der im Königreich
Sachsen
[* 2] 1867 von der damaligen Kronprinzessin
Carola gegründete und nach ihrem Gemahl
benannte internationale Frauenverein des
Roten Kreuzes mit dem Zwecke, Krankenpflegerinnen auszubilden, Reservelazarette für
verwundete und kranke
Soldaten zu errichten und Armenkrankenpflege zu üben. Er hat in
Sachsen (1891) 40 Zweigvereine und wird
geleitet von einem aus 12
Damen und 6 Herren zusammengesetzten Direktorium;
1)
Arrondissement im franz. Depart. Savoie, hat 663,94 qkm,
(1891) 36 352 E., 42 Gemeinden und zerfällt in die 4 Kantone: Albertville (192,79 qkm, 16 595 E.),
Beaufort (198,31 qkm, 5823 E.), Grésy-sur-Isère (102,01 qkm, 7303 E.), Ugines (170,83 qkm, 6631 E.). - 2) Albertville, Hauptstadt
des
Arrondissements in einem fruchtbaren, anmutigen Thalbecken, am Arly, unweit von dessen Mündung in die Isère, bestand
ursprünglich aus den beiden Flecken L'Hôpital und
Conflans, die 1845 von dem König
KarlAlbert zur Stadt
vereinigt wurden, und hat (1891) 3355, als Gemeinde 5854 E., in Garnison das 22. Jägerbataillon.
Die Stadt treibt bedeutenden
Handel mit
Schiefer, liefert
Töpferwaren und Ziegel und besitzt Marmorschleifereien und Nagelschmieden.
Ein ehemaliges
Kloster adliger
Damen dient jetzt alsKaserne. L 'Hôpital, das eigentliche Albertville, liegt in 315 m
Höhe rechts vom Arly, besitzt stattliche neue Stadtteile mit breiten
Straßen, ein schönes Rathaus, einen Justizpalast und
ein großes Zwangsarbeitshaus. Eine schöne Marmorbrücke führt nach
Conflans, dem ältesten
Teile der Stadt, das mit seinen
verfallenden Ringmauern und engen winkligen Gassen, seiner alten Herzogsburg und stattlichen
Kirche in 422 m
Höhe auf einer Felsterrasse liegt. Mit Chambery ist Albertville durch eine Eisenbahn (49 km) verbunden, die bei St.
Pierre d'Albigny von der Mont-Cenislinie abzweigt.
Erasmus, deutscher Schriftsteller, geb. um 1500 zu
Sprendlingen in Oberisenburg-Büdingen, studierte
um 1520 in Wittenberg
[* 4]
Theologie, starb nach wechselvollen
Schicksalen, die ihn an mehr als 15 Orte als
Lehrer und Geistlichen
führten, als Generalsuperintendent zu Neubrandenburg
[* 5] Ein hitzköpfiger Eiferer für das starre Luthertum, übertrug
er die
Polemik zuweilen selbst in seine geistlichen Lieder (hg. von
Stromberger,
Halle
[* 6] 1857). «Auch sein
berühmtes
"Buch von der
Tugend und Weisheit" (Frankf. 1550; Neudruck von
Braune,
Halle 1892),
49 gereimte Fabeln umfassend,
enthält satir. Elemente. Von seinen Prosaschriften ist die Satire «Der
BarfüßerMünche Eulenspiegel und
Alkoran» (Wittenb.
und Frankf. 1542), mit Vorrede
Luthers, nach lat.
Quelle,
[* 7] die bekannteste. -
franz. Albestroff, Dorf und Hauptort des Kantons Albesdorf (200,87
qkm, 9051 E., 4282 männl., 4769 weibl., 26 Gemeinden) im
Kreis
[* 8]
Château-Salins des
Bezirks Lothringen, hat (1890) 598 kath.
E.,
Amtsgericht (Landgericht Saargemünd),
[* 9] Post,
Telegraph,
[* 10] Fernsprecheinrichtung,
Zoll- und Steueramt, Oberförsterei, kath.
Dekanat,
Armen- und Pfründenhospiz St.
