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einen siegreichen Kampf mit einer alger. Fregatte; 19. Juni wurde ein zweites alger. Kriegsschiff erbeutet. Diese Niederlage nötigte den Dei 30. Juni zu einem Frieden, der die Flagge der Vereinigten Staaten [* 2] als unverletzlich anerkannte. Um dieselbe Zeit erzwang der brit. Admiral Exmouth von den übrigen Barbareskenstaaten (s. Berberei) die Anerkennung eines völkerrechtlichen Verhältnisses in betreff der Kriegsgefangenen sowie die Aufhebung des Sklavenhandels. Da sich der damalige Dei von A., der wilde Omar, weigerte, auf die letztere Forderung einzugehen, und im Mai 1816 die Mannschaft von über 300 ital. Schiffen, die mit erkaufter Erlaubnis und unter engl. Flagge an der Küste dem Korallenfischfang oblag, niedermetzeln ließ, erschien Exmouth mit einer Flotte von 19 Kriegsschiffen, zu der auch 11 niederländ. Fregatten unter Admiral van der Capellen stießen, vor der Stadt Algier. Es begann ein furchtbares Bombardement aus 2000 Geschützen, das die Stadt wie die Befestigungen und die Seemacht des Deis zerstörte.
Dieser sah sich 28. Aug. zu einem Vertrage genötigt, wonach die Christensklaven unentgeltlich freigelassen, die bereits für ital. Gefangene entrichteten Lösegelder zurückerstattet wurden und künftig alle Kriegsgefangenen nach europ. Völkerrecht behandelt werden sollten. Der Dei ließ aber die Befestigungen wiederherstellen, und schon 1817 kaperten alger. Seeräuber die Schiffe [* 3] solcher Staaten, die ihnen nicht Tribut und Geschenke bewilligten. Und dies thaten fast alle, auch England, das bei jeder Ablösung seines Konsuls 600 Pfund an die Kasse des Deis zahlte. Die Gefangenen wurden nach wie vor als Sklaven verkauft.
Nachdem Omar 1817 von den Janitscharen ermordet, sein Nachfolger Ali im Febr. 1818 von der Pest hingerafft worden war, wurde Hussein zum Dei erwählt. Dieser setzte die Plünderung europ. Schiffe und Kaufleute fort und verwickelte sich, namentlich wegen der Korallenfischerei zu La Calle und der Schuldforderung zweier alger. Juden an die franz. Regierung, mit dieser in einen Streit, der das Ende des Raubstaates herbeiführte. Ein Brief des Deis in jener Sache an den König von Frankreich blieb ohne Antwort.
Als dann am Bairamfeste 1827 Hussein den franz. Konsul Deval deshalb zur Rede stellte und eine hochmütige Antwort erhielt, schlug er ihn ins Gesicht, [* 4] schmähte den König und ließ die Niederlassungen franz. Korallenfischer bei Bona zerstören. Darauf stellte Frankreich ein Ultimatum und blockierte, als dessen Annahme verweigert wurde, die Küste. Diese Maßregel führte indes zu keinem Ergebnis, und das Ministerium Polignac beschloß die Eroberung von A. Eine Expedition von 75 Kriegs- und 400 Transportschiffen mit einem Landungsheere von 37000 Mann ging unter Segel.
Das Landungsheer stand unter Generallieutenant Bourmont, die Flotte unter Viceadmiral Duperré. Am begann die Landung der Franzosen in der Bai von Sidi Ferrusch ohne Hindernis. Während sie dort ihre Stellung befestigten, wurden sie 19. Juni von 40000 Mann angegriffen, schlugen diese zurück und nahmen dem fliehenden Feinde Geschütz und Gepäck ab. Am 4. Juli wurde das Geschützfeuer von der Land- und Seeseite zugleich eröffnet, worauf der Dei 5. Juli kapitulierte, unter der Bedingung freien Abzugs für sich und seine Familie und franz. Schutzes für die Janitscharen.
