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das mehrfach vom röm. oder Gregorianischen Meßritual abweichende, auf Ambrosius (s. d.) zurückgeführte, noch jetzt in Mailand gebräuchliche Ritual.
das mehrfach vom röm. oder Gregorianischen Meßritual abweichende, auf Ambrosius (s. d.) zurückgeführte, noch jetzt in Mailand gebräuchliche Ritual.
Gesang, s. Ambrosius.
Lobgesang, s. Ambrosius und Te Deum laudamus.
s. Ambrosius.
(vom grch. Ambrosia, s. d.), den Unsterblichen angehörig, göttlich, göttlicher Art.
der Heilige, Kirchenvater, wahrscheinlich als Sohn des röm. Präfekten von Gallien um 340 zu Trier geboren, ward in Rom erzogen, daselbst Sachwalter und 369 von Valentinian zum Statthalter von Oberitalien in Mailand ernannt. In dieser Stellung wurde er so beliebt, daß er bei der streitigen Bischofswahl 374, obgleich noch ungetauft, zum Bischof erwählt und 7. Dez. geweiht wurde. Als Bischof hat er sich nicht nur durch seine werkthätige Nächstenliebe, indem er alle seine Güter verkaufte und den Armen gab, ausgezeichnet, sondern auch mit Energie und Erfolg daran gearbeitet, der Kirche eine feste Organisation zu geben, damit sie den beginnenden Zusammensturz des röm. Staates überdauern könne. Zu diesem Zweck erstrebte er nach innen Reinheit von Irrlehren, daher sein entschiedenes Auftreten gegen die Arianer (s. d.), nach außen Unabhängigkeit vom Staate, daher die Unerschrockenheit, mit der er jedem Übergriff der Staatsgewalt entgegentrat; so zwang er den Kaiser Theodosius, der die empörten Thessalonier hatte niedermetzeln lassen, zur Kirchenbuße. Ambrosius starb 4. April 397 und ward unter dem Altar der Ambrosianischen Basilika beigesetzt. Seine Gebeine wurden 8. Aug. 1871 aufgefunden und durch päpstl. Breve vom 7. Dez. 1873 für echt erklärt.
Als Kirchenlehrer ist von großer Bedeutung. Am wichtigsten sind seine drei an Ciceros Buch «De officiis» sich anlehnenden Bücher «De officiis clericorum» (hg. von Krabinger, Tüb. 1857; deutsch von Schulte in der «Bibliothek der Kirchenväter», Kempten 1877), die jahrhundertelang als Handbuch der Ethik dienten, die dogmatischen fünf Bücher «De fide» und 84 Briefe und Reden. Der «Ambrosiaster» dagegen, ein früher dem Ambrosius zugeschriebener Kommentar über die dreizehn Paulinischen Briefe, stammt nicht von ihm, sondern ist ein wahrscheinlich von 380 bis 800 entstandenes Sammelwerk. Große Verdienste hat Ambrosius auch um den Kirchengesang, teils als Dichter geistlicher Lieder (wenn auch von den angeblich 30 «Hymni» nur 12 mit Sicherheit ihm gehören und besonders der sog. Ambrosianische Lobgesang «Te Deum laudamus» (s. d.) nicht von ihm herrührt, sondern erst im 5. Jahrh. entstanden ist), teils durch Einführung des Ambrosianischen Gesanges, einer eigentümlichen rhythmisch-melodischen Singweise, in der sowohl Elemente aus dem Wechselgesang der morgenländ. Kirche, wie auch recitativische Kadenzen aus der altgriech. Musik enthalten sind. Namentlich aber war er, im Gegensatz zu dem bisherigen nur von Geistlichen oder eigenen Sängerchören ausgeführten Gesang, der Schöpfer des Gemeindegesanges. Ambrosius ist der Schutzheilige Mailands. Seine «Opera», die übrigens manches Unechte enthalten, erschienen in zwei Folianten zu Paris (1686 - 90; neu von Ballerini, 6 Bde., Mail. 1875 - 86), einzelne Schriften in «Sanctorum patrum opuscula selecta» (hg. von Hurter, Innsbr. 1870 fg.); eine Auswahl übersetzte F. H. Schulte (2 Bde., Kempten 1871 - 77). - Vgl. Baunard, Histoire de Saint-Ambroise (Par. 1871; deutsch von Bittl, Freib. i. Br. 1874); Böhringer, Die Kirche Christi, Bd. 10: A., Erzbischof von Mailand (2. Aufl., Stuttg. 1877); Th. Förster, Ambrosius, Bischof von Mailand (Halle 1884); Dreves, Aurelius der Vater des Kirchengesanges (Freib. i. Br. 1893); Kellner, Der heilige Ambrosius als Erklärer des Alten Testaments (Regensb. 1893).
s. Amboella.
Ambulācrum, im altröm.Heere der für Marschübungen bestimmte Platz, Ambulatio die Einübung des Fußvolks im Gleichschritte in geschlossenen Gliedern, entweder im langsamen Schritt (plenus gradus) oder im Geschwindschritt (cursus). - Ambuëlla heißt auch der Chorumgang in Kirchen.
