Karl, letzter
Herzog von
Anhalt-Bernburg, geb. als Sohn des
HerzogsAlexiusFriedrichChristian. Wegen
seiner zunehmenden geistigen Schwäche verfügte sein
Vater, daß alle künftigen Regierungshandlungen Alexander. K.s an die Mitwirkung
eines geheimen Konferenzrats gebunden sein sollten. Alexander folgte seinem
Vater in der Regierung
und war seit vermählt mit Prinzessin Friederike von Holstein-Glücksburg, der er durch
Patent vom die
Regierung übertrug. Er starb in dem Schlosse zu Hoym. Sein
Tod hatte die Wiedervereinigung der seit 1603 geteilten
anhalt.
Lande in der
Hand
[* 2] der
Dessauer Linie zur Folge. (S.
Anhalt.)
[* 3]
Fürst von
Bulgarien,
[* 4] vorher Prinz von
Battenberg, der zweite Sohn des Prinzen Alexander (s. d.) von Hessen
[* 5] aus dessen morganatischer
Ehe mit Gräfin Julie von Hanke, spätern Prinzessin von
Battenberg (s. d.). Alexander wurde geboren,
besuchte die Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, erhielt seine militär. Ausbildung
im Kadettenhause zu
Dresden,
[* 6] ward Sekondelieutenant im 2. großherzogl.
Hess. Leibdragonerregiment Nr. 24 sowie
à la suite
des russ. 8. Ulanenregiments, nahm im
Stab
[* 7]
GeneralGurkos und in der
Suite des
Kaisers am Russisch-Türkischen
Kriege von 1877 und 1878 teil
und trat dann in das Regiment Garde du Corps zu
Berlin
[* 8] ein.
Aber bei seiner Gegnerschaft gegen dieVerfassung von
Tirnova konnte er mit dem liberalen Sobranje nicht
regieren und entschloß sich daher zu einer Gewaltmaßregel: er berief im Juni 1881 die
Große Nationalversammlung ein und
stellte ihr die
Wahl zwischen seiner Abdankung und der Übertragung diktatorischer
Vollmachten auf ihn unter
Suspensionder Verfassung
auf 7 Jahre. Die Nationalversammlung entschied sich einstimmig für die Diktatur, und damit war die Differenz
zwischen Fürst und
Volk vorläufig beseitigt.
Aber die russ.
Eingriffe in die Angelegenheiten
Bulgariens führten 1883 zur Wiederherstellung der
TirnovaerVerfassung und 1885 zur
Vereinigung des
Landes mit
Ostrumelien, worauf den
Titel «Fürst von Nord- und Südbulgarien» annahm.
Durch dieses selbständige Vorgehen erregte er dermaßen den Haß des
Zaren, daß dieser ihn aus den Listen des russ.
Heers,
dem er als Generallieutenant und
Chef zweier Regimenter zugeteilt war, strich.
In dem darauf ausbrechenden
Kriege zwischen
Bulgarien
und
Serbien (Nov. 1885) that sich Alexander durch militär.
Tüchtigkeit und persönlichen
Mut hervor, konnte aber den Lohn seiner Tapferkeit wegen des
WiderstandesRußlands nicht ernten. In dieser
Lage überraschte ihn die Verschwörung vom Alexander wurde in der Nacht gefangen genommen,
samt seinem
BruderFranzJoseph in die russ. Donaustadt Reni gebracht und eine provisorische Regierung eingesetzt;
diese wurde jedoch sogleich wieder
gestürzt und Alexander im
Triumph zurückgeführt.
Da aber Alexander auf ein an den
Zaren gerichtetes
Telegramm eine schroffe Zurückweisung erfuhr, glaubte er im Interesse des
Landes
abdanken zu müssen (7 Sept.) und begab sich nach Einsetzung einer Regentschaft in seine hess.
Heimat. Nachdem Alexander Anfang 1889 aus der preuß.
