Amblygonīt, ein seltenes, triklines, durchscheinendes Mineral von weißer oder grüner Farbe, das aus phosphorsaurer
Thonerde mit etwas Lithion, Natron und Fluor besteht und sich im Granit zu Chursdorf bei Penig in Sachsen, auch zu Montebras
in Frankreich sowie zu Hebron und Paris im nordamerik.
Staate Maine findet.
(grch.; lat. suggestus, pulpitum), die Kanzel der
ältern christl. Kirche. Ursprünglich wurden Schriftverlesung und Predigt vom Chore aus gehalten und zwar entweder vom Altar
oder vom Bischofssitze. Indes Rücksicht auf die Akustik und der Umstand, daß die Bischöfe sich mehr
und mehr von der Predigt zurückzogen und diese den Presbytern überließen, führten zur Aufstellung eines Pultes von Holz
oder Marmor am Eingange des Chores (Beispiele in Ravenna), der sich allmählich zu einem umfangreichen Aufbau mit Doppeltreppe
zum Auf- und Abstieg und einer Zweiteilung für Evangelien- (Nordseite) und Epistelverlesung (Südseite) entwickelte
und weit in das Langhaus vordrang (San Clemente in Rom). In dieser Weiterbildung erinnert der Ambo an den Lettner (s. d.).
Gelegentlich diente der Ambo auch als Standort für den Sängerchor. Die Ambo spielten bald bei Ausschmückung der Kirchen eine
wichtige Rolle und wurden mit Marmor, Mosaik, später mit Schnitzwerk verziert. Das Wachsen der Gemeinden
verdrängte den genannten Raum und veranlaßte, daß die beiden in unsere heutige Kanzel (s. d.)
zusammengezogen wurden.
(Ambuella), zu den Bantuvölkern zählender Stamm in Südwestafrika, etwa zwischen 14 und 16° südl. Br. und 16 und
20° östl. L. von Greenwich, zwischen den zum Sambesisystem gehörenden
Flüssen Kubango und Kuando.
Die Amboëlla bauen Mais, Getreide, Bohnen und Maniok und betreiben Viehzucht.
Die Dörfer der Amboëlla, 15–20
km voneinander entfernt, zählen je 200–300 E. und werden von selbständigen Häuptlingen regiert.
(malaiisch Ambon).
1) Insel des Molukkischen Archipels in Hinterindien, unter 3° 41' südl. Br. und 128° 10' östl. L. von
Greenwich, seit 1866 Hauptinsel und Sitz der Behörde der niederländ. Residentschaft Amboina, die außerdem aus den Inseln Haruku
oder Oma, Saparua oder Honimoa, Rusa Laut, Buru, Manipa, Kelang, Boano, Amblau, Ceram und dem Banda-Archipel besteht. Die Residentschaft
hat 48016 qkm und (1890) 250000 E., meist Eingeborene, hauptsächlich malaiischer Rasse, aber auch Papuas, 2204 Europäer, 1125 Chinesen, 670 Araber
und 6 andere Asiaten.
Die Insel Amboina selbst, 683 qkm mit 31 500 E., wovon ein Drittel Mohammedaner, die übrigen reform.
Christen sind, besteht aus dem nördlichen größern Teil Hitu und dem südlichen kleinern, Leitimor. Beide Teile schließen
eine breitere äußere und schmale innere Bai ein, deren Wasser, namentlich in der letztern, äußerst klar ist. Die beiden
Teile werden durch den Paß von Baguela verbunden, einen schmalen, sandigen, kaum 1 m hohen Isthmus. Die Insel ist gebirgig
und an ihrer äußern Seite, wegen der Steilheit und des jähen Abfalls ihres Ufers, an den meisten Stellen
für Schiffe unnahbar.
Auf Hitu erheben sich der Salhutu bis 1221, der Wawani bis zu 1045 und der Stori bis zu 619 m Meereshöhe. Thätige Vulkane
trägt Amboina nicht. Häufig sind heftige, nicht selten sogar sehr verwüstende Erdbeben vorgekommen. Das im allgemeinen gesunde
Klima der Insel ist wiederholt plötzlich so ungesund und fieberhaft geworden, daß mehrere Jahre hindurch fast kein Europäer
daselbst leben konnte. Jetzt ist die Insel wieder vorzugsweise gesund. Amboina hat eine mittlere Jahrestemperatur von 26,3° C.;
Februar als wärmster Monat hat 27,2° C., Juli als kühlster 25,2° C. Auf der Südküste fallen jährlich 3750 mm,
auf der Nordküste 2510 mm Regen.
Die Vegetation auf Amboina ist überaus schön und üppig. Viele Wälder liefern vortreffliches Bau- und Nutzholz. Besonders häufig
sind die Kokos- und die Sagopalme (Metroxylon RumphiiW.). Kulturpflanzen sind der Gewürznelkenbaum (Caryophyllus aromaticus
B.) und seit neuesterZeit der Muskatnußbaum (Myristica moschata Thbg.).
