mehr
des Baumwuchses, also
ungefähr bis 1800 m reicht; die
Region der Mittelalpen
, von der
Baumgrenze bis zur Firnlinie reichend,
also
von 1800 m bis 2800 m; die
Region der Hochalpen
, das Gebiet des «ewigen Schnees» (Firn) umfassend.
Am reichlichsten sind diese
Stufen auf der Nordseite der Alpen
,
[* 2] besonders in den Ostalpen
, entwickelt, da
sich dort das
Gebirge sehr al
lmählich zur Ebene abdacht. Der Südabfall ist steiler, so daß man dortselbst im Abstiege häufig
die verschiedensten
Klima- und Vegetationsgebiete durchschreitet und in wenigen
Stunden aus der Eisregion in Kastanienwal
dungen
herabgelangt. Die Mehrzahl der hervorragendern Al
pengipfel erreicht 3000-4300 m Höhe. Die Westalpen
sind höher als
die Ostalpen, welche nur einen einzigen Gipfel von über 4000 m Höhe, den Piz
Bernina (4052 m), aufweisen.
Die sechs höchsten Alpengipfel sind: Montblanc (4810 m), Monte Rosa (4638 m)
Dom (4554 m), Lyskamm (4538 m),
Weißhorn (4512
m), Matterhorn (4505 m);
die übrigen Gipfel messen schon unter 4500 m. Die Durchschnittshöhe beträgt 1400 m.
Geologischer Bau. Die Alpen sind gleich den meisten übrigen großen Gebirgszügen der Erde ein Faltungsgebirge, entstanden durch einen tangentiellen Zusammenschub der festen Erdkruste. Der Betrag der Faltung ist sehr bedeutend; man hat gefunden, daß die Alpen, wenn man ihre Falten ausgleichen könnte, 120 km an Breite [* 3] gewinnen würden, so daß also das Alpenland durch den Zusammenschub beinahe auf die Hälfte seiner ursprünglichen Breite gebracht wurde. Trotzdem sind in den Alpen die Falten nicht das eigentlich formgebende Element; das Gebirge tritt uns vielmehr als gewaltige Ruine eines Baues entgegen, dessen ursprünglich tektonischen Grundzüge durch die Einwirkung von Denudation und Erosion [* 4] stellenweise bis ins Unkenntliche verändert wurden. Mächtige Bergketten verlaufen heute, wo sich nach dem tektonischen Grundriß des Gebirges ein tiefes Faltenthal befinden sollte, und an Stelle eines hochgeschwungenen Faltenzugs begegnet man nicht selten einer tiefeinqeschnittenen Thalung. Die Menge des durch Wasser abgetragenen und weggeführten Materials dürfte die Hälfte der ursprünglichen Gesamtmasse betragen.
Die Felsarten der Alpen sind teils krystallinisch, teils sedimentär. Das Grundgerüste der Alpen wird von einem krystallinischen Kern gebildet, der von einem Mantel sedimentärer Gesteine [* 5] umgeben ist. Der krystallinische Kern bildet aber kein zusammenhängendes Ganzes, sondern teilt sich in einzelne (etwa 36) «Centralmassen», die durch geschichtete Gesteine voneinander getrennt werden. Die am vollkommensten krystallinisch ausgebildeten Gesteine, besonders Gneis und Granit, bilden stets den Kern des Massivs, während die unvollkommen ausgebildeten Gneise, Amphibolgneise, Glimmerschiefer, Talkschiefer, Chloritschiefer, Kalkglimmerschiefer, grüne und graue Schiefer mit krystallinischen Kalklagen, Kalkthonschiefer u. s. w. nach außen zu folgen.
Die Struktur der Centralmassen ist entweder eine fächer- oder eine gewölbeartige, je nachdem der Betrag der Faltung ein größerer oder ein geringerer gewesen. In den westlichen Alpen haben die Centralmassive eine ellipsoidische Gestalt, in den östlichen Alpen treten mehr rückenartig fortlaufende Längsmassen hervor. In ihrer Gesamtheit bilden die Centralmassen die Mittelzone der Alpen, die nördlich und südlich von je einer Zone sedimentärer Gesteine begleitet wird.