Die Flotte von 17 Kriegsschiffen, 1500 Kanonen und der Staatsschatz von 50 Mill. Frs. in der Kasba (Citadelle) fielen in die Hände der Sieger. Nach dem Falle der Stadt gingen zwei franz. Flottenabteilungen nach Tunis [* 5] und Tripolis und zwangen beide Raubstaaten, der Seeräuberei zu entsagen. Franz. Landtruppen hatten 20. Juli bis 2. Aug. die Seeplätze Bona, Oran und Bougie (Bugia) besetzt. Nach der Julirevolution trat Bourmont zurück, und Clauzel wurde zu seinem Nachfolger ernannt, um eine regelmäßige Verwaltung einzuleiten und eine vollständige Eroberung des Landes bis zum Atlas [* 6] auszuführen.
Zunächst wurde Blida besetzt und Medea erstürmt. Clauzels Kolonisationspläne fanden jedoch bei der Regierung Ludwig Philipps keine Annahme und ein unpolit. Vertrag mit dem Bei von Tunis hatte im Febr. 1831 seine Abberufung zur Folge. Die Juliregierung hätte die lästige und gefahrvolle Eroberung gern wieder aufgegeben, schon um mit England in guten Beziehungen zu bleiben, das sie von Anfang an mit scheelen Augen ansah, doch wagte sie dies wegen der öffentlichen Meinung nicht, die eine thatkräftige äußere Politik forderte.
Clauzels Nachfolger Berthezène ward wegen arger Mißgriffe durch Savary (Herzog von Rovigo) ersetzt, der vier befestigte Lager und einige Straßen erbaute, dabei aber mit Willkür und Härte gegen die Araber verfuhr und 1832 den ganzen Stamm El-Uffia niedermachen ließ. Allenthalben erhob sich die einheimische Bevölkerung, [* 7] während die Pariser Regierung sich erst im März 1833 entschloß Savary abzurufen. Der gefährlichste Feind erstand den Franzosen in Abd el-Kader (s. d.). Nach hartnäckigen Kämpfen schloß die franz. Regierung mit ihm den Frieden vom der ihm die Herrschaft über alle arab. Stämme des Westens bis zum Flusse Scheliff unter der Lehnshoheit des Königs der Franzosen zuerkannte.
Trotzdem brach, nachdem durch Verordnung vom ein «Generalgouvernement der franz. Besitzungen in Nordafrika» geschaffen und im Sept. 1834 der schwache General Drouet d'Erlon als erster Generalgouverneur eingetroffen war, der Kampf bald wieder aus. Nach einer Niederlage der Franzosen an der Makta wurde Drouet d'Erlon zurückberufen und Clauzel im Aug. 1835 wieder nach A. geschickt. Zwar gelang diesem die Eroberung von Mascara dem Mittelpunkte von Abd el-Kaders Macht; allein der verfehlte Zug von Tlemsen aus nach der Tafna und die Niederlage des Generals d'Arlenges an diesem Flusse steigerten das Ansehen des Emirs gewaltig und fachten den Aufstand auch in andern Teilen des Landes an. Ein Sieg des Generals Bugeaud glich jene Schlappen nur unvollkommen aus. Im Nov. 1836 zog Clauzel mit 8000 Mann von Bona zur Eroberung von Constantine aus.
Die Expedition scheiterte aber so vollständig, daß kaum ein Drittel der Truppen vor Hunger, Krankheit und dem Feinde gerettet wurde. Darauf ward Clauzel im Febr. 1837 abberufen und General Damrémont Generalgouverneur. Dieser schloß mit Abd el-Kader den Frieden an der Tasna der dem Emir den ganzen Westen von A. mit Ausnahme einiger Küstenplätze überließ, während Frankreich einen ansehnlichen Teil Orans erwarb. Anfang Okt. 1837 brach der Gouverneur gegen Constantine auf, das, nachdem er selbst gefallen war, 13. Okt. unter dem Oberbefehle des Grafen Valée genommen wurde. Dieser wurde nun Generalgouverneur. Mit den letzten Erfolgen ¶
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war der Grund zur völligen Unterwerfung der Provinz Konstantine gelegt und die planmäßige Erwerbung des Binnenlandes überhaupt begonnen.
