(spr. alschěrĭänn), ein in
Algier erzeugtes wollenes Gewebe
[* 3] mit bunten Querstreifen, zu Zelten,
Vorhängen
u.s.w. verwendet. In Europa
[* 4] wird unter diesem
Namen ein ähnlicher, aber geringerer
Stoff in den
Handel
gebracht.
Metall
(Métald'Alger), eine aus 94,5 Proz. Zinn, 5 Proz. Kupfer
[* 5] und
etwas
Antimon und Wismut bestehende Metalllegierung, die in
Frankreich namentlich zur Anfertigung von kleinen
Glocken, Hausklingeln
u. dgl. benutzt wird.
Weine. Die
Weine der franz.
KolonieAlgerien
[* 6] waren früher teils wegen unpassend ausgewählter
Rebsorten, teils infolge mangelhafter Pflege und Behandlung des Produktes nur sehr wenig wert und der
Weinbau dort überhaupt
nur ein sehr geringfügiger, so daß 1876 noch 425000 hl
Wein eingeführt werden mußten. Obwohl nun der
Verbrauch im
Lande
selbst seit 1876 um ein Viertel sich vermehrt haben mag, sind 1883 nur 215541 hl eingeführt worden und 126076
hl zur Ausfuhr gelangt. Es ergiebt sich hieraus bis 1883 ein Zuwachs der dortigen Produktion um 436000 hl im Werte
von 11 Mill.
Frs. 1888 betrug die Weinproduktion in
Algerien bereits 2728273 hl. Dieser
Wein findet sich
auch schon auf dem deutschen Markt. Bereits 1884 ging von
Algier ein ganzes Schiff
[* 7] mit
Wein befrachtet direkt nach
Stettin
[* 8] ab.
Der
Weinbau wird dort ausschließlich auf Hügeln und Bergabhängen in einer Höhe von 800 bis 900 m ü.d.M. betrieben. Die
aus Bordeauxreben gewonnenen Adéljaweine enthalten 11 Proz.
Alkohol, der schwerere dickere Burgunderadélja 12 Proz.;
erstere sind reicher an
Tannin als letztere.
(grch.), ein von Björnström erfundenes
Instrument, welches zur Prüfung der Schmerzempfindlichkeit dient,
besteht im wesentlichen aus einer Kneifzange, welche mittels einer
Skala die Bestimmung des zur Erzeugung von Schmerzempfindung
gerade erforderlichen Drucks einer erhobenen Hautfalte nach Gewichtsgrößen gestattet.
auch Algheri und Algher, feste Hafenstadt im
Kreis
[* 9] Alghero (43624
E.) der ital.
Provinz Sassari, an der nördl.
Westküste von
Sardinien,
[* 10] auf hohem Felsgestade, an der Nebenbahnlinie Sassari-Alghero (35 km), ist Sitz eines
Bischofs und eines
deutschen Konsulatagenten
(Konsulat inCagliari), hat (1881) 9171, als Gemeinde 10117 E., einen schönen
Dom, ein
Arsenal mit vielen Rüstungen,
[* 11] Korallenfischerei, Indigo- und Weinkultur,
Handel. Der Dialekt
enthält viel catalonische
Elemente. Der Verkehr hat seit dem Aufschwunge von Porto-Torres, dem
Hafen von Sassari, abgenommen. Bei Alghero erfochten die
Catalonier und
Venetianer einen Seesieg über die Genuesen unter Grimaldi. Im Westen von Alghero, an der
Spitze des
Kap Caccia, liegen die zu den schönsten
Grotten Europas gehörigen Neptunsgrotten, die aber wegen der heftigen
Brandung
nur an ruhigen Sommertagen, und auch dann nur auf
Booten und unter Fackelbeleuchtung zugänglich sind.
1) Das mittlere der drei Departements der franz.
KolonieAlgier oder
Algerien (s. d.), mit der Hauptstadt Algier, hat 170801 qkm, (1891) 1 468 127 E.,
darunter 192477 im Territoire Militaire, und zerfällt in die fünf
ArrondissementsAlgier,
Medea, Miliana,
Orléansville und Tisiusu (territoire civil) und in die
SubdivisionenAumale und
Medea(territoire militaire). –
2)
Arrondissement im Departement Algier, hat (1891) 519763 E. und 69 Gemeinden. –
3) Hauptstadt des Departements Algier, zugleich erster
Kriegs- und Handelsplatz von
Algerien, liegt dicht am Mittelmeer,
an der Westseite einer geräumigen, vom
Kap Pescada im W. und
Kap Matisu im O. begrenzten, halbmondförmig nach N. geöffneten,
herrlichen
Bucht.
