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Preisfragen aus der Geschichte, der Nationalökonomie, der Mathematik und Naturwissenschaft stellt und die gekrönten Preisschriften (bis 1892 29 Bde.) drucken läßt.
6) Die gegründete Akademie gemeinnütziger Wissenschaften in Erfurt, [* 2] die «Jahrbücher» herausgiebt. -
Vgl. Müller, Die wissenschaftlichen Vereine und Gesellschaften in Deutschland [* 3] (Berl. 1884);
Minerva, Jahrbuch der gelehrten Welt (Straßb. 1893).
II. In Österreich-Ungarn: [* 4]
1) Die ins Leben getretene Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu Wien, [* 5] zerfällt in eine mathem.-naturwissenschaftliche und eine histor.-philos. Klasse, giebt «Denkschriften», «Sitzungsberichte» und einen «Almanach» heraus. Eine aus Mitgliedern der Akademie gebildete histor. Kommission veröffentlicht u. a. die «Fontes rerum austriacarum», die «Monumenta Habsburgica» und das «Archiv für österr. Geschichte».
2) Die 1759 von dem Naturforscher Ignaz von Born (s. d.) gegründete Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag. [* 6] Diese zerfällt jetzt in zwei Abteilungen, eine deutsche und eine czechische, die in deutscher und czechischer Sprache [* 7] «Abhandlungen» und «Sitzungsberichte» erscheinen lassen.
3) Die Akademie der Wissenschaften zu Krakau [* 8] (bis 1872 «Gelehrte Gesellschaft»),
veröffentlicht einen «Anzeiger».
4) Die Ungarische Akademie der Wissenschaften zu Budapest, [* 9] nach vielfachen Versuchen (schon im 15. Jahrh.) und Entwürfen (besonders im 18. Jahrh.) 1825 auf dem Preßburger Reichstage, wo Graf Stephan Széchényi zu diesem Zwecke 60000 Fl. spendete, gegründet und eröffnet, besteht aus drei Klassen: einer sprach- und schönwissenschaftlichen, einer philosophisch-historisch-staatswissenschaftlichen und einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse. Die Akademie veröffentlicht die «Monumenta Hungariae historica»; unter ihrer Mitwirkung erscheint die «Ungar. Revue» und «Litterar. Berichte aus Ungarn» [* 10] sowie «Sitzungsberichte», «Jahrbücher» u. a. in ungar. Sprache.
5) Die Südslawische Akademie (Jugoslavenska Akademija znanosti i umjetnosti) zu Agram, [* 11] 1861 gegründet.
III. In
Frankreich bestehen neben dem
Institut de
France (s. d.) zahlreiche Gelehrtengesellschaften in den
Provinzen, die meist
den
Titel
Académie des sciences, belles-lettres et arts führen, teilweise auch die
Landwirtschaft oder die
Altertumskunde als
besondere Zweige in ihren Wirkungskreis ziehen. Unter ihnen sind die Akademien
zu
Angers,
Bordeaux
[* 12] (seit 1753),
Clermont-Ferrand,
Caen (1705),
Lyon
[* 13] (1700), Dijon
[* 14] (1740), Lille,
[* 15]
Amiens
[* 16] (1750),
Arras,
[* 17] Marseille
[* 18] (1726), Reims,
[* 19]
Toulouse
[* 20] (1782),
Nancy
[* 21]
(Académie de Stanislas), Rouen
[* 22] (1736),
Orleans hervorzuheben.
Alle veröffentlichen «Mémoires», über die in der
«Revue
des sociétés saventes» berichtet wird.
IV. In
Italien
[* 23] sind, abgesehen von der Crusca (s. d.), als Akademien
hervorzuheben:
1) Academia reale delle scienze zu Turin, [* 24] 1757 als Privatverein gestiftet, seit 1783 königl. Institut, das namentlich auf dem mathem.-physik. Gebiete Vorzügliches geleistet hat. Sie giebt seit 1759 ihre Denkschriften heraus, seit 1865 auch Sitzungsberichte unter dem Titel «Atti».