Armee, in der er den Rang eines Generalmajors bekleidete,
ausgeschieden war, heiratete er die Sängerin am
Darmstädter Hoftheater, Johanna
Loisinger (geb. zu
Preßburg),
[* 10] und ließ sich mit ihr unter dem
Namen eines
Grafen von Hartenau in Graz
[* 11] nieder. 1890 trat Alexander als zweiter
Oberst im österr. Infanterieregiment Nr. 27 in den aktiven Dienst, 1892 wurde er zum
Generalmajor und Commandeur der Grazer Infanteriebrigade befördert. Die bulgar. Sobranje bewilligte
ihm 1891 eine jährliche
Dotation von 50000
Frs. Er starb in Graz. Seine
Leiche wurde auf Kosten der bulgar. Regierung
nach
Sofia übergeführt und dort in der Sveti-Kral-Kirche beigesetzt. -
Vgl. Sobolew, Der erste Fürst
von
Bulgarien (Lpz. 1886);
LudwigGeorg Friedr. Emil, Prinz von Hessen und bei Rhein, österr.
General der
Kavallerie, geb. als
der dritte Sohn des
GroßherzogsLudwig II. von Hessen-Darmstadt, trat 1833 in hess. Militärdienst, 1840 in die russ.
Armee und wurde 1843 Generalmajor; 1845 befehligte er unter Fürst Woronzow die
Kavallerie gegen die
Bergvölker des
Kaukasus.
Doch verließ er 1851 den russ. Militärdienst und trat 1853 in österr.
Dienste.
[* 12] Im
ItalienischenKrieg von 1859 deckte er nach dem ersten blutigen
Gefecht bei Montebello (20. Mai) mit großer Ausdauer
den Rückzug und wurde zum Feldmarschalllieutenant befördert. Er übernahm die Division Reischach in Mantua
[* 13] und beteiligte
sich nur noch an der
Schlacht bei
Solferino
[* 14] (24. Juni). Sodann leitete er die Verhandlungen mit Napoleon III.
ein und erhielt nach Beendigung des Feldzugs das Kommando des 7. österr.
Armeekorps, kehrte aber im Dez. 1862 nach
Darmstadt
[* 15] zurück. 1866 erhielt Alexander das Kommando über das aus den Kontingenten von
Württemberg,
[* 16]
Baden
[* 17] und Großherzogtum Hessen bestehende 8. deutsche
Bundesarmeekorps, das gemeinschaftlich mit dem 7. (bayr.) Bundeskorps unter
Prinz
Karl vonBayern
[* 18] operieren sollte. Das energische Vorgehen der preuß. Mainarmee hinderte später
die
Vereinigung der beiden Bundeskorps, deren
Truppen in einer Reihe von Einzelgefechten geschlagen wurden. Alexander veröffentlichte
u. d. T.: «Feldzugsjournal des Oberbefehlshabers
des 8. deutschen Bundesarmeekorps» (Darmst. 1867) eine Rechtfertigungsschrift. 1868 wurde
Alexander zum österr. und 1873 zum hess.
General der
Kavallerie befördert. Er starb zu
Darmstadt.
Seine Überreste wurden 1894 in einem
Mausoleum auf dem Heiligenberg bei
Jugenheim beigesetzt. Alexander hat in Heiligenberg eine
bedeutende Münzsammlung angelegt, die er selbst beschrieb u. d. T. «Das
Heiligenberger Münzkabinett» (3 Bde., Graz und Darmst.
1854-56). Alexander war seit in morganatischer
Ehe vermählt mit der Gräfin Julie von Hauke, spätern
Prinzessin von
Battenberg (s. d.).
König von
Polen (1501-6, geb. 1459, Sohn Kasimirs IV. und
Bruder seines Vorgängers
JohannAlbert,
Großherzog
von
Litauen seit 1492, vermählt mit Helene, der Tochter des russ.
¶
mehr
ZarenIwans III. Wasiljewitsch. Alexander war vor allem bestrebt, Litauen gegen die Moskowiten und Tataren zu schützen, versuchte nach
dem TodeHerzog Konrads von Masowien, dies Herzogtum einzuziehen, mußte es aber auf Betreiben der Stände und der Herzogin
Anna auf dem Reichstage zu Petrikau (1504) den minderjährigen HerzögenJohann und Stanislaw unter der Vormundschaft
ihrer MutterAnna zugestehen. Sein Feldherr Glinski schlug die Tataren. Alexander starb 1506 zu Wilna.
