mehr
hervorzuheben. Es hat sich herausgestellt, daß die Ameisenpfl
anzen nicht etwa zu einer bestimmten systematisch eng
begrenzten Pflanzengruppe gehören, sondern daß sich unter ihnen
Vertreter der verschiedensten Familien vorfinden. Demgemäß
zeigt auch der
Bau sowie die morphologische
Stellung der die
Ameisen beherbergenden Organe mannigfache Verschiedenheiten. Die
meisten Ameisenpfl
anzen gehören zur Familie der
Rubiaceen und zwar zu den Gattungen
Myrmecodia und Hydnophytum, die
zusammen nahezu 50
Arten umfassen; außerdem finden sich myrmetophile Gewächse in den Familien der Urticaceen,
[* 2] Euphorbiaceen,
[* 3] Myristicaceen,
Verbenaceen,
Leguminosen;
[* 4] selbst unter den
Palmen
[* 5] kennt man mehrere. Am auffallendsten tritt diese
Symbiose zwischen
Tier und
Pflanze bei den Rubiaceengattungen hervor, die infolgedessen auch am eingehendsten untersucht
worden sind. Die
Arten der Gattungen
Myrmecodia und Hydnophytum sind epiphytisch wachsende kleine strauchartige
Pflanzen mit
unscheinlichen
Blüten und gegenständigen
Blättern. Die Samen
[* 6] von
Myrmecodia echinata (s.
Tafel: Ameisenpfl
anzen,
[* 1]
Fig. 3) besitzen
eine klebrige Hülle von
Schleim, mit welcher sie an Zweigen u. s. w. haften bleiben.
Bald nach der Keimung schwillt das hypocotyle Glied [* 7] (Fig. 3 A) zu einem wasserreichen Knollen [* 8] an und in dessen Innern bildet sich nach einiger Zeit ein Hohlraum, die sog. erste Galerie; ob die Entstehung derselben von der Mitwirkung der Ameisen abhängig ist, ist nicht ganz sichergestellt. Beccari nimmt all, daß die durch Ameisen erfolgten Verwundungen die Veranlassung zur Bildung dieser Galerie geben, ja nach ihm soll sogar ein allmähliches Vertrocknen und Absterben des Knollens eintreten, wenn nicht durch derartige Verwundungen ein Reiz zum weitern Wachstum der Anschwellung ausgeübt worden sei.
Nach andern erfolgt die Bildung der ersten Galerie spontan und diese tritt dann mit der Außenwelt durch eine gleichfalls spontan entstehende Öffnung [* 1] (Fig. 3A, o) in Verbindung; wahrscheinlich ist es aber, daß wenigstens diese Öffnung auf die Mitwirkung der Ameisen zurückzuführen ist. Jedenfalls werden die übrigen Galerien mit ihren Öffnungen, die in dem immer größer werdenden Knollen (Fig. 3 B) in reichlicher Anzahl sich entwickeln, durch die Thätigkeit der Ameisen bedingt.
Das entstandene Labyrinth [* 1] (Fig. 3 C) von Gängen stellt nun die Behausung zahlreicher Ameisen dar, die ihrem Wirte in zweifacher Hinsicht Vorteile bieten. Einmal gewähren sie Schutz gegen Angriffe anderer Tiere, indem sie bei jeder Berührung der Pflanze aus ihrem Schlupfwinkel hervorkommen und dieselbe verteidigen; zweitens bewirken sie durch den fortwährenden Reiz ein üppiges Wachstum des Knollens, der bei diesen oft großer Trockenheit ausgesetzten epiphytischen Pflanzen als eine Art Wasserreservoir anzusehen ist.
Auch dürften die
Ameisen in anderer
Weise zur
Ernährung nicht unwesentlich beitragen, indem der reichliche
Detritus
wenigstens zum
Teil als Nährstoff für die Wirtspflanze nutzbar gemacht wird. Allerdings ist es gelungen, diese Ameisenpfl
anzen unter
Entfernung der sie bewohnenden
Ameisen in Gärten zu kultivieren, doch befinden sie sich dann unter ganz andern Lebensbedingungen
als in der freien Natur, da in der Regel die Gefahr des Austrocknens wegfällt, es können deshalb jene
Versuche nicht beweisen, daß die Ameisenpfl
anzen keinen
Vorteil aus den sie bewohnenden
Tieren ziehen.
Von den in genannten
Rubiaceen am häufigsten vorkommenden Ameisenarten
sind besonders Iridomyrmex cordata und Crematogaster
deformatus zu erwähnen. Bei andern Ameisenpfl
anzen dienen meist nicht Knollenbildungen, sondern hohle Stengelorgane
oder in
Dornen umgewandelte Blattpartien zur Beherbergung der
Ameisen. So finden sich bei verschiedenen
Arten der Gattung
Acacia, z. B. bei
Acacia cornigera Willd.,
sphaerocephala Schlchdl.
[* 1]
(Fig. 1), dornenartig ausgebildete Nebenblätter, die etwas angeschwollen
und im Innern ausgehöhlt sind. In diesen wohnen die
Ameisen und verteidigen die Wirtspflanze gegen eine andere schädliche
Ameisenart, welche die
Blätter zerbeißt.
An den Spitzen der einzelnen Blättchen finden sich Drüsen, die einen zuckerhaltigen Saft absondern und wahrscheinlich zur Anlockung der Ameisen dienen [* 1] (Fig. 1a). Wird diese Pflanze kultiviert und der Zutritt von Ameisen verhindert, so werden jene Dornen nicht so stark verdickt als in der freien Natur unter Mitwirkung der Tiere. Bei einer Palmengattung, Korthalsia, dienen die blasig erweiterten Blatttüten den Ameisen als Wohnstätte, während bei einer andern Palme, [* 9] Calamus amplectus Becc., sich die beiden untersten Fiedern eines jeden Blattes handförmig um den Stamm legen und der hierdurch entstehende Zwischenraum die Behausung der Ameisen bildet. Bei Cecropia adenopus Miq. [* 1] (Fig. 2) aus der Familie der Urticaceen wohnen die Ameisen innerhalb der hohlen und meist etwas erweiterten Internodien, welche kleine Öffnungen nach außen zeigen [* 1] (Fig. 2c). An dieser Pflanze bieten die Ameisen noch den Vorteil, daß sie dieselbe von verschiedenen Schildläusen säubern, die von ihnen in die Höhlungen der Zweige geschafft und dort wegen ihrer Säfte gezüchtet werden. (S. Cecropia.)
Litteratur. Treub, Annales du jardin botan. de Buitenzorg, Bd. 3 (1883);
Beccari, Pianti opitatrici, ossia piante formicarie della Malesia e della Papuasia (Flor. 1881 u. 1885; übersetzt von Penzig, Lpz. 1886);
Delpino, Funzione mirmecofila nel regno vegetale (2 Tle., Bologna 1886-88);
Huth, Myrmekophile und myrmekophobe Pflanzen (Berl. 1887);
Schimper, Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im tropischen Amerika [* 10] ( ^[unleserlich] 1888);
Schumann, Die Ameisenpfl
anzen (Hamb. 1889).