Division in der Nordostprovinz der brit.
Kapkolonie, am
Oranjefluß, mit der Hauptstadt Burghersdorp (1794 E.), 1848 gegründet,
hat 6889 qkm und (1891) 16 671 E., darunter 8203
Weiße, die bedeutende Schafzucht treiben.
Hauptstadt des Kantons Albert (176,39 qkm, 26 Gemeinden, 16 107 E.) im
ArrondissementPéronne
des franz. Depart.
Somme, am
Ancre, der daselbst einen 10 m hohen Fall bildet, und an der Linie
Amiens-Arras-Calais der Nordbahn
und der
Lokalbahn Albert-Ham (76 km), hat (1891) 5941, als Gemeinde 6169 E.,
Hüttenwerke, Lohgerbereien, Leinwand- und Kattunfabriken,
in der Nähe Torfmoore und Tropfsteinhöhlen, und gehörte in alter Zeit zur
AbteiSaint
[* 2] Riquier (s. d.).
Albert wurde wiederholt, und zwar 1451 und 1760 durch
Brand, 1553 durch die
Burgunder, 1637 durch die
Spanier zerstört.
FranzAugustKarl Emanuel,
Herzog zu
Sachsen,
[* 3] Prinz-Gemahl von
Großbritannien,
[* 4] wurde als zweiter Sohn des
Herzogs Ernst
I. von
Sachsen-Coburg auf Schloß Rosenau bei Coburg
[* 5] geboren. Er lernte bei einem Besuch in
England 1836 die Prinzessin Victoria
[* 6] kennen, studierte sodann 1837 in
Bonn
[* 7] und unternahm eine
Reise nach
Italien.
[* 8] Im Juni 1838 wohnte
er der Krönung Victorias bei, erschien im Oktober 1839 von neuem inLondon
[* 9] und vermählte sich
nachdem er schon 24. Jan. in
Großbritannien naturalisiert worden war, mit der Königin.
Die öffentliche
StellungA.s war anfangs eine unerfreuliche, da er als
Ausländer mit starkem und absichtlich genährtem Mißtrauen
zu kämpfen hatte. Dafür genoß er das
Glück im häuslichen Leben, er wurde der erste und vertrauteste
Berater seiner Gattin. Allmählich gelang es ihm, jenes öffentliche Mißtrauen zu überwinden; mit Eifer widmete er
sich gemeinnützigen und wohlthätigen Schöpfungen, wie den
Armenschulen, den
Besserungsanstalten für jugendliche Verbrecher,
ferner den nationalen Kunstbestrebungen und vor allem auch auf seiner Musterfarm in Windsor der
Hebung
[* 10] vonAckerbau
und Viehzucht
[* 11] (vgl. G.F. von Schmidt, Die Meiereien des Prinzen Albert,
Münch. 1865). Er wurde 1847 zum Kanzler der
Universität
in
Cambridge erwählt und leitete später die Vorbereitungen zur Weltausstellung von 1851. Eine große Zahl äußerer Würden,
Ehrenämter und
Patronate wurde ihm übertragen; erhielt er von seiner Gattin den
Titel eines
«Prince Consort» (Prinz-Gemahl). Aus
A.sEhe mit der Königin entsprossen neun
Kinder. Er war mit den Vorbereitungen zu einer
zweiten großen
Ausstellung beschäftigt, als er Nov. 1861 zu Windsor erkrankte und 14. Dez. starb. Sein
Tod wurde wie ein nationales
Unglück empfunden; die Königin wie das
Volk suchten durch
Denkmäler, Mausoleen u. a.
Erinnerungszeichen
sein Andenken zu verewigen. In
London steht das prunkvolle Albert Memorial (beschrieben von J. Dasforne, Lond. 1877) und die
großartige AlbertHall.
[* 12] Seine Reden wurden gesammelt u. d. T. «Addresses
delivered on different public occasions by H. R. H. Prince Albert» (Lond. 1857). Außerdem
erschienen auf
Befehl der Königin «The principal speeches and addresses of H. R. H. the
Prince Consort» (Lond. 1862; deutsch von Frese,Brem. 1863), denen einige von ihr selbst diktierte
Notizen über
A.s Charakter
und Wirken beigefügt sind. - Sein Leben beschrieben Walford (Lond. 1861), Wilson (ebd. 1862),
Johnson (ebd. 1862), Craven, Le
[* 13] Prince
de Saxe-Cobourg (Par. 1883), am besten
SirTheodore Martin (The life of H. R. H. the Prince Consort, 5 Bde.,
Lond. 1875-80; deutsch von E.
Lehmann, 5 Bde., Gotha
[* 14] 1876-81), dessen Werk auf urkundlichen
Quellen beruht.