[* 20]
I. Pawlowitsch, Kaiser von Rußland (1801-25), geb. 23. (12.) Dez. 1777, folgte 24. (12.) März 1801 seinem
Vater, Paul I., auf dem Throne und wurde 27. (15.) Sept. desselben Jahres zu Moskau
[* 21] gekrönt. Er hatte sich 9. Okt.
mit der Prinzessin Elisabeth (Luise Marie) von Baden vermählt. Mehr humanistisch als staatsmännisch gebildet, durch
das Schreckensende seines Vaters eingeschüchtert, von ungemessenen Hoffnungen begrüßt doch wenig mit dem praktischen Leben
bekannt, begann er, 23 J. alt, die Herrschaft des zerrütteten Reichs.
Die zu hohen Voraussetzungen, von denen Alexander bei seinen innern Reformen ausging, ließen deren Ergebnisse hinter den Vorsätzen
zurückbleiben. Indessen schuf oder reformierte er die Universitäten, die wissenschaftlichen Institute und die sonstigen Lehr-
und Bildungsanstalten des Reichs. Weit eingreifender für Rußlands Volksleben waren, obgleich durch die
großen Ereignisse seiner Epoche oft unterbrochen und teilweise später wieder rückgängig gemacht, A.s Bestrebungen zur
Überführung Rußlands aus der asiat. Willkürherrschaft in eine europ.
Rechtsordnung, wobei ihn besonders Speranskij unterstützte.
Die Aufhebung der Leibeigenschaft ward unter ihm in Esthland,
[* 22] Livland und Kurland ins Werk gesetzt. Schon 1801 schaffte
er das sog. Heimliche Gericht ab, vor welches besonders polit. Verbrecher gezogen wurden. Auch
that er den Mißbräuchen der Statthaltergewalt durch Gesetze Einhalt. Das Vorrecht der Adligen, daß ihre Erbgüter in keinem
Falle zur Strafe eingezogen werden konnten, erhob er zum allgemeinen Recht. An einem bürgerlichen Gesetzbuch
ließ er arbeiten. Viel hat er insbesondere für Industrie und Handel seines Reichs gethan, z. B. durch verbesserte Einrichtung
des Schuldenwesens, durch die 1817 gegründete Reichskammerbank, durch die Stiftung der Messe zu Warschau,
[* 23] durch Straßen- und
Kanalbau, durch Bewilligung eines Freihafens für Odessa,
[* 24] namentlich auch dadurch, daß (Ukas vom
allen Bauern das Recht ward, Fabriken und Manufakturen zu errichten, was früher nur dem Adel und den Kaufleuten zustand. Im
allgemeinen bewiesen auch mehrere durch ihn veranlaßte Reisen um die Welt, die Gesandtschaft 1817 nach Persien,
[* 25] Sendungen
nach Cochinchina und Chiwa, die Verbindung mit den Vereinigten Staaten,
[* 26] mit Brasilien
[* 27] und Spanien,
[* 28] die Handels-
und Schiffahrtsverträge mit der Pforte, die Niederlassungen auf der Nordwestküste von Nordamerika
[* 29] den richtigen Blick für
RußlandsStellung im Welthandel. Die auswärtige Politik A.s war beharrlich darauf gerichtet, mindestens Europas östl. Hälfte
dem russ. Prinzipat zu unterwerfen. Die nach Napoleons Untergange eingetretenen europ. Verhältnisse gewährten
der russ. Politik einen überwiegenden Einfluß, der anfangs zu Gunsten des liberalen Princips
verwendet, später der polit. und socialen Entwicklung Europas Europas sehr nachteilig wurde.
