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und Krasnojarsk und endet mit dem 1666 m hohen Taskül; der andere nimmt seine Richtung nach NW. auf Tomsk hin. Die im NW.
von Kusnezk gelegene Salaïrkette zwischen Ob und Tom, niedriger als die erstern, ist wegen ihres Silbers, ihr Ostabhang wegen
seines Goldreichtums berühmt. In geolog. Beziehung besteht die Hauptmasse des Gebirges aus krystallinischen
und altsedimentären Schiefergesteinen mit verschiedenen untergeordneten Einlagerungen; durchbrochen werden dieselben von
weitgedehnten Granitmassen und, in viel beschränkterm Maße, von Porphyr, von sehr häufig auftretendem, alle andern Formationen
durchsetzendem, also neuerm Serpentin und Grünstein.
Gneis scheint kaum vorzukommen, vielfach aber Glimmerschiefer und seine Verwandten. Die Sedimentgesteine
gehören der Silur-, Devon- und Kohlenperiode an; Thonschiefer mit eingelagertem Sandstein, Ouarzit, Hornstein und Kalkstein.
Unregelmäßig gangförmig eingelagert erscheinen die Erzlagerstätten, vorherrschend aus Schwerspat und Quarz mit Schwefelmetallen
und deren Zersetzungsprodukten bestehend. Von Gesteinen der spätern Perioden ist nirgends eine Spur; an den Fuß der Gebirge
legen sich die neuern diluvialen und alluvialen Bildungen, so daß also erst in der Diluvialzeit die Wasserbedeckung
des weiten Raums zwischen dem Arktischen und Schwarzen Meere begonnen haben muß. Nördlich vom Altai, im NW. von Kusnezk, ist
die echte Steinkohlenformation ausgedehnt vorhanden und setzt sich bis gegen Tomsk fort.
Die Bevölkerung des Ä. ist eine sehr spärliche. Eine dichtere russ.
Bevölkerung lebt in Dörfern als Bauern und in den Berg- und Hüttenwerken als Bergarbeiter nur im nördl. und westl. Teile des
Bergbereiches, beginnt aber allmählich in den zum Ackerbau geeigneten Flußthälern in das Innere des Altai vorzudringen. Überreste
der frühern Kosakenbevölkerung finden sich noch vereinzelt in Stanizen und in den jetzt nur nominell
als Festungen geltenden Ortschaften Buchtarminsk und Ust-Kamenogorsk. Die Urbewohner des Altai sind ausschließlich Völkerschaften
türk. Zunge.
1) Die Altaier, gewöhnlich Bergkalmücken genannt, westlich von der Katun und südlich vom Telezker See (türk. Altyn-Köl =
Goldsee). Die Dwojodaner (doppelzinspflichtige Kalmücken), östlich von der obern Katun, zahlen jetzt
nur den Russen Jasak (s. d.) und werden zu den Altaiern gerechnet. Die früher eine selbständige Völkerschaft bildenden Tölössen
am Südufer des Telezker Sees sind seit langer Zeit in den Bergkalmücken aufgegangen.
2) Die Teleuten, im Gebiete der untern Katun, sind erst seit diesem Jahrhundert aus dem Batschat (bei Salaïr)
übergesiedelt und stehen sprachlich den Altaiern sehr nahe.
3) Die Kumandiner an der Bija.
4) Die Schwarzwaldtataren (russ. Tschernowvje-Tatary) in den Waldgebirgen nördlich vom Teleszker
See.
5) Die Schoren, nordöstlich vom Teleszker See bis zum obern Tom. - Die Berkalmücken beschäftigen sich ausschließlich mit
Viehzucht und Jagd und leben in Filzjurten, im Sommer auf den offenen Bergterrassen, im Winter in den
geschützten bewaldeten Schluchten. Die Schwarzwaldtataren und Schoren leben in Rindenjurten oder Bretterhütten und beschäftigen
sich mit Fischfang, Jagd (besonders Eichhörnchen) und dem Einsammeln von Cedernüssen. Sie halten wenig Vieh und bebauen
nur kleine Ackerstücke.