Anna,
Sparkasse;
Tod, Gedicht aus dem
Kreise
[* 11] der deutschen
Heldensage, steirischer Herkunft,
in der
Nibelungenstrophe abgefaßt,
in der ursprünglichen, verlorenen Gestalt wohl dem Anfange des 13. Jahrh. angehörend, aber
nur in einer rohen, interpolierten Überarbeitung des 15. Jahrh. unvollständig erhalten.
Anknüpfend an die Kämpfe zwischen Dietrich von Bern
[* 12] und Ermenrich, erzählt es in schlichter Schönheit
das rührende Ende des jungen Albhart (oder Alphart); auf einsamer Wacht von Wittich und
Heime unritterlich angegriffen, wird
er erschlagen.
Ausgabe von Martin im
«DeutschenHeldenbuch», Bd. 2 (Berl.
1866); übersetzt von
Simrock im
«KleinenHeldenbuch» (4. Aufl., Stuttg. 1885),
freier von Schröer (Lpz. 1874) und Klee (Gütersloh 1880). -
Vgl. Kettner, Untersuchungen über
Alpharts Tod (Mühlh. 1891).
1)
Arrondissement im franz. Depart.
Tarn, hat 1465,82 qkm, (1891) 100 173 E., 94 Gemeinden und zerfällt in die 8 Kantone:
Alban (177,73 qkm, 8086 E.), Albi (248,67 qkm, 30 254 E.),
Carmaux (14 050 E.), Monestiés (6234 E.), Pampelonne
(162,20 qkm, 8473 E.), Réalmont (225,70 qkm, 10 907 E.), Balderiès (146,02 qkm, 5408 E.),
Valence (174,94 qkm, 8616 E.),
Villefranche (139,25 qkm, 8145 E.). - 2) Hauptstadt des franz. Depart.
Tarn und
Arrondissements in der alten Landschaft
Albigeois (s. d.) in Languedoc, auf einer Höhe am
Tarn,
an den Linien Tessonieres-Albi (17 kni) und der Orléansbahn, ist Sitz eines
Civil- und Handelstribunals, eines Erzbischofs
(die Kirchenprovinz Albi umfaßt die Erzdiöcese und die Suffraganbistümer Cabors,
Mende,
Perpignan, Rodez), der 64. Infanteriebrigade
und hat (1891) 14219, als Gemeinde 20903 E., in Garnison das 143. Infanterieregiment, ein Lyceum, eine
Bibliothek mit kostbaren Handschriften, ein Museum und ein Bronzestandbild des berühmten Seefahrers Lapérouse.
Ferner sind zu erwähnen die der heil. Cäcilie gewidmete got.
Kathedrale, 1282-1512 erbaut, mit alten Freskogemälden und
einem schönen Orgelchor, eine der merkwürdigsten und schönsten des südl.
Frankreichs (s. Textfig. 12 zu
ArtikelGewölbe),
[* 13] die St. Salvykirche, das festungsähnliche Präfekturgebäude, ein alter
Palast
der
Grafen von
Albigeois, das 1687 gegründete
Krankenhaus
[* 14] mit
Garten
[* 15] (17 ha) und das Schauspielhaus.
Über den
Tarn führen eine
alte
Brücke
[* 16] von 6
Bogen
[* 17] und eine neue (160 m) von 5
Bogen.
Der Handel mit
Weinen,
Anis, Safran und andern Produkten ist beträchtlich. Die Fabriken liefern
Woll- und
Baumwollzeuge, Leder, Liqueur, Pastellfarben u. s. w. Unweit nordöstlich der berühmte
Saut-du-Sabot oder Saut-du-Tarn, eine Reihe von Wasserfällen des
Tarn, der sich in den Kalkfelsen eingewühlt hat. 1254 wurde
zu Albi ein
Konzil abgehalten, durch das die letzten Reste der
Lehre
[* 18] der
Albigenser ausgerottet werden sollten
und Verhaltungsmaßregeln gegen die
Juden gegeben wurden.
der von der Stadt
Albi im Depart.
Tarn abgeleitete
Name einer im südl.
Frankreich verbreiteten kirchlichen
Partei, die den religiösen Grundsätzen der
Katharer (s. d.) huldigte, und zu der man später öfters auch die
Waldenser (s. d.) rechnete.