In
richtiger Erkenntnis der falschen Neutralitätspolitik Pauls I. war A.s erste Sorge (1801) die Erneuerung des Seevertrags
mit England und ein Friedensschluß mit Frankreich, um dadurch auf die sog. Entschädigungen in Deutschland
[* 30] Einfluß und für Rußlands alte Pläne auf die Türkei
[* 31] freie Hand zu gewinnen. Napoleons Streben nach einer europ. Weltherrschaft
führte Alexander 1805 im Verein mit Österreich
[* 32] zum Kriege mit Frankreich; der Friede, den Österreich zu Preßburg schloß, war für
ihn nicht bindend, so daß er 1806 sich mit Preußen
[* 33] zur Bekämpfung Napoleons vereinigen konnte.
Doch als dieses niedergeworfen war, gab Alexander im Frieden von Tilsit
[* 34] 1807 den Verbündeten preis und erkannte Napoleons staatliche
Schöpfungen sowie die Zerstückelung Preußens
[* 35] an, gegen Napoleons vorläufige Einwilligung zur russ. Eroberung Finlands und
der Donaufürstentümer. Der Erfurter Kongreß (1808) setzte Europas Teilung zu franz.-russ. Verfügung
fest. Als aber Österreich 1809 den franz. Waffen
[* 36] erlag, während das Herzogtum Warschau durch Napoleon
vergrößert wurde, löste Alexander jene Teilungsallianz, und als das franz. Heer 1812 zum größten Teil im russ. Feldzuge zu Grunde
gegangen, Rußland aber außer stande war, den Krieg allein mit Erfolg fortzusetzen, sah Alexander sich genötigt,
seine Eroberungspläne gegen Preußen aufzugeben und zur gemeinsamen Bekämpfung Napoleons ein Bündnis mit Deutschland einzugeben.
Durch die Großmut, mit welcher Alexander nach der Einnahme von Paris
[* 37] die Franzosen behandelte, erweckte er für seine Persönlichkeit
hohe Achtung. Auf dem Wiener Kongreß nahm er Polen für sich in Anspruch und gab dem neuerworbenen Lande
eine Konstitution. Bei der Rückkehr Napoleons drang Alexander auf die Erfüllung des Vertrags von Chaumont und die Achtserklärung
gegen den gemeinsamen Feind. Auch diesmal hatte Frankreich seiner hochherzig scheinenden Klugheit viel zu danken, da Alexander durch
ein starkes FrankreichRußlands Einwirkung bis an den Rhein zu sichern gedachte.
Während Alexander einerseits an einer parlamentarischen Verfassung für Rußland arbeitete, gelang es ihm andererseits, unter dem
Einfluß frömmelnder Mystik (s. Krüdener, Barbara Juliane) die Heilige Allianz (s. d.) zu stiften. Die Entdeckung revolutionärer
Geheimbünde in Rußland erstickte dann schnell A.sLiberalismus. Er verfiel mehr und mehr dem Einfluß des
Fürsten Metternich, dessen Politik, durch Rußland mächtig unterstützt, maßgebend für den europ. Kontinent wurde und
jenes allgemeine Repressivsystem begründete (Kongresse von Troppau,
[* 38] Laibach
[* 39] und Verona),
[* 40] das fortan in Europa
[* 41] herrschte. In
Rußland war selbst von Aufhebung der Leibeigenschaft nicht mehr die Rede; die Censur wurde wieder eingeführt,
der Wissenschaft und dem Unterrichte Fesseln angelegt, Untersuchungen wegen demagogischer Umtriebe veranstaltet, die Freimaurerlogen
und Missionsgesellschaften unterdrückt und allmählich alle Pläne für Reform und Fortbildung aufgegeben.
Über alle Provinzen des Reichs breitete sich, nach österr. Muster, das Netz einer offenen wie geheimen Polizei aus. Die Erfahrung,
daß trotz dieses Repressivsystems die öffentliche Meinung sich nicht ersticken ließ, und der Zwiespalt,
in welchen Alexander selbst sich mit seiner Vergangenheit versetzt sah, quälten den krankhaft erregten Kaiser und versenkten ihn
mehr und mehr in religiöse Mystik. Bei dem AufstandGriechenlands geriet die Politik A.s in vollsten Widerspruch mit den
Sympathien der
¶