beweglichen und unbeweglichen Vermögen, 5 Proz. bei jedem Verkauf von Grundeigentum, 10 Proz.
von jeder verkauften Ware an den
Staat zu entrichten waren (der sog. 100., 20. und 10.
Pfennig). Die strenge Durchführung
dieser Maßregel scheiterte aber an dem passiven
Widerstand der
Bevölkerung.
[* 2] Als es dann den
Wassergeusen gelungen war,
Briel einzunehmen fielen Seeland und
Holland ab, und
Ludwig und Wilhelm erschienen wieder im
Lande. Im Felde blieb
Alba
[* 3] freilich auch jetzt noch
Meister, aber nach einem Jahre neuer Blutarbeit und fruchtloser
Siege schwand ihm selbst die Hoffnung,
zum Ziele zu kommen: er nahm seinen
Abschied und kehrte nach
Spanien
[* 4] zurück. Hier leistete
er seinem König noch einen großen Dienst durch die Eroberung
Portugals (1580). Doch besaß er in den letzten Jahren das
Vertrauen seines despotischen Herrn nicht mehr, da er für sich zu viel Macht und Ansehen in
Anspruch nahm. Er starb zu
Thomar. –
Vgl. Herzogin von
Berwick und Alba, Documentos escogidos del archivo de la casa deAlba (Madr. 1891).
1)
Provinz im südöstl.
Spanien, die größere nordwestl. Hälfte des ehemaligen Königreichs Murcia,
[* 5] hat 14863,10 qkm, 1877:
219058, 1887: 229105 (114633 männl., 114472 weibl.) E.,
d. i. 15 auf 1 qkm, und 8 Gerichtsbezirke. Das
vom
Segura mit dem Mundo und dem
Jucar durchfloßene Land ist nur im Westen gebirgig, wo sich die
Sierra de
Alcaraz bis zu 1800 m
erbebt, sonst ein meist baumloses, wenig angebautes Plateau, die östl. Fortsetzung der Mancha.
Erzeugnisse sind: Getreide,
[* 6]Wein, Öl, Safran, Esparto, Schafwolle, Metalle und Schwefel. Die
Provinz wird
durch die von Madrid
[* 7] nach
Valencia,
[* 8]
Alicante und
Cartagena führende Eisenbahn durchzogen. –
2) Albacete, Hauptstadt der
Provinz in 700 m Höhe, eine regelmäßig gebaute, sehr lebhafte und wohlhabende Ciudad, in einer weiten
Ebene, mit Getreide-,
Wein- und Safranbau, ist Sitz eines Obergerichts und hat (1887) 20794 E.,
mehrere
Kirchen, zwei Hospitäler, ein Instituto, eine Normalschule, einen Stiergefechtscirkus und
Handel mit den für ganz
Spanien unentbehrlichen zweischneidigen, breiten und spitzen
Messern und
Dolchen (Puñal, Cuchillo), die hier in größter Menge
hergestellt werden; im September findet eine
Messe statt. Zur
Bewässerung und zum Schutz gegen
Überschwemmungen
dient der
Kanal von
[* 9] Albacete.
Stadt der Latiner in Latium, der Sage nach gegründet von
Ascanius, dem
Sohne des
Äneas, und mit der Gründungssage
Roms verknüpft (s.
Romulus), lag auf dem schmalen Bergrücken zwischen der südöstl.
Ecke des
LacusAlbanus
und dem
Mons
[* 12] Albanus lang hingestreckt: daher der
Name. Die Stadt war vor
Rom
[* 13] das Haupt des Latinischen
Bundes (s.
Lateiner) und
galt als Mutterort aller latinischen
Städte. Von den
Römern wurde sie unter dem Könige
Tullus Hostilius zerstört und die
Einwohnerschaft nach
Rom verpflanzt. Das Bundesfest auf dem Albanerberge wurde seitdem von
Rom aus, das
als
Vorort an
A.sStelle trat, begangen.
Später ward die Gegend wieder angebaut, mit Reben bepflanzt und mit prächtigen Villen
bedeckt, aus denen das Municipium Albanum, das heutige
Albano (s. d.), entstand.