Unmittelbar hinter der sehr schmalen Strandebene erhebt sich das Hügelland Sahel, im Busarea (fast 7 km
im NW. der Stadt) 402 m hoch, mit subtropischer
Vegetation, zahlreichen Gärten,
Weinbergen, Kapellen und
Grabmälern wunderthätiger
Marabuts.
Die Stadt steigt aus der Ebene amphitheatralisch an einem steilen Hügel in Form eines Dreiecks auf, dessen
Spitze die Kasbah
oder Citadelle (123 m) bildet, und besteht aus zwei verschiedenen Stadtteilen: dem untern oder europ.
und dem obern oder maur. Quartier. In jenem stehen nur noch wenige hervorragende maur. Häuser; fast
die ganze Ostseite begrenzt der 1866 vollendete Boulevard de la Republique, ein 1200 m langer
Viadukt auf einer doppelten
Reihe von
Bogen,
[* 13] unter denen
Magazine und Markthallen
[* 14] sich befinden.
Auf diesem Boulevard, dem daran gelegenen Gouvernementsplatz, mit einer Reiterstatue des
Herzogs vonOrléans,
[* 15] und der zwischen ersterm und dem Nationaltheater sich öffnenden Place de la République bewegt sich hauptsächlich das Leben
der Stadt. Auf dem Boulevard sind fünf
Banken, an der Place du Gouvernement die Moschee el-Dschedid und in unmittelbarer
Nähe, auf der kleinen Place
Bruce, der Winterpalast des
Generalgouverneurs, der erzbischöfl.Palast und
die kath.
Kathedrale.
Die Place de la République ist von schönen neuen Bauten umgeben. Das ganze Quartier, das schönste der Stadt, ist erst
in neuerer Zeit entstanden. Vom Gouvernementsplatze aus laufen die Hauptverkehrsadern, nach Norden
[* 16] die
Rue de la Marine und
Rue
Bab el-Oued, an deren Ende das an den Jardin Marengo
[* 17] anstoßende Lyceum sich befindet, nach
Süden
die Rue
Bab-Azoun, alle mit schönen
Arkaden. In der Marinestraße befindet sich noch die Moschee el-Kebir, die schönste der
Stadt. Die obere Stadt besteht aus einer Menge von winkligen, mit
Treppen
[* 18] versehenen Gassen, die meist nach der Kasbah hinaufführen;
die Häuser sind unscheinbar von außen, im Innern aber oft kostbar ausgestattet. Der neue Stadtteil
im S. von der Place de la République
¶
mehr
398 wird von den schönen promenadenartigen StraßenRue de Constantine und Rue d'Isly durchzogen und enthält viele schöne
Bauten, so die Post, den Justizpalast, die Kirche St. Augustin u.a. Vor derPorteBab el-Oued liegt auf der Nordseite die gleichnamige
Vorstadt, an der Südseite die Vorstadt Agha und weiter das Dorf Mustapha, dessen oberer Teil aus einer
reizenden Villenkolonie besteht, wo auch der Generalgouverneur seine Sommerresidenz hat. Die Hauptpromenade bildet außer
dem Boulevard der Jardin de Marengo, am Nordende der Rue Bab el-Oued.
Der Hafen (95 ha) wurde unter Napoleon III. durch drei Steindämme (700, 1235 und 210 m) gegen NO., O.
und S. geschützt. Er ist für Aufnahme von 40 Kriegs- und 300 Handelsschiffen berechnet und für den HandelA.s mehr als ausreichend.
Militärisch geschützt werden Hafen und Stadt durch ein ausgedehntes Befestigungssystem. Die Stadt hat eine kath. Kathedrale,
mehrere andere Kirchen, eine engl., eine prot. Kirche, mehrere Synagogen, 22 Moscheen und viele kleinere,
dem Andenken von Heiligen oder Marabuts geweihte Bethäuser.
