L.,Steinkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen
[* 2] (s. d.) mit gegen
90, meist in den Mittelmeerländern, aber auch im nördl. Europa
[* 3] und
Asien
[* 4] heimischen
Arten;
Kräuter oder kleine
Sträucher,
mit in der Regel ungeteilten linealen
Blättern und weißen oder gelben
Blüten. In
Deutschland
[* 5] ist das einjährige Alyssum calcyniumL. mit blaßschwefelgelben
Blüten die gemeinste, auf sonnigen Hügeln,
Mauern, an Wegrändern u. s. w.
im
Mai und Juni blühende Art.
1)
Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez.
Unterfranken, hat (1890) 19 540 (9604 männl., 9936 weibl.) E., 43 Gemeinden
mit 94 Ortschaften. - 2) Marktflecken und Hauptort des
Bezirks in 126 m Höhe, am westl. Fuße des
Spessarts und an der rechts
zum Main gebenden
Kahl, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Aschaffenburg),
[* 6] hat (1890) 1477 E., darunter 40
Evangelische und 65 Israeliten,
Post,
Telegraph,
[* 7] Schloß, kath.
Kirche, 5 Schulen, Distriktskrankenhaus;
Cigarrenfabrikation, 4
Mahl-, 2 Öl-, 2 Gipsmühlen,
Obst- und
Weinbau.
1)
Kreis
[* 9] in der hess.
Provinz Rheinhessen (s. d.), hat (1890) 38 777 (19 123 männl., 19 654 weibl.)
E. in 49 Gemeinden. - 2) Kreisstadt im
Kreis Alzey, 30 km südlich von Mainz,
[* 10] in fruchtbarer Ebene an der links zum Rhein gebenden
Selz, und an den Linien Worms-Alzey-Bingen (63,37 km) und Alzey-Grenze (8,98 km) der
Hess.
Ludwigsbahn, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Mainz),
Zoll- und Steueramtes, hat (1890) 6069 E., Postamt erster
Klasse,
Telegraph, 1 kath. und 2 evang.
Kirchen,
Synagoge, Kriegerdenkmal (bronzene
Germania,
[* 11] 1893), Realschule und Progymnasium mit 6 Real-, 7 Progymnasial- und 2 Vorschulklassen,
paritätisches Schullehrerseminar, höhere Mädchen-,
Volksschule, Vorschußverein; Gerberei,
Weberei,
[* 12] Bierbrauerei,
[* 13]
Weinbau
und Gärtnerei. - Alzey, durch das
Nibelungenlied bekannt
(Held und Spielmann
Volker von Alzey), wurde 1277 Reichsstadt.
Reste des festen Schlosses (Raversburg) sind noch vorhanden. 1620 wurde Alzey durch die
Spanier unter
Spinola, 1688 und 1689 durch
die
Franzosen verheert. Seit den Revolutionskriegen französisch, kam es 1815 Zum Großherzogtum Hessen.
[* 14]
Joh.
Baptist, kath. Theolog, geb. zu Ohlau in
Schlesien,
[* 15] studierte in
Breslau
[* 16] und
Bonn,
[* 17] erhielt 1834 die Priesterweihe, wurde 1836 Professor am Priesterseminar zu
Posen,
[* 18] 1845 am Seminar zu Hildesheim,
[* 19] 1853 an der
UniversitätFreiburg,
[* 20] wo er starb. 1869 zu den Vorarbeiten zu demVatikanischenKonzil in die dogmatische
Kommission berufen, war er der einzige Theolog, der gegen die päpstl.
Unfehlbarkeit stimmte, unterwarf sich jedoch später.
A.s Hauptwerk ist
«Lehrbuch der
Universalgeschichte der christl.
Kirche» (Mainz 1840; 10. Aufl., als «Handbuch»
von
Kraus, 2 Bde., 1882),
das in mehrere
Sprachen übersetzt ist. Von seinen sonstigen
Schriften ist zu
nennen der «Grundriß der
Patrologie oder der ältern christl. Litterargeschichte» (Freiburg
1866; 4. Aufl.
1888).
GiovanniAntonio, ital. Bildhauer und
Baumeister, geb. um 1447 wahrscheinlich in der Nähe von Pavia, gest. A.sStil beruhte auf den Überlieferungen der mittelalterlichen Kunst, veredelte sich aber zu der Vollendung, welche die
lombard.