Anhänger dieser
Richtung traten bereits im Anfange des 11. Jahrh.
auf und galten allgemein für
Nachfolger der
Manichäer (s. d.). Sie drangen auf ein apostolisches
Christentum und führten ein einfaches, sittenreines und
zurückgezogenes Leben. Man nannte sie daher auch anfangs die «guten Leute»
(les
bons hommes) oder «Dunkelmänner» (hommes obscurs),
während sie nach ihrer ersten
¶
mehr
Verdammung auf dem zu Toulouse
[* 20] abgehaltenen Konzil (1119) als «Toulousische Ketzer» bezeichnet wurden. Dieses Verdammungsurteil
ward 1139 von Innocenz II. bestätigt. Auf einem zu Lombers unweit Albi 1165 abgehaltenen Konzil sprachen sie sich über ihre
Lehren
[* 21] offen aus. Dennoch wurden sie später arg verdächtigt und namentlich des Dualismus, der Verwerfung
der Trinitätslehre, des Abendmahls und der Ehe, der Leugnung des Todes und der Auferstehung Christi u. dgl. beschuldigt. Zu Anfang
des 13. Jahrh. hatte sich die Lehre der Albigenser über ganz Südfrankreich ausgebreitet, besonders in großen Städten und bei den
adligen Geschlechtern. So glaubte Papst Innocenz III. sie nicht länger dulden zu können und nahm die
Ermordung seines Legaten Peter von Castelnau zum Anlaß, gegen die Albigenser einen Kreuzzug zu predigen, dessen Leitung er dem AbtArnold von
Citeaux und dem GrafenSimon von Montfort übertrug, und der zu den furchtbaren Albigenserkriegen führte.
Südfrankreich wurde unbarmherzig verwüstet, namentlich das Land des den Albigenser günstigen GrafenRaimund VI.
von Toulouse (s. d.). Die Legaten Arnold und Milo nahmen 1209 Béziers, die Hauptstadt seines Neffen Roger, mit Sturm und ließen
gegen 20000 E. ohne Unterschied des Glaubens niedermachen. «Tötet sie alle», soll Arnold nach wenig verbürgter Nachricht
gerufen haben; «der Herr wird die Seinen schon schützen!»
Die eroberten Lande schenkte die Kirche, zur Belohnung seiner Dienste,
[* 22] auf der Lateransynode 1215, dem Grafen von Montfort,
der jedoch nie in den ruhigen Besitz dieser Schenkung kam.
Bei der Belagerung von Toulouse (1218) ward er durch einen Steinwurf getötet, und Raimund VI. gelangte wieder in den
Besitz des eroberten Landes. Allein der päpstl. Ablaß lockte aus allen ProvinzenFrankreichs neues Kriegsvolk herbei, das den
Krieg fortsetzte, und auch König Ludwig VIII. von Frankreich griff zu den Waffen
[* 23] gegen die Ketzer. Nachdem Hunderttausende von
beiden Seiten gefallen und die schönsten Gegenden in der Provence und in Oberlanguedoc verwüstet waren,
kam es 1229 zum Frieden, in dem Raimund VII. die Lossprechung vom Kirchenbanne mit ungeheuren Geldsummen erkaufen, Narbonne
mit mehrern Herrschaften an Ludwig IX. überlassen und seinen Eidam Alfons von Poitiers, einen BruderLudwigs, zum Erben seiner
übrigen Lande einsetzen mußte. In Toulouse wurde gleichzeitig ein päpstl. Inquisitionstribunal errichtet,
das die noch übriggebliebenen Albigenser entweder gewaltsam bekehrte oder dem Flammentod übergab. 1244 wurden die
Reste der in den Pyrenäen vernichtet. Doch hatte noch am Anfange des 14. Jahrh. die Inquisition in diesen Gegenden vollauf
zu thun. Viele Albigenser flüchteten auch nach Piemont und verschmolzen hier mit den Waldensern. -
Vgl. Fauriel,
Historie de la croisade contre les herétiques Albigeois (Par. 1837);
Chr. Albigenser Hahn,
[* 24] Geschichte der Ketzer (3 Bde., Stuttg. 1846-50);
K. Schmidt, Histoire de la secte des Cathares ou Albigois (Straßb. 1849);
Peyrat, Historie des Albigeois (2 Bde., Par. 1880-82).
Dichterisch ist der Verzweiflungskampf der von NikolausLenau behandelt worden in dem Epos «Die Albigenser».