der
Ältesten (Pljekjenia); ihre Mitglieder werden durchs Los gewählt, zu ihnen gehören die Gjobár (welche die Geldbußen,
gjobe, eintreiben) und die Dorzan, die dem Wali für die Ruhe des
Stammes verantwortlich sind.
Über Gegenstände des allgemeinen
Interesses, wie
Krieg und Frieden, Änderung der Gesetze, beschließt die
Volksversammlung(kuvént), zu der
jedes Haus einen
Vertreter schickt. Die weitern Streitigkeiten werden durch die Blutrache geschlichtet, die in
Mittel- und
Nordalbanien noch in voller Kraft
[* 2] ist.
Vergehen wie
Mord, Entführung,
Notzucht,
Ehebruch werden unweigerlich durch dieselbe ausgetragen; ihre Opfer sind jährlich
sehr zahlreich und viele Familien und Geschlechter werden hierdurch verwüstet. –
Vgl. Miklosich, Die
Blutrache bei den
Slawen
(Wien
[* 3] 1886j; Gopčević, Oberalbanien und seine Liga (Lpz. 1881).
Litteratur: Thunmann, Untersuchungen über die Geschichte der östl.-europ.
Völker
(Tl. 1, Lpz. 1774);
Sprache
[* 8] und Litteratur. Das Albanesische, die
Sprache der
Albanesen, wird in einer Anzahl von
Mundarten gesprochen, von denen die nördlichen, die sog. gegischen, im großen Ganzen die altertümlichern
sind. Die südlich vom
Flusse Škumbi gesprochenen Mundarten heißen im allgemeinen toskisch; auch das griech.
und ital. Albanesische trägt im wesentlichen diesen Charakter. Das Albanesische ist ein selbständiger
Zweig des indogerman.
Sprachstamms, und zwar eine jüngere
Phase des alten Illyrischen.
Die Behandlung der alten indogerman. Medialaspiraten, denen im Albanesischen unaspirierte Medien gegenüberstehen (g, d,
b für gh, dh, bh), verbindet es mit dem Slawolettischen,
Germanischen und
Keltischen, die Verwandlung der einen von den zwei
indogerman. Gutturalreihen in
Spiranten mit dem Slawolettischen. Der ursprüngliche Charakter derSprache
ist jedoch stark verändert. Die röm. Herrschaft in Illyrien hat dort zwar nicht vermocht eine
roman.
Sprache zu schaffen, hat aber Wortschatz, Wortbildung und Flexion so stark mit lat. Elementen
durchsetzt, daß das Albanesische eine zur Hälfte roman. Mischsprache geworden ist. Die Zahl
der lat.
Lehnwörter beträgt gegen 1500. In späterer Zeit sind slaw. und griech.
Elemente ins Albanesische eingedrungen, aber nur in den Wortschatz. Die Buntheit des albanes. Lexikons wird durch eine Menge,
besonders im Nordalbanesischen vorkommender türk.
Lehnwörter noch erhöht. Das Albanesische besitzt folgende
Laute:
1)
Vokale: a,
e,
i, o,
u,
ü und den unbestimmten
Vokalę (wie im
Rumänischen); alle kommen im Nordalbanesischen
auch nasaliert vor:
2) Liquidae: ein stark gerolltes r und ein nicht gerolltes r,
ein dentales l, ein palatales lj und ein gutturales,
dem poln. ł ähnliches ł; 3)
Nasale: gutturales n, palatales ń, alveolares n und labiales m; 4) Verschlußlaute: gutturales
k und g, palatales kj und gj, alveolares t und d, labiales p und b;
5)
Spiranten: gutturales und palatales
ų, palatales j, cerebrales
š und ž, alveolares
s und z, interdentales ζ und δ, labiales f und v;
dazu die Affricaten tš
und dž, ts und dz.
Die Schreibung ist bei dem
Mangel einer Schriftsprache mannigfaltig;
die Tosken schreiben
meist griechisch, die Gegen meist lateinisch.
