228 major) in einem weiten
Bogen
[* 2] durch die
Libysche Wüste hin, so daß sich das Gebiet nach S. verschmälert. Die Südgrenze
gegen
Nubien ist zur Zeit noch infolge des
Mahdi-Aufstandes im
Sudan unbestimmt; doch dürfte eine von Wadihalfa nach Nordosten
zum Om el-Ketef (dem Golf von
Berenice) am
RotenMeer gezogene Linie, das Gebiet der
Ababdeh ein- und das
der
Bischarin ausschließend, dem wirklichen Verhältnis am nächsten kommen. Die Vollendung des
Sueskanals hat Ä. zum wichtigsten
Mittelgliede zwischen dem äußersten
Osten und dem äußersten Westen, zwischen
Australien
[* 3] und
China
[* 4] und
Großbritannien,
[* 5] gemacht.
Den Flächeninhalt des eigentlichen Ä. (mit
Ausschluß der ehemaligen Besitzungen im
Sudan u.s.w.) berechnet
der ägypt. Generalstab zu 1021354 qkm, wovon jedoch nur 30500 qkm (Delta,
[* 6] Nilthal,
Fajum und einige
Oasen) kulturfähig sind; 1887 waren
aber nur 20842 qkm angebaut, die Gesamtfläche aller Kulturen betrug jedoch 25709 qkm, so daß 24 Proz.
des
Bodens mehrmals bebaut wurden.
und
Bewässerung. Das außer dem Nilthal und den
Oasen zu Ä. gehörende Gebiet ist eine felsige Wüstenregion,
die durch das Nilthal in zwei sehr ungleiche und ungleichartige Hälften geschieden wird. Die östl.
Wüste wird nach dem Vorgange der alten Geographen die
Arabische, die westliche die
Libysche Wüste genannt; jedoch gilt
die letzte Bezeichnung auch für den ganzen östl.
Teil des nordafrik. Wüstengebietes zwischen
Nil und 17° 20' östl. L.
von Greenwich.
Während die
Arabische Wüste einen durch weitverzweigte Thalsysteme stark differenzierten Gebirgscharakter zeigt, bietet
die libysche Seite nur einförmige Sandflächen und gleichmäßige Hügelwellen ohne ausgeprägte Thalbildung dar. In geringem
Abstände vom
RotenMeer zieht parallel mit dem Ufer eine Gebirgskette von Granit und Porphyr bis 28°
40' nördl.
Br., der nördlichste
Ausläufer der abessin. Gebirgsmasse, deren höchste
Spitzen von 1500 bis 2000 m im Ghārib
unter 28° 6' nördl.
Br. gipfeln.
Dieses Küstengebirge lehnt sich landeinwärts an den Ostabfall des ägypt.
Nummulitenkalkplateaus, dessen Südgrenze eine von Edfu am
Nil nach Kosseïr am
RotenMeere gezogene Linie bezeichnet. Das Kalkplateau,
das am
Ostende
[* 7] nahe dem dem
RotenMeere zugekehrten Steilabfall seine höchste Anschwellung hat, erreicht beim
Kloster St.
Antonius
unter 28° 50' nördl.
Br. eine Meereshöhe von 1500 m; von diesem Ostrande aus verlaufen zum
Nil zahlreiche
Thäler mit meist tief eingeschnittenen, engen
Betten.
Der
Abfall dieses östl. Kalkplateaus zum
Nil geschieht in mehrern
Stufen gebirgsartig und steil, während die
Libysche Wüste
allmählich sich abdacht. In Wirklichkeit giebt es außerhalb der
Region der krystallinischen
Berge in der östl. Thebaïde
und dem erwähnten Küstengebirge keine Bergketten in Ä., sondern nur mehr oder weniger geradlinige
Plateauabstürze und
Stufen. Im O. und
NO. von
Kairo
[* 8] und nilaufwärts bis
Siut findet sich nur oberer
Eocän- (Nummuliten-)Kalk,
ab und zu mit aufgelagerten Miocänbildungen; darauf folgt bei Esneh und
Theben obere Kreide,
[* 9] endlich von Edfu an bis
Assuan Sandstein von derselben Art, die
Nubien aufbaut.
