Verdammung auf dem zu
Toulouse
[* 2] abgehaltenen
Konzil (1119) als «Toulousische
Ketzer» bezeichnet wurden. Dieses Verdammungsurteil
ward 1139 von Innocenz II. bestätigt. Auf einem zu Lombers unweit
Albi 1165 abgehaltenen
Konzil sprachen sie sich über ihre
Lehren
[* 3] offen aus. Dennoch wurden sie später arg verdächtigt und namentlich des Dualismus, der Verwerfung
der Trinitätslehre, des
Abendmahls und der
Ehe, der Leugnung des
Todes und der
Auferstehung Christi
u. dgl. beschuldigt. Zu Anfang
des 13. Jahrh. hatte sich die
Lehre
[* 4] der Albigenser über ganz Südfrankreich ausgebreitet, besonders in großen
Städten und bei den
adligen Geschlechtern. So glaubte Papst Innocenz III. sie nicht länger dulden zu können und nahm die
Ermordung seines Legaten
Peter von
Castelnau zum
Anlaß, gegen die Albigenser einen Kreuzzug zu predigen, dessen Leitung er dem
AbtArnold von
Citeaux und dem
GrafenSimon von Montfort übertrug, und der zu den furchtbaren Albigenserkriegen führte.
Südfrankreich wurde unbarmherzig verwüstet, namentlich dasLand des den Albigenser günstigen
GrafenRaimund VI.
von
Toulouse (s. d.). Die Legaten
Arnold und
Milo nahmen 1209
Béziers, die Hauptstadt seines Neffen Roger, mit
Sturm und ließen
gegen 20000 E. ohne Unterschied des
Glaubens niedermachen. «Tötet sie alle», soll
Arnold nach wenig verbürgter Nachricht
gerufen haben; «der Herr wird die Seinen schon schützen!»
Die eroberten
Lande schenkte die
Kirche, zur Belohnung seiner Dienste,
[* 5] auf der Lateransynode 1215, dem
Grafen von Montfort,
der jedoch nie in den ruhigen
Besitz dieser Schenkung kam.
Bei der
Belagerung von
Toulouse (1218) ward er durch einen Steinwurf getötet, und
Raimund VI. gelangte wieder in den
Besitz des eroberten
Landes. Allein der päpstl.
Ablaß lockte aus allen
ProvinzenFrankreichs neues Kriegsvolk herbei, das den
Krieg fortsetzte, und auch König
Ludwig VIII. von
Frankreich griff zu den Waffen
[* 6] gegen die
Ketzer. Nachdem Hunderttausende von
beiden Seiten gefallen und die schönsten Gegenden in der Provence und in Oberlanguedoc verwüstet waren,
kam es 1229 zum Frieden, in dem
Raimund VII. die Lossprechung vom
Kirchenbanne mit ungeheuren Geldsummen erkaufen, Narbonne
mit mehrern Herrschaften an
Ludwig IX. überlassen und seinen Eidam
Alfons von Poitiers, einen
BruderLudwigs, zum
Erben seiner
übrigen
Lande einsetzen mußte. In
Toulouse wurde gleichzeitig ein päpstl. Inquisitionstribunal errichtet,
das die noch übriggebliebenen Albigenser entweder gewaltsam bekehrte oder dem Flammentod übergab. 1244 wurden die
Reste der in den Pyrenäen vernichtet. Doch hatte noch am Anfange des 14. Jahrh. die
Inquisition in diesen Gegenden vollauf
zu thun. Viele Albigenser flüchteten auch nach Piemont und verschmolzen hier mit den
Waldensern. -
Vgl. Fauriel,
Historie de la croisade contre les herétiques
Albigeois (Par. 1837);
Chr. Albigenser Hahn,
[* 7] Geschichte der
Ketzer (3 Bde., Stuttg. 1846-50);
K. Schmidt, Histoire de la secte des Cathares ou Albigois (Straßb. 1849);
Peyrat, Historie des
Albigeois (2 Bde., Par. 1880-82).
Dichterisch ist der Verzweiflungskampf der von
NikolausLenau behandelt worden in dem Epos «Die Albigenser».
(spr. -ischŏá), alte franz. Landschaft, die
ungefähr dem heutigen Depart.
Tarn entspricht, gehörte noch 506 den Westgoten, wurde nach der
Schlacht bei
Bouillé von Theuderich,
dem
Sohne Chlodwigs, erobert, 732 nach der
Schlacht bei
Poitiers durch die Sarazenen verwüstet, fiel 768,
als Pippin sein
Reich teilte,
Karl zu, gehörte später zu dem Königreich
Aquitanien und von 843 an zur Herrschaft
Karls des
Kahlen, später wurde sie mit der
GrafschaftToulouse vereinigt und endlich 1229 an
Ludwig den
Heiligen abgetreten. Sie wurde
geschichtlich merkwürdig durch die Verfolgungen ihrer Bewohner, der
Albigenser (s. d.).
FranzJoseph, Reichsfreiherr von, deutscher Staatsmann, geb. 1748 zu St. Goar, wurde 1770
Hof- und Regierungsrat
des Fürstbischofs von
Würzburg,
[* 8] dann
Assessor am Reichskammergericht. 1787 zum
Geh. Reichsreferendar ernannt, suchte er als
AnhängerKaiserJosephs II. und als GegnerPreußens
[* 9] Kurmainz dem Fürstenbunde abwendig zu machen. 1790 trat
er als Hofkanzler und Minister in die Dienste des Kurfürsten von Mainz;
[* 10] von diesem 1792 zum
Statthalter bestellt, flüchtete
er bei dem Vordringen der
Franzosen. An dem Revolutionskriege 1799 nahm er als Mainzer
Generalfeldzeugmeister teil.