2) Reale Instituto Lombardo di scienze, lettere ed arti zu Mailand, [* 25] das 1820 von Bologna hierher verlegt, 1838 seine gegenwärtige Form erhielt, gleichzeitig mit der Gründung des 3) Istituto Veneto 4) Accademia di scienze, lettere ed arti zu Padua [* 26] seit 1779. 5) Ateneo di scienze e belle lettere zu Brescia seit 1801. 6) Istituto di Bologna, 1712 gestiftet, 1820 nach Mailand verlegt, 1829 von Pius VIII. in Bologna erneuert.
7) Società Italiana delle scienze zu Modena.
8) Accademia dei Lincei zu Rom [* 27] (s. d.).
9) Die
Akademie der
Arkadier (s. d.) zu
Rom. 10). Accademia de' nuovi Lincei in
Rom, gestiftet 1847 von
Pius IX., die angesehenste
der italienischen Akademien
, deren «Atti» die offiziellen
Berichte der ital.
Ausgrabungen bringen.
11) Die 1657 gegründete, 1783 erweiterte Accademia del Cimento zu Florenz. [* 28]
12) Accademia dei Georgofili in Florenz, seit 1752 der Landwirtschaft gewidmet, giebt «Atti» heraus.
13) Nuova Società Reale in Neapel [* 29] (1861 reorganisiert). Unbedeutendere Akademien bestehen zu Catanea, Genua, [* 30] Lucca, [* 31] Messina, [* 32] Palermo, [* 33] Rovigo, Pistoja, Siena u. a.
V. In Spanien [* 34] bestehen zu Madrid, [* 35] außer der von Philipp V. 1713 für Reinerhaltung und Ausbildung der castil. Sprache gegründeten Real Academía española (berühmt ist das von ihr herausgegebene große span. Wörterbuch), noch die Real Academía de la historia, gestiftet 1738, der die span. Geschichtsforschung und die Oberaufsicht über die Altertümer obliegt, und die 1847 errichtete Academía real di ciencias, in drei Klassen (exakte, physik. und Naturwissenschaften) zerfallend. Seit 1858 ist hierzu noch eine Real Academía de ciencias morales y politicas getreten. Die gelehrten Gesellschaften in den Provinzialstädten sind sämtlich unbedeutend.
VI. In Portugal besteht die Academia rela das sciencias, 1779 begründet, 1851 reorganisiert, zerfällt in zwei Klassen, die eine mit den Sektionen für Mathematik, physik. Wissenschaften, Medizin, Naturgeschichte und angewandte Wissenschaften, die zweite mit Sektionen für schöne Litteratur, moralische und polit. Wissenschaften, Jurisprudenz, Geschichte und Altertumskunde.
VII. England hat keine Akademien im kontinentalen Sinne, doch gehört nach der Bedeutung ihrer Leistungen hierher die Royal Society of London [* 36] (1645 als Privatgesellschaft zu Oxford [* 37] gegründet, 1658 nach London verlegt, 1660 zu einer Staatsanstalt erhoben, aber erst 1663 als solche eröffnet), die bis 1800 bereits 90 Bände ihrer «Philosophical Transactions» und seitdem jedes Jahr einen Band [* 38] veröffentlicht hat, außerdem «Proceedings of the Royal Society». -
Vgl. Thomson, History of the Royal Society (1812) und Weld, History of the Royal Society, with memoirs of the presidents, compiled from authentic documents (2 Bde., 1848).
Die 1783 zu Edinburgh begründete Royal Society und die zu Dublin [* 39] 1782 errichtete Royal Academy of sciences lassen ebenfalls «Transactions» und (seit 1836) «Proceedings» erscheinen.
VIII. In den Niederlanden wurde 1808 von König Ludwig das Koninglijke Nederlandsche instituut van wetenschappen, letterkundeen schoone kunsten zu Amsterdam [* 40] gestiftet, das 1852 in eine Akademia van wetenschappen verwandelt wurde. Daneben sind noch zu nennen: Maatschappij der wetenschappen zu Haarlem [* 41] (gestiftet 1752);
die Zeenwsch genootschap der wetenschappen seit 1768 zu Middelburg;
die Provinciaal genootschap van kunsten en wetenschappen seit 1777 zu Utrecht; [* 42]
endlich die Bataviaasch genootschap zu Rotterdam, [* 43] 1773 gestiftet.
