Die neuere Kunst wählte oft
A.s Thaten zum Gegenstande, am bekanntesten ist
Thorwaldsens (s. d.) Relief
«Alexanderzug»; ferner die Gemälde von Ch.
Lebrun
(Paris,
[* 5] Louvre),
«A.sTod» von
Piloty
(Berlin,
[* 6] Nationalgalerie). Die Litteratur
über Alexander ist sehr umfangreich. Zunächst wurden
A.s Leben und Thaten von einigen seiner Begleiter, wie Kallisthenes,
Anaximenes,
Klitarch, Onesikritus, Marsyas,
[* 7] Chares, in pomphaftem
Stil, oft voll Übertreibungen und
Märchen, der Grundlage
der
Alexandersage (s. d.), erzählt, andere, namentlich
Ptolemäus Lagi und Aristobul, gaben zuverlässige
Berichte, wenn auch
nur über das Militärische und Geographische, nicht über das
Politische und Psychologische. Auf Klitarch beruht im wesentlichen
die Erzählung der Geschichte
A.s bei Diodor,
Trogus Pompejus (bei Justin), Curtius
Rufus, mehrfach auch bei Plutarch; auf
Ptolemäus und Aristobul die
DarstellungArrians, der daneben eine alexandrinische Kompilation benutzt zu haben scheint.
Arrianus
(s.d.) ist somit für uns die Hauptquelle. Die Reste der gleichzeitigen Geschichtschreiber
A.s sind von K.
Müller in der
AusgabeArrians von Dübner (Par. 1877) gesammelt.
Neuere Bearbeitungen: J. G. Droysen, Geschichte
A.s d. Gr. (4. Aufl., Gotha
[* 8] 1892);
Flathe, Geschichte Macedoniens, Bd. 1 (Lpz.
1832);
Grote, Geschichte
Griechenlands, deutsch von Meißner, Bd. 6 (2. Aufl.,
Berl. 1882);
Hertzberg, Die asiat. Feldzüge
A.s d. Gr. (2. Aufl.,
Halle
[* 9] 1875);
ferner: Rüstow und Köchly, Geschichte des
griech. Kriegswesens
(Aarau
[* 10] 1852);
Schäfer,
Demosthenes und seine Zeit, Bd. 3 (2.
Aufl., Lpz. 1887);
Kaerst, Forschungen zur Geschichte
A.s d. Gr. (Stuttg. 1887);
Severus
(Marcus AureliusSeverus Ä.), römischerKaiser (222–235 n. Chr.), Sohn des Syrers Gessius Marcianus
und der Julia Mammäa (vielleicht war jedoch der
Vater deren Vetter,
KaiserCaracalla), geb. um 208 n. Chr. zu
AccaCäsarea in
Phönizien, wurde 221 von
KaiserHeliogabalus, seinem Vetter, adoptiert, zum
Cäsar erhoben und nach Heliogabals
Ermordung im März 222 im
Alter von 14 Jahren zum
Kaiser ausgerufen.
In den ersten Jahren leitete statt seiner
Ulpianus (s. d.)
die Regierung.
Dieser versuchte, die zerrütteten
Finanzen zu ordnen,
Verwaltung und Beamtentum zu reorganisieren und die Disciplin
im
Heere herzustellen, wurde aber bei einem
Aufstande der
Prätorianer 228 vor den
Augen des
Kaisers ermordet. 232 zog Alexander Severus gegen
das neu erstehende
Reich der Sassaniden (s. d.), spielte aber als Feldherr keine hervorragende
Rolle; doch erreichten die
Römer,
[* 14] daß
Artaxerxes sich zurückzog. Im Herbst 234 nach
Rom
[* 15] zurückgekehrt,
mußte Alexander Severus gegen die
Deutschen an den Rhein ziehen, wurde aber bei Mainz
[* 16] Ende März 235 von den unzufriedenen
Soldaten auf
Anstiften des Goten Maximinus ermordet, der an seiner
StelleKaiser wurde. –
Vgl. J. J.
Müller,
Staat und
Kirche unter Alexander Severus in
seinen
«Studien zur Geschichte der röm. Kaiserzeit» (Zür.
1874).
Alexander 1. (109–119?) soll als Märtyrer gestorben sein.
A.II. (1061–73), vorher AnselmodiBaggio aus Mailand,
[* 17] ein eifriger Förderer der cluniacensischen
Reform, der geistige
Urheber der sog.
Pataria (s. d.) in Oberitalien,
[* 18]
Bischof von Lucca,
[* 19] war der erste ohne Einmischung desDeutschenKaisers durch das Kardinalskollegium gewählte Papst, erhielt in Honorius II. (s. d.)
einen Gegenpapst. Als letzterer aber auf der vom Erzbischof
Anno von Köln
[* 20] 1062 berufenen Kirchenversammlung als unrechtmäßig
verworfen wurde, ward Alexander vom
Reich und nach hartem Kampf, in dem er mit Hilfe
Gottfrieds (s. d.) von Lothringen und Tuscien
siegte, auch in Oberitalien anerkannt.