Grammatische und lexikalische Litteratur des Albanesischen: Für Nordalbanien: Blanchus, Dictionarium latino-epiroticum
(Rom
[* 9] 1635);
Lecce, Osservazioni grammaticali nella lingua albanese (ebd. 1716);
Für Griechisch-Albanesisch: Reinhold, Noctes pelasgicae
(Athen
[* 12] 1855). Für
Italisch-Albanesisch: de Rada, Grammatica della lingua albanese (Flor. 1870). In
Bezug
auf sprachwissenschaftlicheBehandlung vgl.
Bopp,
Über das Albanesische (Berl. 1855);
Camarda, Saggio di grammatologia comparatasulla lingua albanese (Livorno
[* 13] 1864; Appendice,Prato 1866);
Miklosich, Albanische Forschungen (Bd. 1–3,
Wien 1870–71);
Schuchardt, Albanisches und
Romanisches (in der «Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung»,
Bd. 20, Berl. 1871);
Sprachen (in den «Beiträgen zur
Kunde der indogerman.
Sprachen», Bd. 8, Gött.
1883); ders.,
Albanes.
Studien (Bd. 1–3,
Wien 1883–92); ders., Der Einfluß des Latein auf die albanes. Formenlehre (in
den «Miscellaneadi filologia e linguistica», Flor.
1886); ders., Die lat. Elemente im Albanesischen (in Gröbers «Grundriß
der roman.
Philologie», Bd. 1, Straßb.
1888); ders., Kurzgefaßte albanes.
Grammatik (Lpz. 1888); ders., Etymolog. Wörterbuch der albanes.
Sprache (Straßb. 1891;
mit vollständigem Litteraturverzeichnis).
Die
Albanesen besitzen wesentlich nur eine aus
Märchen, Volksliedern, Sprichwörtern bestehendeVolkslitteratur.
Märchensammlungen finden sich in den Werken von Hahn und Dozon, sowie in der [griechischer
Text] von E. Mitkos
(Alexandria
1878); deutsch von Hahn, Griech. und albanes.
Märchen (Lpz. 1864), und von G.
Meyer im
«Archiv für Litteraturgeschichte»,
Bd. 12 (1883), französisch von Dozon,
Contes albanais (Par. 1881).
Volkslieder sind aus
Albanien von Hahn, Dozon und Mitkos, aus
Griechenland
[* 15] von Reinhold, aus
Italien
[* 16] von de Rada (Rapsodie di un poema albanese, Flor. 1866) und
Vigo
(Cantipopolari siciliani,Catania
1870–74) gesammelt. Anfänge einer eigentlichen Litteratur giebt es nur in
Italien. Sehr thätig war der in
San Demetrio
Corone lebende Gerolamo de Rada, der in einem Cyklus epischer Gedichte die Heldenzeit des
Skanderbeg feierte
(Poesiealbanesi, 6 Hefte,
Corigliano-Calabro 1872–84) und als Herausgeber der eingegangenen
¶
mehr
Zeitschrift «Fiamuri Arberit» («Die
Fahne Albaniens») für die Sache seines Volks zu wirken bestrebt war. (Vgl. Dora d'Istria, Gli scrittori albanesi dell' Italia
meridionale, Palermo 1867, und G. Stier, Die Albanesen in Italien und ihre Litteratur, in der «Allgemeinen Monatsschrift für
Wissenschaft und Litteratur», Braunschw. 1853.) Kaum zur albanes. Litteratur
können gerechnet werden die Erbauungsschriften der röm. Propaganda; sie sind im Dialekt von
Skutari, häufig mit mangelhafter Kenntnis der Sprache, abgefaßt (schon 1664 Bellarmins «Dottrina cristiana), zuletzt 1881 »Die
Nachfolge Christi"). Um eine albanes. Schriftsprache sind neuerdings bemüht: Konstantin Kristoforidhis aus Elbasan, der das
Neue und Teile des Alten Testaments in den gegischen und toskischen Dialekt übersetzt hat, und die in Konstantinopel
gegründete, wegen der Schikanen der türk. Regierung 1885 nach Bukarest verlegte albanes. Litteraturgesellschaft, die Schulbücher
und Volksschriften herstellt. Ihre Leiter sind die in Konstantinopel lebenden BrüderNaum und Sami Bei, von denen ersterer auch
ein ländliches Gedicht (Bageti e bnjkjesija, Bukarest 1886) schrieb. -