Der Transithandel betrug 1891: 1002690 ägypt. Pfd. Die Handelsflotte
bestand 1884 aus 1500 Schiffen, darunter 40 Nildampfer und 16
Dampfer auf dem
Roten und Mittelländischen
Meere; im
Hafen von
Alexandria liefen ein (1891) 2163 Schiffe
[* 2] mit 1,80 Mill.
t, aus 2158 Schiffe mit 1,75 Mill. 5. Die türk.
und engl.
Flagge herrscht vor.
Alexandria ist der einzige bedeutende
HafenÄ.s. Es nahm an derEinfuhr teil
mit 6764448, an der Ausfuhr mit 11662411 Pfd.
Der Handel von
Sues und
Damiette ist jetzt unbedeutend; meist besuchen nur Schiffe
aus
Syrien den dortigen
Hafen. Wichtig ist im
RotenMeere der kleine Platz Kosseïr, der den Verkehr auf der zum
Nil führenden
Karawanenstraße vermittelt.
Unterstützt wird
der Handel durch Kanalbauten, unter denen der
Sueskanal
[* 3] (s. d.)
und der von
Alexandria nach Fua am
Nil führende Mahmudijehkanal die wichtigsten sind; und durch die Eisenbahnen, von denen
1541, Ende 1893: 2008 km im Betrieb waren. Die hauptsächlichsten Linien sind
Kairo-Alexandria (1856 eröffnet, 208 km), Teh
el-Barud-Siut (485 km), mit ihrer zum
Teil noch im
Bau begriffenen Fortsetzung nach Dschirdse (125 km),
Weiterführung nach Denderah (110 km) geplant; ferner
Kalyub-Zagazig-El-Mansurah (145 km),
Zagazig-Sues (197 km) und Tantah-Talkha-Damiette
(118 km). Zwischen Talkha und El-Mansurah ist eine
Brücke
[* 4] über den rechten
Arm des
Nils zur
Verbindung der auf beiden
Seiten desselben belegenen (Anmerkung des Editors: richtig: gelegenen ) Linien
Zagazig-El-Mansurah und Tantah-Talkha-Damiette
im
Bau und bei
Bulak ist der
Bau einer großen Eisenbahnbrücke über den
Nil geplant.
Neuerdings beabsichtigt die
Sueskanal-Gesellschaft längs des
Kanals eine Schmalspurbahn zur
Personen- und Postbeförderung
von Ismailia nach
Port-Saïd herzustellen. Auf den ägypt.Bahnen wurden 1890 befördert 4696286 Passagiere;
Einnahmen 1408542 Pfd.,
Ausgaben 610124 Pfd.
Alle Eisenbahnen gehören dem
Staate mit Ausnahme von
Alexandria-Ramleh (6,4 km)
und
Kairo-Helnan (20,0 km). Die Länge der Telegraphenlinien betrug (1891) 6084 km, der
Drähte 11957 km. Zahl der
Bureaus 193;
der Depeschen im innern Dienst 517292, internationale 26783, Dienstdepeschen 759462. Zahl der Postbureaus
(1890): 191; Einnahme 2751833
Frs.,
Ausgabe 2 294 996
Frs. Befördert wurden:
Kultur.Bildung
und Unterricht stehen auf ebenso niedriger
Stufe wie in andern
Teilen des mohammed.
Orients.
Geistlichen
Standes werden 274740
Personen angegeben, neben 1855385 Ackerbauern. Die eigentlichen Schulen sind religiöse Anstalten
und zerfallen in Elementar- und höhere Schulen (Medressehs). An derSpitze steht die theol. Schule an der
großen El-Azhar-
(d. i. die blühende) Moschee zu
Kairo,
[* 5] an der auch Jurisprudenz und Mathematik gelehrt wird, eine der besuchtesten
Hochschulen des
Islam (11000 Studierende, 325
Lehrer).
Mehemed Ali gründete, um sich allmählich von den Europäern unabhängig zu machen, viele Schulen, die später meist
wieder aufgehoben wurden. 1878 gab es 5370 Elementarschulen mit 137545
Zöglingen; davon in
Kairo 278 mit 8565, in
Alexandria 182 mit
4316, in den fünf übrigen Gubernien 72 mit 2595, in der
ProvinzGharbieh 997 mit 27791
Schülern. An Einzelschulen ähnlich
den franz.
Fakultäten bestehen 9: das Polytechnikum, die Schulen für
Buchhaltung, für
Recht,
Verwaltung
und fremde
Sprachen,
Industrie,
Medizin, Entbindung, 2 Vorschulen in
Alexandria, 1 in
Kairo;
außerdem 1
Blindenanstalt, 1 Seminar, 2 Mädchen-, 3
Industrie-
und 23 Municipalschulen. Im
Gebäude des Unterrichtsministeriums sind etwa zwei Drittel der in
Kairo vom
Staate unterhaltenen
Schüler (8–900), der Rest in andern
Gebäuden untergebracht.
