(Alkmäon, Alcmäon), der Sohn des Amphiaraos (s. d.) und der Eriphyle. Als er den Tod seines
Vaters, der auf Zureden seiner Gattin am Zuge gegen Theben teilnahm und daselbst umgekommen war, durch Ermordung seiner Mutter
gerächt hatte, verfiel er in Wahnsinn und wurde von den Erinnyen verfolgt. Diesen konnte er, nach dem Ausspruche des Orakels,
nur dann entgehen, wenn er sich in einem Lande niederließ, das erst nach der Zeit des Muttermordes entstanden
war, da seine Mutter jedes (zur Zeit bestehende) Land, das ihn aufnehmen würde, verflucht hatte.
Endlich fand Alkmaion Ruhe auf einer jüngst im Flusse Acheloos entstandenen Insel, wo er die Kallirrhoe, die Tochter dieses Flußgottes,
nach Verstoßung seiner Gemahlin Arsinoe heiratete. Allein als er, den Wunsch seiner Gemahlin zu befriedigen,
das von der Harmonia (s.d.) herrührende Halsband der Eriphyle von seinem ersten Schwiegervater Phegeus listigerweise zurückgeholt
hatte, ließ dieser ihn durch seine Söhne ermorden. Die Schicksale des Alkmaion behandelten ein altes Epos (die «Alkmaionis»)
und mehrere Tragödien; doch ist keins dieser Werke erhalten.
gewöhnlicher (Äthylalkohol, Methylcarbinol) oder absoluter, d.i. wasserfreier, Weingeist, C2H6O ,
eine farblose, leichtflüssige, brennend schmeckende, leicht entzündliche Flüssigkeit, die leichter als Wasser
ist, indem sie bei 15 °C. ein spec. Gewicht von 0,7947 hat. Unter dem mittlern Luftdruck von 760 mm Barometerstand siedet
der Alkohol bei 78,5 °C., erstarrt dagegen selbst bei einer Temperatur von etwa -90° noch nicht. Daher eignet sich der Alkohol zur
Füllung von Thermometern, die zur Messung sehr niedriger Temperaturen dienen sollen.
Während Quecksilber schon bei -40° gefriert, wird Alkohol durch die stärkste Kälte, die man hervorbringen kann, nur
etwas dickflüssiger, aber noch nicht fest. Der Alkohol bildet den wesentlichen, berauschenden Bestandteil aller geistigen Getränke
und entsteht gewöhnlich durch Gärung (s. d.) der Zuckerarten, indem sich in der
nicht zu konzentrierten Zuckerlösung nach Hefenzusatz der Zucker in Alkohol, Kohlensäure und noch einige
andere Gärungsprodukte (Glycerin und Bernsteinsäure) zerlegt.
Der Äthylalkohol läßt sich nach Berthelots Entdeckung aus mineralischen Körpern darstellen, indem man das durch trockne Destillation
der Steinkohlen gewonnene schwere Steinkohlengas, das sog. Äthylen oder ölbildende Gas, mit engl. Schwefelsäure
schüttelt. Nach anhaltendem Schütteln löst sich eine bedeutende Menge Gas in der Schwefelsäure auf und wandelt sich in
Äthylschwefelsäure um, die sich beim Erwärmen mit Wasser in und Schwefelsäure spaltet. Diese Bereitungsweise findet aber
keine Anwendung, weil in der Praxis die Gewinnung des Alkohol aus Zucker bequemer und ökonomisch
vorteilhafter ist. Häufig wird der Weingeist aus Pflanzenteilen dargestellt, die keinen Zucker enthalten,
mehr
sondern nur Stärkemehl, wie z. B. die Kartoffeln oder die reifen Samenkörner der Getreidearten
(Roggen, Weizen, Reis, Mais). Dann aber muß durch einen eigentümlichen Prozeß das Stärkemehl erst in Zucker verwandelt werden.
Es geschieht dies durch die Einwirkung eines in den Pflanzen in geringer Menge vorkommenden Stoffs, der Diastase (s. d.), und
man kann den Zuckergehalt der so verwandelten Pflanzenstoffe, z. B. im Malz und in der Maische, an dem süßen Geschmack wahrnehmen.
Vermischt man diese zuckerhaltigen Stoffe mit Wasser, wenn sie dasselbe nicht schon, wie der ausgepreßte Saft der Weintrauben,
enthalten, und überläßt sie der Gärung, so erhält man einen sehr stark mit Wasser verdünnten und
mit vielen andern Stoffen vermengten Alkohol. Man nennt diese alkoholhaltige Flüssigkeit, wenn man sie durch Gärung von Traubensaft
erhalten, Wein, wenn aus in Wasser eingemaischter, in Malz verwandelter Gerste, Bier. Diese Getränke enthalten aber verhältnismäßig
wenig Alkohol, die stärksten südländischen Weine, sofern sie nicht mit Alkohol vermischt sind, was freilich bei
ihrer Bereitung vielfach geschieht, nie mehr als 14 Proz., die stärksten deutschen Biere etwa 6 Proz. Will man alkoholreichere
Getränke haben, so muß man, wie dies bei der Branntweinbereitung geschieht, die durch Gärung erhaltene weingeistige Flüssigkeit
der Destillation unterwerfen.