Als der Kurfürst
FriedrichKarlJoseph 1802 starb, leitete Albini auch unter dessen Nachfolger K.
Th. von Dalberg
(s. d.) alle Staatsgeschäfte. Nachdem Dalberg dem Rheinbunde beigetreten war,
wurde Albini
Statthalter von
Regensburg.
[* 11] Nach der
Abtretung von
Regensburg an
Bayern
[* 12] erhielt er 1810 in
Frankfurt
[* 13] das Präsidium des
großherzogl.
Staatsrates und die Ministerien der Justiz, des Innern und der Polizei. Die Verbündeten
übertrugen ihm, als sie im Okt. 1813 das Großherzogtum
Frankfurt besetzten, den Vorsitz in dem Ministerialrate des von ihnen
unter
Verwaltung genommenen
Landes. Albini trat 1815 in österr. Dienste, starb aber schon zu
Dieburg.
oder Albinoismus, der Zustand der
Albinos (s. d.). ^[= nennt man diejenigen Menschen und Tiere, in deren Körperbedeckung und Augen der dunkle Farbstoff ...]
nennt man diejenigen
Menschen und
Tiere, in deren
Körperbedeckung und
Augen der dunkle Farbstoff
(das
Pigment) mangelt. Im regelmäßigen Zustande wird unter die Oberhaut, in die
Haare,
[* 16] Federn,
Schuppen u. s. w., in die Regenbogenhaut
und in die Gefäßhaut (chorioidea) des
Auges ein Farbstoff abgesondert, welcher diesen Körperteilen das ihnen eigentümliche
Kolorit verleiht. Wenn nun aber durch einon angeborenen
Fehler (eine
Hemmungsbildung, s. d.) die
Ablagerung
eines solchen Farbstoffs nicht stattfindet, so erscheinen die
Haut
[* 17] bleich und ihre Anhangsgebilde weiß, unter Umständen
(weiße Hauskatzen) ist auch
Taubheit mit diesen Erscheinungen verbunden. Die
Pupille der
Augen erscheint rot, weil durch die
dünnen farblosen Wandungen derAugen viel Licht
[* 18] in deren
Inneres gelangt und die gefäßreiche und darum
rot erscheinende
Aderhaut diffus beleuchtet. Auch die dünne Regenbogenhaut zeigt einen rötlichen Schimmer. Da der schwarze
Farbstoff auf der Chorioidea und auf der hintern
Fläche der Regenbogenhaut das in das
Innere des
Auges eingefallene Licht resorbiert,
so können die Albinos, welchen
¶
mehr
dieser Farbstoff fehlt, den Reiz des hellen Tageslichts, nicht ertragen. Sie blinzeln infolgedessen bei hellem Lichtschein
mit den Augen (Lichtscheu, Photophobie) und sehen im Halbdunkel verhältnismäßig besser als bei scharfem Lichte. Früher hielt
man die Albinos (die man auch Kakerlaken, Dondos, Blasards, Leucotici nennt) für eine besondere Menschenart. Es giebt
jedoch dergleichen Individuen in jeder Rasse, und ihre Färbung erscheint je nach der eigentümlichen Rassenfärbung in verschiedenen
Nuancen, tritt aber besonders bei Negern hervor (WeißeNeger, Leucaethiopici).
Der krankhafte Zustand dieses Pigmentmangels heißt Albinismus (auch Albinoismus, Leucopathia) und kommt bei allen Wirbeltieren,
vielleicht sogar im ganzen Tierreiche vor, am häufigsten ist er bei Haustieren, da wilde Tieralbinos
meist zeitig zu Grunde gehen und ihre Eigentümlichkeiten nur schwer vererben können; denn dieser Zustand ist (namentlich
bei Vermischung von Albinos miteinander) erblich und wird sogar durch stete Vererbung zum Charakter von Varietäten, wie z. B. beim
Frettchen. Es giebt indes auch einen partiellen Albinismus (Albinismus partialis), bei dem sich nur einzelne
weiße Flecke auf der Haut oder einzelne Stellen mit weißen Haaren zeigen; am auffallendsten ist diese Erscheinung bei den
gescheckten (sog. Elster-) Negern.
Während man früher die als Pinta (Mal de los pintos) bezeichnete Krankheit vielfach zu den Anomalien der Pigmentierung rechnete,
ist durch neuere Untersuchungen festgestellt, daß diese in Mexiko,
[* 20] Centralamerika und den nördl. TeilenSüdamerikas endemische,
ansteckende Krankheit durch pflanzliche Parasiten hervorgerufen wird. Von dem eigentlichen, stets angeborenen, vollständigen
oder partiellen Albinismus ist streng die nicht bei der Geburt vorhandene, erst während des spätern Lebens auftretende erworbene
Pigmentatrophie zu trennen.
Die wichtigste Form dieser letztern ist die als Vitiligo bezeichnete Krankheit, bei welcher kleine, über den Körper zerstreute
weiße Flecken auftreten, die sich allmählich vergrößern und ausnahmsweise schließlich auch zu einer fast vollständigen
oder selbst vollständigen Entfärbung der ganzen Körperoberfläche führen können. Das Pigment der Regenbogenhaut und der
Aderhaut des Auges wird von dieser Krankheit niemals berührt. Auch durch Narbenbildung können einzelne
Hautstellen ihr Pigment einbüßen und weiß werden. Über das Weißwerden mancher nordischer und alpiner Säugetiere und Vögel
[* 21] im Winter s. Zuchtwahl und über das Weißbleiben von Höhlentieren s. d. -
Vgl. Mansfeld, über das Wesen der Leukopathie oder des Albinoismus (Braunschw. 1823);
Beigel, Beitrag
zur Geschichte des Albinismus partialis und der Vitiligo (Dresd. 1864).