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Teilen Kaliumbisulfat. Das
Destillat wird nochmals über
Bleioxyd destilliert. Man muß dabei die furchtbar riechenden,
Nase
[* 2] und
Augen auf das heftigste reizenden
Dämpfe des Akrolein
ins Freie ableiten. Das Akrolein ist eine farblose, bewegliche, bei 52° siedende
Flüssigkeit, deren höchst widerlicher
Geruch beim Erhitzen von Fett wahrnehmbar ist.BeimAufbewahren
verwandelt sich das Akrolein durch Polymerisation in eine amorphe weiße
Masse. Ein glimmender Docht und schlecht brennende Öl-
oder Petroleumlampen entwickeln schädliche Akroleindämpfe.
eine eigentümliche, im ganzen seltene Erkrankung
des Knochengerüstes, welche sich durch eine auffallende Größenzunahme der
Hände, der Füße und des
Gesichts (Nasenknochen,
Jochbeine,
Unterkiefer) zu erkennen giebt. Die
Krankheit entwickelt sich meist vor dem 30. Lebensjahre. Die
Vergrößerung ist nur durch eine krankhafte
Hypertrophie der
Knochen
[* 4] bedingt, während die Weichteile in der Regel keinerlei
Abnormität zeigen. Zuweilen werden nur einzelne Finger und Zehen von der
Krankheit befallen: in andern Fällen sind außer
den
Händen und Füßen auch die
Gesichtsknochen, das
Brustbein, die Rippen und die Wirbelsäule hypertrophisch.
Daneben findet sich in einzelnen Fällen eine beträchtliche Vergrößerung des
Herzens, des
Gehirns, besonders des Hirnanhanges,
der
Schilddrüse und der
Thymusdrüse, sowie eine bemerkenswerte
Steigerung des Durstgefühls. Wesen und
Ursache der
Krankheit
sind noch ganz dunkel; ebensowenig ist ein Heilmittel bekaunt. -
Hauptstadt des County Summit im nordamerik.
StaateOhio, 52 km südlich von
Cleveland, am
höchsten Punkt des
Ohio-Erie-Kanals, der hier durch eine Reihe von Schleusen, die der
Fluß Cuyahoga speist, bedeutende Wasserkraft
darbietet, liegt 150 m über dem
Spiegel
[* 5] des
Ohio bei Portsmouth,
[* 6] 138 m über dem Eriesee und 291 m über
dem Atlantischen Ocean und hat (1890) 27 601 (1880: 16 512) E. und bedeutende und vielseitige
Industrie. In der Umgegend natürliches
Gas, bituminöse
Kohle und feuerbeständige Mineralfarben.
[* 7] (grch.),
d. i. Oberstadt, Feste,
Burg, Citadelle. Jede griech. und ital. Stadt im
Altertum besah eine hochgelegene,
die Umgebung beherrschende und künstlich befestigte
Burg, die gewöhnlich die wichtigsten
Gebäude der
Stadt enthielt. Eine solche
Burg war der Ausgangspunkt von Stadtanlagen, die als weniger stark befestigte Unterstadt sich
in der Ebene ringsum ihr anschlossen. Wenn man in einigen
Städten zwei Akropolen findet, wie in Megara und in Oreos auf Euböa,
so deutet dies auf die Entstehung der Stadt aus zwei ursprünglich getrennten Gemeinden hin. Berühmt
ist die von
Argos (Larissa), von
Messene, von
Theben (Kadmea), von
Korinth
[* 8]
(Akrokorinth), die obere
Fläche des
Berges Ithome, besonders
aber die durch ihre vielen Prachtbauten und Kunstwerke ausgezeichnete von
Athen,
[* 9] die vorzugsweise «die Akropolis» genannt
wird. (S.
Athen.)
(grch.), eine
Poet. Spielerei, angeblich von
Epicharmus (s. d.) erfunden, bei der die Anfangsbuchstaben
(-Silben oder -Worte) besonders
aufeinander folgender Worte oder korrespondierender Verse zusammengelesen ein Wort, einen
Namen oder eine Sentenz ergeben. Oft ist dies zugleich bei den
End-
(Telestichon), bisweilen auch bei den mittelsten
Buchstaben
(Mesostichon) der Fall. Das Akrostichon findet sich schon bei den Griechen der alexandrinischen Zeit, bei den
Römern seit Ennius und Plautus.