Dadurch gewinnt man einen stärkern, 80 - 90 Proz. haltigen den sog.
Spiritus, den man durch Verdünnung auf 30 - 50 Proz. in ein Branntwein genanntes Getränk verwandelt. Außer der gegorenen
Kartoffel- und Kornmaische destilliert man auch noch den Wein und erhält so den Franzbranntwein und Cognac. Auf gleiche Weise
gewinnt man auf den Antillen und in Ostindien aus gegorenem Zuckerrohrsaft, auch aus Melasse und andern
Zuckerabfällen, den Rum und aus gegorenem Reis und dem Zuckersafte der Kokos- und Dattelpalme den Arrak.
Durch bloße Destillation läßt sich der Alkohol nicht ganz vom Wasser trennen, obwohl er viel flüchtiger ist als dieses.
Er nimmt immer von dem Wasserdampfe eine bedeutende Menge mit sich fort. Bei der ersten Destillation erhält
man in geeigneten Apparaten einen Spiritus mit etwa 80 Proz. den Rohspiritus. Wird diese Flüssigkeit noch einmal destilliert,
so hat das zuerst übergehende Destillat etwa 90 Proz. und bildet den Spiritus vini rectificatissimus. Dieser kann
durch Destillation höchstens noch auf 95 Proz. gebracht werden; will man ihn weiter entwässern
und absoluten, d. i. wasserfreien Alkohol bereiten, so muß man einen Körper hinzusetzen, der noch
größere Verwandtschaft zum Wasser als der Alkohol hat, man destilliert ihn zu diesem Behufe wiederholt über geschmolzenes
Chlorcalcium oder besser über gebrannten Kalk. Die Verwandtschaft des
Alkohol zum Wasser ist sehr groß. Er entzieht dieses nicht nur einigen Salzen, sondern absorbiert es auch aus der Luft, aus tierischen
und vegetabilischen Geweben.
Darauf beruht der brennende Geschmack des reinen und seine giftige Wirkung. Wenn Wasser mit Alkohol gemischt wird, erwärmt sich
die Mischung und zieht sich zu einem kleinern Raume zusammen, als der und das Wasser vor der Mischung zusammen einnahmen.
Diese Kontraktion ist am stärksten, wenn man 47,7 Volumen Wasser mit 52,3 Volumen Alkohol mischt; diese geben zusammen nicht 100,
sondern nur 96,4 Volumen. Mit Äther, vielen Säuren, flüchtigen Ölen u. s. w. ist der in jedem
Verhältnis mischbar; er
löst Fette, viele Alkaloide, Harze, Farbstoffe, ferner Jod, geringe Mengen Schwefel und Phosphor,
viele Salze, und namentlich absorbiert er viele Gase reichlicher als Wasser. Durch oxydierende Stoffe wird der in Aldehyd (s. d.)
und Essigsäure (s. d.) übergeführt. Wenn man stark verdünnten
Alkohol mit gewissen stickstoffhaltigen organischen Substanzen (Fermenten) und Luft in Berührung setzt, entsteht Essigsäure. Hierauf
beruht das Sauerwerden geistiger Getränke und die Essigbereitung. (S. Essigfabrikation.)
Der Alkohol findet eine sehr ausgedehnte Verwendung, und wichtig ist vor allen Dingen sein Gebrauch als Genuß- und
Nahrungsmittel in Form geistiger Getränke. Im verdünnten Zustande in Form von Wein, Bier, Branntwein genossen,
bewirkt er in kleinen Dosen eine Anregung des Nervensystems, beim Genuß größerer Mengen Rausch, bei öfterm Mißbrauch Zerstörung
des Organismus. (S. Alkoholismus.) Der Gebrauch des Alkohol zu technischen Zwecken ist äußerst mannigfaltig. So dient er z.B.
wegen seiner wasserentziehenden Kraft zur Aufbewahrung von leicht veränderlichen Stoffen, wegen seines
Vermögens, viele Stoffe zu lösen, zur Bereitung von Lacken und Firnissen, in der Parfümerie zur Herstellung von Essenzen
u.s.w.
Der Chemiker und Pharmaceut verwendet ihn zur Bereitung unzähliger alkoholischer Präparate (Äther, Chloroform, Chloral, gewisser
Teerfarben), Lösungen und Tinkturen. Ferner dient er als Brennmaterial, besonders in Lampen, die dazu
bestimmt sind, eine bedeutende Hitze ohne Rußbildung zu geben. Zur Beleuchtung kann er mit Terpentinöl vermischt (Kamphin)
verwendet werden, oder, wie neuerdings, in Spirituslampen (s. d.), deren Flamme durch einen Glühkörper leuchtend gemacht
ist. Auch dient er wegen seiner leichten Oxydierbarkeit zur Essigbereitung. Über technische Darstellung
des s. Spiritusfabrikation. (s. d.).