinwesen, in die südlich mehr, nördlich weniger amerik.
Elemente übergingen, in denen jedoch zwei verschiedene Entwicklungswege verfolgt wurden. Die einen bewohnten ein Land, in Klima [* 23] und Boden ihrem Vaterlande ähnlich, und konnten europäisch bleiben; die andern wählten die Äquinoktialgegenden zu neuer, ungewohnter Heimat und holten Negersklaven zur Arbeit über den Ocean. Auf solche Weise gestaltete sich eine natürliche Verteilung der verschiedenen Elemente auf amerik. Boden. In Nordamerika wurde der Südosten europäisch, die Indianerstämme zogen sich nach Norden und Westen zurück; in Südamerika dagegen wurden dieselben von allen Seiten umschlossen; sie berühren nur im Orinoco- und Amazonendelta und in Patagonien den Ocean.
Mittelamerika und das westl. Südamerika wurden Vereinigungsländer von Europäern und Eingeborenen; die östl. Küstenländer zwischen dem 35.° nördl. und dem 35.° südl. Br. wurden europ. Länder mit Sklaven und jenseit dieser Parallelen solche ohne Sklaven. Das europäisierte Amerika bietet daher drei Kasten dar: die Europäer, die Eingeborenen und die Neger. Ihre Farbe sondert scharf; die sie trennenden Schranken sind jedoch nicht überall von gleicher Festigkeit. [* 24] Der Spanier und Portugiese verschmilzt leicht mit dem Eingeborenen; der Angloamerikaner aber scheidet sich streng von ihm. Der Einfluß der Weißen ist entscheidend für die Entwicklung der socialen Zustände, denn er beherrscht durch seine Geistesüberlegenheit den stumpfen Eingeborenen, den sinnlichen Neger, selbst den unternehmenden und thätigen Mulatten.
Die roman. Weißen im Süden haben indessen eine andere Civilisation als die germanischen im nördlichen Amerika Spanier und Portugiesen kamen aus dem roman., kath., von unumschränkten Fürsten beherrschten Südeuropa. Sie verließen ihr Vaterland, verlockt durch die Schätze der Neuen Welt; sie bezogen einen ungewohnten Himmelsstrich, unter dem viele vor der Zeit starben, andere geistig entkräftet wurden. Ein breiter Ocean trennte durch widerwärtige Strömungen den Kolonisten von der Heimat.
Gewalt drängte dem Einheimischen den Katholicismus auf, aber die Civilisation faßte nicht feste Wurzel; [* 25] das Volk wurde unwissend gelassen, Verkehr, Gewerbfleiß und Handel waren gehemmt. Aus den Kolonien wurden später selbständige Staaten, schließlich sämtlich Republiken, aber unaufhörliche Erschütterungen verhinderten eine gedeihliche Entwicklung. Anders im Norden. Der brit. Ansiedler kam als Stellvertreter des germanischen, gewerbsamen und freien Europas in einen Erdstrich, seiner Heimat ähnlich. Er fand zunächst weder Gold [* 26] noch Edelsteine, [* 27] wohl aber einen Boden, der auf die arbeitende Hand [* 28] wartete, um zu belohnen.
Der Verkehr mit dem Mutterlande war leicht, und geistig wie kommerziell bald belebt und innig. Der größte Teil der engl. Ansiedler wurde eine unabhängige Nation; ein großer Bund republikanischer Staaten bildete sich. Nicht bloß Metalle und Kolonialwaren wanderten von Amerika nach der Alten Welt, sondern auch die geistige Frische neuer polit. Theorien wirkte mächtig zurück. So steht ein romanisches und germanisches in scharfem Gegensatz einander gegenüber. In einem wichtigen Punkte aber treffen sie doch zusammen, beiden fehlen nämlich politisch bevorrechtete Stände.
