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dem 1875 zum Andenken der Thaten des 9. Armeekorps im Kriege 1870-71 errichteten Denkmal (nach dem Entwurf von Luthmer-Berlin, der krönende Adler [* 2] von Howaldt-Braunschweig, die Kriegergruppe von H. Möller-Berlin modelliert) und die Marktstraße hervorragen; am verkehrsreichsten sind die Königs- und die Große Bergstraße. Öffentliche Plätze sind der Friedenseichen-, der Stuhlmannsplatz, der Heiligengeistkirchhof und der Stadtpark an der Flottbecker Chaussee. Ein Denkmal zur Erinnerung an die 1870-71 Gefallenen am Ostende [* 3] der Marktstraße wurde enthüllt (Siegesgöttin, einen sterbenden Krieger mit dem Lorbeerkranz krönend, von H. Möller). Ein einfaches Denkmal ist den im Seegefecht bei Helgoland [* 4] 1864 gefallenen Österreichern errichtet.
Kirchen. Altona
[* 5] besitzt fünf evang.-luth.
Kirchen, die Hauptkirche, 1742-43 erbaut, die got. St. Johanniskirche, 1868-73, und
die Friedenskirche 1894 von Otzen erbaut, die St. Petri- und die Christianskirche; eine reform.,
eine mennonitische und zwei kath.
Kirchen, darunter die 1718 erbaute mit Ausgießung des
Heiligen
Geistes, angeblich von
Murillo,
eine Baptistenkapelle und eine
Synagoge der deutsch-israel. Gemeinde.
Weltliche Bauten. Das Rathaus, das städtische Gräflich Reventlowsche Armenstift, das
Gebäude der Provinzialsteuerdirektion,
das neue Justizgebäude,
das neue Stadttheater (von einer
Aktiengesellschaft nach
Plänen von
Hansen und Merwein in
Hamburg
[* 6] erbaut
und eröffnet), die wegen ihrer vortrefflichen
Akustik berühmte Tonhalle, die vergrößerten
Elbquai- und Fischmarktanlagen, die neuen
Bahnhöfe,
[* 7] die
Gebäude der Eisenbahn
direktion, des Elektricitätswerkes, der Hauptfeuerwehr,
Realschule, des Realgymnasiums, die bei
Blankenese gelegenen Wasserwerte und das Armenhaus bei Ösdorf. -
Vgl. Hamburg und seine Bauten, unter Berücksichtigung von und Wandsbeck.
Herausgegeben vom Architekten- und Ingenieurverein zu Hamburg (Hamb. 1890).
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Dr. Giese, seit 1891, 17000 M.), Bürgermeister (Rosenhagen, seit 1883, 12000 M.), 7 Senatoren (3 besoldet) und 35 Stadtverordneten. Die Feuerwehr besteht aus je 1 Branddirektor, Brandinspektor und Brandmeister sowie 85 Feuerwehrleuten mit 3 Dampfspritzen und 18 Pferden und hat 31 Feuermeldestellen. Die Beleuchtung [* 8] und Wasserversorgung geschieht durch die städtischen Gas- und Wasserwerke; elektrische Beleuchtung ist 1893 eingeführt.
Finanzen. Der Haushaltplan 1895/96 schließt ab in Einnahme und Ausgabe mit 10 002 950 M., davon 1 844 900 Extraordinarium. Die Schulden betrugen (Ende 1893/94) 18 379 301, das Vermögen 19 022 285 (Kapitalien 3 834 676, Immobilien 13 771 509, Mobilien 1 406 099 M.), die Einnahme aus Kommunalsteuern ist für 1895/96 veranschlagt auf 3 526000 M. Für Unterrichtszwecke werden 1 248 022, für Armenpflege 537000 M. aufgewendet.
Behörden. Altona
ist Sitz der Provinzialsteuerdirektion, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Kiel)
[* 9] mit einer
Kammer für Handelssachen und 26
Amtsgerichten (Ahrensburg, Altona
,
Bargteheide,
Blankenese, Eddelak, Elmshorn,
[* 10] Glückstadt, Itzehoe,
Kellinghusen, Krempe, Lauenburg
[* 11]
a. d.
Elbe,
Marne, Meldorf,
Mölln, Oldesloe, Pinneberg, Rantzau, Ratzeburg,
Reinbek, Reinfeld,
Schwarzenbek,
Steinhorst,
Trittau,
Ütersen, Wandsbeck, Wilster), eines Amtsgerichts, Hauptzollamtes, Zollamtes,
Steueramtes erster
Klasse, königl.
Kommerzkollegiums, einer evang.-luth. Propstei und königl. preuß.
Eisenbahn
direktion, des Generalkommandos des 9.
Armeekorps, der Kommandantur für die Altonaer
und
Hamburger
Truppen sowie der Kommandos der 33. Infanterie-, 18.
Kavallerie- und 9. Feldartilleriebrigade sowie zweier
Bezirkskommandos.
