Handwerkerstande. Fast der ganze
Handel liegt in den
Händen wandernder Krämer, der sog.
Susdaler, die alljährlich aus dem
Moskauer und Wladimirer Gouvernement nach dem
Altai reisen.
Außerordentlich groß ist der Reichtum an
Erzen. Die Zahl der in
Angriff genommenen Erzlagerstätten
[* 2] im A. B. beläuft sich
auf einige Tausend; die meisten liegen im westl.
Teile des
Gebirges. Sie liefern
Silber, Kupfer,
[* 3] aber auch
Gold,
[* 4]
Blei
[* 5] und sehr viel
Eisen;
[* 6] vereinzelt, bei Sadowinsk,
Tellur. Der Reichtum des an Altaisches Berggebiet
Erzen war schon früh bekannt. Die zahlreichen
Grubenbaue längst verschollener Urbewohner,
Tschuden- oder Fremdlingsgruben genannt, haben als Fingerzeige zum Einschlagen
neuerSchächte und Grubenwerke gedient.
Peter d. Gr. sandte seit 1715 fruchtlose militär.
Goldsandexpeditionen nach dem
Irtysch und dem Saisansee.Schon 1720 wurde an ersterm die wichtige Paßfeste
Ust-Kamenogorsk
angelegt, aber erst 1723 in der Nähe des im N. des Schlangenbergs gelegenen Kolywansees Kupfer entdeckt, und 1729 unter
Leitung des
Nikita Demidow (s. d.) das erste Kupferhüttenwerk, Kolywanskij
Sawod, bei dem Blauberg oder Sinaja (1652 m), erbaut, dessen
Name allmählich auf den ganzen Distrikt überging. (S.
Kolywan.)
Darauf verpflanzte man 1731 die Schmelzwerke nach dem jetzigen
Barnaul (s. d.), dem Mittelpunkt großartiger
Hüttenwerke.
Die im Bereich des Hüttenbezirks befindlichen
Bergwerke und Ländereien waren imBesitze Demidows, wurden
aber 1746 Eigentum der russ.
Krone. Seitdem eröffnete man eine Menge vonBerg- und
Hüttenwerken. Das
Gold wird vorzüglich
aus Seifen, außerdem durch Ausschmelzen aus den goldhaltigen
Silbererzen gewonnen. Der Ertrag ist seit Eröffnung der Seifen
1815-49 beständig gestiegen, hat aber seitdem abgenommen; 1887 betrug er 300 Pud,d. i. ein Siebentel
der gesamten russ.
Goldgewinnung.
[* 7]
Die Gewinnung des
Silbers hat schon 1743 begonnen; 1887 ergab der
Altai 613 Pud
Silber. Die bedeutendsten Silberminen sind die
bei Smjeïnogorsk (s. d.), in 415 m Höhe, das in breiter Thalsenkung liegt,
umgeben von kahlen Granit- und Porphyrhügeln, und wo der erzführende, gewaltige Schwerspatgang eine
Mächtigkeit von 20-100 m hat; sie haben von 1745 bis 1854 allein 82 161 Pud geliefert, sind jedoch jetzt nicht mehr so ergiebig.
Kupfererze sind in Menge vorhanden, werden aber wegen
Mangel an
Absatz in geringer Menge ausgeschmolzen. Eine
Steigerung der
Eisengewinnung wurde erst in neuerer Zeit durch die Auffindung eines Steinkohlenlagers ermöglicht.
Außer
den Metallen und
Kohlen bietet der
Altai auch viele
Edelsteine,
[* 8] Jaspis,
Chalcedon,
Karneol u. s. w. In
Kolywan werden in großartigen
Schleifwerken Granit, Marmor u. s. w. geschliffen und zur Schmückung der kaiserl.
Paläste verschickt. -
Hauptstadt des Kreises Altamura (102 852 E.) in der ital.
ProvinzBari, 48 km im
SW. von
Bari, in 473 m Höhe, ist
Bischofsitz und hat (1881) 19 933 E. albanes.
Ursprungs, außerdem Ringmauern, sowie eine architektonisch
wertvolle
Kathedrale, treibt Öl- und
Weinbau und unterhält jährlich zwei
Messen. Altamura führt den
Titel eines Herzogtums und
hatte in früherer Zeit eine
Universität.
Der Altan wird entweder auf die
Mauern eines hervorspringenden
Teils des
Gebäudes aufgesetzt oder
mittels besonderer
Säulen
[* 9] oder Pfeiler unterstützt.
Von dem Altan unterscheidet sich der
Balkon (s. d.).
[* 10] (lat. altāre) bedeutet einen erhöhten Opferplatz oder Opferherd. Die Altar verdanken
ihre Entstehung nicht bloß dem praktischen Bedürfnis beim Darbringen von Opfern, sondern auch dem religiösen
Gefühle, das sich scheut, die der Gottheit geweihten Gaben auf den Erdboden
zu legen. Deshalb fehlen die Altar keiner irgendwie
ausgebildeten
Religion des
Altertums. Sie galten zugleich als sichtbares Zeichen der Nähe und des Schutzes der Gottheit, als
heilige
Stätten. In
Rom
[* 11] wurden nicht nur einzelnen
Göttern, sondern auch den Heroen, später sogar den
Kaisern Altar errichtet. Bei Griechen (s.
Tafel: Altäre I,
[* 1]
Fig. 1) und
Römern gab es deren nicht bloß in
Tempeln, sondern auch
an
Straßen und Plätzen, in heiligen Hainen und an geweihten
Quellen.
Bei den Israeliten finden sich Altar unter heiligen
Bäumen, bei heiligen
Steinen,
Quellen und auf
Bergen.