Heiliger, der erste Märtyrer Britanniens, geb. zu Verulamium in Britannien,
war in der
Jugend einige Zeit in
Rom, wurde später zum
Christentum bekehrt und während der
Christenverfolgung unter Diocletian 303 hingerichtet.
Sein
Tag ist
der 22. Juni. Nach ihm ist die Stadt St.Albans in England benannt.
(albanes. Schkjipetaren; türk.
Arnauten; serb. Arbanasi; griech. Arvaniten), ein Volksstamm
in der europ.
Türkei,
[* 14] in
Griechenland
[* 15] und Süditalien.
[* 16] In der europ.
Türkei bewohnen die Albanesen hauptsächlich
Albanien (s. d.)
und
Epirus, d. h. das im S. vom Golf von
Arta und
Griechenland, im W. vom
Adriatischen und
IonischenMeere,
im N. von
Montenegro,
[* 17] im O. vom Pindus und Schardagh begrenzte Land. Innerhalb dieser Grenzen
[* 18] finden sich Albanesen im
NO. in Altserbien,
im O., untermischt mit
Bulgaren und Kutsowlachen (Südrumänen,
Zinzaren), in Macedonien.
Wegen des
Mangels genauer statist. Mitteilungen über die
Provinzen des Ottomanischen
Reichs ist es unmöglich,
die Zahl der Albanesen genau zu bestimmen. In Südalbanien, welches das Wilajet Jannina mit den vier Sandschats Jannina,
Preveza, Arg?rokastron (Anmerkung des Editors: unleserlich, wahrscheinlich das heutige Gjirokastra ) und
Berat umfaßt, sprachen
nach einer Zählung vom Dez. 1888 von 607705 E. 345720 albanesisch (darunter 264505 Muselmanen und 81215 griech.
Christen), 247810 griechisch (darunter 21550 Muselmanen und 1725
Juden), 15125 walachisch.
Als nördl. Grenze des südl.
Albaniens nimmt man den
Fluß Škumbi an; zwischen diesem und dem
Flusse Mati liegt Mittelalbanien,
wo sich das albanes. Element am reinsten findet. Die hier wohnenden Albanesen werden gewöhnlich
zu den Gegen gerechnet; in Wahrheit nehmen die hier gesprochenen Mundarten eine Mittelstellung zwischen dem nördl.
(gegischen) und südl. (toskischen) Dialekt ein. Ein
Teil von Mittelalbanien mit den
Städten Kavaja,
Kroja, Tirana,
Durazzo
und Pekinje gehört zum Wilajet
Skutari, der Rest, namentlich die Sandschaks Matja, Elbassan, Oberdibra
und Unterdibra, zum Wilajet
Bitolia oder
Monastir.
Mittelalbanien hat eine
Bevölkerung von etwa 213000 Muselmanen, 8000 griech.-katholischen und 800 röm.-katholischen Albanesen, außerdem 18000 gemischte
Orthodoxe, 1700 Walachen und 1000
Zigeuner. Oberalbanien besteht aus den beiden Sandschaks Ljuma und Djakova, die zum Wilajet
Kosovo gehören, und aus dem größern
Teile des Wilajets
Skutari; in dem letztern sind zwei
Teile zu unterscheiden,
die Ebene mit den
StädtenSkutari und
Alessio, und das Bergland, wo die halb unabhängigen
Stämme der Mirditen, Dukadschin,
Puka,
Hotti, Klementi, Kastrati, Schkrieli u. s. w. wohnen. Hier ist die Mischung mit dem
serb. Elemente beträchtlich. Man schätzt
die Bevölkerung auf 87000 muselmanische, 78100 röm.-katholische
Albanesen, außerdem 6100
Serben und 2500
Zigeuner. Viel bedeutender ist die Mischung mit dem slaw. Elemente in den übrigen Sandschaks
des Wilajets Kosovo, die außerhalb der Grenzen des eigentlichen
Albaniens¶
mehr
liegen, nämlich in Prizren, Priština, Üsküp (Skoplje) und Novipazar, wo 224700 muselmanische, 5200 röm.-katholische und 153000
griech.-katholische Albanesen wohnen, außerdem 39000 Türken und etwa 93000 Slawen (Bulgaren). –
Vgl. Mitteilungen von Maurommatis
in der Athen.