IX. In Belgien [* 44] nimmt den ersten Rang die Académie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts zu Brüssel [* 45] (seit 1816) ein, die 1773 gestiftet, in den Wirren der Revolutionskriege ¶
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aufgehoben, 1808 neubegründet wurde, 1845 neue Statuten erhielt. Sie zerfällt in 3 Klassen: Naturwissenschaften, schöne Litteratur, moralische und polit. Wissenschaften. -
Vgl. Mailly, Histoire de l'Académie des sciences de Bruxelles (2 Bde., Brüss. 1883).
X. In Dänemark: [* 47] Det kongelige danske Videnskabernes Selskab, 1742 als private Gesellschaft gestiftet. 1743 königl. Institut, mit einer philos.-histor. und einer mathem.-naturwissenschaftlichen Klasse.
XI. Schweden [* 48] besitzt zu Stockholm [* 49] drei Akademien: 1) Kongliga Svenska Vetenskaps Akademien, 1739 von Graf Höpken und Linné begründet, 1820 neu eingerichtet.
2) Kongliga Svenska Vitterhets-Akademien, gestiftet 1753 zu Drottningholm, 1786 nach dem Muster der Pariser Akademie der Inschriften eingerichtet und nach Stockholm verlegt.
3) Svenska Akademien, 1786 zur Vervollkommnung der Landessprache gegründet. «Nova acta» läßt die Regia societas scientiarum zu Upsala [* 50] seit 1773 erscheinen.
XII. In Norwegen bestehen:
1) Kongelige norske Videnskabernes Selskab zu Throndhjem, [* 51] gestiftet 1760, 1767 zum königl. Institut erhoben, wirkt für die Pflege der Wissenschaften im allgemeinen, aber auch zum Besten der Landwirtschaft und Industrie.
2) Die Videnskabs-Selskab in Kristiania, [* 52] seit 1857.
XIII. In Rußland wurde zu der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Petersburg [* 53] von Peter d. Gr. der Plan entworfen und 1725 ausgeführt. Mt ihr wurde 1841 die 1783 von der Regierung gegründete Akademie für die russ. Sprache verbunden; letztere veröffentlichte ihre Arbeiten in russ., erstere in franz., lat. oder deutscher Sprache und in einem besondern Journale auch russisch. In Helsingfors besteht eine Societas scientiarum Fennica.
XIV. In Rumänien [* 54] besteht eine Akademie zu Bukarest [* 55] (Academia rômana); in Serbien zu Belgrad [* 56] (Srpska Kraljevska Akademija); in Bulgarien eine Gelehrte Gesellschaft in Sofia.
XV. Der moslem. Orient hat zwei Institute, die den Namen Akademie beanspruchen: der Verein der Wissenschaften (Endschürmeni Dânisch) ward 1851 als Staatsanstalt zu Konstantinopel [* 57] begründet, hat aber kein Lebenszeichen von sich gegeben. Das andere, von Said Pascha 1859 zu Alexandria begründete Institut Égyptien, giebt seit seiner Entstehung «Mémoires» und «Bulletins» heraus, deren neue Serie (seit 1880) sich durch Reichhaltigkeit auszeichnet.
