Linie, der jüngere, seit 1800 königl. Zweig des sächs.
Regentenhauses Wettin. Die
Söhne Kurfürst
Friedrichs des Sanftmütigen, Ernst (s. d.) und
Albrecht (s. d.), regierten
anfangs, von 1464‒85, gemeinschaftlich, wobei Ernst, der ältere der
Brüder, die Kur und deren Zubehör voraus hatte. Am kam
es im
«LeipzigerVertrage» zur endgültigen Länderteilung.
Albrecht wählte sich den
Teil, welcher in der Hauptsache die Markgrafschaft
Meißen,
[* 6] die östl. Hälfte des Osterlandes und das nördl.Thüringen sowie die Vogtei über das
Bistum
Meißen und über
Quedlinburg
[* 7] umfaßte.
Sein Enkel
Moritz (s. d.) brachte nach der
Schlacht bei Mühlberg durch die Wittenberger Kapitulation zugleich mit
der Kurwürde die
Lande der ältern Linie teilweise
an sich. Für dieAlbertinische Linie blieb es ein
Vorteil, daß schon
der Erbvertrag vom die Unteilbarkeit der Regierung des
Landes verfügte. Nur Kurfürst
JohannGeorg Ⅰ. wich in
seinem
Testamente vom davon ab, indem er zwar Vorzug und Oberhoheit des ältesten
Sohnes festhielt, doch auch den
drei jüngern
Söhnen ansehnliche Gebiete zusprach, woraus sich, nach Abfassung des Hauptvergleichs vom
die Linien
Sachsen-Weißenfels, die 1746 erlosch,
Sachsen-Merseburg, die bis 1738 bestand, und
Sachsen-Zeitz mit der
NebenlinieSachsen-Neustadt bildeten.
Die letzten
Glieder
[* 8] derselben wurden katholisch und traten in den geistlichen
Stand, überließen aber vorher ihre Besitzungen
dem Kurhause, welches 1718 auch diese
Landean sich nahm. Das Kurhaus selbst war bereits 1697 mit
FriedrichAugust Ⅰ. (als König von
PolenAugust Ⅱ., s. d.) ebenfalls zum
Katholicismus übergetreten, um den poln. Königsthron zu
erwerben. Mit dem Eintritt des Kurfürsten
FriedrichAugust Ⅲ. in den Rheinbund nahm dieAlbertinische Linie die Königswürde
an. (S.
Sachsen,
[* 9] Königreich [Geschichte].)
Ägidius, Vielschreiber und Übersetzer, geb. um 1560 zu Deventer,
war in verschiedenen
Stellungen am
MünchenerHofe, starb als
Hof- und geistlicher Ratssekretär.
Zögling einer Jesuitenschule, spiegelt er in zahlreichen und
mannigfachen Kompilationen und
Übersetzungen (u. a. aus dem Latein desAnt. von Guevara, s. d.) aus moralischen
und populär-wissenschaftlichen
Schriften der Zeit ungefähr den
Umfang der Bildungsinteressen im damaligen kath.
Deutschland
[* 10] wider, ein unerquickliches Gemisch von Halbbildung und
Aberglauben. Durch die vielgelesene freie Bearbeitung des span.
Romans
von M.
Aleman (s. d.): «Der Landstörtzer
Gusman von Alfarache» (1615),
wurde er der
Vater des deutschen Schelmenromans
(s.
Roman). «Luzifers Königreich und Seelengejaid» (1616),
Luigi Maria d’,
Reisender, geb. zu Voltri westlich von Genua,
[* 11] machte 1860 den
Zug
Garibaldis nach
Sicilien mit, beschäftigte sich mit Naturwissenschaften und unternahm von 1870 bis 1877 mehrere
Reisen nach
Neuguinea, auf denen er namentlich den größten
Fluß der
Insel, den
Fly-River, entdeckte und mit einem kleinen
Dampfer befuhr. 1878 kehrte
er nach
Italien
[* 12] zurück und veröffentlichte 1880 inLondon
[* 13] italienisch und englisch sein Werk: «La nueva
Guinea: Ciò che feci e ciò che vidi» (englisch: «New
Guinea, what I did and what I saw», 2 Bde.).
Dr. E.,
Münchener Kunst- und Verlagsanstalt inMünchen-Schwabing, eine Kommanditgesellschaft
unter technischer Leitung von Dr. E. Albert. Sie wurde 1882 in
München
[* 16] gegründet behufs der Verwertung der Erfindungen von
Dr. Eugen Albert, Sohn von Jos. Albert (s. d.),
geb. in
Augsburg:
[* 17] der isochromatischen
Photographie, 1886 einer farbenempfindlichen Kollodiumemulsion, 1888 der
Typogravüre. Dazu wurde 1885 die Heliogravüre eingeführt.
Die Hauptthätigkeit der Anstalt besteht in der Herstellung von Hochdruckclichés (in Kupfer
[* 18] geätzt) zum Ersatz des Holzschnitts
für
Verleger und Industrielle des In- und
Auslandes; die Verlagsunternehmungen in der Herausgabe von Einzelblättern in Heliogravüre
und
Photographie, sowie in der Herstellung von Prachtwerken, darunter besonders das
Böcklin-Werk und dieSchack-Galerie.
Vorhanden ist eigene
Buch-, Kupfer-, Steindruckerei,
Chromotypie,
Zinkographie,
Galvanoplastik,
[* 19]
Buchbinderei. 1889 wurde die Anstalt
in die neuerbauten Räume (Shedbausystem, 1400 qm) in
München-Schwabing verlegt, mit 1 Dampfmaschine
[* 20] von 35 Pferdestärken
(zugleich für Hochdruckdampfheizung), 2 Dynamomaschinen für elektrisches Licht
[* 21] (etwa 40000
Kerzen), 1 für
Galvanoplastik, 2 für
Kraftübertragung, 20 Betriebsmaschinen, darunter 3 Buchdruckschnellpressen. Die Firma beschäftigt 70
Arbeiter.