Sehr beliebt war es in der lat. Mönchspoesie, besonders für
Sprüche, Gebetsformeln und Widmungen, wie auch bei
Otfried,
bei vielen mittelhochdeutschen Dichtern, in der ital. und franz.
Renaissance, z. B. bei
Boccaccio und unter
Ludwig XIV., bei den slaw. Lyrikern des Spätmittelalters, neuerdings
fast nur im Gelegenheitsgedicht, allezeit gern gebraucht, um den
Namen des Verfassers oder des Angeredeten zu verstecken.
Deutsche
[* 10] Akrostichon bieten u. a.
Gottfried von
Straßburg,
[* 11]
Rudolf von Ems,
[* 12] Ph.
Nicolai (Strophenanfangsbuchstaben in «Wie schön leuchtet
der Morgenstern»),
[* 13]
P. Gerhard (Strophenanfangsworte in «Befiehl du deine Wege»). Aus den Anfangsbuchstaben
einer Wortreihe wurden durch Akrostichon versteckspielend Worte gebildet, wie
Ichthys (s. d.) und
Cabal (s. d.).
(grch.), der äußerste oder höchste
Teil eines Gegenstandes, z. B. ein
Vorgebirge, die
Spitze eines
Berges,
der Schnabel eines Schiffs, bei beflügelten Gestalten (z. B. der
Nike)
[* 14] auch die Flügel. In der
Baukunst
[* 15] die verzierten Bauteile des griech.
Tempels, die an den beiden
Ecken und an der
Spitze des Giebels auf besondern Postamenten
aufgestellt wurden. Man wählte dazu figürliche
Darstellungen, phantastische Tiergestalten oder aus Ranken und Palmetten
gebildete Ornamente,
[* 16] oder auch
Gefäße, wie z. B. an den Giebelecken des Zeustempels in Olympia.
Die erhaltenen Akroterion vom
Tempel
[* 17] in
Ägina (s.
Äginetische Kunst) sind Greife und zwei weibliche Gewandfiguren, die zu beiden
Zeiten
eines Rankenornaments stehen.
In dem spätern röm. und Renaissancebaustile wurden die Akroterion mit verschiedenen
Modifikationen nachgebildet, und selbst in der jetzigen Kunstindustrie (z. B. Möbeltischlerei)
finden sie als Eckverzierungen vielfach Anwendung. Das Akroterion gehört zu den Bauteilen, die
man «freie Endigungen» nennt.
Staniza, Marktflecken im
Kreis
[* 18] Nowo-Tscherkask des Gebietes der Donischen Kosaken, an der Mündung des Aksaj
in den
Don, 25 km südwestlich von Nowo-Tscherkask, einer der bedeutendsten Hafenplätze am
Don, hat (1885) 5644 E.,
Post,
Telegraph;
[* 19]
Handel mit Fischen, Getreide,
[* 20] Holz und
Eisen.
[* 21] Bei Aksájskaja Staniza befindet sich die Hauptüberfahrt über den
Don auf dem
Wege nach
Kaukasien.
Sergej Timosejewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1. Okt.
in
Ufa, stammte aus einem alten russ. Geschlecht (in alter Zeit Oksakow),
studierte in Kasan,
[* 22] ging 1808 nach
Petersburg
[* 23] und war bis 1812 als Übersetzer bei der Gesetzgebungskommission thätig. In
Petersburg wurde er
Anhänger Schischkows und der russ.-nationalen
Richtung. Er lebte dann mehrere Jahre auf seinen
Gütern im
Gouvernement Orenburg und ließ sich 1826 in
Moskau
[* 24] nieder, wo er 6 Jahre Censor war und 12. Mai starb.
Nachdem ein 1840 in der Zeitschrift «Moskovskij
Vestnik» veröffentlichtes Bruchstück seiner «Familienchronik»
Aufsehen erregt hatte, fesselte das u. d. T. «Bemerkungen
über den Fischfang» (Mosk. 1847) erschienene
Buch durch lebendige Naturschilderungen und liebenswürdigen
¶
deren Fortsetzung
die «Erzählungen und Erinnerungen eines Jägers» (ebd. 1855) bilden, schildert Aksákow seine heimatlichen Steppen und Wälder. Sein
Hauptwerk ist die genannte «Familienchronik und Erinnerungen» (Mosk. 1856; deutsch von Natschinski, Lpz.
