Amblygonīt, ein seltenes, triklines, durchscheinendes Mineral von weißer oder grüner
Farbe, das aus phosphorsaurer
Thonerde mit etwas
Lithion, Natron und
Fluor besteht und sich im Granit zu Chursdorf bei Penig in
Sachsen,
[* 2] auch zu Montebras
in
Frankreich sowie zu
Hebron und
Paris
[* 3] im nordamerik.
(grch.), Blöd- oder Schwachsichtigkeit, s.
Sehschwäche. ^[= Schwachsichtigkeit, im allgemeinen jede Herabsetzung der Sehschärfe (s.d.); sie kann veranlaßt ...]
[* 4] (grch.; lat. suggestus, pulpitum), die Kanzel der
ältern christl.
Kirche. Ursprünglich wurden Schriftverlesung und Predigt vom
Chore aus gehalten und zwar entweder vom
Altar
[* 5] oder vom Bischofssitze. Indes Rücksicht auf die
Akustik und der Umstand, daß die
Bischöfe sich mehr
und mehr von der Predigt zurückzogen und diese den Presbytern überließen, führten zur
Aufstellung eines Pultes von Holz
[* 6] oder Marmor am Eingange des
Chores
(Beispiele in Ravenna), der sich allmählich zu einem umfangreichen
Aufbau mit Doppeltreppe
zum
Auf- und Abstieg und einer Zweiteilung für
Evangelien- (Nordseite) und Epistelverlesung (Südseite) entwickelte
und weit in das Langhaus vordrang
(San Clemente in
Rom).
[* 7] In dieser Weiterbildung erinnert der Ambo an den Lettner (s. d.).
Gelegentlich diente der Ambo auch als
Standort für den Sängerchor. Die Ambo spielten bald bei Ausschmückung der
Kirchen eine
wichtige Rolle und wurden mit Marmor, Mosaik, später mit Schnitzwerk verziert. Das
Wachsen der Gemeinden
verdrängte den genannten Raum und veranlaßte, daß die beiden in unsere heutige Kanzel (s. d.)
zusammengezogen wurden.
1)
Insel des Molukkischen Archipels in Hinterindien,
[* 10] unter 3° 41' südl.
Br. und 128° 10' östl. L. von
Greenwich, seit 1866 Hauptinsel und Sitz der
Behörde der niederländ. ResidentschaftAmboina, die außerdem aus den
Inseln Haruku
oder Oma, Saparua oder Honimoa, Rusa
Laut,
Buru, Manipa, Kelang, Boano, Amblau,
Ceram und dem
Banda-Archipel besteht. Die Residentschaft
hat 48016 qkm und (1890) 250000 E., meist Eingeborene, hauptsächlich malaiischer Rasse, aber auch Papuas, 2204 Europäer, 1125
Chinesen, 670
Araber
und 6 andere Asiaten.
Die
InselAmboina selbst, 683 qkm mit 31 500 E., wovon ein Drittel Mohammedaner, die übrigen reform.
Christen sind, besteht aus dem nördlichen größern
TeilHitu und dem südlichen kleinern, Leitimor. Beide
Teile schließen
eine breitere äußere und schmale innere
Bai ein, deren Wasser, namentlich in der letztern, äußerst klar ist. Die beiden
Teile werden durch den
Paß
[* 11] von Baguela verbunden, einen schmalen, sandigen, kaum 1 m hohen Isthmus. Die
Insel ist gebirgig
und an ihrer äußern Seite, wegen der Steilheit und des jähen
Abfalls ihres Ufers, an den meisten
Stellen
für Schiffe
[* 12] unnahbar.
Auf Hitu erheben sich der Salhutu bis 1221, der Wawani bis zu 1045 und der Stori bis zu 619 m Meereshöhe. Thätige
Vulkane
[* 13] trägt Amboina nicht. Häufig sind heftige, nicht selten sogar sehr verwüstende
Erdbeben
[* 14] vorgekommen. Das im allgemeinen gesunde
Klima
[* 15] der
Insel ist wiederholt plötzlich so ungesund und fieberhaft geworden, daß mehrere Jahre hindurch fast kein Europäer
daselbst leben konnte. Jetzt ist die
Insel wieder vorzugsweise gesund. Amboina hat eine mittlere Jahrestemperatur von 26,3° C.;
Februar als wärmster
Monat hat 27,2° C., Juli als kühlster 25,2° C. Auf der Südküste fallen jährlich 3750
mm,
auf der Nordküste 2510
mmRegen.
Die
Vegetation auf Amboina ist überaus schön und üppig. Viele
Wälder liefern vortreffliches
Bau- und Nutzholz. Besonders häufig
sind die Kokos- und die Sagopalme (Metroxylon RumphiiW.). Kulturpflanzen sind der Gewürznelkenbaum
(Caryophyllus aromaticusB.) und seit neuesterZeit der
Muskatnußbaum
(Myristica
[* 16] moschata Thbg.).
