gegenüber einnehmen. Die Körpergestalt ist meist die eines kurzen, cylindrischen Sackes, der mit breiter Sohlenfläche
auf seiner Unterlage angeheftet ist, und dessen freies Ende auf seiner Mitte die von zahlreichen Tentakeln umstellte Mundöffnung
trägt. Dieser Körper ist beträchtlicher Ausdehnung und Zusammenziehung fähig und die Tentakelscheibe kann nach innen vollständig
eingestülpt werden; die mit einer Haftsohle versehenen Arten bedienen sich derselben wie die Schnecken
zum Kriechen, während andere in den Schlamm versenkt und von einer Schleimhülse umgeben sind.
Einige leben als Parasiten auf den von Einsiedlerkrebsen (s. d.) bewohnten Schneckenschalen,
wobei der passive Ortswechsel ihnen günstigere Ernährungsbedingungen bietet; ja sogar schwimmende Aktinien giebt
es, welche durch Luftblasen, die sie mit der zusammengerollten Fußscheibe festhalten, sich schwebend umhertreiben lassen.
Die Aktinien werden wegen ihrer Farbenpracht, welche mit den schönsten Blumen wetteifert, und wegen der Leichtigkeit ihrer Erhaltung
in der Gefangenschaft, wo sie viele Jahre andauern und sich auch fortpflanzen, gern in Seeaquarien aufgenommen.
Bei ihrer Gefräßigkeit läßt sich an ihnen leicht die Wirkung jener mikroskopischen Giftwaffen, der Nesselkapseln, die
für alle Polypentiere charakteristisch sind, beobachten, indem die in den Bereich der nesselnden Fangarme einer Aktinie gelangenden
Tiere schon bei leiser Berührung oft wie gelähmt hängen bleiben und rasch von den in immer größerer
Zahl sie umschlingenden Tentakeln herangezogen werden, um endlich in der weiten Mundöffnung zu verschwinden.
Die Nahrung besteht aus sehr verschiedenen Tieren, namentlich Krebsen und Fischen; die Gefangenen lassen sich auch leicht mit
rohem Fleisch füttern; sie bewältigen oft erstaunlich große Bissen. Ihre Vermehrung ist teils eine ungeschlechtliche durch
Längsteilung oder Abschnürung kleiner Teile der Fußscheibe, welche sich zu neuen Tieren ergänzen, teils
eine geschlechtliche durch Eier, welche bei manchen als schwimmende Larven aus dem Munde der Mutter ausschwärmen, bei andern
ihre Entwicklung im mütterlichen Körper durchlaufen und denselben erst als ausgebildete Tiere verlassen. Eine Sonderstellung
nehmen die stockbildenden und durch Knospung sich vermehrenden Arten der Gattung Zoanthus ein. Von den
bekanntern Aktinien sind einige auf der Tafel: Meerwasser-Aquarium (S. 774) abgebildeten
[* ]
Fig. 3 die grüne Seerose, Anthea cereus
Ellis, mit braunem Körper und grünen Tentakeln;
in
[* ]
Fig. 6 die gelbgestreifte Actinia effoctaL. oder Sagartia parasitica
Couch, die, wie die Adamsien, auf den Gehäusen der Einsiedlerkrebse oft zu mehrern sitzt, so daß die
Schale völlig von ihnen bedeckt wird.
[* ]
Fig. 17 stellt die dickarmige Seerose der Ostsee, Tealia crassicornis Müll., mit rötlichem
Leibe und weißen Tentakeln dar,
[* ]
Fig. 5 die schöne Actinoloba dianthus Ellis, Seenelke genannt, weil ihre feingefransten
Tentakel den Blumenblättern einer Nelke gleichen. -
Vgl. Gosse, British sea anemones (Lond. 1860);
Hertwig,
Die Aktinien (Jena 1879);
Andres, Le Attinie del golfo di Napoli (Lpz. 1881).
(grch.), Instrument, das dazu dient, auf Grund der verschiedenen
Intensität in der Färbung von lichtempfindlichem
Papier (s. Photographie) die chemisch wirkende Kraft der Strahlen verschiedener Lichtquellen miteinander zu vergleichen.
Mit
Hilfe von Aktinograph haben J. Herschel und E. Becquerel die chem. Intensität der Strahlen der Sonne, bei ihrem
verschiedenen Stande über dem Horizonte, studiert. (S. Aktinometer.)
ein von J. F. W. Herschel (1834) erfundenes Instrument zur Messung der erwärmenden Kraft der Sonnenstrahlen. Demselben Zwecke
dienen Saussures Heliothermometer und Pouillets Pyrheliometer. Den meisten Anklang hat das Aktinometer (Pyrheliometer)
von Pouillet gefunden; es besteht im wesentlichen aus einem cylindrischen Silbergefäß, dessen Deckel senkrecht gegen die
Sonnenstrahlen gerichtet ist. Das Gefäß enthält Wasser und die Kugel eines empfindlichen Thermometers; der strahlenempfangende
Gefäßdeckel ist berußt, damit die Strahlen absorbiert werden können.