Dieser Grundcharakter der amerik. Civilisation greift wesentlich ein in die Staatengeschichte der Neuen Welt. Da die amerik. Kolonien weder fürstl. Familien noch einheimischen Adel besaßen, die die öffentliche Gewalt hätten in Anspruch nehmen können, so mußten sie sich bei ihren Unabhängigkeitserklärungen von den Mutterstaaten schon darum der demokratisch-republikanischen Regierungsform zuwenden. Zugleich aber ging dieser Republikanismus nach zwei Richtungen auseinander.
Man stiftete in Nordamerika, wo es galt, die verschiedensten Völker und abweichende Bedürfnisse und Neigungen einander anzupassen, Bundes- oder Föderativstaaten, während sich die gleichartigen span. Volkselemente im Süden überwiegend der Form des Einheitsstaates zuneigten. Freilich läßt sich nicht verkennen, daß die jungen, in losen Formen schwebenden Staats- und Gesellschaftsbestandteile im Norden wie im Süden A.s noch manchen Entwicklungsprozeß zu durchleben haben, ehe sie zu einer schärfern, sichern und innerlich gegliederten Gestaltung des polit. Lebens werden gelangen können. Im allgemeinen sind indes die Zustände der von german. Stämmen kolonisierten Staaten weit gedeihlicher und geordneter, die geistige und sittliche Bildung weit vorgeschrittener und verbreiteter als in denjenigen, wo die civilisatorische Aufgabe in den Händen der roman. Stämme lag.
Staatliches. Die Zahl der selbständigen Staaten A.s beträgt 19, die sämtlich Republiken sind. Größe und Bevölkerung der selbständigen Staaten und der europ. Besitzungen zeigt die folgende Tabelle:
Selbständige Staaten | Jahr | Fläche | Bewohner | auf 1 qkm | ||
---|---|---|---|---|---|---|
Vereinigte Staaten von Amerika | 1890 | 9212300 | 62982244 | 7 | ||
Mexiko | 1894 | 1946523 | 12080725 | 6 | ||
Guatemala | 1891 | 125100 | 1452003 | 12 | ||
Salvador | 1892 | 21070 | 780426 | 37 | ||
Honduras | 1890 | 119820 | 396048 | 3 | ||
Nicaragua | 1888 | 123950 | 282 845* | 1 | ||
Costa-Rica | 1892 | 54070 | 262700 | 4 | ||
Haïti | 1887 | 28676 | 960000 | 33 | ||
Santo Domingo | 1888 | 48577 | 417000 | 9 | ||
Vereinigte Staaten von Venezuela | 1891 | 1539395 | 2323527 | 1 | ||
Columbia | 1870 | 1330875 | 3320530 | 3 | ||
Ecuador | 1890 | 299600 | 1400000 | 4 | ||
Peru | 1890 | 1137000 | 2980000 | 2 | ||
Bolivia | 1890 | 1334200 | 2270000 | 2 | ||
Chile | 1894 | 776000 | 2915332 | 3 | ||
Argentin. Republik | 1892 | 2789400 | 4257000 | 1 | ||
Paraguay | 1887 | 253100 | 330000* | 1 | ||
Uruguay | 1893 | 186920 | 748130 | 4 | ||
Vereinigte | 1888 | 8337218 | 14002335 | 1 | ||
Zusammen: | 29663797 | 114160845 | 3,8 | |||
Kolonien europ. Staaten | Jahr | Fläche | Bewohner | auf 1 qkm | ||
Großbritannien | 1891 | 9474700 | 6719000 | 0,7 | ||
Spanien | 1887 | 128147 | 2430253 | 19 | ||
Frankreich | 1889 | 81993 | 377330 | 4 | ||
Niederlande | 1890 | 130230 | 114035 | 0,8 | ||
Dänemark (mit Grönland) | 1890 | 88459 | 43302 | 0,4 | ||
Zusammen: | 9903529 | 9683920 | 1,4 |
* Ohne die uncivilisierten Indianer.
Die Kolonien und sonstigen Besitzungen der Europäer umfassen folgende Länder:
1) Großbritannien [* 29] ¶