Die Kumandiner und Teleuten leben in Dörfern fast wie russ. Bauern und treiben Ackerbau
und Bienenzucht.
Rein mongol. Typus zeigen nur die Physiognomien der Altaier und Teleuten. Außer den Teleuten, die hier alle zum Christentum bekehrt
sind, sind die türk. Ureinwohner des Altai zum größten Teil noch Götzendiener schamanischen Glaubens. Zu
den Urbewohnern (d. h. Jasak zahlenden) werden aber auch die sog.
Kamenschtschiki oder Felsenbewohner gerechnet, obgleich sie nach Abstammung, Sprache und Religion Russen sind. Sie stammen nämlich
teilweise von Kosaken und russ. Bauern aus den Hüttenwerken ab, die auf chines. Gebiet geflohen waren und sich später mitsamt
ihren Wohnsitzen freiwillig wieder Rußland ergaben. -
Vgl. Cotta, Der Altai, sein geolog.
Bau und seine Erzlagerstätten
(Lpz. 1871); Radloff, Aus Sibirien (ebd. 1884).
Berggebiet, amtlich auch Distrikt der Altaischen Bergwerke oder Kolywan-Woskresensker Hüttenbezirk genannt,
eine der wertvollsten Provinzen des Russischen Reichs, erstreckt sich von 49° nördl. Br. an 900 km weit
nach N. und von 77° östl. L. von Greenwich 750 km ostwärts und umfaßt vier von den sechs
Bezirken des westsibir. Gouvernements Tomsk, nämlich Kaïnsk, Barnaul, Kusnezk und Biisk samt dem südl. Teile des Bezirks Tomsk,
ein Gebiet von über 483000 qkm mit etwa 700000 E. Der überwiegende Teil dieser Bevölkerung besteht aus
Bauern, der kleinere aus Berg- und Hüttenarbeitern, die teils in den Bauerndörfern angesiedelt, teils bei den Werken geblieben
sind, außerdem aus nomadisierenden Volksstämmen.
Die Thäler des Ob und des Alej trennen zwei sehr verschiedene Hälften. Die Osthälfte ist gebirgig
und vielfach bewaldet, hat rauheres Klima als die Westhälfte, eignet sich aber dennoch zum Ackerbau, da sie am Ob fruchtbaren
Boden enthält. Die Westhälfte bildet zwischen dem Ob und Irtysch eine gegen die Steppe geneigte, zum Teil wellige Ebene, ist
fast ganz waldlos, nur von schleichenden Bächen durchzogen, die Seen und Sümpfe bilden, reich an Koch-
und Bittersalz, aber im ganzen mit ergiebiger Fruchterde bedeckt und wegen des etwas mildern Klimas mehr für die Viehzucht
geeignet. In Barnaul ist die mittlere Jahrestemperatur 0,34°. Die Vegetation ist an den südl. und nördl. Gehängen sehr
verschieden, hier Steppe, dort sibir. Wald, oben die Alpenflora. An die Steppe pflegt sich zu unterst die
Kiefer anzuschließen mit Birke und Espe, über 800 m Höhe folgt als Hauptbaum die Lärche.
Die Zirbelkiefer bildet die Waldgrenze, auf der Südseite 1700 m und auf der Nordseite 1350 m hoch, darüber reiche Alpenflora.
Die Kultur folgt dieser Regionsverschiedenheit mit Hirse, Weizen, Hanf u. s. w.
häufiger im Süden und mit Sommer- oder Winterroggen häufiger am Nordhang. Ebenso zieht man vortreffliche Pferde, auch Rinder,
Schafe und Ziegen, viel Federvieh und Bienen, dagegen wenig Schweine. Die Fischerei in den Flüssen und Seen ist sehr ergiebig.