Diese Anordnung kommt jedoch erst in den Ostalpen zur vollen Geltung, da in den Westalpen die südl. Sedimentärzone größtenteils niedergebrochen und daher heute nicht mehr vorhanden ist. Die Art und Weise, in der die einzelnen sedimentären Formationen in den Alpen auftreten, läßt erkennen, daß die letztern aus ursprünglich vereinzelten Gebieten von eigenartiger geolog. Entwicklungsgeschichte bestehen, die erst in verhältnismäßig junger Zeit von gleichsinnigen dynamischen Bewegungen erfaßt und zu einem einheitlichen Kettengebirge umgestaltet worden sind.
Die paläozoischen Formationen sind im allgemeinen spärlich entwickelt, was darauf hindeutet, daß die Alpen zu jener Zeit größtenteils Festland gewesen sind. Silur und Devon [* 6] sind mit Sicherheit nur in den Ostalpen nachgewiesen, Carbon und Perm dagegen finden sich schon in größerer Verbreitung sowohl in den Ost- wie Westalpen; die letztern Bildungen sind jedoch nicht marinen Ursprungs, sondern kamen in Binnenseen oder in Ästuarien zur Ablagerung. Erst zu Beginn der mesozoischen Periode fand eine umfassende Submersion eines Teils des Alpengebietes statt, indem die Ostalpen, bislang mit den Westalpen und dem böhm. Festlande zusammenhängend, sich durch Senkung von beiden lostrennten.
Die Senkung erfolgte allmählich und hielt durch lange Zeit an, was aus der enormen Mächtigkeit der ostalpinen triasischen Bildungen und aus dem häufigen Wechsel der Facies, der die Ablagerung aus einer Tiefsee ausschließt, hervorgeht. In ähnlichem Maße, als die Senkung vorschritt, lagerten sich die Sedimente aufeinander, so daß das Meer immer verhältnismäßig seicht blieb und gewiß niemals jene Tiefe von mehrern tausend Metern erreichte, wie sie der Mächtigkeit jener Sedimente entsprechen würde.
Die Westalpen waren zur Triaszeit größtenteils Festland und sanken erst mit Anbruch der Juraperiode allmählich unter den Meeresspiegel hinab, weswegen auch das westalpine Kalkgebirge im Gegensatze zu dem ostalpinen vorzugsweise aus Malm- und Kreidebildungen besteht. Die Ostalpen hinwieder begannen schon vor und während der Kreidezeit neuerdings über den Meeresspiegel sich zu erheben, und zwar begann die Hebung im Osten und schritt von da gegen Westen vor, was aus dem Umstande ersichtlich wird, daß in der angegebenen Richtung immer jüngere Formationsglieder über die ältern die Oberhand gewinnen.
Nur die Wiener Randstein- oder Flyschzone scheint zur Kreide- und ältern Tertiärzeit, im Gegensatze zu den sich hebenden Nordostalpen, einen langsam, aber stetig sich senkenden Meeresstrich gebildet zu haben und ist demnach als die eigentlich geologische und nur der Ausbildung nach veränderte Fortsetzung der schweiz. Kalkalpen zu betrachten. Während zur jüngern Tertiärzeit die Gebirgsbildung [* 7] der Ostalpen schon beendet war, hatten die Westalpen und die Flyschzone erst während des Miocäns begonnen, sich über den Meeresspiegel zu erheben, und die Aufwölbungen und Überschiebungen der schweiz. Molasse bekunden, daß der Faltungsprozeß bis in die allerjüngste Zeit hinein andauerte. Die Grenze zwischen diesen beiden großen, in ihrer Entstehungsgeschichte so sehr verschiedenen Teilen des Alpengebietes wird im N. durch die Rheinlinie, im S. durch den Lago Maggiore bezeichnet. Der Trias-Lias-Zug, der den ganzen Nordrand der Ostalpen von Wien [* 8] her begleitet, setzt nicht über den Rhein hinüber, sondern wendet ¶
(Doppelseitige Farbkarte) ¶
Maßstab [* 11] 1:2.550.000 ¶
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sich im Rhätikon, der eingangs erwähnten allgemeinen Biegung des ostalpinen Gebirgsbogens entsprechend, gegen SW. und S., woselbst er durch transversal von W. herübergreifende Kreidebildungen plötzlich abgeschnitten wird. Weiter südlich, jenseit des Einsturzgebietes des Prättigaus, tauchen triasische Kalke wieder auf und verbreiten sich bis in die Gegend der Bernhardin- und Splügenpässe, nach Oberhalbstein und über den Albulapaß bis zum Ortler. In den Alpen westlich vom Rhein fehlen die Ablagerungen der Trias- und Liasperiode entweder ganz, oder treten nur in einzelnen Streifen auf, ohne zusammenhängende Gebirgszüge von größerer Ausdehnung [* 13] zu bilden. Im Süden fehlen die Kalkalpen westlich vom Lago Maggiore ganz.