[* 20]
Zeitung«Akropolis»,
[* 21] 1884, Nr. 664–672; Roukis in Petermanns «Mitteilungen»,
1884, Heft 10; Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien,
[* 22] 1888; Gopčević, Macedonien und
Altserbien (Wien 1889).
Die in Griechenland belaufen sich auf ungefähr 200000, die größtenteils in Attika und Megaris wohnen, außerdem auf den
InselnSalamis, Ägina, Andros, Euböa, in den Nomen Arkadien, Lakonien, Messenien, in Böotien, Lokris, Korinth,
[* 23] Argolis, Hermionis
und auf den Inseln Hydra, Spezzia und Poros. Sie sind zum größern Teile zweisprachig, nur etwa 4000 sprechen
bloß albanesisch. Sie sind im 14. und 15. Jahrh. in Griechenland eingewandert; 1399 werden zum erstenmal Albanesen im Peloponnes
erwähnt. –
Vgl. Philippson in Petermanns «Mitteilungen», 1890, Heft 2; Fallmerayer,
Das albanes.
Die Zahl der in Italien
[* 24] beträgt ungefähr 100000; sie bewohnen eine Anzahl Dörfer in Calabrien, der Basilicata und Capitanata,
sowie eins (San Marzano) in der Terra d’Otranto, etwa 35 km von Tarent; außerdem in Sicilien die Ortschaften Contessa, Palazzo
Adriano, Mezzojuso und Piana dei Greci (letzteres bei Palermo).
[* 25] Die meisten wanderten im 15. und 16. Jahrh. ein
und zwar zum größten Teile aus Griechenland; selbst im 18. Jahrh. fanden noch einige kleine Ansiedelungen statt.–
Außerdem finden sich in Österreich,
[* 26] und zwar in den Dörfern Hrtkovci und Nikinci bei Mitrovitz an der
Save (vgl. Windisch, Von den Klementinern in Syrmien, im «UngarischenMagazin», 1782, II) und in der Vorstadt Borgo Erizzo bei
Zara
[* 27] (vgl. Erber, La colonia albanese diBorgo Erizzo, Ragusa
[* 28] 1883); sie sind in Österreich aus Nordalbanien
im 18. Jahrh. eingewandert. Die in Istrien
[* 29] (bei Parenzo) sind jetzt slawisiert (vgl.
die Zeitschrift L’Istria, 1852). Endlich giebt es in Thrazien südöstlich von Philippopel in dem Dorfe Arnautköi, in Kleinasien
und in dem Dorfe Bolkonesti in Bessarabien.
Der Name«Albaner» begegnet uns zuerst in der Geographie des Ptolemäus, wo neben den illyr. Völkerschaften
der Taulantier, Elimioten und Oresten auch Albaner mit der Hauptstadt Albanopolis (nicht das heutige Elbassan, s. d.)
genannt werden. Der NameAlbaner ist wahrscheinlich die Hellenisierung einer Form mit r, das in dem serb. Arbanas
und dem neugriech. Arvanitis (daraus türk. Arnaut) erhalten ist. Eine Gegend in Albanien heißt Arberi,
nämlich das Hinterland der Akrokeraunischen Berge mit Avlona, Kurveljesch u. s. w., die Bewohner Arber. Nach diesem Stamme heißt
das ganze Volk. Arber nennen sich heute die in Griechenland und Italien. Die übrigen nennen sich selbst Schkjipetar, was wahrscheinlich
die «Verstehenden» bedeutet, vom lat.
excipio, «ich verstehe» (albanes. škjipónj).
