der Niederlage Karls XII. bei Poltawa erklärte August II. den Frieden von Altranstädt für ungültig. Im Vertrage von Altranstädt
zu dem Karl XII., von den bedrückten schles. Protestanten um Hilfe gegen die intolerante österr. Regierung gebeten, den Kaiser
Joseph I. nötigte, sicherte dieser dem Schwedenkönig Duldung und Gewissensfreiheit für die schles.
Protestanten zu und versprach, ihnen eine größere Zahl von Kirchen zurückzugeben.
(Altrincham, spr. áhltringämm), Stadt in der engl.
Grafschaft Cheshire, 12 km im SW. von Manchester, hat (1891) als Parlamentsbezirk 37 988, als Stadtbezirk 12 424 E., viele
Landhäuser reicher Kaufleute von Manchester.
ein in der neuern Ethik in Gebrauch gekommener Ausdruck für die dem Egoismus (s. d.) entgegengesetzte Ansicht,
daß die Gesetze des Sittlichen abzuleiten seien aus dem Princip der Rücksicht auf andere (vivre pour antrui).
Auch in die
Nationalökonomie hat man den Begriff einzuführen gesucht für die Gesamtheit der Handlungen, die den
ökonomischen Vorteil anderer Personen zum nächsten Ziel haben. -
Vgl. Dargum, Egoismus und in der Nationalökonomie (Lpz. 1885).
(Antiqui Saxones) hießen im Gegensatz zu den Angelsachsen die im nördl. Deutschland zurückgebliebenen
niederdeutschen Stämme, wie die Ostfalen, Engern, Westfalen, Nordalbinger;
ihre Sprache Altniederdeutsch
oder Altsächsisch (s. d.).
die Sprache der Altsachsen als Hauptvertreterin des Altniederdeutschen (s. d.), da das Altniederfränkische
oder Altniederländische nur aus sehr dürftigen Sprachresten bekannt ist. Die lingua Saxonica, später Alamannicum vulgare
bassum, früh dem Hochdeutschen, andererseits dem benachbarten Friesischen gegenübergestellt, ist die Vorstufe der heutigen
niederdeutschen Dialekte westlich der Elbe. Unsere Kenntnis des Altsächsisch beruht auf einer kleinen Anzahl christl.
Denkmäler, meist des 9. oder 10. Jahrh., einigen Glossensammlungen und Urkundennamen,
einem Beichtformular (aus Essen), einem Predigtbruchstück, einem Stück eines Psalmenkommentars, einigen Segens- und Zauberformeln,
dem altertümlichen sog. Taufgelöbnis und den Glossen im «Indiculus superstitionum et paganiarum» (s.
Aberglauben).
Sprachlich wichtiger sind die Heberollen (Steuerverzeichnisse),
eine ältere aus Essen, eine jüngere aus Freckenhorst bei
Münster und aus Werden a. d. Ruhr. Das Hauptdenkmal ist der «Heliand» (s. d.),
um 830 verfaßt. Dieses älteste Leben Jesu ist in zwei sprachlich verschiedenen Handschriften (im 9. und 10. Jahrh.
geschrieben) überliefert, von einer dritten trat neuerdings ein Bruchstück zu Tage. Von einer andern
bereits von Sievers («Der Heliand und die angelsächs.
Genesis», Halle 1875) nachgewiesenen altsächs. Bibeldichtung fanden sich 1894 Bruchstücke in der Heidelberger Bibliothek (hg.
von Zangemeister und Braune, Heidelb. 1894). -
Vgl. Heyne, Kleine altsächs. und altniederfränk.
Grammatik (Paderb. 1873);
ders., Kleine altniederdeutsche Denkmäler. Mit ausführlichem Glossar (2. Aufl., ebd. 1877); Behaghel und
Gallée, Altsächs. Grammatik (Halle 1891-92).
(auch Altschhausen. Alshausen), Marktflecken und Domäne im
Oberamt Saulgau des württemb. Donaukreises, 30 km
südwestlich von Biberach, an den Linien Herbertingen-Isny und Altshausen-Pfullendorf (25,14 km) der Württemb.