Frührenaissance auszeichnet. Seine bedeutendsten
Arbeiten sind: das Grabmal des heil. Lanfranco zu Mailand,
[* 21] das Grabmal
der
Medea Colleoni in Sta. Maria
Maggiore (1470) in
Bergamo und ein solches für deren
Vater, den Condottiere Colleoni daselbst
(1472). Später war in
Cremona für die
Olivetaner von
SanLorenzo thätig, wo er 1482 ein Heiligengrab errichtete,
und beteiligte sich seit 1490 an den Bauten der
Certosa in Pavia; 1490-1519 war er Dombaumeister zu Mailand, als welcher er
einen
Teil des Vierungsturmes baute.
Amadeus V., der
Große,
Graf von Savoyen, geb. aufLe Bourget,
[* 22] ist der Stammvater der noch jetzt regierenden
Linie Savoyen. Durch seine Gemahlin Sibylle
Erbe in
Baugé und
Bresse, folgte er 1283 seinem
VaterThomas II. im Herzogtum
Aosta,
während der größere
Teil Piemonts an seinen ältern
BruderThomas III., den
Stifter der piemont. Linie, kam; 1285 folgte er
seinem Oheim Philipp I. wegen der Minderjährigkeit von dessen unmittelbarer Nachkommenschaft in Savoyen.
Der alte Gegensatz der Savoyer und Habsburger lebte neu auf in seinem Zwist mit
Rudolf von Habsburg, dem er sowohl in der
Schweiz
[* 23] als bei seinen Bemühungen um Wiedergewinn von
Burgund für das
Reich entgegentrat. 1310 schloß Amadeus sich
dem Römerzug
Heinrichs VII. an, den er namentlich bei der
Belagerung von
Brescia (1311) und der Unterwerfung von
Rom
[* 24] (1312)
unterstützte, wofür er in den Reichsfürstenstand erhoben und mit
Asti (1313) und
Ivrea belehnt wurde. Später kämpfte er
im
SoldeFrankreichs in
Brabant und vor
Lyon
[* 25] und erhielt dafür Maulevrier in der
Normandie. Er starb zu
Avignon.
Amadeus (König von Spa
* 26 Seite 51.490.
Amadeus
VI. (V.),
Graf von Savoyen, Enkel des vorigen, der «grüne
Graf» genannt nach der
Farbe, die er bei
Turnieren trug, geb. zu
Chambéry, folgte 1343 minderjährig seinem
Vater Haymon.
Sieger in dem Kampfe, der zwischen den Visconti
(s. d.) von Mailand und den Markgrafen von Montferrat und Saluzzo um den Gewinn
von Piemont ausgebrochen war, erwarb er Mondovi,
Cuneo, Chieri und Cherasco, zwang dann
Frankreich in der
Schlacht von Abres
zur
Anerkennung seiner Erbfolge in Faussigny und Gex (1355), festigte den Frieden durch Heirat mitBonne
von
Bourbon, der spätern Vormünderin seines Enkels Amadeus VIII. (s. unten), und erwarb
durch
Kauf das Waadtland. Nachdem er den Markgrafen von Saluzzo zur Unterwerfung
¶
mehr
unter seine Lehnshoheit gezwungen (1364), erhob ihn Karl IV. 1365 zum Reichsstatthalter in der Schweiz und den Bistümern Lyon,
Mâcon und Grenoble.
[* 27] 1366 zog er Joh. Paläologus zu Hilfe gegen die Türken und Bulgaren. In die Fehden der ital. Staaten griff
er als bewaffneter Vermittler ein; 1372-75 bekämpfte er seinen Schwager Joh.
Galeazzo Visconti (s. d.) im Bunde mit Gregor XI. und Johanna I. (s. d.) von Neapel
[* 28] und unterstützte Ludwig I. (s. d.) von
Anjou gegen Verzicht auf seine savoyischen Erbrechte beim Kampf um die Nachfolge in Neapel 1382, wobei er in Apulien
der Pest erlag. 1362 stiftete er den spätern Annunciaten- (Halsband-) Orden
[* 29] (s. d.). Amadeus setzte die Unteilbarkeit
der savoyischen Lande und ihre Vererbung nach dem Erstgeburtsrecht fest, was 1439 durch Amadeus VIII. und 1470 durch Amadeus IX. bestätigt
wurde. -
Vgl. die Biographien von Stefani (Tur. 185)3), Biré (Chambéry 1869), Foucard (Modena 1878), Datta, Spedizione in
Oriente di A VI. (Tur. 1826).