(Saugfüßchen), die Bewegungsorgane der Stachelhäuter (s. d.).
(lat.), umherstreifend, wandernd.
Chaine, wandelnde Kette, eine von Mannschaften zu beiden Seiten eines feierlichen Aufzuges gebildete Kette, die denselben zur Aufrechterhaltung der Ordnung begleitet.
(frz. ambulance, spr. angbülángß), im Gegensatz zu dem feststehenden oder schwer beweglichen Hôpital eine leicht bewegliche (fliegende) Feldsanitätsformation, die den Truppen bis in unmittelbare Nähe des Schlachtfeldes folgt, daselbst Verbandplätze einrichtet, die Verwundeten aufnimmt, erste Verbände anlegt, unaufschiebbare Operationen verrichtet, unter Umständen auch Schwerkranke und Schwerverwundete verpflegt, bis dieselben an andere Sanitätsanstalten abgegeben werden können. Die ersten derartigen Ambulánz wurden gegen Ende des 15. Jahrh. in den Kämpfen der Spanier gegen die Mauren durch Isabella die Katholische errichtet, dann in der franz. Armee von Richelieu im ital. Kriege 1630 organisiert. Von den gegenwärtig bei der deutschen Armee vorgesehenen fällt unter den Begriff der Ambulánz sowohl, das Sanitätsdetachement (s. d.) als das Feldlazarett (s. d.). Nach der Genfer Konvention bleibt die Ambulánz, wenn sie in Feindeshand gerät, im Besitze ihres Materials, während bei dem Hôpital nur das Personal als neutral angesehen wird. Im engern Sinne versteht man unter Ambulánz einen zuerst 1792 während des Rheinfeldzuges von Larrey ^[Dominique Jean] (s. d.) bei einer Feldarmee eingeführten Krankentransportwagen (s. d.) zur Fortschaffung von Schwerverwundeten oder Schwerkranken im Felde. - Ambulánz bezeichnet auch die Gefährte für den Straßenverkauf von Kohlen, Holz u. s. w.
(lat.), s. Ambulacrum.
(lat.), herumziehend; ambulatorische Praxis, die ärztliche Behandlungsweise, bei der sich die Kranken in die Wohnung des Arztes begeben: ambulatorische Klinik, s. Klinik; ambulieren, lustwandeln, umherstreichen.
(Formicidae), eine Familie der stacheltragenden Hautflügler (s. d.), deren Mitglieder sämtlich zu größern oder kleinern Staaten vereinigt leben. Die große Masse eines solchen Staates besteht aus Arbeiterinnen, die in verschiedenen Formen vorhanden sein können; in viel geringerer Anzahl finden sich Weibchen und Männchen, letztere in ausgebildetem Zustande nur zu bestimmten Zeiten. Bei einzelnen, namentlich tropischen Arten, giebt es außerdem sog. Soldaten, Arbeiter mit stark vergrößertem Kopf und namentlich großen Oberkiefern. Der Kopf der
Ameisen trägt die geknieten Fühler und die meist sehr kräftig entwickelten Mundteile. Die Flügel haben ein nur wenig entwickeltes Geäder, finden sich nur bei Männchen (aber nicht aller Arten) und Weibchen und fallen bei den letztern nach dem Hochzeitsfluge ab. Da den Arbeiterinnen und Soldaten mit den Flügeln auch die Muskulatur zu deren Bewegung fehlt, sind bei ihnen Mittel- und Hinterbrust sehr schwächlich gebaut. Der erste oder die beiden ersten Hinterleibsringe sind vom übrigen Hinterleib abgeschnürt und bilden einen dünnen Stiel, der ein- oder zweimal knotig angeschwollen und im erstern Falle meist in eine nach oben gerichtete Schuppe ausgezogen ist. Die Weibchen und Arbeiterinnen besitzen wie die übrigen stacheltragenden Hautflügler am Hinterleibsende eine Giftdrüse; ein Giftstachel findet sich bei einzelnen Gruppen, ist aber bei der Gruppe der eigentlichen Ameisen verkümmert. Bei diesen ist die Giftdrüse um so stärker entwickelt, und ihre Absonderung wird entweder in die mit den Oberkiefern erzeugten Wunden gespritzt oder dem Feinde entgegengeschleudert.