Weitere Unterschiede zwischen Ost- und Westalpen sind in letzter Linie durch die geogr. Verteilung der dem Alpengebirge im N. vorgelagerten alten krystallinischen Massen bedingt. Während die Ostalpen bei ihrer Entstehung nur an ihrem östl. Ende mit der Südspitze der «Böhmischen Masse» zusammenstießen, stellten sich der Entfaltung der Westalpen der Schwarzwald, die Vogesen und das Französische Centralplateau entgegen; infolgedessen wurde die faltende Kraft, [* 14] die sich in den Ostalpen über weitere Entfernungen verteilen konnte, in den Westalpen gewissermaßen konzentriert und mußte deshalb hier eine stärkere Aufbäumung der Gebirgsmassen bewirken.
Der Mangel an großen Längenthälern ist eine unmittelbare Folge dieser Erscheinung; den drei großen Längsthalzügen der Ostalpen: Inn-Salzach-Enns, Mur-Mürz, Rienz-Drau, ist in den Westalpen als gleichwertig nur der Thalzug Rhône-Rhein gegenüberzustellen. Ost- und Westalpen bestehen nämlich nach den neuern geolog. Forschungen aus einzelnen aneinandergeschobenen Parallelketten, die ebensovielen Faltenzügen entsprechen. In den Ostalpen war der Zusammenschub gering, der Faltenwurf beschränkte sich auf Gewölbebildung, die Ketten blieben voneinander getrennt, so daß sich in den Mulden zwischen ihnen Längsthäler herausbilden konnten; ja im äußersten Osten treten die Ketten sogar fingerförmig auseinander.
In den Westalpen dagegen war der Zusammenschub äußerst heftig, die Ketten konnten sich nach Norden [* 15] nicht ungehindert ausbreiten und wurden infolgedessen so heftig an- und ineinander gepreßt, daß sie in der Plastik des Gebirges nicht allenthalben selbständig hervortreten, sondern vielfach nur von dem Geologen nachgewiesen werden können. So sehr wurden die Falten zusammengepreßt, daß es zur vollständigen Überkippung kam, zur sog. Fächerbildung, die, im Gegensatze zu der Gewölbestruktur der Ostalpen, für einen großen Teil der Westalpen charakteristisch ist.
Die starke Krümmung des westalpinen Gebirgsbogens und die damit Hand [* 16] in Hand gehende Verkürzung seines innern Randes gegenüber dem äußern, hatte in dem erstern auch seitliche Druckwirkungen zur Folge, die senkrecht auf die allgemeine Faltung gerichtet waren und stellenweise das Übergewicht über diese gewannen. Daher kommt es, daß die Umbiegung des Adulasystems, die unter dem Widerstände der Ostalpen erfolgte, nicht das einzige Beispiel ihrer Art geblieben ist, sondern sich im Innern des Gebirgsbogens auch anderwärts wiederholt.
Das meridiane Streichen einzelner Glieder [* 17] der Tessiner und der Monte-Rosa-Gruppe, sowie die Hinneigung zu der Bildung von Ringgebirgen in den östl. Teilen der Grajischen und der Cottischen Alpen sind Folgen der Behinderung, die der Faltungsprozeß an der Innenseite des großen Bogens in sich selbst gefunden hat, und die Bedeutung dieser Erscheinung wird dadurch nicht wenig vermehrt, daß ähnliche Vorkommnisse an der Außenseite der Alpen gänzlich fehlen.
