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Südabfall, die Holzschnitzerei des Berner Oberlandes und der Salzburger und Tiroler Alpen, [* 2] die Baumwollindustrie von Glarus, die Musselinfabrikation und Stickerei von St. Gallen, Appenzell [* 3] u. s. w. Zu Industriezweigen haben sich aber in den vielbesuchten Gegenden auch das Führer- und Wirtshauswesen entwickelt. Ersteres steht an vielen Orten, so im Montblancgebiet, in den meisten Schweizerkantonen und in den gesamten deutschen und österreichischen Alpen, unter staatlicher Aufsicht; die Führer erhalten nach Vorschlag der Alpenvereinssektionen von der polit.
Behörde die Genehmigung, werden mit einem Abzeichen und einem Führerbuche versehen und sind an einen bestimmten Tarif gebunden. Die Wirtshausindustrie ist, zugleich als Ursache und Wirkung des Fremdenbesuchs, sehr ungleich ausgebildet. Während in den deutschen und schweizerischen Alpen die Wirtshäuser und Gasthöfe den Reisenden durchweg ein ordentliches Unterkommen sichern und teilweise, wie die Gasthöfe in den besuchtesten Gegenden der Schweiz, [* 4] Salzburgs und Tirols, eines europ. Rufs genießen, sind die Westalpen mit Ausnahme der Umgebung des Montblanc und, abgesehen von dem Gebiet der oberital.
Seen, auch der Südabhang nur spärlich mit Gasthäusern, oft niedersten Ranges, versehen. Auf fast allen wichtigen Bergpässen sorgen Hospize (Tauernhäuser, Cantonnièren) für die Beherbergung der Reisenden, für Arme unentgeltlich. Für die Reisen in den Hochalpen endlich sind besonders in den deutschen und schweizerischen Alpen durch die Bemühungen der Alpenvereine Unterkunftshütten (Klubhütten u. s. w.) errichtet worden, die dem Bergsteiger ein schützendes Obdach mit Lager- und Feuerstelle gewähren.
Zu den Gegenden des stärksten Touristenverkehrs in den Alpen gehören das Chamonixthal, das Berner Oberland mit Interlaken, die Ufer des Vierwaldstätter Sees mit Luzern [* 5] und dem Rigi, das Nicolaithal mit Zermatt im Wallis, das Engadin in Graubünden, das Gebiet der ital. Seen, die Salzburger und die Ufer der Seen des Salzkammergutes. Montreux am obern Genfer See, Davos in Bünden, Meran [* 6] in Südtirol und viele andere Plätze sind als klimatische Kurorte bekannt, und außerdem bieten die Alpen besonders in ihren deutschen und schweiz. Teilen eine sehr große Menge von Sommerfrischen für die zahllosen Reisenden, die jedes Jahr, von der freundlichen Anmut der Voralpen oder der wilden Großartigkeit der Hochalpen angezogen, die Alpen zu ihrem Reiseziel wählen.
Der größte Teil der Reisenden beschränkt sich auf die Vor- und Mittelalpen. Das eigentliche Hochalpengebiet, die Schneeregion, wird, weil weniger leicht zugänglich, auch weniger oft besucht, obwohl auch diese Region in der neuesten Zeit viel von ihren früher gefürchteten Schrecknissen verloren hat. Besonders häufig werden als Zielpunkt von Gletscherfahrten und Besteigungen gewählt die Massive des Montblanc, Monte-Rosa und Finsteraarhorn, die Berninagruppe, die Ötzthaler und Ortleralpen, die Hohen Tauern, das Wettersteingebirge, die Salzburger und die Dolomit- und Porphyrkegel der Südtiroler Alpen.