Die erstere wurde von den
Holländern von
Ternate eingeführt. Der Verkauf der Gewürznelkenernte war bis 1873 ein
Monopol der
Regierung.
Von Säugetieren kommen auf Amboina außer zahlreichen Fledermäusen nur eine Hirschart, eine Viverra
(Zibethtier), mehrere Mäusearten
und Phalangisten
(Beutelratten) vor. Die
Vögel
[* 17] sind wenig zahlreich. Von wunderbarer Schönheit sind die
zahlreichen
ArtenInsekten.
[* 18] Die
Bai ist sehr fischreich; zugleich kommt in ihr eine größere Anzahl der schönsten und seltensten
Konchylien vor als in irgend einer andern Meeresgegend auf der ganzen Erde. – Um die Mitte des 15. Jahrh.
verbreiteten arab. Seefahrer den
Islam nach Amboina; 1511 erschienen daselbst zuerst die Portugiesen unter
Antonio d'Abreu. Sie machten sich allmählich zu Herren sämtlicher
Molukken, verloren sie aber 1605 an die
Holländer. Diese
machten Amboina zum Sitz ihrer Herrschaft in
Ostindien,
[* 19] bis derselbe 1619 nach
Batavia
[* 20] verlegt wurde. Die Engländer hatten 1796–1801
und 1810–16 die
Insel besetzt, gaben sie aber den
Holländern zurück. –
2) Stadt auf der Nordseite von Leitimor am südl. Ufer der äußern
Bai. Zu ihr führt der Weg durch das
Fort Victoria.
[* 21] Die
Stadt hat 9000 E., eine reform.
Kirche aus Holz, mehrere gute Schulen, ein Justizgebäude, ein Waisenhaus und ein zweckmäßig
eingerichtetes, geräumiges Hospital. Die Wohnung des Residenten befindet sich in dem anmutig gelegenen
Batu Gadjah, d. h. Elefantenberg. Auf der
Reede vor dem
Fort finden die größten Schiffe den besten Ankergrund. Amboina ist seit 1854
Freihafen.
(spr. angboáhs'),Hauptstadt des Kantons Amboise (238,07 qkm, 15 Gemeinden, 15656 E.)
im
ArrondissementTours
[* 25] des franz. Depart. Indre-et-Loire,
links von der Loire, an der Linie
Paris-Tours-Bordeaux der
Franz. Orléansbahn, hat (1891) 4343, als Gemeinde 4480 E., ein
jetzt dem
Grafen von
Paris gehöriges, besonders durch die Verschwörung Condés (1560) bekanntes, später als Staatsgefängnis
gebrauchtes Schloß, in dem mehrere Könige aus dem Hause
ValoisHof
[* 26] hielten und wo 1848–52
Abd el-Kader
gefangen saß. Im
Garten
[* 27] des Schlosses steht die schöne got. Kapelle St. Hubert, die unter
Ludwig Philipp, der Amboise wieder zu
einer der
¶
mehr
Residenzen machte, erneuert wurde. Die Stadt hat lebhaften Tuch- und Lederhandel, Stahl- und bedeutende Feilenfabrikation.
Das Edikt von Amboise beendete 1563 den ersten franz. Religionskrieg und gewährte
den Hugenotten Duldung. - Nach Amboise nannte sich ein Geschlecht des franz. hohen
Adels, dessen ältere Linie bereits im 13. Jahrh. erlosch. Die jüngere
Linie, aus der der Kardinal George d'A. (s. d.) stammte, starb 1656 mit François Charles d'A., franz.
Generallieutnant und Gouverneur von Languedoc, im Mannsstamme aus.
(spr. angboáhs'),George d', Kardinal und Minister unter Ludwig XII. von Frankreich, geb. 1460, wurde schon
sehr jung Bischof von Montauban und AlmosenierLudwigs XI., später unter Karl VIII. Erzbischof von Narbonne
und 1493 von Rouen.
[* 29] Von Ludwig XII. 1498 zum Minister ernannt, ward er der eigentliche Lenker der Politik und bewährte sich
als trefflicher Berater in den innern Verhältnissen; weniger Glück hatte er in der äußern Politik, indem er den unglücklichen
Krieg der Franzosen gegen Mailand
[* 30] befürwortete. 1498 erhob ihn Papst Alexander VI. zum Kardinal und bald
darauf zum päpstl. Legaten in Frankreich, als welcher Amboise eine Reformierung der geistlichen Orden
[* 31] anbahnen wollte. Als nach
dem TodeAlexanders VI. (1503) Julius II. zum Papste erwählt wurde, veranlaßte Amboise ein Schisma zwischen der franz.
und der röm. Kirche und berief ein Konzil, das zu Pisa,
[* 32] Mailand und Lyon
[* 33] tagte. Aber das Unglück der franz. Waffen
[* 34] in Italien
[* 35] vereitelte seine Pläne. Er starb zu Lyon. -
Vgl. Le
[* 36] Gendre, Vie du cardinal d'A. (Rouen 1726).