Das einen Staat bildende Volk bewohnt ein oder mehrere Nester, die je nach der Art in die Erde eingegraben, in Holz eingemeißelt oder aus den verschiedensten Stoffen, als Erde, Pflanzenstoffen oder einer von den Arbeiterinnen bereiteten papierartigen Masse aufgebaut sein können und aus einem Gewirr von Gängen und Höhlungen bestehen. Das Nest kann einen oder mehrere Ausgänge haben, die bei manchen Arten nach Bedürfnis geöffnet und geschlossen werden. Sehr mannigfaltig ist die Nahrung der Ameisen. Sie fressen das Fleisch kleinerer Tiere, die sie tot auffinden oder selbst töten, namentlich das anderer Insekten, benagen süße Früchte n. s. w. Einige in wärmern Ländern einheimische Arten scheinen ausschließlich Pflanzenfresser zu sein und sich von Körnern oder Blättern zu nähren. Eine ganz besondere Vorliebe haben die Ameisen für süße Säfte, wie sie von Pflanzen abgeschieden oder von Blatt- und Schildläusen aus dem After entleert werden. Blattlauskolonien werden daher gern von Ameisen besucht und unter Umständen tapfer verteidigt, die an Wurzeln lebenden Blattlausarten auch wohl in die Nester geschleppt. Die Blattläuse werden von den Ameisen durch Streicheln mit den Fühlern zur Abscheidung ihres süßen Saftes veranlaßt: Melkkühe der Ameisen Unsere einheimischen Ameisen brauchen, da sie einen Winterschlaf halten, im Winter keine Nahrung; dagegen tragen in wärmern Ländern lebende Arten Vorräte ein, um sich über die ungünstige Jahreszeit hinwegzuhelfen.
Aus den Eiern der Ameisen gehen plumpe, weiße, madenartige Larven hervor, die von den Arbeiterinnen sorgfältig gepflegt, an die ihnen am besten zusagenden Stellen des Nestes getragen und mit einer aus dem Mund abgeschiedenen Flüssigkeit gefüttert werden. Sind sie erwachsen, so spinnen sie sich in der Regel einen Cocon und verpuppen sich in ihm. Diese von einem Gespinst umgebenen Puppen und nicht die wirklichen Eier sind die sog. Ameiseneier (s. o.). Aus den Puppen schlüpfen während des größten Teils des Jahres nur Arbeiterinnen aus, zu einer bestimmten Zeit aber, bei den deutschen Arten meist im Spätsommer, auch Männchen und Weibchen. Diese schwärmen bis auf wenige Weibchen, die schon vorher befruchtet wurden und von den Arbeiterinnen zurückgehalten werden, aus, um sich in der Luft zu begatten. Die meisten von ihnen gehen zu Grunde, nur wenige Weibchen können, nachdem sie sich ihrer Flügel entledigt haben, ein neues Nest gründen.
Im Streit um eine Nahrungsquelle und aus andern Gründen führen die Ameisen unter sich wütende Kriege. Manche dringen auch in die Nester fremder Arten ein, rauben dort die Puppen, schleppen sie in ihr eigenes Nest und lassen die auskriechenden Arbeiterinnen als Sklaven für sich arbeiten. Während die Ameisen im allgemeinen jeden fremden Eindringling in ihre Nester wütend abwehren, dulden sie doch eine Anzahl anderer Tiere, namentlich kleine Käfer und Asseln, in diesen. Diese Tiere, die als Ameisenfreunde oder Myrmekophilen bezeichnet werden, mögen teils den Ameisen angenehme süße Säfte abscheiden, teils allerlei Unrat und Ungeziefer wegräumen. Auch giebt es Pflanzen (s. Ameisenpflanzen), die den in hohlen Stengelteilen Obdach und in Form besonderer Ausscheidungen Nahrung bieten, wofür sie von den Ameisen gegen ihre Feinde beschützt werden. Die Ameisen besitzen eine große Intelligenz; sie verständigen sich mittels ihrer Fühler. Sie bauen Wege, Brücken und Gewölbe und sind äußerst erfinderisch, wenn es gilt zu einem vorgesetzten Zwecke zu gelangen. Ihre Häufigkeit auf Gewächsen, Sträuchern und Bäumen zeigt dem Gartenwirte, daß die Pflanzen krank oder von schädlichen Insekten bewohnt sind. Höchst lästig sind die in Häusern und Vorratskammern, wo sie oft kaum zu vertilgen sind. In heißen Ländern können sie so überhand nehmen, daß der Mensch ihnen weichen muß. Früher benutzte man sie zur Bereitung der Ameisensäure (s. d.). Große Verdienste um die Beobachtung des Haushalts der Ameisen erwarb sich J. P. Huber von Genf, dessen «Recherches sur les moeurs des fourmis» (Par. 1810) noch heute klassisch sind. Seither haben besonders Forel durch Beobachtungen und Sir John Lubbock durch sinnreiche Versuche unsere Kenntnisse von den europäischen Ameisen wesentlich bereichert. - Vgl. Lubbock, Ameisen, Bienen und Wespen (Lpz. 1883); Marshall, Leben und Treiben der Ameisen (ebd. 1889); Wasmann, Die Nester und Kolonien der Ameisen (Münst. 1891).
(S. Honigameise, Roßameise, Waldameise und Wanderameise.) - In der griech. Mythologie spielen die Ameisen, wie die Sagen von Myrmer (s. d.) und Myrmidon lehren, eine gewisse Rolle. Herodot fabelt sogar von einer Wüste im nördl. Indien, worin von der Größe zwischen Fuchs und Hase hausten, die goldhaltigen Sand zu Tage förderten, was von Ktesias auf die goldhütenden Greife (s. d.) übertragen worden ist. (S. auch Arimaspen.)
Über die weißen s. Termiten.