Staatsbahnen (Allgäubahn), hat (1890) 2360 E., darunter 413 Evangelische, Post, Telegraph, Zoll-, Grenzsteueramt, Zollsteuerstelle,
Hofkameralamt, Kammerförsterei, Real-, gewerbliche Zeichen- und Fortbildungsschule, drei Volksschulen, Vorschußbank, Beizwarenfabrik,
Dampfsägemühle. Das Schloß des ehemals freien Reichsdorfes war Sitz des zu den Reichsprälaten gehörigen Landkomturs
der deutschen Ordensballei Elsaß und Burgund; die Komturei kam 1806 an Württemberg.
ungar. O-Zólyom, slaw. Zvolen, 1244-1876 königl.
Freistadt des Komitats Sohl, jetzt Stadt mit geregeltem Magistrat, im nördl. Ungarn, in 295 m Seehöhe, an der Gran, der Slatina
und den Linien Budapest-Ruttka und Altsohl-Neusohl-Bries (56 km) der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 5099 meist
slowak. E. (600 Magyaren, 400 Deutsche), von denen 1800 lutherisch, 2999 katholisch, 300 israelitisch
sind, Post und Telegraph, Bezirksgericht, Stuhlrichteramt; Blech-, Möbel-, Pfeifen- und Essigfabriken, Branntweinbrennereien
und 12 an kohlensaurem Natron und Magnesia reiche Mineralquellen.
Außerhalb der Stadt, jenseit der Slatina, auf einer Anhöhe ein Schloß, das angeblich zur Zeit Stephans
des Heiligen, nachweisbar aber erst 1350 von König Ludwig d. Gr. erbaut wurde und später Lieblingsitz des Königs Matthias
Corvinus war, mit einer 1784 von Graf Stephan Esterházy erbauten Schloßkapelle. Ein zweites Schloß, Pußti brad (Wüste Burg),
von dem nur noch Ruinen vorhanden, wurde der Sage nach von dem magyar.
Anführer Borschu zur Zeit Arpáds erbaut. In Altsohl wurden wiederholt ungar. Landtagsversammlungen abgehalten;
so 1382, wo die poln. Magnaten der Tochter Ludwigs, Maria, und ihrem Gemahl, dem spätern Kaiser Sigismund huldigten. Ungefähr 5 km
im Norden der Stadt das berühmte Bad Szliács mit Eisenthermen, reich an Kohlensäure.
1) Altstadt, Ober-Altstadt, czech. Horni Staré město, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Trautenau
in Böhmen, in 449 in Höhe, an der Nebenlinie Trautenau-Freiheit-Johannisbad der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 3965 deutsche
E. - 2) Altstadt, czech. Staré město, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Ungarisch-Hradisch in
Mähren, durch die March von letzterer Stadt getrennt, hat (1890) 3260 meist czech. E. (141 Deutsche) und alte Kirche. - 3)
Altstadt, czech. Staré město, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Schönberg in Mähren, am Graupabache und am Fuße
des Spieglitzer Schneebergs, hat (1890) 1862, als Gemeinde 2227 deutsche E., Bezirksgericht (22 Ortsgemeinden, 40 Ortschaften, 15 877 deutsche
E.), bedeutende Leinen- und Papierindustrie und in der Nähe Graphitbergwerk (1886: Produktion der Alberti-Graphitgesellschaft: 918 t
raffinierter Graphit).
(Altstetten, Altstädten), Hauptstadt des Bezirks Oberrheinthal im schweiz. Kanton St. Gallen, 12 km südlich
vom Bodensee, in 470 m Höhe, im breiten Rheinthale, am Abhang des Kornberges schön gelegen, von Weinbergen,
Obstgärten und Kornfeldern umgeben, an der Linie Rorschach-Chur der Vereinigten Schweizerbahnen und den beiden in den Kanton Appenzell
führenden
Bergstraßen über den Ruppen (997 m) und den Stoß
mehr
(955 m), hat (1888) 8412 E., darunter 2946 Evangelische. Der wohlgebaute und wohlhabende Ort besitzt eine neue Simultankirche,
ein Nonnenkloster, Schul- und Wohlthätigkeitsanstalten, mehrere Wollen- und Baumwollfabrikcn und Brauereien. Altstätten wurde 926 Stadt,
kam 970 an das Kloster St. Gallen, 1460 an Appenzell
und 1803 an St. Gallen.