Alpenkunde. Bis gegen das Ende des 18. Jahrh. waren die in der Wissenschaft wie in der Kunst und Dichtung noch ziemlich unbekannt. Sie galten als ein rauhes, wildes Land, beschwerlich und gefährlich zu bereisen, und wenn auch einzelne Pioniere der Wissenschaft, wie die Züricher Naturforscher Konrad Geßner (1516-65), J.J. Scheuchzer (1672-1733), von Haller (1708-77) und H. B. de Saussure (1740-99), es wagten, das gefürchtete und mißachtete Gebiet zu erforschen, so gaben sie damit nur eine Anregung, die erst im 19. Jahrh. kräftig wirkte, während sie die Zeitgenossen wenig berührte. In neuerer Zeit ist nun die Erforschung der Alpen eine Lieblingsaufgabe der Naturwissenschaften und der Geographie geworden.
Auf dem Gebiete der Geologie [* 7] der und der Gletscherbeobachtungen sind zu erwähnen die Namen Agassiz, L. von Buch, Charpentier, Cotta, Desor, Dollfuß, Escher von der Linth, Forbes, von Hauer, Sir R. Murchison, von Richthofen, von Sonklar, B. Studer, Theobald, Tyndall, K. Vogt, Alpen Heim, E. Sueß, Neumayr, Simony, von Gümbel, F. Pfaff, O. Heer, E. von Mojsisovics, Stur, Stache, Vacek, Teller, Bittner, Fritz Frech, Diener, Geyer, Richter, Forel, Finsterwalder u. a.; mit der Fauna haben sich beschäftigt F. von Tschudi, mit der Flora Wahlenberg, Hegetschwyler, H. Christ, Kerner u. a.; die physik.
Geographie wurde durch die Gebrüder H. und von Schlagintweit gefördert. Weniger genau untersucht als die deutschen und schweizerischen Alpen, haben doch auch die französischen und die italienischen, jene in Lory, Favre und de Mortillet, diese in Sismonda, Gastaldi u. a. ihre Erforscher aufzuweisen. Für die Topographie der Alpen wird namentlich durch die Karten der Generalstäbe gesorgt, und seitdem alle Teile der von den verschiedenen Alpenvereinen (s. d.) durchwandert werden, hat die Topographie nicht unwesentliche Fortschritte gemacht.
Ebensowenig wie im 18. Jahrh. sich die Wissenschaft an die Alpen wagte, beschäftigten sich Kunst und Dichtung mit ihnen.
von Haller mit seinem berühmten Gedicht «Die Alpen», bezeichnet auch hier den Wendepunkt, seither sind die Alpen auch hierin zum Lieblingsgebiet geworden (vgl. Götz, Deutsch-schweiz. Dichter und das moderne Naturgefühl, Stuttg. 1887). Die Schönheit der Alpenwelt wird von Dichtern aller Zungen gefeiert, das Leben der Bewohner geschildert, und Vorwürfe aus den Alpen finden sich sowohl in den Landschaften wie in den Genrebildern vieler Galerien in überraschender Menge; vorzugsweise sind Calame und Diday, von Kalkreuth, Vautier, Defregger u. a. hervorzuheben.
Von den zahlreichen Photographen, die die Alpen zu ihrem Wirkungsfelde gewählt haben, sind Charnaux in Genf, [* 8] Johannes in Partenkirchen, Valdi und Würthle in Salzburg, [* 9] Beer in Klagenfurt, [* 10] Beck in Straßburg, [* 11] vor allen aber die Amateur-Photographen Donkin in London, [* 12] Vittorio Sella in [* 13] Florenz [* 14] und Baptist Hämmerle in Dornbirn die bekanntesten. Hauptsächlich für topogr. Zwecke, zum leichten Zurechtfinden und als Ergänzung der Karten, dienen die von Alpenvereinen veröffentlichten Panoramen.
Litteratur. Agassiz, Etudes sur les glaciers (Neuchâtel 1840);
Desor, Excursions et séjours dans les glaciers et les hautes régions des Alpes (ebd. 1844);
ders., Nouvelles excursions (ebd. 1845);
Schaubach, Die Deutschen Alpen (5 Bde., Jena [* 15] 1845-47; 2. Aufl. 1865-74);
Agassiz, Nouvelles études (Par. 1847);
Schlagintweit, Untersuchungen über die physik.