1858),
ein den Eindrücken seiner Jugendzeit entnommenes Gemälde altruss. Stilllebens, das sich durch
psychol. Wahrheit und Tiefe des Gefühls auszeichnet. Ein zweiter Teil erschien u. d. T. «Die Kinderjahre
Bagrows des Enkels» (Mosk. 1858). Außerdem hat man von Aksákow eine Biographie (ebd. 1853) seines Freundes, des Romanschriftstellers
Sagoskin, und eine Auswahl kleinerer Schriften (ebd. 1858). Seine «Gesammelten Werke»
erschienen 1886 (6 Bde., Moskau).
Konstantin Aksákow, Sohn des vorigen, Dichter und Schriftsteller, das Haupt der russ.
Slawophilen, geb. 10. April im Gouvernement Orenburg, erhielt durch seinen Vater eine sorgfältige Erziehung, studierte
auf der MoskauerUniversität und wurde dort 1841 Magister nach Verteidigung seiner (1846 erschienenen)
Abhandlung: «Lomonossow in der Geschichte der russ.
Litteratur und Sprache».
[* 26] In demLustspiele «Knjaz Lupovickij» (3. Aufl.,
Lpz. 1861) stellte er den gesunden Naturalismus des russ. Volks der Afterbildung der höhern Stände gegenüber, machte sich
auch durch die dramat. Parodie «Oleg vor Konstantinopel»
[* 27] (Petersb. 1858) bekannt.
Über die von der russ. Regierung bei Aufhebung der Leibeigenschaft getroffenen Maßregeln schrieb er:
«Zaměčanija na ustrojstvo krestjan» («über
die Organisation des russ. Bauernstandes», Lpz. 1861), worin er sich als Verehrer des altslaw. Gemeindesystems
zeigt. Seit der Mitte der vierziger Jahre war der Mittelpunkt der von ihm, seinem BruderIwan u. a. begründeten
Partei der Slawophilen (s. d.). Er starb 19. (7.) Dez. 1860 auf der InselZante. Neben eigenen Poesien veröffentlichte Aksákow auch
Übersetzungen aus Schiller und Goethe. Die Ausgabe seiner sämtlichen Werke, von seinem BruderIwan unternommen (Mosk. 1861-80),
ist bei Bd. 3: «Versuch
einer russ. Grammatik», stehen geblieben.
Iwan Aksákow, Bruder des vorigen, geb. 8. Okt. im Gouvernement Ufa, machte die Rechtsschule durch, trat 1847 beim
Senat (damals in Moskau) ein, wurde dann beim Ministerium des Innern angestellt und 1848 nach Bessarabien geschickt, um die
Untersuchung gegen die Dissidenten zu führen. 1852 nahm er seinen Abschied und besuchte 1857 im Auftrag
der russ. Geographischen Gesellschaft die großen Messen der Ukraine, von denen er eine Beschreibung («Forschungen über den
Handel auf den ukrainischen Jahrmärkten», Petersb. 1858; deutsch in Bodenstedts«Russ. Fragmenten», Lpz. 1862) veröffentlichte. 1855 und 1856 befehligte
er in Bessarabien eine AbteilungMoskauer Landwehr. 1857-59 war er Herausgeber dreier MoskauerBlätter.
Ende 1861 erschien die Zeitschrift «Der Tag» («Denj») unter A.s Redaktion (von Juli 1862 hg. von Iurij Samarin). Nachdem der
«Denj» 1866 eingegangen war, begründete Aksákow die «Moskva»
und etwas später den Moskvič («Der Moskovite», die beide verboten wurden.
Vor Beginn des Russisch-Türkischen Krieges von 1877 bis 1878 hielt in der «Slawischen philanthropischen
Gesellschaft» in Moskau eine Rede im slawophil-nationalen Geiste, weswegen die Regierung ihn auf einige
Monate aus Moskau auswies
und die Gesellschaft selbst aufhob. Ende 1880 begann er wieder eine wöchentliche Zeitschrift «Rusj»
(«Rußland») in derselben slawophilen Richtung. Er starb 8. Febr. zu Moskau. Seine Werke wurden
von seiner Frau in sieben Bänden herausgegeben. Außerdem erschienen zwei BändeBriefe und eine Sammlung seiner Gedichte.