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dem Papste abbrach und auch das Konkordat von 1847 aufhob. Nachmals, Juni 1869, verbot die russ. Regierung, als die einzige in Europa, [* 2] den kath. Bischöfen ihres Reichs das von Pius IX. berufene Konzil zu besuchen. Im Winter 1867/68 wurde der der Nationalpartei besonders verhaßte Minister des Innern Walujew entlassen und durch den General Timaschew ersetzt.
Seit der Beendigung des poln.-litauischen
Aufstandes konnte
Rußland nach außen wieder entschiedener auftreten. Nach der Unterwerfung
der Kaukasusgebiete wurden die Chanate
Chokand und
Buchara 1864-68 fast vollständig erobert. Im allgemeinen in den Fragen
der auswärtigen Politik zurückhaltend, suchte Alexander
während des
Dänisch-Deutschen
Krieges zu vermitteln;
ebenso beschränkte er sich bei den Vorgängen während der J. 1866-68 (bezüglich
Rumänien,
[* 3]
Montenegro,
[* 4]
Serbien,
Candia) auf
diplomat.
Intercessionen und auf die Teilnahme an den Konferenzen. Auch während des Krieges zwischen Preußen [* 5] und Österreich [* 6] 1866 verharrte in einer neutralen, aber entschieden preußenfreundlichen Haltung. Das freundschaftliche Verhältnis zu Preußen zeigte sich gelegentlich des gleichzeitigen Besuchs, den und König Wilhelm I. zur Zeit der Pariser Weltausstellung Juni 1867 dem Kaiser Napoleon III. abstatteten. In Paris [* 7] wurde der Zar durch Demonstrationen zu Gunsten Polens beleidigt, und ein poln. Flüchtling, Anton Berezowski, machte 6. Juni einen Mordversuch auf ihn.
Nach seiner Rückkehr besuchte Alexander
die Ostseeprovinzen und sprach in
Riga
[* 8] 27. Juni die Mahnung aus: «Man solle nicht vergessen,
daß diese Gouvernements einen unzertrennbaren
Teil der großen russ. Familie bildeten».
Gleichzeitig wurden dort Maßregeln
zur Durchführung der russ. Amtssprache getroffen. Während des
Krieges zwischen
Frankreich und
Deutschland
[* 9] 1870 bethätigte
Alexander
seine schon früher vielfach gezeigten
Sympathien für
Deutschland durch Ordensverleihungen an die deutschen
Heerführer und durch Ernennung des Kronprinzen und des Prinzen
Friedrich
Karl von
Preußen zu russ. Feldmarschällen, obgleich
die öffentliche Meinung
Rußlands entschieden zu
Frankreich neigte.
Noch vor Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges wurde eine radikale Umgestaltung der russ. Militäreinrichtungen, insbesondere die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Angriff genommen und bis zum Sommer 1874 der Hauptsache nach durchgeführt. In der europ. Politik Rußlands trat seit 1872 eine wesentliche Veränderung ein: durch Vermittelung des Berliner [* 10] Kabinetts trat Rußland zu der Österreich-Ungarischen Monarchie in ein verändertes Verhältnis, dem zunächst durch die Berliner Dreikaiser-Konferenz vom Sept. 1872 Ausdruck gegeben wurde.
Nachdem
Kaiser Wilhelm im Mai 1873 in
Petersburg
[* 11] eine glänzende
Aufnahme gefunden, besuchte der
Zar im Juni desselben Jahres
Wien,
[* 12] um im Jan. 1874 den Gegenbesuch
Kaiser
Franz
Josephs zu empfangen. Um die Besorgnisse Englands vor russ.
Absichten auf
Afghanistan
[* 13] zu beschwichtigen, sandte Alexander
im Febr. 1873 den
Grafen Schuwalow nach
London,
[* 14] dem es auch gelang, die
Verlobung
des
Herzogs von Edinburgh mit der Großfürstin Marie, der einzigen Tochter
A.s, zu vermitteln, und im Mai machte in England
einen Besuch.
Durch den wachsenden Einfluß der panslawistischen Partei im Beamtentum und in der
Armee sah sich der
Kaiser genötigt, in die orient. Verhältnisse mit bewaffneter
Hand
[* 15] einzugreifen. Zwar
mahnte Alexander
die sich gegen die
Pforte erhebenden
Fürsten von
Serbien und
Montenegro zum Frieden, suchte auch bei einer Begegnung mit
Kaiser
Franz
Joseph auf Schloß
Reichstadt
in
Böhmen
[* 16]
Österreich über die
Absichten
Rußlands zu beruhigen, doch wurde die Unterstützung
der das
Osmanische Reich bekriegenden
Staaten durch russ.
Geld und russ.
Freiwillige zugelassen. Dabei sprach der
Kaiser sein
Bedauern über die bedrängte
Lage der
Christen in der
Türkei
[* 17] aus und gab zu verstehen, daß er gesonnen sei, das
Schicksal
der Glaubensgenossen endgültig zu bessern. Die drohende Haltung des engl.
Ministeriums veranlaßte Alexander
zu einer sehr kriegerischen Ansprache an den
Adel zu
Moskau.
[* 18]
Unmittelbar darauf erfolgte
die Mobilisierung von sechs
Armeekorps.