Während Valée die franz. Herrschaft im Osten des Landes zu befestigen suchte, unterwarf sich Abd el-Kader im Westen alle Stämme südlich von seinem Gebiet bis an die Wüste. Darauf brach er im Nov. 1839 gegen die unvorbereiteten Franzosen los, deren Vernichtung er seinen Stammesbrüdern als heilige Sache empfahl. Wiewohl Valée über ein Heer von 70000 Mann verfügte, mußte er sich gegen Abd el-Kader doch auf die Verteidigung beschränken, und die Herrschaft der Franzosen ward noch einmal in Frage gestellt.
Ein günstiger Umschwung trat erst ein, als General Bugeaud das Generalgouvernement übernahm. Sein System bestand darin, einesteils durch unaufhörliche Razzias gegen die einzelnen Stämme den Gegner zu ermüden, andernteils in größern Expeditionen die Kerntruppen des Emirs aufzureiben. Nachdem das Heer auf mehr als 80000 Mann gebracht war, fielen Tekedempt, des Emirs fester Hauptsitz, und 30. Mai Mascara in die Gewalt der Franzosen. Noch entscheidender wurde der Herbstfeldzug, in dem Saida, Abd el-Kaders letzte Festung, [* 9] in Bugeauds Hände fiel. Im Jan. 1842 wurde ein Zug nach dem allein noch Widerstand leistenden marokk.
Grenzgebiete unternommen und dabei 30. Jan. die Stadt Tlemsen erobert. Durch weitere Erfolge ward die Macht Abd el-Kaders fast vernichtet, und dieser sah sich gezwungen, auf marokk. Gebiet zu entweichen. Schon hielt man die Unterwerfung des Landes für beendigt, als Abd el-Kader plötzlich im Sommer 1842 in A. erschien und den Franzosen Niederlagen beibrachte. Zwar wurde er gezwungen, bald wieder auf marokk. Gebiet überzutreten, doch predigte er dort den heiligen Krieg, sammelte zahlreiche Streitkräfte und wußte es selbst dahin zu bringen, daß ein marokk.
Heer Ende Mai 1844 im Felde erschien. Bugeaud brachte jedoch den Marokkanern 14. Aug. die entscheidende Niederlage am Isly (s. d.) bei, während eine franz. Flotte unter dem Prinzen von Joinville Tanger und Mogador bombardierte. Unter Englands Vermittelung kam 10. Sept. ein Friede mit Sultan Abd ur-Rahman zu stande, in dem dieser sich zur Verfolgung Abd el-Kaders verpflichtete. Dennoch fiel letzterer 1845 abermals in A. ein und stachelte aufs neue die Kabylenstämme zu Aufständen an, die nur unter blutigen Kämpfen und durch die unermüdliche Thätigkeit der sog. «afrikanischen» Generale (Lamoricière, Cavaignac, Changarnier, Pélissier, Bedeau, Saint-Arnaud, Bosquet, Jussuff u. s. w.) niedergeschlagen werden konnten.
Während dieses kleinen Krieges suchte Bugeaud und seine Nachfolger Bedeau und der Herzog von Aumale die franz. Herrschaft im Innern zu befestigen. Am 1. Sept. trat neben das Militärregiment in jeder der drei Provinzen (Algier, Oran und Konstantine) eine Civildirektion mit einem Beirat unter Vorsitz des Direktors. Der östl. Teil der Kolonie kam in dieser Zeit fast ganz zur Ruhe, während die südl. Grenzen [* 10] durch Streifzüge über das Gebirge hinaus ausgedehnt wurden. Abd el-Kader, in Marokko selbst von den Truppen des Sultans bekämpft, mußte sich im Dez. 1847 mit dem Rest seiner Streiter auf franz. Gebiet flüchten und dort 22. Dez. ergeben. Er wurde nach Frankreich gebracht.