XVI. Von außereurop. Ländern sind hervorzuheben: in Nordamerika, [* 58] außer der Smithsonian Institution (s. d.), die American Philosophical Society zu Philadelphia [* 59] (die älteste in Amerika, [* 60] seit 1769), die American Academy of arts and sciences zu Boston [* 61] (seit 1780), die Connecticut Academy of arts and sciences zu Newhaven (seit 1799) und das Columbia [* 62] Institute zu Washington [* 63] (seit 1821) unter Vorsitz des Präsidenten. Dazu ist März 1863 die nach einem großartigen und umfassenden Plane begründete National Academy of sciences als ein von der Union anerkanntes Institut getreten; es zerfällt in zwei Klassen, eine mathematisch-physikalische und eine naturgeschichtliche, deren jede sich wieder in mehrere Sektionen gliedert. Die Zahl der in den Vereinigten Staaten [* 64] wächst jährlich. In Südamerika [* 65] ist einzig die Akademie der Wissenschaften zu Rio [* 66] de Janeiro von Bedeutung.
In den englisch-australischen Kolonien haben namentlich die Royal Societies in Victoria, [* 67] Sydney, [* 68] Melbourne, [* 69] Hobart, ferner die Institute in Wellington und Adelaide [* 70] eine beachtenswerte wissenschaftliche Thätigkeit entwickelt. Dies gilt auch von der schon seit 1781 zu Batavia [* 71] bestehenden Genootschap van kunsten en wetenschappen, die sich besonders um die Kunde der Natur- und Völkerverhältnisse der süd- und ostasiat. Welt verdient gemacht hat.
Akademien werden ferner bestimmte höhere Fachschulen genannt, z. B. die Theologische und Philosophische Akademie zu Münster, [* 72] das Lyceum Hosianum zu Braunsberg; [* 73]
die Bergakademien zu Freiberg, [* 74] Clausthal [* 75] und Berlin; [* 76]
die Kriegsakademien zu Berlin, München; [* 77]
die Militärakademien zu Wien, Budapest, Wiener-Neustadt u. s. w.;
die Marineakademien zu Kiel, [* 78] Fiume; [* 79]
die mediz.-chirurg. Akademie zu Berlin;
die Forstakademien zu Tharandt, Eberswalde, [* 80] Freiburg, [* 81] Aschaffenburg [* 82] u. s. w.;
die Landwirtschaftlichen Akademien zu Proskau, Poppelsdorf, Hohenheim u. s. w.;
die Handelsakademien zu Wien, Graz, [* 83] Triest [* 84] u. s. w. Den Sinn von Gymnasium hat das Wort in der Bezeichnung Ritterakademie. In England und Nordamerika ist Academy sowohl der Name von Unterrichtsanstalten, die etwa unsern deutschen Gymnasien und höhern Bürgerschulen entsprechen, als auch von höhern Fachschulen für Militärs und Seeleute. Zu letztern gehören in England die Naval Academy zu Portsmouth [* 85] und die Royal Military Academy zu Woolwich, in den Vereinigten Staaten die Military Academy zu Westpoint. In Frankreich ist das Wort Akademie zur Bezeichnung von Unterrichtsanstalten nicht gebräuchlich;
Akademie bedeutet hier die Gesamtheit des Lehrerpersonals jeder der 15 Bezirke, in die Frankreich seit 1871 in Bezug auf das Unterrichtswesen geteilt ist. In weiterer Übertragung versteht man unter Akademien auch Anstalten für den Unterricht in den verschiedenen Künsten und spricht von Theater-, Maler-, Bildhauer-, Zeichen- und Bauakademien (s. Kunstakademie und Bauschulen).
Ebenso legen sich Gesellschaften den Namen Akademie bei, welche die Aufführung von Musikwerken bezwecken, wie die 1669 gegründete Académie nationale de musique zu Paris [* 86] (die Große Oper daselbst), die Academy of ancient music in London, die Academies of music, oder Opernhäuser, die 1854 zu Neuyork [* 87] und 1856 in Philadelphia errichtet wurden, die Sing-, Musik- und Philharmonischen Akademien namentlich in Deutschland. Bisweilen nehmen auch Institute für Reit-, Fecht-, Tanz- und Schwimmkunst, ja selbst der Schneider (z. B. in Berlin) und Kochkunst den Namen Akademie in Anspruch. In Frankreich führen endlich auch die Spielhäuser den Namen Akademie, weshalb Schriften, welche die Spiele und ihre Regeln behandeln, nicht selten den Titel «Académie de jeux» tragen.