Die
Beschlüsse über Kirchenwesen,
Investitur und
Cölibat sowie alle Schritte zur Demütigung des
KaisersHeinrich IV. (s. d.),
die im
Namen dieses Papstes geschahen, ferner sein thatkräftiges Eingreifen in die Angelegenheiten
Dänemarks, Englands,
Frankreichs,
Ober- und Unteritaliens, gingen jedoch seit 1065 vom Kardinal Hildebrand (dem nachherigenGregor VII.),
seinem Kanzler und Nachfolger, aus. Er starb –
Alexander III. (1159–81), vorher
OrlandoBandinelli aus Siena,
Lehrer des Kirchenrechts in
Bologna, seit 1150 Kanzler Eugens III.
und Hadrians IV., war ein energischer, geistesgewandter und auch erfolgreicher
Vertreter der Oberherrschaft
des Papsttums über jede weltliche Macht, die er jedoch trotz der Unterstützung des byzant.
Kaisers und Wilhelms II. von
Sicilien gegen
KaiserFriedrich I. Nicht vollständig durchzuführen vermochte. Gegen den von
Friedrich I. begünstigten Gegenpapst
Victor IV. verband er sich mit den lombard.
Städten, mußte aber nach deren
Niederlage 1161 nach
Frankreich
fliehen. Trotzdem wurde er von
Frankreich,
Sicilien, England und
Spanien
[* 21] anerkannt, triumphierte auch über den zweiten Gegenpapst,
Paschalis III., den ihm der kaiserl. Kanzler Rainald von
Dassel nach dem
Tode Victors gegenübergestellt hatte, und kehrte
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mehr
1165 nach Rom zurück. Im folgenden Jahre zog Friedrich nach Italien,
[* 23] eroberte Rom und vertrieb den Papst neuerdings. Doch zwang
die Pest den Kaiser zum Rückzug, und Alexander stellte sich an die Spitze des sog. Lombardischen Bundes, der ihm zu Ehren die 1168 neuerbaute
Festung
[* 24] am TanaroAlessandria nannte. An die Stelle des gestorbenen Paschalis III. setzten die Römer als
dritten Gegenpapst Calixtus. Erst als Friedrich bei Legnano 1176 von den Lombarden geschlagen worden war, kam es nach den Verhandlungen
zu Anagni zum Friedensschluß in Venedig
[* 25] 1177. Friedrich gab Calixtus preis, erkannte Alexander an und wurde vom Banne gelöst.
Nach Rom zurückgekehrt, hielt Alexander 1179 eine große Lateransynode ab, auf der gegen die Albigenser in Südfrankreich
neue Maßregeln ergriffen und zugleich die Papstwahl ausschließlich den Kardinälen übergeben und zur Gültigkeit eine Zweidrittelmehrheit
bestimmt wurde. Auch in England wußte den Einfluß der päpstl. Kurie aufrecht zu halten und zwang Heinrich II.
für die ErmordungThomasBeckets zur Kirchenbuße. In trefflichen Beziehungen zu Ludwig VII. von Frankreich bestätigte er Alfons
I. als König von Portugal und erkannte ihm die maur. Gebiete zu, die er erobern würde. Er starb 3. Aug. 1181.-
Vgl. Reuter,
Geschichte A.s III. und der Kirche seiner Zeit (3 Bde., Lpz.
1860-64);
Ribbeck, Friedrich I. und die röm. Kurie (Lpz. 1881);
Rolands, nachmals Papstes Alexander III. Sentenzen, hg. von Gietl (Freib. i. Br.
1891).
Alexander IV. (1254-61), vorher Rainaldo de' Conti aus dem Geschlecht Innocenz' III. und Gregors IX., der den
Neffen 1227 zum Kardinaldiakon machte, spielte, von Konrad IV. zum Vormund Konradins bestellt, in betreff Siciliens wie in
Sachen des Kaisertums eine zweideutige Rolle, indem er die Belehnung mit Sicilien an Heinrich III. von England verkaufte und
Wilhelm von Holland, dann Richard von Cornwall während des Interregnums unterstützte. Während es ihm
gelang, Ezzelino da Romano durch die Lombarden zu vernichten, mußte er vor Manfred und dessen Anhängerschaft aus Rom flüchten.
Er starb in Viterbo. -
Vgl. Winkelmann, Die Politik der Päpste und Konradin (in der «Baltischen Monatsschrift»,
1870).
Alexander V. (1409-10), vorher Pietro Filarghi von Candia, trat in den Minoritenorden, worin er aufgezogen war,
reiste in Italien, England, Frankreich, wurde 1402 Erzbischof von Mailand, von Innocenz VII. zum Kardinal erhoben und von den
im Konzil zu Pisa
[* 26] vereinigten Kardinälen der beiden kirchlichen Parteien, den Anhängern des röm.