Ähnliche Einrichtungen bestehen in
Alexandria,
Siut und
Kenneh. Die Kopten
[* 6] haben 16 Schulen. Die 3 Moscheenschulen zählen 12845
Schüler. Von Fremden sind 152 Schulen mit 167175
Schülern eingerichtet. Die franz. Schulbrüder und Lazaristen haben Schulen und Pensionate,
ebenso die
Barmherzigen Schwestern des Vincenz von Paula, die Schwestern vom Guten Hirten und die Klarissen;
mit der Anstalt in
Alexandria (4–500
Zöglinge) ist ein Waisen- und Findelhaus verbunden. In Altkairo,
Port-Saïd und
Sues
haben diese
Orden
[* 7] nur einfache Schulen zu etwa 50
Schülern.
Der Unterricht ist in allen diesen Anstalten französisch. Das
Griechische Lyceum in
Alexandria hat 70
Schüler, zwei
Elementarschulen für
Knaben 200, die für Mädchen 150. Auch mehrere ital. Schulen sind gegründet; das Collegioitaliano zählt 120–150
Zöglinge. Seit 1865 besteht in
Alexandria auch eine deutsche Kirchenschule, von der badenschen Chrischona-Mission
gegründet, mit 150–160
Schülern, im nahen Rasuleh das von
Th. Sourbeck gestiftete deutsche Privatgymnasium und Handelsschule,
in
Kairo eine evang. Mittelschule.
Von den Freimaurerlogen ist eine Freischule für
Kinder und Erwachsene gegründet worden. Die amerik. Missionsschulen in
Alexandria,
Kairo und Oberägypten (namentlich in Esneh und
Siut) sind für Kopten und
Juden bestimmt; daneben bestehen Schulen der schott.
Judenmissionsgesellschaft. Eine Schule der kath. Propagandisten, die Negerzöglinge unterrichtet,
ist in Altkairo. – Es erscheinen 27 Zeitschriften: 11 täglich, 4 halbwöchentlich und 12 wöchentlich;
10 in
arab.
Sprache
[* 8] und zweisprachige, 9 französische, 5 italienische und 3 griechische.
¶
mehr
236 Religionsverhältnisse. Seit den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bekennen sich die Kopten zum Christentum; sie
haben dem Mohammedanismus fest widerstanden und sich jedem fremden Einfluß fern gehalten. Auch für die Missionsbestrebungen
sind sie nur schwer zugänglich; doch hat sich z.B. in Khoos bei Kenneh die ganze dortige Koptengemeinde mit ihrem
Priester für das evang. Christentum erklärt. In Siut hat die amerik. Mission seit 1865 ein Predigerseminar mit 15 Zöglingen.
Von den alten christl. Klöstern, die seit dem 5., ja 4. Jahrh. bestehen sollen, sind außer den Klöstern an den Natronseen
nur noch das des heil. Antonius, das des heil. Johannes und das des heil. Paulus zwischen Nil und Rotem Meere
vorhanden. Die Kopten (s. d.) haben 12 Bischöfe, die aus der Klostergeistlichkeit genommen werden, außerdem als Weltgeistliche
Erzpriester, Priester und Diakonen, denen zu heiraten erlaubt ist. Auch der an der Spitze der abessin. Kirche stehende Abuna-Salâmah,
d. i. Vater des Friedens, zu Gondar wird von dem Patriarchen der kopt. Kirche ernannt und geweiht. Im Patriarchatsgebäude
zu Kairo und im Kloster St. Saba zu Alexandria befinden sich reichhaltige kopt. Bibliotheken.
Aus der ältesten christl. Zeit (585) ist nur noch die der Maria geweihte kopt.
Kirche in Altkairo vorhanden. Nahe bei ihr steht auch die älteste Moschee Ä.s, die Amrumoschee, aus der
ersten Hälfte des 7. Jahrh. Armenische Gemeinden giebt es in Alexandria und Kairo mit 1627 Mitgliedern; ihr Bischof wohnt in
Kairo; außerdem etwa 60000 Anhänger der griech. Kirche. Auch Maroniten finden sich, die aber, gleich ihrer Stammkirche im Libanon,
den Papst als ihr Oberhaupt anerkennen.
Röm. Katholiken zählt man in fast allen größern Orten, im ganzen 57389; in Kairo und Alexandria besitzen sie je zwei Kirchen,
in Alexandria die Kathedralkirche zu St. Katharina und die der Lazaristen, in Kairo die der Schwestern vom Guten Hirten und
eine größere Gemeindekirche; außerdem Kapellen in Ramleh, Altkairo, Ismailia, Sues u.s.w. Alexandria
ist Sitz eines apostolischen Delegaten des HeiligenStuhls für die lat. Christen in Ä. und Arabien, der den Titel eines Erzbischofs
von Irenopolis in partibus infidelium führt. Alexandria besitzt eine anglikanische und eine seit 1866 auch eine deutsche prot.
Kirche, die in ganz Ä. 4536 Anhänger zählt. In Kairo befinden sich je eine deutsche und eine engl.-evang.
Kirche. Seit 1858 besteht auch ein allen Konfessionen
[* 10] geöffnetes Diakonissenhospital in Alexandria, seit 1880 ein solches
auch in Kairo.