Die Zahl der Einwohner, zur Zeit der Türkenherrschaft übertrieben bis auf 100000 geschätzt, betrug 1838: 30395, darunter 18387 Eingeborene,
1886: 74792, darunter 16759 Eingeborene, 1891: 82585, darunter 20928 Eingeborene und 38041 Franzosen. Den Kern der einheimischen
Bevölkerung
[* 20] bilden die Mauren, die ihren Lebensunterhalt im Kleinhandel, als Handwerker, Seidenwirker,
Goldsticker, Schuhmacher und Sattler suchen. Die Israeliten (8486) sind jetzt reiche Kaufleute und Besitzer von Fabriken,
Häusern und Gütern. Algier ist Sitz des Generalgouverneurs, der obersten Militär- und Civilbehörden sowie der Behörden für
die Provinz (Präfekt) und des Arrondissements Algier, eines Appellhofs, eines kath. Erzbischofs, eines prot.
und israel. Konsistoriums sowie der höchsten Geistlichkeit der Moslems.
An Bildungsanstalten hat Algier eine Militärakademie, ferner im schönen, in der Vorstadt Isly auf einem Hügel
gelegenen Universitätsgebäude eine École de Médecine und drei Écoles préparatoires, nämlich für Rechte, für Mathematik
und Naturwissenschaften und für Litteratur mit einer orient. Sektion und einem Kurse für die arab.
Sprache,
[* 21] eine Medrese für Mohammedaner, ein Lyceum, Pensionate für den höhern Unterricht, zahlreiche Elementarschulen für
alle Konfessionen,
[* 22] ein archäol.
Museum, eine öffentliche Bibliothek, zwei Theater,
[* 23] seit 1856 eine histor. Gesellschaft, die die «RevueAfricaine» erscheinen
läßt, mehrere Buchdruckereien, Buchhandlungen, Lesekabinette, mehrere Zeitungen, arab. und franz. Journale,
Gesellschaften für Kunst, Landwirtschaft u.s.w.; auch Wohlthätigkeitsanstalten und -Vereine, Waisenhäuser, Armenhaus, Sparkasse,
Militär- und Civilhospitäler, ein großes Militärlazarett u.a. sind vorhanden.
Die Ausfuhr zur See (1887: 50,5 Mill. Frs.) richtet sich außer nach Frankreich besonders nach England (1888: 10,4 Mill. Frs.),
den engl. Besitzungen im Mittelmeer (1888: 2,8 Mill. Frs.), Belgien
[* 28] (1888: 8,1 Mill. Frs.), Spanien (4 Mill.
Frs.), Portugal und Italien und besteht hauptsächlich in grünen Gemüsen, Blättertabak, Flachs, Wein, Kartoffeln, Schafen,
ferner in Schafwolle, Hörnern, Klauen, frischen und getrockneten Früchten und Crin d'Afrique. Der Küstenverkehr erreichte
(1888) 36422 t in der Ausfuhr (meist nach Dellys im Osten und Scherschell im Westen von in der Einfuhr 19313 t.
Seit ist der Verkehr mit Frankreich der franz. Flagge vorbehalten. In Algier sind folgende Banken vertreten: Die Bank von
Algier, die CompagnieAlgérienne, der Crédit foncier et agricole d'Algérie und eine Filiale des CréditLyonnais. Außerdem
bestehen Wechselstuben, einige Bankiers, eine Handelskammer und Konsulate aller handeltreibenden Nationen.
Verkehrswesen. Algier hat Eisenbahnverbindung mit Oran (426 km) und mit Constantine (464 km) und hat durch die
Compagnie générale transatlantique mit Marseille
[* 29] (417 Seemeilen) täglich Postverbindung, mit Port-Vendres und den Küstenplätzen
bis Tunis einmal wöchentlich; nach Frankreich führen drei der franz. Regierung gehörige Kabel. In neuerer
Zeit ist Algier infolge seines milden Seeklimas (+12° C. im Winter bis 20° C. im Sommer) auch als Kurort sehr in Aufnahme gekommen
und wird während des Winters von brustkranken Europäern sowie zahlreichen Reisenden besucht, da hier für alle Bedürfnisse
auch des verwöhntesten Großstädters ausreichend gesorgt ist. Die nächsten Umgebungen A.s, der Fhos
oder Fhas (Weichbild), dessen Kommunen und zugehörigen Ortschaften seit 1848 in die Bannmeile der Stadt gezogen sind, zeichnen
sich durch reizende Lage, üppige Vegetation, schöne Gärten, besonders den herrlichen Versuchsgarten hinter dem Schlachthof,
maur. Villen, Landhäuser der Konsuln aus. –
Vgl. Schneider, Der klimatische Kurort Algier (3 Bde.,
Dresd. 1869-78).