Gregor XII. und denen Benedikts XIII., in der Hoffnung der Beendigung des großen Schismas gewählt, mehrte
aber als dritter Papst nur die Verwirrung und war ganz in der Hand
[* 27] des ehrgeizigen Kardinals Cossa, dem er seine Erhebung verdankte,
der ihn aber wahrscheinlich auch vergiftete und nach seinem Tode als Johann XXIII. sein Nachfolger wurde. Unter
der nur in Frankreich, England und dem größten Teil von Deutschland
[* 28] anerkannt gewesen war, wurde die Lehre
[* 29] Wiclifs verdammt
und Huß vor den päpstl. Richterstuhl geladen.
Alexander VI. (1492-1503), vorher Rodrigo Lançol (Lenzuoli) Borgia, geb. 1431 zu Jativa bei Valencia,
[* 30] widmete sich erst der Rechtswissenschaft,
dann dem Kriegswesen, wurde durch seinen Oheim, Papst Calixt III., zum Bischof von Valencia, 1456 zum Kardinaldiakon
ernannt
und später päpstl. Vicekanzler. Seine ausschweifende Lebensweise (er hatte außer andern von einer verheirateten
Frau aus dem kleinen Adel, Vannozza de' Catanei, fünf Kinder) zog ihm vielfachen Tadel zu, aber Talent, Thätigkeit, Reichtum
verschafften ihm großen Einfluß, so daß er nach dem Tode Innocenz' VIII. zu dessen Nachfolger
gewählt ward.
Nicht ohne Gewandtheit lenkte Alexander inmitten der Stürme, welche die franz. Könige Karl VIII. und Ludwig XII. über Italien heraufbeschworen,
Kirche und Kirchenstaat; aber seine Regierung ist voll von Willkürherrschaft, Treubruch, Verrat und
sinnlichen Ausschweifungen. Durch seinen Sohn Cesare (s. Borgia), den er zum Herzog der Romagna ernannte, entledigte er sich
der meisten kleinen Gewaltherrscher im nördl. Teil des Kirchenstaates, während er in der nähern Umgebung Roms die alten
Dynastengeschlechter zu Paaren trieb und mit Waffen
[* 31] und Gift die Gegner unschädlich machte, um sein Haus
zu einer neuen mächtigen Dynastie zu erheben.
Dennoch bewahrte er große Autorität, die sich unter andern in der Entscheidung über die Grenzen der portug. und span. Entdeckungen
mittels einer Demarkationslinie aussprach. Die während der Anwesenheit Karls VIII. in Rom und durch Savonarola in Florenz wider
ihn ins Werk gesetzte Opposition hatte keinen unmittelbaren Erfolg. Er starb an einem klimatischen
Fieber, wohl nicht an Gift, wie vielfach behauptet wird. Über seine Tochter Lucrezia s. Borgia. Im Widerspruch mit neuern ital.
und franz. Rettungen, unter denen die von Leonetti, «Papa
Alessandro VI.» (3 Bde., Bologna 1880),
und Clement, «Les Borgia» (Par. 1882), die bedeutendsten sind,
suchten in neuester Zeit Reumont und Gregorovius unter Abweisung erdichteter Übertreibungen den histor. Thatbestand über
Alexander festzustellen. -
Vgl. auch Höfler, Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne (Wien
[* 32] 1888).
Alexander VII. (1655-67), vorher Fabio Chigi (s. d.), Nuntius in Deutschland während der letzten Epoche des Dreißigjährigen
Krieges und der Westfälischen Friedensverhandlungen. Er konfirmierte die zum Katholicismus übergetretene Königin Christine
von Schweden,
[* 33] mußte aber von Ludwig XIV. und Mazarin, namentlich infolge eines Konflikts des franz. Gesandten mit der päpstl.
Leibwache in Rom, viele Demütigungen erfahren und den schimpflichen Vergleich von Pisa (1664) annehmen.
Ein energischer Verteidiger der päpstl. Unfehlbarkeit, bestätigte er 1656 die von seinem Vorgänger Innocenz X. ausgesprochene
Verdammung von fünf Sätzen des Jansen. Alexander starb Er war ein Freund der Künste und Wissenschaften und gab unter
dem Namen «Philometi labores juveniles» Gedichte heraus (Par.
1656). -
Vgl. Sforza Pallavicino, Vita di Alessandro VII. (Prato 1839).
Alexander VIII. (1689-91), vorher Pietro Ottoboni aus Venedig, schlichtete mit Ludwig XIV. den Streit über die Quartierfreiheit der
Gesandten. Den von seinem Vorgänger Innocenz XI. geführten Streit über die vier Propositionen der Gallikanischen Kirche
führte er durch deren Verdammung zu Ende. Seine kurze Regierung hat er durch maßlosen Nepotismus geschändet,
dagegen die vatikanische Bibliothek durch den Ankauf der an Handschriften reichen Bibliothek der Königin Christine von Schweden
bereichert. Er starb -
Vgl. Gérin, Le pape Alexandre VIII et Louis XIV (Par. 1877).
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