Amadeus VII. (VI.), der Rote, geb. Sohn des vorigen, folgte seinem Vater 1379 in Bresse, 1383 in Savoyen. Im Bunde mit
Karl VII. von Frankreich kämpfte er in Flandern, dann gegen die Markgrafen von Saluzzo und Montferrat und ward von den Rivierastädten
Barcelonetta, Ventimiglia und Nizza
[* 30] zum Schutzherrn berufen, die so den Bedrängnissen des Krieges zwischen Ludwig II. von Anjou
und Wladislaw von Ungarn
[* 31] zu entgehen suchten. Amadeus starb
Amadeus VIII., der Friedfertige, als Papst Felix V. (s. d.) genannt, erster
Herzog von Savoyen, Sohn des vorigen, geb. zu Chambéry, trat,
nachdem er den Markgrafen von Saluzzo aufs neue zur Unterwerfung genötigt und vermittelnd in den Streit zwischen den Häusern
Orléans
[* 32] und Burgund eingegriffen hatte, mit Kaiser Sigismund in Verhandlungen wegen Beseitigung des Schismas, unterstützte
ihn mit Truppen gegen die Hussiten und erhielt dafür Febr. 1419 die Herzogswürde. 1418 hatte Piemont
sich nach dem Erlöschen der ältern Linie Savoyen für ihn erklärt; von Montserrat erlangte er 1432 die Abtretung der nördlich
vom Po gelegenen Gebietsteile. 1422 erwarb er durch Kauf die GrafschaftGenf.
[* 33] Als ein Mordanfall auf ihn versucht ward, dankte er 1433 zu
Gunsten seines Sohnes ab. Vom Baseler Konzil an Stelle Eugens IV. zum Papst gewählt, wurde er in
Basel
[* 34] gekrönt, verzichtete aber April 1449 und starb in Genf.
Amadeus IX. (VIII.), der Glückliche, Enkel des vorigen, geb. folgte 1465 seinem
Vater, dem HerzogLudwig. Gatte der Jolanthe, Schwester Ludwigs XI. von Frankreich, unterstützte er diesen
gegen Johann von Bourbon und die «Ligue du bien public». Nachdem sein Bruder Philipp von Bresse mit Glück für ihn gegen Mailand
und Montserrat gekämpft (1467) und er selber 1468 ein zehnjähriges Bündnis mit Venedig
[* 35] geschlossen hatte,
übertrug er krankheitshalber 1469 seiner Gattin die Regierung. Seine damit unzufriedenen Brüder nahmen Amadeus gefangen und zwangen
ihn im Frieden von Chambéry, ihnen Anteil an der Regierung zu gewähren. Nach seinem kurz darauf erfolgten Tode, zu
Vercelli, führte Jolanthe die Regierung als Vormünderin des jungen Philibert.
Ferd. Maria, Herzog von Aosta, König von Spanien
[* 36] (1870-73), geb. als der zweite Sohn des nachmaligen
Königs Victor Emanuel von Italien.
[* 37] Schon im Kriege von
1859 gegen Österreich
[* 38] gehörte er dem sardin. Heere an und kämpfte im
Feldzuge von 1866 mit. Später widmete er sich dem Seewesen und erhielt den Rang eines Konteradmirals.
Am vermählte er sich mit Prinzessin Maria (geb. Tochter des Fürsten Emanuel
dal Pozzo della Cisterna.
Nach dem Sturze der bourbonischen Dynastie in Spanien wurde von den Cortes gewählt und nahm 4. Dez. die
Krone als König Amadeus I. an. Amadeus traf in Madrid
[* 39] ein. Er versuchte vergeblich geordnete Zustände
im Lande herzustellen. Nachdem in der Nacht vom 18. zum mit der Königin Maria in Madrid das Ziel eines Mordversuchs
gewesen war, vermochten ihn Partei- und Hofintriguen, das Umsichgreifen des Karlistenaufstandes, Umtriebe
des Klerus, fortwährende Geldnot, vor allem aber das Andringen seiner Gemahlin, die Krone freiwillig niederzulegen. Er teilte
diesen Entschluß den Cortes mit, verließ 12. Febr. die Hauptstadt, landete 8. März in Genua
[* 40] und legte den Königstitel
nieder.
Victor Emanuel ernannte Amadeus zum Generallieutenant und annullierte die von Amadeus bei
Annahme der span. Königskrone ausgestellte Verzichtleistung auf die ital.
Thronerbrechte. Seine Gemahlin Maria starb Aus ihrer Ehe stammen: Emanuel Filibert, jetzt Herzog von Aosta, geb.
vermählt seit mit Prinzessin Helene von Orléans, Tochter des Grafen von Paris
[* 41] (s. d.);
Ludwig, Herzog der Abruzzen, geb. Amadeus vermählte sich ein zweites Mal mit
seiner Nichte, der Prinzessin Lätitia Bonaparte (geb. Tochter des Prinzen Napoleon;
aus dieser Ehe stammt Humbert,
Graf von Salemi, geb. Amadeus starb zu Turin. -