Wien»; er bezweckt vornehmlich die Verbesserung der Lage der Juden im eigenen Lande, besonders in Galizien, hat aber auch das
Auge auf die allgemeinen Interessen des Judentums gerichtet und hat sich besonders bei der großen Katastrophe der Judenverfolgung
in Rußland 1881-82 durch Thätigkeit und Opfer ausgezeichnet.
(frz. alliance), Bündnis, die durch förmlichen Vertrag (nicht in bloß vertraulicher Verständigung, wie beim
fälschlich sog. Dreikaiserbund von 1872) getroffene Verabredung mehrerer Staaten zu polit. Zusammenwirken. Obwohl beim Abschluß
einer Allianz ein bestimmter Kriegsfall nicht vorgesehen zu sein braucht, wird doch regelmäßig die Möglichkeit
eines solchen ins Auge gefaßt sein. Daher unterscheidet man die bloße Defensivallianz (Verteidigungsbündnis),
welche nur die Verpflichtung zum Schutz gegen den Angriff eines Dritten begründet, von der Offensiv- und Defensivallianz
(Schutz- und Trutzbündnis), welche zugleich Bestimmungen über ein gemeinsames angriffsweises Vorgehen der Alliierten (Verbündeten)
enthält.
Die zwischen mehr als zwei Staaten geschlossenen Allianz werden als Tripel-, Quadrupel- u. s. w. Allianz unterschieden
und durch diese Benennungen auch einzelne geschichtlich merkwürdige Allianz ausgezeichnet. So heißt Tripelallianz die 1668 zwischen
England, Schweden und den Niederlanden zum Zweck der Vermittelung zwischen Frankreich und Spanien geschlossene Allianz; neuerdings
wird auch wohl das zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und Italien bestehende Bündnis (s. Dreibund)
als Tripelallianz bezeichnet.
Quadrupelallianz heißt besonders die 1834 zwischen England, Frankreich, Spanien und Portugal zum Zweck eines übereinstimmenden
Verhaltens gegenüber den in den beiden letztern Staaten ausgebrochenen Bürgerkriegen geschlossene Allianz. Die gegen das Übergewicht
Ludwigs XIV. von Frankreich und Karls XII. von Schweden gebildeten Bündnisse wurden damals als «große»
Allianz bezeichnet. Erst neuere franz. Schriftsteller haben den Namen «Koalition» mit einem gehässigen Beiklange für die gegen
das republikanische und Napoleonische Frankreich geschlossenen europäischen Allianz aufgebracht.
Von dem Bündnisse unterscheidet sich als dauernde Vereinigung der Bund (confédération), welcher, wenn auch der Form nach
nur als völkerrechtliches Verhältnis eingegangen (sog. Staatenbund), doch bei ernstlichem Bestande unvermeidlich
in einen staatsrechtlichen Charakter übergeht. (S. Bundesstaat.)
(spr. ällibohn), Samuel Austin, nordamerik. Bibliograph, geb. zu Philadelphia, ward Kaufmann und
erwarb gründliche Kenntnisse auf dem Gebiete der engl. Litteratur, die er in Aufsätzen für die «North
American Review» u. a. verwertete. 1879 wurde er Bibliothekar der Lennox-Bibliothek zu Neuyork. Allibone starb zu Luzern.
Er veröffentlichte:
«A critical dictionary of English literature and British and American authors» (3 Bde., Philadelphia und Lond. 1859-72),
sein
Hauptwerk, mit biogr., kritischen und bibliogr. Notizen über 46 499 Schriftsteller, wozu ein Supplement
von Kirk (2 Bde., Philadelphia 1891) erschien; «Alphabetical index to the New Testament» (1869),
«Poetical quotations from
Chaucer to Tennyson» (1873),
«Prose quotations from Socrates to Macaulay» (1876),
«Great authors of all ages» (1880) u. a.
Außer religiösen Traktaten schrieb er auch von positivem Standpunkte «The
Union Bible companion» (1871).
(spr. alliéh), im Altertum Elaver, linker Nebenfluß der Loire in Frankreich, entspringt 1423 m hoch auf den
Montagnes de la Margueride im Depart. Lozère, fließt in nördl. Richtung durch dieses und die Depart. Haute-Loire, Puy-de-Dôme
und Allier, wird bei Chanteuges flößbar und bei Fontanes schiffbar, bildet zuletzt die Grenze zwischen den
Depart. Cher und Nièvre und mündet nach einem 375 km langen Laufe (wovon 247 km schiffbar) 6 km
unterhalb Nevers in die Loire. Im obern Laufe ist er zwischen dem Gebirge von Forez im O. und von Auvergne im W. in einem engen
Becken von romantischen Ufern eingeschlossen.