Von Interesse sind auch das unter Leitung der Königin Victoria herausgegebene Werk von Grey, The early
years of H. R. H. the Prince Consort (Lond. 1867: 4. Aufl. 1869; deutsch
von Frese u.d. T.: Die Jugendjahre des Prinzen Albert, Gotha 1868) und die von
Helps heransgegebenen Leaves from the Journal of
our life in the
Highlands from 1848-61 (Lond. 1868; deutsch u.d. T.:
Blätter aus dem
Tagebuche der Königin
Victoria u. s. w., Braunschw. 1868), sowie Aus dem polit.
Briefwechsel des
DeutschenKaisers mit dem Prinz-Gemahl von England 1854-61 (Gotha 1881); ferner Rimmer, The early homes of
Prince Albert (1883; reich illustriert), und
Miß Kenyon, the Good; Scenes in the life of the Prince Consort
(Lond. 1890).
Eduard, Prinz von Wales, ältester Sohn der Königin Victoria von England, geb. im
Buckinghampalast zu
London. Zuerst durch Privatlehrer unter Oberleitung seines
Vaters, des Prinzen Albert, erzogen, studierte
er in Edinburgh, Oxford
[* 15] und
Cambridge, bereiste 1860 Nordamerika
[* 16] und 1861-62 den
Orient. 1863 trat er als
Herzog von
Cornwall ins Oberhaus. 1875-76 besuchte er
Ostindien,
[* 17] war 1878
Vorsitzender der engl.
Kommission für die
PariserAusstellung. 1883 erhielt
er, zum
Chef der
Blücher-Husaren ernannt, den Rang eines preuß.
Generalfeldmarschalls.
Peinliches Aufsehen erregte 1891 seine Verwicklung in einen Prozeß, nach dessen Ausgang der ihm befreundete
Oberst
Gordon-Cumming wegen falschen
Spiels aus den Listen der engl.
Armee gestrichen wurde. Albert ist vermählt seit mit
Alexandra (geb. Tochter
Christians IX. von
Dänemark.
[* 18] Seine
Kinder sind: Albert Victor,
Herzog von Clarence (s. d.),
Georg,
Herzog von
York (geb. präsumtiver Thronfolger, seit vermählt
mit Marie von
Teck);
Luise (geb. seit 1889 vermählt mit dem
Herzog von Fife), Victoria (geb. Maud
(geb. -
Vgl.
Speeches and addresses of H. R. H. the Prince of Wales 1863-88, hg. von Macaulay
(Lond. 1889).
von
Appeldern,
Bischof von
Riga
[* 21] (1199-1229), Begründer des
Christentums und des Deutschtums in Livland,
[* 22] gebürtig
aus dem bremischen Geschlecht der
Appeldern, war zuerst Domherr in
Bremen,
[* 23] wurde 1199
Bischof von Livland, zog 1200 mit
einem Pilgerheer nach der Mündung der Düna, gründete hier 1201 zur Stütze seiner Macht
Riga, rief 1202 den
Orden
[* 24] der
«Brüder
der Ritterschaft Christi», gewöhnlich Schwertbrüder genannt, ins Leben und unterwarf im
Verein mit diesem in unablässigen
Kämpfen erst das Land nordwärts der Düna (Livland), dann auch das im
Süden
(Kurland und Semgallen),
während er nicht hindern konnte, daß in
Esthland sich die Dänen festsetzten. Für das von ihm in
Besitz genommene Land wurde
er 1207 und wieder 1225 als Fürst des Römisch-Deutschen
Reichs anerkannt und belehnt; er selbst gab dann ein Drittel davon
als
Lehn an denOrden, ein Verhältnis, aus welchem, namentlich als der
Christusorden mit dem
DeutschenOrden
verschmolz, jahrhundertelange Streitigkeiten
¶
mehr
entstanden. In kirchlicher Beziehung richtete er, je nachdem die Eroberung fortschritt, neben Riga neue Bistümer ein: Esthland,
Ösel, Dorpat,
[* 26] später Semgallen und Kurland, über die sein zweiter Nachfolger, Albert Ⅱ., ebenso wie über die preuß.
Bistümer, vom Papste als Metropolitan bestätigt wurde. So waren, als Albert starb, alle
Grundlagen des bischöflich-ritterlichen livländ. Staatswesens der spätern Zeit schon vorhanden,
dieses selbst dem DeutschenReiche einverleibt, obwohl es stets den Charakter einer deutschen Kolonie behielt. –
Vgl. Bienemann,
Aus baltischer Vorzeit (Lpz. 1870);
Friedr. Aug., König von Sachsen, geb. als der älteste Sohn des damaligen Prinzen (nachmaligen
Königs) Johann zu Dresden,
[* 28] erhielt eine sorgfältige Erziehung unter der Leitung des sächs. Historikers
Friedr. Alb. von Langenn und bezog Michaelis 1847 die UniversitätBonn; aber schon im März 1848 bei dem
Ausbruche der auf die franz. Februarrevolution folgenden Wirren verließ er Bonn wieder. Schon frühzeitig hatte der Prinz Neigung
und Anlage zum Militärwesen gezeigt und war 1843 als Lieutenant in die Armee eingetreten; 1849 zog er als
Hauptmann der Artillerie unter dem Reichsoberbefehle des preuß. Generals von Prittwitz mit den sächs. Truppen nach Schleswig-Holstein,
[* 29] wo er sich beim Sturme auf die Düppeler Schanzen 13. April hervorthat. Mit dem Ritterkreuze des sächs. Militär-St.