Die Jagd liefert Zobel, Hermeline, gestreifte und andere Eichhörnchen, Murmeltiere, wilde Katzen, Füchse,
Bären, Wölfe, Ottern, Hasen, Rehe, Hirsche, Elen- und Renntiere, Moschustiere, außerdem auch Luchse, Wildschafe, Dachse, Wildschweine
u. s. w. Die ländliche Bevölkerung ist bei weitem die betriebsamste. Abgesehen von den in bergmännischen und metallurgischen
Anstalten Beschäftigten, fehlt es an einem Bürger- und
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Handwerkerstande. Fast der ganze Handel liegt in den Händen wandernder Krämer, der sog. Susdaler, die alljährlich aus dem
Moskauer und Wladimirer Gouvernement nach dem Altai reisen.
Außerordentlich groß ist der Reichtum an Erzen. Die Zahl der in Angriff genommenen Erzlagerstätten im A. B. beläuft sich
auf einige Tausend; die meisten liegen im westl. Teile des Gebirges. Sie liefern Silber, Kupfer, aber auch
Gold, Blei und sehr viel Eisen; vereinzelt, bei Sadowinsk, Tellur. Der Reichtum des an Altaisches Berggebiet Erzen war schon früh bekannt. Die zahlreichen
Grubenbaue längst verschollener Urbewohner, Tschuden- oder Fremdlingsgruben genannt, haben als Fingerzeige zum Einschlagen
neuer Schächte und Grubenwerke gedient.
Peter d. Gr. sandte seit 1715 fruchtlose militär.
Goldsandexpeditionen nach dem Irtysch und dem Saisansee. Schon 1720 wurde an ersterm die wichtige Paßfeste Ust-Kamenogorsk
angelegt, aber erst 1723 in der Nähe des im N. des Schlangenbergs gelegenen Kolywansees Kupfer entdeckt, und 1729 unter
Leitung des Nikita Demidow (s. d.) das erste Kupferhüttenwerk, Kolywanskij
Sawod, bei dem Blauberg oder Sinaja (1652 m), erbaut, dessen Name allmählich auf den ganzen Distrikt überging. (S. Kolywan.)
Darauf verpflanzte man 1731 die Schmelzwerke nach dem jetzigen Barnaul (s. d.), dem Mittelpunkt großartiger Hüttenwerke.
Die im Bereich des Hüttenbezirks befindlichen Bergwerke und Ländereien waren im Besitze Demidows, wurden
aber 1746 Eigentum der russ. Krone. Seitdem eröffnete man eine Menge von Berg- und Hüttenwerken. Das Gold wird vorzüglich
aus Seifen, außerdem durch Ausschmelzen aus den goldhaltigen Silbererzen gewonnen. Der Ertrag ist seit Eröffnung der Seifen
1815-49 beständig gestiegen, hat aber seitdem abgenommen; 1887 betrug er 300 Pud, d. i. ein Siebentel
der gesamten russ. Goldgewinnung.
Die Gewinnung des Silbers hat schon 1743 begonnen; 1887 ergab der Altai 613 Pud Silber. Die bedeutendsten Silberminen sind die
bei Smjeïnogorsk (s. d.), in 415 m Höhe, das in breiter Thalsenkung liegt,
umgeben von kahlen Granit- und Porphyrhügeln, und wo der erzführende, gewaltige Schwerspatgang eine
Mächtigkeit von 20-100 m hat; sie haben von 1745 bis 1854 allein 82 161 Pud geliefert, sind jedoch jetzt nicht mehr so ergiebig.
Kupfererze sind in Menge vorhanden, werden aber wegen Mangel an Absatz in geringer Menge ausgeschmolzen. Eine Steigerung der
Eisengewinnung wurde erst in neuerer Zeit durch die Auffindung eines Steinkohlenlagers ermöglicht. Außer
den Metallen und Kohlen bietet der Altai auch viele Edelsteine, Jaspis, Chalcedon, Karneol u. s. w. In Kolywan werden in großartigen
Schleifwerken Granit, Marmor u. s. w. geschliffen und zur Schmückung der kaiserl.
Paläste verschickt. -
Vgl. Cotta, Der Altai.
Sein geolog. Bau und seine Erzlagerstätten (Lpz. 1871).