Die Februarrevolution von 1848 lähmte für einige Zeit in A. die weitere Entwicklung der franz. Herrschaft. General Cavaignac (s. d.), seit Generalgouvorneur von A., hielt die zum Abfall geneigten Stämme mit Erfolg nieder. Unter dem Generalgouvernement Pélissiers (seit Mai 1851) wurde dem General Saint-Arnaud das Kommando gegen die Zuaven (s. d.) in Großkabylien übertragen, der in einem kurzen Feldzuge (26 Gefechte) seine Aufgabe löste. Im Oktober brach ein neuer Aufstand aus, den Pélissier durch Verbrennen von 29 Dörfern dämpfte.
Nach dem Staatsstreiche vom 2. Dez. sandte Ludwig Napoleon den General Randon nach A., der die Kolonie vom bis verwaltete und sich um die Befestigung und Ausdehnung [* 11] der franz. Herrschaft große Verdienste erwarb. Im Dez. 1852 nahmen Pélissier und Jussuff die Oase Laghuat im Süden A.s in Besitz, während sich fast um dieselbe Zeit im äußersten Süden der mächtige Stamm der Beni Msab unter franz. Schutz stellte. Die Jahre 1853 und 1854 füllten Expeditionen gegen die Kabylen aus.
Ein Feldzug, 1854 von Laghuat aus gegen aufständische Araber im Süden unternommen, hatte die Unterwerfung der Oasenlandschaften von Tugurt und Wadi Suf zur Folge. Die nächsten Jahre dehnten die franz. Oberherrlichkeit auch über die Ulad Sidi Scheich und die Oase Wargla ans. Die Franzosen gewannen seitdem einen gewissen Einfluß auf die Tuaregstämme im nördl. Teile der mittlern Sahara und öffneten sich damit die Straßen für den Handel nach dem Innern Afrikas.
Daher wurden auch im Auftrage der franz. Regierung die angrenzenden Gebiete der Sahara (s. Duveyrier) gründlich erforscht und wiederholte Versuche eingeleitet, Karawanenverbindungen mit Timbuktu und dem Senegal herzustellen. Eine großartige Expedition unter Randon gegen die Stämme Großkabyliens führte 1856 und 1857 zu deren völliger Unterwerfung. Durch die Dekrete vom 24. Juni und wurde A. unter ein besonderes Ministerium gestellt, dessen Chef Prinz Napoleon, seit der Graf von Chasseloup-Laubat wurde. Am hob aber Napoleon III. dies Ministerium wieder auf und ersetzte es durch ein absolut gebietendes Generalgouvernement, das Marschall Pélissier erhielt. Diesem wurden ein Vicegouverneur, ein Generaldirektor für Civilsachen, ein Ministerium für Justiz-, Schul- und Kultusangelegenheiten und ein Staatsrat von 30 Mitgliedern beigegeben.
Mit Ausnahme einiger unbedeutenden Aufstände unter den Eingeborenen genoß nun A. völliger Ruhe bis zum Jahre 1864. Im Anfang dieses Jahres brach aber wegen der Verurteilung eines angesehenen Arabers zu Stockstreichen bei dem Stamme der Ulad Sidi im Süden von Oran ein Aufstand aus, doch hatten noch vor Ende des Jahre ^[richtig: Jahres] 1864 die meisten Stämme ihre Unterwerfung angekündigt. Während dieser Vorgänge war im Mai Pélissier gestorben und Marschall Mac-Mahon im September an seine Stelle getreten. Im Mai 1865 besuchte Napoleon III. A. und erließ eine Proklamation an die Araber, in der er die Aufrechterhaltung ihrer Nationalität und ihres Grundbesitzes versprach. Die Araber erblickten darin nur ein Zeichen der Schwäche und Unfähigkeit der franz. Regierung, und 1865 brach ein Aufstand in der Provinz Oran aus. Im Okt. 1865 und im März 1866 fiel Si-Hamed ibn Hazam über die den Franzosen treu gebliebenen Stämme her, wurde aber beide Male zurückgedrängt. Anfang 1867 schlugen die Franzosen die Araber bei Goléa ¶