Die älteste Geschichte der Albanesen ist in tiefes Dunkel gehüllt. Die macedon. Könige, die oft mit den Illyriern
Krieg führten, sind wohl niemals
dazu gelangt, sie völlig zu unterwerfen. Aus dem 4. Jahrh.
v. Chr. wird über einen Einfall der Kelten in Illyrien berichtet. Nach langen Kämpfen, in denen besonders
die illyr. Königin Teuta und König Gentios genannt werden, unterwarfen die Römer
[* 30] die Illyrier; ihre Herrschaft hat auf
die Gestaltung der albanes. Sprache
[* 31] den größten Einfluß geübt (s. Albanesische Sprache und Litteratur).
Später herrschten in Nordalbanien 130 Jahre lang (bis 535 n. Ehr.)
die Goten, vorübergehend auch die Normannen unter Robert Guiscard und Boemund. Größere histor. Bedeutung
haben die Einfälle der Slawen, die vom 5. Jahrh. an ununterbrochen die Balkanhalbinsel
[* 32] heimsuchten. Bis zur Schlacht auf dem
Amselfelde (1389) bildete Nordalbanien eine Provinz des serbischen Reichs. Südalbanien stand etwa ein Jahrhundert unter der
Herrschaft der Bulgaren, deren Fürst in Ochrida residierte.
Das Reich des Zaren Simeon umfaßte das ganze epirotische Küstenland, von dem Korfu
[* 33] gegenüberliegenden Ufer bis zur Mündung
des Drin, mit Ausnahme einiger in der Gewalt der Byzantiner gebliebenen Häfen; die Grenzen gegen Serbien
[* 34] waren der Drin, der
Weiße Drin und der Ibar. Dann löste das Despotat von Epirus die bulgar. Herrschaft ab. Die Türken unterwarfen
die Albanesen nach langen und blutigen Kämpfen, in denen sich Georg Kastriota, genannt Skanderbeg, hervorthat.
Auch nach dessen Tode (1468) leisteten die Albanesen noch längere Zeit Widerstand. Durch den Frieden zwischen der Türkei und Venedig
[* 35] 1478 wurde
Albanien türk. Provinz; aber das Land blieb noch lange unbotmäßig, und noch heute sind die Bergstämme
von Nordalbanien nur dem Namen nach unterworfen. Seit dem 17. Jahrh. gewann der Islam an Boden; die Albanesen ließen sich seitdem
in das türk. Heer einreihen, dessen bester Kern sie besonders seit der Errichtung des Janitscharenkorps wurden. 1770 schickte
die Pforte zur Niederwerfung des von Rußland angezettelten Aufstandes der Griechen Albanesen gegen diese.
Damals trat auch Ali Pascha von Tepelen auf, dessen Ziel die Vereinigung der durch Stammesfehden zerfallenen Albanesen unter einer
Herrschaft war; sein Tod (1822) setzte diesem Plane ein Ende. Im griech. Aufstande zeigten sich die türkischen
Albanesen wiederum als unversöhnliche Feinde der Griechen, während die Südalbanesen, besonders die Sulioten, an dem Freiheitskampfe
hervorragenden Anteil nahmen. Nach der Aufrichtung des griech. Königreichs folgten mehrere Aufstände der Albanesen gegen die Pforte.
Reschid Pascha dämpfte 1829 einen von dem Vicekönig von Ägypten
[* 36] Mehemed Ali unterstützten Aufstand durch
die Niedermetzelung von 400 albanes. Führern in Bitolia. Ebenso wurden die Empörungen von 1843, 1847, 1854 gewaltsam unterdrückt.
Als 1879 durch den Berliner Vertrag
[* 37] Dulcigno und Antivari an Montenegro abgetreten wurden, widersetzten sich die Nordalbanesen
mit den Waffen,
[* 38] wurden aber von Derwisch Pascha 1880 und 1881 unterworfen; der Mirditenfürst Bib Doda
wurde nach Konstantinopel
[* 39] berufen.
In Nordalbanien ist die Macht der türk. Behörden sehr gering; die Bergstämme regieren sich thatsächlich selbst und verkehren
mit dem Wali durch einen Bulukbaschi. Die Stämme bilden aristokratische Gemeinwesen, an deren Spitze ein Bairaktar (Fahnenträger)
steht; dieser hat im Kriege die Führung der von dem Stamme gestellten Bewaffneten, über wichtige Fragen
entscheidet die Versammlung
¶