[* 12] Mehrfach
scheinen heilige
Steine die
Stelle des Altar vertreten zu haben. An Kultusstätten, die ein Gottesbild enthalten, steht der Altar «vor
Jahwe», d. h. östlich vom
Tempel,
[* 13] dies war auch sein Platz im Salomonischen
Tempel. In dessen Vorderraum
(im
Heiligen) stand der Schaubrottisch und zwar
vor derThür des Allerheiligsten. In der exilischen Gesetzgebung kam noch der
Räucheraltar hinzu; zum Unterschiede davon heißt der große im
Freien stehende Altar auch Brandopferaltar. - Sehr verschieden
von den Altar des
Altertums sind die der christlichen
Kirche.
Hier war der Altar ursprünglich der Tisch (mensa), auf dem die Abendmahlselemente geweiht wurden.
Diese Form hat sich das ganze Mittelalter hindurch erhalten, doch kam schon seit dem 4. Jahrh.
der massive Steinaltar
auf und wurde bald vorherrschend (altchristl.
Stil; s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 2
u. 3). Der Altar beherbergt regelmäßig
in einem Metallkästchen (capsa) eine
Reliquie, gilt demnach als durch eine Platte (sigillum) versiegelte
Gruft (sepulchrum), entsprechend dem Brauche,
Kirchen und in ihnen den Altar über dem
Grabe eines Märtyrers zu errichten.
Früh wurde über den Tisch ein
Baldachin (ciborium, tabernaculum) gebaut. Solche Ciborien kommen während des ganzen Mittelalters
vor, doch treten an ihre
Stelle meist höhere Steinwände an der Rückseite des Altar (retabulum), die früh
mit Bildwerk geziert als Reliquienbehälter oder als Schrein ausgebildet werden. Der vorzüglichste Altar ist der
stets im
Chor der
Kirche freistehende Hauptaltar
(Fron-, Hochaltar).
Außer ihm wurden seit dem 4. Jahrh., veranlaßt durch die
zunehmendeHeiligenverehrung und später durch die Häufung der Privatmessen, zahlreiche Nebenaltäre
(Seitenaltäre) üblich, so daß die wachsende Menge der in romanischem
Stil bestimmend auf die Grundrißgestaltung der
Kirchen
wirkte.
In denKirchen dieses
Stils wurde der Altar zu einem architektonischen mit Bildwerk geschmückten
Aufbau. Einer der wenigen
in
Deutschland
[* 14] erhaltenen Altar dieser Zeit ist der der
Kirche zu Wechselburg in
Sachsen
[* 15] (s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 5).
Auch in gotischem
Stil (s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 6, 7, 8; II,
[* 1]
Fig. 1,
2)
¶
bildete der Altar einen Tisch, über dem sich eine reich verzierte Bildwand erhebt. Seit dem 14. Jahrh.
wurde diese dadurch erweitert, daß Flügel oder Klappen an ihr angebracht wurden (Flügelaltar; s. Taf. II,
[* 20]
Fig. 1,
2). Die Renaissance in Italien
[* 21] bildete den Altar als einen freistehenden oder an die Chorwand gelehnten architektonischen
Aufbau, dessen Mitte ein Bildwerk einnimmt (s. Taf. II,
[* 20]
Fig. 3). In der
deutschen Renaissance (s. Taf. II,
[* 20]
Fig. 4) wurde der Altar zu einem
Aufbau aus mehrern Säulenordnungen übereinander, in den spätern Stilen (s. Taf. II,
[* 20]
Fig. 5, 6, 7, 8) entfaltete er sich
zu einem aufs reichste, geistvollste aber willkürlichste geschmückten Prunkstück, zu dessen Ausschmückung
sich alle Künste vereinigten. Der Altartisch wird meist durch Tafeln in edlem Metall, gemalte oder gestickte, bildartige
Tücher (antependia) geschmückt. - Tragealtar (altare portatile) heißt ein geweihter Altarstein, den namentlich kath. Missionare
und Feldgeistliche mitnehmen, um ihn, wo sie die Messe lesen wollen, auf einen Tisch zu legen (s. Taf.
I,
[* 20]
Fig. 4, 6). Privilegierter Altar heißt ein Altar, für den der Papst das Privilegium bewilligt hat, daß mit einer daran gehaltenen
Messe für einen Verstorbenen ein vollkommener Ablaß für diesen verbunden ist. - Während die reformierte Kirche grundsätzlich
dem Altar im Gottesdienste keine Berechtigung einräumt und nur den einfachen Abendmahlstisch
zuläßt, ist auf lutherischer Seite der in der hergebrachten Form festgehalten worden, doch meist nur einer in jeder Kirche,
als Abendmahlstisch und als geordnete Stelle für diejenigen Handlungen, deren Charakter, im Unterschiede von der Predigt,
wesentlich in Gebet und Segnung besteht. - Die griechische Kirche kennt nur einen in der Hauptapsis des
Bema (s. d.). Die Tische in Nebenapsiden dienen nur bei der Zurüstung für
die Liturgie. Der Altar ist mit kostbaren Tüchern gedeckt, birgt meist eine Reliquie und trägt ein liegendes Kreuz,
[* 22] meist von
Silber. Er ist mit einem Ciborium überbaut, von dem meist ein kleines Behältnis für Stücke geweihten
Brotes herabhängt (artophorion). Unter dem Altar ist eine Höhlung (thalassidion) für das bei der Liturgie benutzte
Wasser. -
K. Arendt, Sammlung ausgeführter A (Luxemb. 1866);
Schmid, Der christliche und sein Schmuck (Regensb. 1871);
Münzenberger,
Zur Kenntnis und Würdigung der mittelalterlichen Altar Deutschlands,
[* 23] I (Frankf. a. M. 1890; fortgesetzt von Beissel, ebd. 1895 fg.).