Da er daselbst häufig austritt und große Verwüstungen anrichtet, hat man ungefähr 40 Sammelbecken zur Regelung seinem
Laufes im Sommer angelegt. Der Schiffahrt stehen viele Hindernisse entgegen; von Moulins an hat er in der größern Hälfte
des Jahres nur 40 cm Wasserstand; auch schwankt seine Breite im Depart. von 125 bis 380 m und an der Mündung
beträgt sie sogar 500 m. Von Brioude bis Vichy reicht die fruchtbare Ebene Limagne, die im W. von den dichtbewohnten Berggeländen
der Auvergne begrenzt wird. Weiterhin kommt offenes, welliges Flachland.
(spr. allĭéh), Departement im mittlern Frankreich, nach dem Flusse Allier benannt, in der alten
Provinz Bourbonnais, zwischen Loire und Cher, grenzt im N. an das Depart. Nièvre, im O. an Saône-et-Loire
und Loire, im S. an Puy-de-Dôme, im W. an Creuse und Cher, hat 7308,37 (nach Berechnung 7380) qkm, (1891) 424 382 E., darunter 918 Ausländer,
und zerfällt in die 4 Arrondissements: Moulins, Montluçon, Gannat und La Palisse mit 28 Kantonen und 321 Gemeinden.
Hauptstadt ist Moulins.
Auf den Gehängen und am Fuße des centralen franz. Hochlandes gelegen, bildet es eine wellenförmige
Ebene, die sich gegen N. neigt und sich nördlich von der Linie Lételon an dem Cher über Moulins nach
Tampierre nicht unter 200 und südlich davon nicht unter 300 m senkt, mit Ausnahme der Flußthäler, die sich zu Thalebenen
erweitern, deren bedeutendste die Limagne an der Vereinigung der Sioule und des Allier ist. Gebirgig ist nur der Südosten, wo
sich auf den Ausläufern des granitischen Forezgebirges der Puy-de-Montoncel (1292 m) erhebt.
Die zahlreichen Gewässer des Landes, unter denen in der Mitte der Allier mit der Sioule und dem Andelot, im W. der Cher mit der
Aumance, im O. die Besbre die bedeutendsten sind, gehen sämtlich in die Loire und sind, wie die vielen Teiche,
reich an Fischen. Der Boden ist im ganzen fruchtbar, das Klima gemäßigt und gesund. Die Waldungen (734 qkm), namentlich im
N., liefern treffliches Bauholz für die Marine. Die Hügel sind mit Reben bedeckt (143,42 qkm), die roten und weißen Wein
liefern (1889: 114 093, im Durchschnitt jährlich 184 425 hl. Unfruchtbare
Sand- und Heidestrecken sind namentlich (zwischen der Loire und Moulins) die armen Landstriche von Chevagnes und an der Grenze
von Berry die öden Brandes von Lurcy-le-Sauvage. Obwohl der Ackerbau noch zurück ist, wird doch Getreide (1888: 2 650 150 hl
Weizen, 996 822 hl Roggen, 487 635 hl Gerste, 1,7 Mill. hl Hafer) über Bedarf gewonnen.
mehr
423 Daneben besteht Viehzucht (265074 Rinder, 339590 Schafe, 139892 Ziegen). Mineralien, namentlich Eisen (bei Montluçon und
bei Moulins) und Steinkohlen (1888: 888779t, besonders bei Commentry), dann Marmor, Granit, Mühlsteine und Kalk kommen reichlich
vor. Tronçais im SW., eins der wichtigsten Eisenwerke Frankreichs, beschäftigt 500 Arbeiter und liefert jährlich ½ Mill.
kg Eisen. Erheblich sind auch die Fayencefabriken und Glashütten. Die Spiegelfabrik zu Montluçon beschäftigt über 800 Arbeiter.
Außerdem fabriziert man Messer, Leder, Papier, Soda, seidene Borten, Woll- und Baumwollzeuge. Unter den Mineralquellen sind
berühmt die von Vichy (s. d.), von Néris bei Montluçon und von Bourbon-l'Archambault. Der Handel bringt Getreide, Wein,
Vieh, Eisen, Holz, Steinkohlen zur Ausfuhr und wird, wie der Transithandel, durch den schiffbaren und die Eisenbahn (424,7
km) von Paris nach Lyon, von der bei Moulins die Bahnen nach Montluçon, Clermont-Ferrand und Dijon abzweigen, und durch (1886)
500,2 km Nationalstraßen bedeutend befördert. An höhern Unterrichtsanstalten besitzt das Departement 2 Lyceen
und 1 Collège; mit der Volksbildung ist es nicht gut bestellt, 468 Analphabeten waren 1888 unter 3859 Rekruten, bei 3314 Eheschließungen
konnten 913 Männer und 1131 Frauen nicht ihren Namen schreiben.