Das verwickelte innere Gefüge der Westalpen, ihre große Höhe und die häufige Wiederkehr der fächerförmigen Aufrichtung der Schichten erscheinen also in gleicher Weise durch den passiven Einfluß der alten ruhenden Massen bedingt, die sich einer weitern Ausbreitung des Gebirges gegen W., NW., N. und NO. entgegenstellten. Die bedeutende Höhe und die geringe Breite dieses Gebirgsgürtels wiederum verursachen, daß man in demselben einer so außerordentlichen Tiefe der Thaleinschnitte begegnet.
Denn da sich hier das Gefälle der Flüsse [* 18] jederzeit auf eine kürzere Strecke verteilte als in den breitern Ostalpen, die noch dazu nicht gerade auf den kürzesten Wegen entwässert werden, so war die Wirkung der Erosion gesteigert, und es konnte eine raschere Tieferlegung der Thalsohlen erzielt werden. Am Fuße des gewaltigsten Bergriesen der Alpen, des 4810 m hohen Montblanc, ist Chamonix in einer Höhe von nur 1052 m gelegen! Einen auffallenden Zug besitzen die Westalpen ferner in dem stark zickzackförmigen Verlauf ihrer Hauptwasserscheide, der als eine unmittelbare Folge der überwiegenden Querthalbildung zu betrachten ist.
In den Ostalpen, deren Entwässerung durch Längenthäler geregelt wird, nimmt der Höhenzug des Gebirges, und mit ihm die Wasserscheide, einen mehr geradlinigen Verlauf. Die Querthäler sind hier zu kurz, als daß sich wesentliche Unterschiede hinsichtlich ihrer Verzweigung geltend machen könnten, und vermögen deshalb die Wasserscheide nur zu ganz geringen Ausweichungen zu bewegen. Der nach Süden einspringende Winkel [* 19] der Wasserscheide in ihrem Verlaufe vom St. Gotthard über die Bernina zur Reschenscheideck ist jedoch durch den fast rechtwinkligen Aufeinanderstoß des westl. und des östl. Alpenbogens bedingt.
Die Thäler in den Alpen unterscheidet man als Längs- und Querthäler; erstere stimmen mit der Richtung der Gebirgsketten überein und zeichnen sich bei meist geringem Gefälle durch eine bedeutende Längenausdehnung aus; letztere verlaufen senkrecht zu der Gebirgsrichtung und sind meist kurz und steil. Beispiele ersterer Art sind die bereits erwähnten Thäler der Rhône, des Rheins, Inns, der Salzach, Enns, Mur, Mürz, Drau u. s. w., Beispiele der letztern Art sind die Thäler der Neuß, [* 20] des Tessin, Oglio, das Ötzthal, Zillerthal, Gasteiner Thal [* 21] u. a. m. Bezeichnend für die Querthäler ist ihre Stufenbildung, die darin besteht, daß in verschiedener Höhe gelegene, mehr ebene Thalböden durch Steilabfälle miteinander verbunden sind.
Ist der Abfall jäh und kurz, dann bildet der Thalbach daselbst einen Wasserfall (Handeckfall, Krimmler Fälle, Gasteiner Fall, Gößnitzfall, Waldbachstrub u. s. w.); verteilt sich die Abstufung jedoch auf eine längere Strecke, und fließt daselbst der Bach in einer tiefen Schlucht, dann nennt man dies eine «Klamm» (Kitzlochklamm, Liechtensteinklamm, Wimbachklamm u. s. w.). Eine dritte Gruppe von Thälern bilden die Durchbruchsthäler, die Gebirgsketten quer durchbrechen (Rhônethal zwischen Martigny und Genfer See, Innthal zwischen Wörgl und Kufstein, Salzach zwischen Bischofshofen und Salzburg, [* 22] Enns zwischen Admont und Steyr u.s. w.).
Die Alpen sind das Hauptquellengebiet von Mitteleuropa, doch nehmen sie nur auf einer kurzen ¶