Bildungs- und Vereinswesen. Königl. Gymnasium Christianeum, 1738 gegründet, städtisches Realgymnasium und Realschule, Realschule im Stadtteil Ottensen, städtische und private höhere Mädchenschule, je zwei Knaben- und Mädchen-Mittelschulen und 23 Volksschulen, eine Navigations-, eine Hufbeschlag-, eine Sonntagsschule (technische Vor- und Fortbildungsanstalt für angehende Künstler und Handwerker). Ferner bestehen ein öffentliches kultur- und naturhistor.
Museum mit wertvoller Bibliothek (die 1823 durch Schumacher begründete Sternwarte [* 12] ist im Juli 1874 nach Kiel verlegt): eine Kunst- und Gewerbehalle, Volksbibliothek, Stadttheater, seit 1885 unter Direktion des Pächters Pollini-Hamburg, mit 1080 Zuschauerplätzen und einer Spielzeit von September bis Mai, Tivolitheater mit 1350 Zuschauerplätzen (Schau- und Lustspiel, Posse und Oper) und Volkstheater, ein ärztlicher Verein, zwei Freimaurerlogen (Karl zum Felsen und Stormaria).
Wohlthätigkeitsanstalten. Ein städtisches und ein israel. Krankenhaus, [* 13] Entbindungsanstalt, Armenhaus, Siechenhaus, Irrenpflegeanstalt, Gräflich Reventlowsches Armenstift, Diakonissenanstalt mit zwei Filialen (Krippe und Augustastift), Baursches Rettungshaus für verwahrloste Knaben, drei Baursche Warteschulen, Helenenstift (Pflegerinnenhaus des Vaterländischen Frauenvereins), zwei Kinderhospitäler, Volksküchen, Lejastift und zahlreiche Stiftungen mit teilweise großem Vermögen.
Industrie. Es bestehen Fabriken für
Tabak
[* 14] und Cigarren,
Maschinen,
Eisen-,
Blech- und Zinnwaren,
Wollgarne,
Glas,
[* 15]
Spiritus,
[* 16]
Margarine,
Holz- und
Goldleisten,
Chemikalien,
Kaffeesurrogate, Seife, Öl- und Wagenfett, Petroleumöfen, Wagen, Schokolade,
Papier und
Tüten, Strohhüte, Schuhwaren, Guttapercha, Farbholzextrakt, Leder und Möbel;
[* 17] Korndampfmühlen,
Brauereien, Eisengießereien,
Holz- und Fournier-, Marmorsägereien,
Buch- und Steindruckereien. Altona
ist Sitz der 14. Sektion der
Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft
und der 6. Sektion der Schornsteinfegermeister-Berufsgenossenschaft.
Handel. Altona
, früher die bedeutendste Handelsstadt
Schleswig-Holsteins, verdankte sein Aufblühen den von
den dän. Königen verliehenen umfangreichen Zollprivilegien, nach deren Aufhebung 1853
Handel und Verkehr erheblich zurückgingen.
Jetzt hängt es kommerziell ganz von
Hamburg ab, dessen Handelseinrichtungen, z. B. die
Börse, auch von den Altonaer
Kaufleuten
benutzt werden, während in den vortrefflichen Elbspeichern große Warenvorräte
Hamburger Großhändler
lagern. Durch die
Verbindung mit
Hamburg und Wandsbeck zu einem außerhalb des Zollvereins liegenden Freihandelsgebiet ist
Altona
mit diesen
Städten zu einem den gleichen Lebensbedingungen unterworfenen wirtschaftlichen
Verband
[* 18] verwachsen. Durch den
Anschluß an den
Deutschen Zollverein ist ein vollständiger Umbau
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der Hafen- und Quaianlagen notwendig geworden, zu dessen Ausführung die Staatsregierung 6½ Mill. M. gewährt hat. Es betrug 1894 die
Zahl der besteuerten Gewerbtreibenden 4143 (167 936 M. Gewerbesteuer), der Kunst- und Buchhandlungen 16. Dem Schiffbau dienen
zwei Schiffswerften mit einem Schwimmdock. Der Handel erstreckt sich auf: Getreide,
[* 20] Baumwolle,
[* 21] Kaffee, Kakao,
Farbhölzer, Tabak, Zucker,
[* 22] Petroleum, Reis, Matten, Salpeter, Palmkerne, Sesam u. a. Die Einfuhr seewärts betrug 1893: 292 320 t
im Werte von 27 493 624 M., die Ausfuhr 64 998 t im Werte von 10 850 445 M. Den Bank- und Geldverkehr vermitteln die Reichsbanknebenstelle,
Filiale der Hamburger Vereinsbank, Unterstützungsinstitut mit Sparkasse (verwaltetes Kapital 1889: 79 Mill.
M.), Altonaer
Bank, Kreditverein (4460 Mitglieder, Umsatz 1889: 204 Mill. M.), Anglo-Deutsche Bank, Kreditverein Ottensen, Spar-
und Vorschußkasse Ottensen, Spar- und Kreditbank, städtische Spar- und Leihkasse und mehrere Privatgeschäfte. Es bestehen
Konsulate für die Argentinische Republik,
[* 23] Mecklenburg-Schwerin, Niederlande,
[* 24] Peru,
[* 25] Portugal,
[* 26] Schweden-Norwegen und Uruguay.
