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durch Marmorplatten und Metallornamente zum erstenmal in großem
Stile zur Anwendung. Der Sammeleifer der Ptolemäer, der
die
Bibliothek zusammenbrachte, erstreckte sich auch auf ältere griech. Kunst
werke. Die Prachtliebe
der Fürsten, die glänzenden Veranstaltungen an den Festen der
Götter, wobei in verschwenderischer Fülle Kunst
werke aller
Art, Marmorskulpturen,
Statuen aus
Gold
[* 2] und Elfenbein, daneben auch automatisch bewegte
[* 1]
Figuren und lebende
Bilder zur Verwendung kamen, stellten an die Künstler hohe, wenn auch nicht immer würdige, Anforderungen.
Die Hebung der mediz., speciell der anatom.
Studien, die reiche
Anschauung, welche die Stadt mit ihrem Gemisch verschiedenartiger
Völkertypen bot, mußten den Künstlern neue Anregung geben. Wie diese wirkte, zeigt ein schöner Bronzekopf
(abgebildet bei von
Sybel, «Weltgeschichte der Kunst»
,
Marburg
[* 3] 1888), vermutlich einer Ägypterin und der eines
Negers mit kräftiger
Charakteristik. (Vgl. Rayet, Monuments de l'art antique II, Par. 1883.) Zu dem Realismus gesellt
sich die Karikatur in den absonderlichen Gestalten der Gryllen und Pygmäen, die wie die
Neger unter den
Straßentypen
Alexandrias eine Rolle spielten.
Die idealere
Richtung ist durch die
Statue des
Nils (im
Vatikan)
[* 4] glänzend vertreten, der das Idealbildnis des
Homer und die Porträtbüsten
der Ptolemäerfürsten würdig zur Seite stehen. Auch die Genrebildnerei scheint in
Alexandria ihre erste Ausbildung erhalten
zu haben. In kleinen Reliefbildern werden Scenen des Landlebens und die kleinern
Vorfälle des täglichen
Lebens geschildert. Sorgfältig ist alles
Detail ausgeführt und, was die ältere griech. Kunst
verschmähte, auch die Landschaft
selbst mit ihren waldigen
Höhen und Felsabhängen, zwischen denen die
[* 1]
Figuren nur mehr als
Staffage stehen, dargestellt. Auf
diese Gattung Alexandrin
ische Kunst
gehen gewisse pompejanische Wandgemälde und Reliefbilder
röm. Zeit zurück.
Die Kunst
in
Alexandria war nur von kurzer
Dauer; schon um die Mitte des 2. Jahrh.
v. Chr., als die pergamenische und rhodische
Kunst
in
Blüte
[* 5] war, erfolgte der Niedergang. Aber sie setzte sich in
Italien
[* 6] fort, anfangs in den aus
dem 2. Jahrh. stammenden oskischen
Gebäuden von
Pompeji
[* 7] (s. d.), wo sich die alexandrin
ische Wandinkrustation nachgeahmt
findet, dann um die Mitte des 1. Jahrh.
v. Chr. außer in den campanischen
Städten auch zu
Rom
[* 8] in
Gebäuden, wie dem Pantheon
des
Agrippa, dem
Theater
[* 9] des Pompejus und später in dem
Goldenen Hause des Nero. (Vgl.
Brunn, Die griech.
Bukoliker und die bildende Kunst
, in den «Sitzungsberichten» der
Münchener
Akademie, philos.-histor.
Klasse, 1879; Lumbroso,
Recherches sur l'economie politique de l'Égypte sous le Lagides,
Tur. 1870;
Helbig, Untersuchungen über die campanische Wandmalerei,
Lpz. 1873; Schreiber, Die hellenistischen Reliefbilder, ebd. 1889 fg.) Einer spätern Zeit gehörten
die Mumienporträte an, die, früher nur vereinzelt in den Sammlungen vertreten, in der neuesten Zeit durch die Funde im
El-Fajum in großer
Masse bekannt geworden sind.
Sehr gute Exemplare (7) besaß die Grafsche Sammlung in
Wien,
[* 10] die neuerdings nach Kopenhagen
[* 11] verkauft wurden. (S.
Tafel: Alexandrin
ische Kunst.
)
Diese, meist auf
Linden- oder Sykomorenholz gemalten Porträte
[* 12] waren am Kopfende der Mumien befestigt
und bildeten so einen Ersatz für die in altägypt. Zeit gebräuchlichen Totenmasken. Die
Technik der
Bilder ist verschieden;
die einen sind mit Wachsfarben enkaustisch, die andern mit Temperafarben, andere
in einer Mischung beider angefertigt. (Vgl.
Donner von
Richter, Die enkaustische Malerei der Alten,
Anhang zu Ebers, Eine
Galerie antiker Porträte,
Münch. 1888.) Die Gesichtstypen der
Bilder und die zugleich mit den Porträten gefundenen
Inschriften, die auf kleinen um den
Hals der Mumien gebundenen Täfelchen, den sog. Mumienetiketten, aufgeschrieben waren, zeigen,
daß die Bestatteten Griechen waren.
Der Fundort liegt (südlich von Memphis) in dem arsinoitischen
Gau, der schon in der Ptolemäerzeit hellenisiert
war. Wenn aber die in
Ägypten
[* 13] seßhaften Griechen auch bereits im 2. Jahrh.
v. Chr. die ägypt.
Sitte der Mumifizierung angenommen
hatten und die Herstellung solcher Porträte also
bis in diese
Periode hinaufreicht, so ist damit noch nicht gesichert, daß
auch die erhaltenen
Bilder, die man in starker Überschätzung für Werke bedeutender alexandrin
ischer Künstler hat halten
wollen, aus der Ptolemäerzeit stammen.
Vielmehr weisen gewisse Merkmale für die meisten bestimmt auf Entstehung im 2. nachchristl. Jahrhundert hin, so die zugleich gefundenen Inschriften durch ihre Buchstabenformen und ferner der Umstand, daß die Männer in der Regel bärtig dargestellt sind. Die Sitte, einen Vollbart zu tragen, kam nämlich erst seit der Zeit Hadrians wieder auf, nachdem sie zurück bis zur Zeit Alexanders d. Gr. nicht üblich gewesen war. Die sog. Prinzenlocke aber, mit der die Prinzen dargestellt sind, ist für die frühere Datierung nicht beweisend, da sie nicht ausschließlich von den Lagidenprinzen getragen wurde. Auch stilistischer Charakter und Auffassung der Bilder sprechen für die spätere Entstehung. -
Vgl. Heydemann, Über die gemalten Bildnisse aus dem Fajum (in den «Sitzungsberichten der Königl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften», Lpz. 1888);
Wilcken, Die hellenistischen Porträte aus El-Fayjum (im «Archäologischen Anzeiger» I, Berl. 1889);
Flinders-Petri, Kahun, Gurob and Hawara (Lond. 1890);
Schreiber, Die hellenistischen Reliefbilder (Lpz. 1889-94);
Ebers, Antike Porträte.
Die hellenistischen Bildnisse aus dem Fajum (ebd. 1893).