Aus der Temperaturerhöhung des Wassers in bestimmter Zeit wird die in der Zeiteinheit von der Flächeneinheit
absorbierte Wärmemenge berechnet. Dazu muß man noch jene Wärmemenge addieren, welche die strahlenempfangende Fläche durch
Ausstrahlung einbüßt. Um diese zu finden, richtet man das Aktinometer nach einer Stelle des Himmels, wo sich die Sonne nicht befindet,
und berechnet aus der gesunkenen Temperatur die verlorene Wärmemenge. Aktinometer heißen auch Instrumente zur
Messung der Wärmeausstrahlung gegen den Weltraum (s. Äthrioskop); auch die Aktinographen (s. d.) werden Aktinometer genannt.
(grch.), Strahlenpilzkrankheit, eine Infektionskrankheit, die durch den Strahlenpilz
(Actinomyces bovis Harz) bedingt wird und beim Rinde, dem Schweine sowie dem Menschen vorkommt. Besonders häufig ist die
Aktinomykose beim Rinde; sie erzeugt geschwulstförmige Knoten an den Kiefern, im Kehlgange, in der Zunge, am Gaumen, in der Rachenhöhle,
im Schlunde und im Magen. Von alters her bekannt sind die Knochenauftreibungen am Kiefer, die früher Knochenkrebs
und Winddorn (Spina ventosa) hießen. Die Zungenerkrankung bezeichnet man wegen der charakteristischen Härte als Holzzunge.
Bei Schweinen findet man Aktinomycesgeschwülste meist im Euter. Bei der Entstehung der Aktinomykose spielen rauhe,
stachlige Futterstoffe, die, mit den Strahlenpilzkeimen behaftet, Verwundungen in den ersten Verdauungswegen
erzeugen, eine Rolle.
In seltenen Fällen gelangen die Strahlenpilze auch in die Blutbahn und erzeugen in entferntern Organen, in der Lunge, den
Knochen und Gelenken Veränderungen, die durch Knötchenbildung mit Neigung zum Zerfall ausgezeichnet sind.
Beim Menschen pflegt die Aktinomykose unter einem wesentlich andern Bilde aufzutreten. Meist handelt es sich hier
um ausgedehnte phlegmonöse Eiterungen und Eitersenkungen am Halse, Nacken, an den Rippen oder Wirbeln, durch welche die Kräfte
des Kranken auf das äußerste erschöpft werden; nicht selten werden auch innere Organe (Lungen, Luftröhre, Rippenfell, Darm,
Bauchfell) Sitz der Erkrankung. Charakteristisch ist dabei immer die Bildung weit verzweigter, die Gewebe
förmlich zerwühlender
mehr
Fistelgänge, sowie die Beschaffenheit des entleerten Eiters; man findet in demselben regelmäßig kleine gelbe Körner, welche
aus einem Gewirr von Pilzfäden bestehen und an der Peripherie in charakteristische kleine keulenförmige Sprossen auslaufen.
Der Aktinomycespilz gehört nach neuerer Auffassung zu den pleomorphen Bakterien, und zwar den Cladothricheen; er bildet kokkenähnliche
Ketten, vor allem aber dichte fädige Pilzrasen, welche schon mit bloßen Augen als kleine gelbe Körner
in den Eiter- resp. den Geschwulstmassen zu erkennen sind. Das periphere Ende der Fäden zeigt
kolbenförmige Anschwellungen (welche dem Pilz den Namen «Strahlenpilz» verschafft haben); dieselben werden gegenwärtig als
Involutionsformen aufgefaßt.
Der Pilz wurde zuerst bei Tieren von Bollinger (1877), beim Menschen von I. Israel (1878) gefunden, von letzterm
sowie namentlich von Boström in Reinkulturen von sehr charakteristischem Aussehen (trockne gelbliche Schuppen) dargestellt.
Der Pilz vegetiert auf Getreide und infiziert Tiere oder Menschen, indem er mit Grannen in die Mundhöhle gelangt: die Grannen
verletzen entweder die Schleimhaut und bringen den Pilz dadurch direkt in das Gewebe, oder derselbe dringt
von hohlen Zähnen aus in dasselbe ein. Zum Zustandekommen der Aktinomyceseiterung gehört übrigens wahrscheinlich noch ein
eitererregender, gleichzeitig eingeführter Pilz, etwa Strepto- oder Staphylococcus pyogenes.
Die Prognose ist in den meisten Fällen ungünstig; die Behandlung ist eine vorwiegend chirurgische. -
Vgl. Ponsick, Die Aktinomykose des Menschen, eine neue Infektionskrankheit (Berl. 1882, mit 6 Tafeln).