Heinrichsordens sowie mit dem preuß. Orden pour le mérite belohnt, kehrte er zurück.
Nach der im Aug. 1854 erfolgten Thronbesteigung seines Vaters übernahm den Vorsitz im Staatsrate und trat
als thätiges Mitglied in die Erste Kammer ein. Kurz vorher, 1853, war er in der Charge eines Generallieutnants zum Kommandanten
der sächs. Infanterie ernannt worden, welche Stellung er, seit 1857 General, im DeutschenKriege von 1806 mit
der eines Kommandanten der gesamten sächs. Armee vertauschte. Als solcher führte er die Truppen Mitte Juni der unter Benedek
in Böhmen
[* 30] gegen Preußen
[* 31] zusammengezogenen österr.
Nordarmee zu, wo sie anfangs zur Verstärkung
[* 32] von Clam-Gallas bestimmt waren. Mit diesem kämpfte der Prinz 29. Juni bei Gitschin
und stand 3. Juli bei Königgrätz
[* 33] auf dem linken österr. Flügel, wo er die Stellung von Přim und Probluz
mit großer Tapferkeit gegen die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld verteidigte. (S. Königgrätz.) Seine Verdienste
wurden durch die Verleihung des Großkreuzes des sächs. Militär-St.
Heinrichsordens und des Ritterkreuzes des österr. Maria-Theresia-Ordens ausgezeichnet.
Nach dem Friedensschlusse erhielt Albert das Kommando über das sächsische, nunmehr 12. norddeutsche
Armeekorps. Dieses wurde beim Ausbruch des Deutsch-FranzösischenKrieges im Juli 1870 zunächst der unter dem Oberbefehl des
Prinzen FriedrichKarl vonPreußen stehenden ZweitenDeutschen Armee zugeteilt und kam unter dem Kommando A.s bereits 18. Aug. zur
Aktion, wo es bei Gravelotte-St.
Privat viel zur Entscheidung der Schlacht beitrug. Als nach der Einschließung der franz. Rheinarmee in Metz
[* 34] von deutscher
Seite der Vormarsch gegen Paris
[* 35] beschlossen worden war, erhielt den Oberbefehl über die aus
dem preuß. Gardekorps,
dem 4. und 12. (sächs.) Armeekorps und der 5. und 6. Kavalleriedivision neugebildete Vierte oder Maasarmee,
die, auf dem Marsch nach Châlons begriffen, Ende August im Verein mit der Dritten Armee (unter dem Kronprinzen von Preußen)
die berühmte Flankenbewegung nach Norden
[* 36] ausführte, wo sie 30. Aug. die franz. Armee unter Mac-Mahon bei Beaumont schlug und 1. Sept., den
rechten deutschen Flügel bildend, hervorragenden Anteil an der Entscheidungsschlacht von Sedan
[* 37] nahm.
Kasimir, Herzog von Sachsen-Teschen, s. Albrecht. ^[= # letzter Hochmeister des Deutschen Ordens und erster Herzog in Preußen, Begründer der Reformation ...]
von Behaim (Bohemus), aus einer adligen Familie von Kager bei Cham, 1212 Domherr zu Passau,
[* 41] um 1226 Archidiakon
von Lorch, 1245 Domdechant von Passau, ein berühmter Agitator in dem Kampfe der Päpste Gregor Ⅸ. und Innocenz Ⅳ. gegen
KaiserFriedrich Ⅱ. und dessen Sohn Konrad Ⅳ. Einen Einblick in seine umfassende, gewandte, in ihren
Mitteln aber auch wenig wählerische Thätigkeit geben seine zum Teil im Originale erhaltenen Missivbücher (hg. von Höfler
in der «Bibliothek des Litterarischen Vereins zu Stuttgart»,
[* 42] Bd. 16, 1847). In Passau geriet er wiederholt
in Zwist mit den übrigen Domherren, wurde 1258 vom BischofOtto gefangen gesetzt, auf Befehl des Papstes
jedoch freigelassen. Er starb um 1260. Die Geschichte seiner Hinrichtung ist Fabel. –
Vgl. Schirrmacher, von Possemünster,
genannt der Böhme, Archidiakon von Passau (Weim. 1871);
Ratzinger in den «Histor. polit. Blättern», Bd. 84 fg. (Münch. 1879).