Geographie der Alpen (Lpz. 1850 u. 1854); B. Studer, Geologie der Schweiz (2 Bde., Bern [* 16] 1851-53); Schlagintweit, Neue Untersuchungen über die physik. Geographie der Alpen (Lpz. 1854); Tschudi, Tierleben der Alpenwelt (ebd. 1854; 11. Aufl. 1890); Becker, Österr. Vaterlandskunde, Tl. 1 (Wien [* 17] ¶
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1855); Tyndall, Glaciers of the Alps (Lond. 1860);
ders., Mountaineering in 1861 (ebd. 1862);
Berlepsch, Die in Natur- und Lebensbildern (Lpz. 1861; 5. Aufl. 1885);
Desor, De l'orographie des Alpes (Neuchâtel 1862; deutsch Wiesb. 1864);
Studer, Geschichte der physik.
Geographie der Schweiz (Zür. 1863); Berlepsch, Schweizerkunde (Braunschw. 1864; 2. Aufl. 1875); Ruthner, Aus den Tauern. Berg- und Gletscherreisen (Wien 1864); ders., Aus Tirol. [* 19] Berg- und Gletscherreisen, neue Folge (ebd. 1869); G. Studer, Über Eis [* 20] und Schnee. [* 21] Die höchsten Gipfel der Schweiz und die Geschichte ihrer Besteigung (3 Abteil., Bern 1869-71); Allgemeine Beschreibung und Statistik der Schweiz (hg. von Wirth, 3 Bde., Zür. 1870-75); Der Alpenfreund. Monatsschrift für Verbreitung von Alpenkunde (Gera [* 22] 1870-79);
Tyndall, Hours of Exercise in the Alps (Lond. 1871; deutsch, 2. Aufl., Braunschw. 1875i);
Whymper, Scrambles amongst the Alps (Lond. 1871; deutsch Braunschw. 1872);
Studer, Index der Petrographie und Stratigraphie der Schweiz und ihrer Umgebungen (Bern 1872);
Herm. Schmid und Karl Stieler, Aus deutschen Bergen [* 23] (Stuttg. 1872);
Tuckett, Hochalpenstudien (2 Bde., Lpz. 1873-74);
Rütimeyer, Über Thal- und Seebildung.
Beiträge zum Verständnis der Oberfläche der Schweiz (1. und 2. Aufl., Bas. 1874); Obermüller, Die Alpenvölker. Histor.-ethnolog. Forschung (Wien 1874);
Suesi, Die Entstehung der Alpen (ebd. 1875);
Noë, Deutsches Alpenbuch (6 Bde., Glogau [* 24] 1875-88);
Ziegler, über das Verhältnis der Topographie zur Geologie.
Text zur topogr. Karte vom Engadin und Bernina (2. Aufl., Zür. 1876);
Pfaff, Die Naturkräfte in den Alpen (Münch. 1877);
Gsell-Fels, Die Schweiz (2 Bde., ebd. 1877);
Heim, Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung [* 25] (2 Bde., Bas. 1878);
Pfaff, Der Mechanismus in der Gebirgsbildung (Heidelb. 1880);
Gsell-Fels, Die Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz (Zür. 1880; 3. Aufl. 1892);
Umlauft, Die österr.
Alpenländer in Wort und Bild (2 Bde., Wien 1881);
Haardt, Die Einteilung der Alpen (ebd. 1882);
Grube, Alpenwanderungen (3. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1885-86);
Illustrierter Führer im österr.