[* 27]
Verkehrswesen. Der Eisenbahn
verkehr wird vermittelt durch die Linien Harburg-Hamburg-Altona (17,80 km), Altona
-Neumünster-Kiel (106
Km), Altona-Wedel (19 km), die Güterbahn Altona-Dampfschiffquai der Preuß. Staatsbahnen
[* 28] und die Privatbahn Altona-Kaltenkirchen (37
km), wofür die Bahnhöfe bestehen: Hauptbahnhof, Holstenstraße, Bahrenfeld, Othmarschen, Kaltenkirchener Bahnhof (s.
Hamburg-Altonaer Verbindungsbahn). Die Pferdebahngesellschaften Hainburg-Altona, Straßen-Eisenbahngesellschaft in Hamburg und Hamburg-Altonaer
Trambahn-Gesellschaft beförderten 1893: 18 839 204 Personen.
Ferner bestehen die Omnibuslinien Altona-Blankenese und Altona-Barmstedt sowie 102 Droschken. Im Postverkehr, dem zwei Postämter erster Klasse mit Telegraphenamt, ein Postamt dritter Klasse und vier Postzweigstellen dienen, wurden 1893 befördert: 7 477 700 eingelaufene, 9 460 750 abgegangene Briefe;
26 210 853 M. in eingegangenen, 15 034 449 M. in abgegangenen Postanweisungen, 75 450 aufgegebene und 105 203 eingelaufene Depeschen.
Die Fernsprecheinrichtung wird benutzt von 1121 Teilnehmern. 1893 kamen 896 Seeschiffe mit 281829 t an, 893 mit 281235 t gingen ab. Dampfschifflinien zur Personenbeförderung bestehen zwischen Hamburg, Altona, Harburg, [* 29] Neuhof, Stade, [* 30] Brunsbüttel und Blankenese.
Unter den größern Vergnügungsorten sind zu erwähnen das Konzerthaus Flora mit einem 6000 Personen fassenden Konzertgarten, sowie die an der Elbe belegenen Elbschlucht und Neu-Rainville.
Geschichte. Der Name Altona soll dadurch entstanden sein, daß ein 1536 am Hamburg-holstein. Grenzbache im 13. und 14. Jahrh. Herwardeshude, später Pepermölenbek genannt) von einem Manne Namens Joachim von Lohn erbautes Krughaus den Hamburgern «allzu nahe» an ihrer Grenze lag. Dies war das erste Haus von Altona, das seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrh., namentlich durch den Zuzug niederländ. und anderer Religionsflüchtlinge sich zu einer rasch aufblühenden Ortschaft entwickelte, 1640 mit der Herrschaft Pinneberg an das dän. Königshaus (Holstein-Glückstadt) kam und von König Friedrich III. städtische Rechte erhielt.
König Christian V. und sein Mitregent in Schleswig-Holstein, [* 31] Herzog Christian Albrecht von Gottorp, schlossen hier 1689 den sog. Altonaer Vergleich, wodurch der letztere in alle seine Besitzungen und Rechte wieder eingesetzt wurde. Im Nordischen Krieg hatte Altona viel zu leiden; es wurde 8. und zum größten Teil niedergebrannt. Doch erholte sich die Stadt rasch wieder, bis die franz. Kontinentalsperre und die engl. Elbeblockade dem Handel A.s wieder empfindlich schadeten.
Die Energie des Oberpräsidenten Blücher wendete 1814 die Gefahr, von den Franzosen verbrannt zu werden, von Altona ab. Vom bis hatten die beiden Civilkommissare des Deutschen Bundes für Holstein und Lauenburg in Altona ihren Sitz, das 1866 mit beiden Herzogtümern Schleswig [* 32] und Holstein endgültig an Preußen [* 33] kam. Vom 27. Aug. bis zum fand in Altona eine Internationale Industrieausstellung, sowie vom 18. Aug. bis zum eine Internationale Ausstellung von Kraft- und Arbeitsmaschinen statt. Am erfolgte, zugleich mit Hamburgs A.s Anschluß an den Zollverein, und am wurde die Nachbarstadt Ottensen, am die Landgemeinden Bahrenfeld, Othmarschen und Övelgönne der Stadt Altona eingemeindet. Das Wappen A.s zeigt ein Thor mit drei spitzen Türmen an einem vorbeifließenden Strome. -
Vgl. Wickmann, Geschichte A.s (Altona 1865);
Ehlers, Heimatskunde von und Umgegend (ebd. 1881);
Seelig, Hamburg-Altona [* 34] und Umgegend (26. Aufl., Hamb. 1894);
Bericht über die Gemeindeverwaltung der Stadt Altona 1863-88, I (Altona 1890);
Altona unter schauenburgischer Herrschaft (7 Tle., ebd. 1891-93);
Ehrenberg und Stahl, A.s topogr.
Entwicklung (ebd. 1894).