Die erstere wurde von den Holländern von Ternate eingeführt. Der Verkauf der Gewürznelkenernte war bis 1873 ein Monopol der
Regierung.
Von Säugetieren kommen auf Amboina außer zahlreichen Fledermäusen nur eine Hirschart, eine Viverra (Zibethtier), mehrere Mäusearten
und Phalangisten (Beutelratten) vor. Die Vögel sind wenig zahlreich. Von wunderbarer Schönheit sind die
zahlreichen Arten Insekten. Die Bai ist sehr fischreich; zugleich kommt in ihr eine größere Anzahl der schönsten und seltensten
Konchylien vor als in irgend einer andern Meeresgegend auf der ganzen Erde. – Um die Mitte des 15. Jahrh.
verbreiteten arab. Seefahrer den Islam nach Amboina; 1511 erschienen daselbst zuerst die Portugiesen unter
Antonio d'Abreu. Sie machten sich allmählich zu Herren sämtlicher Molukken, verloren sie aber 1605 an die Holländer. Diese
machten Amboina zum Sitz ihrer Herrschaft in Ostindien, bis derselbe 1619 nach Batavia verlegt wurde. Die Engländer hatten 1796–1801
und 1810–16 die Insel besetzt, gaben sie aber den Holländern zurück. –
2) Stadt auf der Nordseite von Leitimor am südl. Ufer der äußern Bai. Zu ihr führt der Weg durch das Fort Victoria. Die
Stadt hat 9000 E., eine reform. Kirche aus Holz, mehrere gute Schulen, ein Justizgebäude, ein Waisenhaus und ein zweckmäßig
eingerichtetes, geräumiges Hospital. Die Wohnung des Residenten befindet sich in dem anmutig gelegenen
Batu Gadjah, d. h. Elefantenberg. Auf der Reede vor dem Fort finden die größten Schiffe den besten Ankergrund. Amboina ist seit 1854 Freihafen.
Kiabookah, Cayabocah, ein von Singapur kommendes, ziemlich hartes, schön gemasertes Holz von rötlichgelber
bis braunroter Farbe;
es wird in Indien, China und auch in Deutschland zu feinen Tischlerarbeiten verwendet.
Dieses Holz soll von Pterocarpus dracoL. abstammen.
(spr. angboáhs'), Hauptstadt des Kantons Amboise (238,07 qkm, 15 Gemeinden, 15656 E.)
im Arrondissement Tours des franz. Depart. Indre-et-Loire,
links von der Loire, an der Linie Paris-Tours-Bordeaux der Franz. Orléansbahn, hat (1891) 4343, als Gemeinde 4480 E., ein
jetzt dem Grafen von Paris gehöriges, besonders durch die Verschwörung Condés (1560) bekanntes, später als Staatsgefängnis
gebrauchtes Schloß, in dem mehrere Könige aus dem Hause Valois Hof hielten und wo 1848–52 Abd el-Kader
gefangen saß. Im Garten des Schlosses steht die schöne got. Kapelle St. Hubert, die unter Ludwig Philipp, der Amboise wieder zu
einer der
mehr
Residenzen machte, erneuert wurde. Die Stadt hat lebhaften Tuch- und Lederhandel, Stahl- und bedeutende Feilenfabrikation.
Das Edikt von Amboise beendete 1563 den ersten franz. Religionskrieg und gewährte
den Hugenotten Duldung. - Nach Amboise nannte sich ein Geschlecht des franz. hohen
Adels, dessen ältere Linie bereits im 13. Jahrh. erlosch. Die jüngere
Linie, aus der der Kardinal George d'A. (s. d.) stammte, starb 1656 mit François Charles d'A., franz.
Generallieutnant und Gouverneur von Languedoc, im Mannsstamme aus.
(spr. angboáhs'), George d', Kardinal und Minister unter Ludwig XII. von Frankreich, geb. 1460, wurde schon
sehr jung Bischof von Montauban und Almosenier Ludwigs XI., später unter Karl VIII. Erzbischof von Narbonne
und 1493 von Rouen. Von Ludwig XII. 1498 zum Minister ernannt, ward er der eigentliche Lenker der Politik und bewährte sich
als trefflicher Berater in den innern Verhältnissen; weniger Glück hatte er in der äußern Politik, indem er den unglücklichen
Krieg der Franzosen gegen Mailand befürwortete. 1498 erhob ihn Papst Alexander VI. zum Kardinal und bald
darauf zum päpstl. Legaten in Frankreich, als welcher Amboise eine Reformierung der geistlichen Orden anbahnen wollte. Als nach
dem Tode Alexanders VI. (1503) Julius II. zum Papste erwählt wurde, veranlaßte Amboise ein Schisma zwischen der franz.
und der röm. Kirche und berief ein Konzil, das zu Pisa, Mailand und Lyon tagte. Aber das Unglück der franz. Waffen in Italien
vereitelte seine Pläne. Er starb 25. Mai 1510 zu Lyon. -
Vgl. Le Gendre, Vie du cardinal d'A. (Rouen 1726).