Alpengebiet (Wien 1885);
Umlauft, Die Alpen (ebd. 1885-86);
Zsigmondy, Die Gefahren der Alpen 13. Aufl., Augsb. 1893);
Alpen. Böhm, Einteilung der Ostalpen (Wien 1887);
C. Diener, Der Gebirgsbau der Westalpen (ebd. 1891);
Dent, Mountaineering (Lond. 1892);
Fraas, Scenerie der Alpen (Lpz. 1892);
Die Erschließung der Ostalpen, hg. vom deutschen und österr.
Alpenverein (3 Bde., Berl. 1892-94); Moesch, Geolog. Führer durch die Alpen, Pässe und Thäler der Centralschweiz (Zür. 1894);
Purtscheller und Heß, Der Hochtourist in den Alpen (2 Bde., Lpz. 1894);
die Schriften der Alpenvereine (s. d.);
die Arbeiten von Payer und von Sonklar in den Ergänzungsheften zu den Petermannschen «Mitteilungen» (Gotha). [* 26]
Reisehandbücher: Ball, Guide to the Alps (3 Bde., Lond. 1863 fg.);
Murray, Handbook for travellers ect. (ebd.);
Baedekers Reisehandbücher: Schweiz, Oberitalien, [* 27] Südbayern, Tirol und Salzburg (Lpz.);
Waltenberger, Specialführer durch die deutschen und österreichischen Alpen (3 Bde., Augsb. 1879-80);
Meyers Reisebücher (Lpz.);
Amthor, Führer durch Tirol (7. Aufl., Lpz. 1892);
von Tschudi, Der Turist in der Schweiz (32. Aufl., Zür. 1892);
Joanne, Itinéraires ect. (Par.);
Berlepsch, Die Schweiz (22. Aufl., Zür. 1890);
Trautwein, Das bayr. Hochland und das angrenzende Tirol und Salzburg;
Martelli e Vaccarone, Guide delle Alpi Occidentali (Tur. 1889).
Unter den Karten:
1) Allgemeine: Raymond, Carte topographique et militaire des Alpes (13 Bl., Par. 1820);
Herm. Berghaus, Karte der Alpen, nach Mayrs Atlas [* 28] der Alpenländer umgearbeitet (8 Bl., Gotha 1870);
Steinhauser, Alpenkarte (Wien 1875): Michel, Alpenkarte (Münch. 1878 fg.);
2) Westalpen: Karten des franz. und des ital. Generalstabes;
Favre, Carte des parties de la Savoie ect. (Winterth. 1861);
3) Schweiz: General Dufour, Topogr. Atlas (1:100000, 25 Bl.); Topogr. Atlas im Maßstab [* 29] der Originalaufnahmen (1:50000 das Hochland, 1:25000 das Flachland, Alpen, 546 Bl.);
Studer und Escher von der Linth, (Winterth.);
Ziegler, Hypsometrische Karte der Schweiz (ebd.);
Leuzinger, Neue Karte der Schweiz (Bern); Alpine Club map of Switzerland (Lond.);
Generalkarte (4 Bl., hg. vom Topographischen Bureau, bearb. von Dufour, 1:250000, Bern); 4) Deutsche [* 30] Alpen:. Neue Specialkarten (hg. vom k. k. Militärgeographischen Institute in Wien);
Heyberger, Topogr. Specialkarte für die Alpen Bayerns u. s. w. (Münch.);
Mey und Widmayer, Karte des bayr. Oberlandes (ebd.);
Maschek, Neueste Touristenkarte (Wien).
Unter den Reliefkarten: Schweiz: von J. Bürgi (Basel), [* 31] E. Beck (Bern), Imfeld (Sarnen) und Scholl (St. Gallen);
Deutsche von Pauliny (Wien) und Keil (Salzburg).
Die besten Übersichtskarten sind: Ravenstein, Karte der Ostalpen in 9 Bl. (1:250000); Lenzinger, Reliefkarte von Tirol, Südbayern und Salzburg (1:500000); ders., Reliefkarte der Schweiz (1:530000); Petters, Neue Karte der Alpen (1:850000, Augsb. 1894).