Das Scheitern der Konferenz zu
Konstantinopel
[* 19] ergab für
Rußland den Kriegsfall, und im April 1877 ging Alexander
nach
Bessarabien, von da mit den vorrückenden
Truppen durch
Rumänien nach
Bulgarien, wo er während der bedrängten
Lage der russ.
Armee im Juli bis September sein Hauptquartier zu Gorni-Studen hatte. Erst nach der erfolgten
Übergabe von
Plevna
brach der
Kaiser nach
Petersburg auf, wo er 22. Dez. eintraf. Die während des
Krieges durch die patriotische
Begeisterung zurückgehaltene nihilistische
Bewegung trat jetzt wieder stärker hervor und schreckte zuletzt selbst vor Mordanschlägen
gegen den
Kaiser nicht zurück; so wurde Alexander
14. (2.) April 1879 vor dem Winterpalais zu
Petersburg durch
Solowjew angefallen,
der aus nächster Nähe mehrere Revolverschüsse auf ihn abfeuerte, ohne jedoch zu treffen.
Nunmehr wurden strengste Maßregeln gegen den Nihilismus ergriffen. Am 3. Sept. erfolgte in der russ. Grenzstadt Alexandrowo eine Zusammenkunft A.s mit dem Deutschen Kaiser, um die infolge der seit Sommer 1879 eingeschlagenen Politik des Deutschen Reichs eingetretene Erkaltung der Beziehungen beider Höfe zu heben. Noch zweimal unternahm die nihilistische Verschwörung ein Attentat auf den Kaiser, zunächst 1. Dez. während der Reise des Zaren von Livadia nach Moskau durch Sprengung des unterminierten Schienenwegs, sodann durch eine 17. (5.) Febr. 1880 im Winterpalais verursachte Explosion.
Zwar war in beiden Fällen das eigentliche Ziel dieser Verbrechen nicht erreicht, aber es gelang nicht, die Urheber dieser Attentate zu entdecken. Unter solchen Verhältnissen feierte der Kaiser 2. März sein 25jähriges Regierungsjubiläum. Tief erschüttert, hatte er bereits 24. (12.) Febr. einen großen Teil seiner Machtvollkommenheiten einer Exekutivbehörde übertragen, an deren Spitze Loris-Melikow mit fast diktatorischer Gewalt gestellt wurde, um die Ordnung des Staates wiederherzustellen.
Kurz nach dem
Tode der Kaiserin vermählte sich Alexander
31. (19.) Juli 1880 mit einer Fürstin Dolgorukij (s. d.),
die von ihm bereits mehrere
Kinder hatte und nach der Vermählung den
Titel Fürstin Jurjewskaja annahm. Nachdem die nihilistischen
Agitationen längere Zeit geruht hatten und besonders durch die Maßregeln Loris-Melikows fast unterdrückt
zu sein schienen, wurde der
Zar zu
Petersburg 13. (1.) März 1881 das Opfer eines
Attentats, welches bei seiner Heimfahrt von
einer Parade mittels Explosionsbomben ausgeführt wurde. Die Vorbereitung umfassender innerer
Reformen und die Verfassungspläne,
die in der letzten Zeit
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beschäftigt hatten, vereitelte sein Tod. In Helsingfors wurde ihm 1894 ein Denkmal errichtet.
Alexander
war vermählt seit 28. (16.) April 1841 mit Maria Alexandrowna (vorher Maximiliane Wilhelmine Auguste Sophie Marie, geb.
gest. 3. Juni [22. Mai] 1880), Tochter des Großherzogs Ludwig II. von Hessen,
[* 21] aus welcher Ehe sechs Söhne
und zwei Töchter hervorgingen: Alexandra, geb. 30. (18.) Aug. 1842, gest. 28. (16.) Juni 1849;
Nikolaus, geb. als Cäsarewitsch 20. (8.) Sept. 1843, gest. 24. (12.) April 1865;
Kaiser Alexander
III. (s. d.);
Wladimir, geb. 22. (10.) April 1847, vermählt 28. (16.) Aug. 1874 mit Maria Pawlowna, geborenen Prinzessin Maria von Mecklenburg-Schwerin (geb. 14. [2.] Mai 1854);
Alexis, geb. 14. (2.) Jan. 1850;
Maria, geb. 17. (5.) Okt. 1853, vermählt 23. (11.) Jan. 1874 mit Herzog Alfred von Edinburgh;
Sergius, geb. 11. Mai vermählt 15. (3.) Juni 1884 mit Jelissaweta Feodorowna, geborenen Prinzessin Elisabeth von Hessen (geb. 2. Nov. [21. Okt.] 1864);
Paul, geb. 3. Okt. vermählt 17. (5.) Juni 1889 mit Alexandra Georgewna, Prinzessin von Griechenland [* 22] (geb. 30. [18.] Aug. 1870).
Litteratur. Jomini, La Russie sous l'empereur Alexandre II (Lpz. 1870);
Lengenfeldt, Rußland im 19. Jahrh. (Berl. 1874);
Strelbitskij, Die Landerwerbungen Rußlands unter Alexander II. (russisch, Petersb. 1881);
Von Nikolaus I. zu Alexander III. (Lpz. 1881);
Laferté (Pseudonym der Fürstin Dolgorukij), Alexandre II. Détails inédits sur sa vie intime et sa mort (Bas. 1882);
Cardonne, L'empereur Alexandre II; vingt-six ans de règne (Par. 1883).