Granit und andere plutonische Gesteine
[* 10] durchbrechen bei
Assuan in mächtigen, bis zu 300 m Höhe sich erhebenden
Massen diesen
Sandstein und setzen quer durch den
Nil. Vulkanische Gebilde
(Basalte) treten im eigentlichen Ä. nur an wenigen
Stellen und
stets in sehr geringer
Ausdehnung
[* 11] auf, z. B. bei der
OaseFarafrah, bei
Abu Sabel am
Ismailijeh-Kanal 25 km
nördlich von
Kairo und am Nord- oder am Südabfall des Plateaus der nördl. Galala in 29° nördl.
Br. Vulkanische
Ausbrüche kennt man nicht aus histor.
Zeit, wohl aber Erdstöße, deren einer, von
Strabo erwähnt, 27
v. Chr. den Oberteil der Memnonsstatue
herabwarf. Vor allem gab es
Erdbeben
[* 12] von furchtbarer Wirkung in den ersten 4 Jahrh. n. Chr.
Die
Libysche Wüste wird gleichfalls aus ältern Tertiärgesteinen gebildet.
In den Oasenkesseln tritt am Fuße der dieselben
umschließenden Steilabstürze obere (weiße) Kreide hervor, während die
Sohle selbst, wie z.B. in derGroßenOase, aus nub. Sandstein besteht.
Die oberste Kreide tritt auch am Ostabfall des Kalkplateaus am
RotenMeere und in der Nähe von
Kairo bei der nördlichsten
Pyramide von
Abu Roasch zu
Tage, wo sie indes eine
Ausdehnung von nur wenigen Quadratkilometern besitzt. Die älteste Sedimentformation
von
Ä., derKohlenkalk, erscheint auf dem
Grunde des
WadiArabah in der Nubischen Wüste 15 km westlich vom
Kap Safraneh unter 29° 10' nördl.
Br. als Unterlage des nub. Sandsteins und der Kreide. Oberägypten (11589 qkm), von
Kairo
bis zur Südgrenze, ist ein schmales
Thal,
[* 13] in dessen
Grunde der
Nil fließt.
DasThal erweitert sich bis zu etwa 25 km, ist aber an der schmalsten
Stelle, am
Dschebel Selseleh unterhalb
Assuan, nur eine an der
Sohle auf 200 m verengte Schlucht. Der
Strom selbst ist wohl nirgends breiter als 1000 m und hat ein
schwaches Gefälle, da
Assuan nur 91,6 m höher liegt als
Kairo, so daß auf 1 km etwa 0,1 m Gefälle kommt,
von
Kairo bis zum
Meere sogar nur 0,01 m. Der Flächeninhalt der zum
Teil unkultivierbaren
Inseln im
Nil innerhalb Oberägyptens
beträgt etwa 1100 qkm, ist aber infolge der
Überschwemmungen jährlich wechselnd.
Größtenteils fließt der
Strom am Fuße der meist steil aufsteigenden Felsen des Ostrandes hin, während
ihn links ein breiter und flacher Uferstreif begleitet, der zu dem sanfter aufsteigenden Westgehänge den Übergang macht.
Die
Kanäle entziehen hier dem
Nil viel Wasser, und das ist einer der
Gründe, weshalb der Hauptwasserfaden hier unbedeutender
erscheint als im obern Laufe. – Unterägypten, das Delta im weitern
Sinne, erstreckt sich von
Kairo nördlich
bis an den langen Rand von Dünen und Felsriffen, der, ein zu Sandstein umgebildeter Meeressand, sich am
Meere von
Kyrenaika
aus gen
Osten hinzieht.
Südlich von diesem Walle liegen große Brackwasserseen teils durch Überflutungen bei stürmischer See, teils durch
die Nilüberschwemmungen entstanden, meist nur Salzsümpfe darstellend, namentlich der Mariussee oder Mareotis, der 1 m tiefe
See von
Abukir oder der Madieh, der von Edku, der sehr flache von Burollos oder Burlos und der größte und tiefste, fischreiche
Mensaleh (64 km lang, 24 km breit). Die Länge des Deltas von der
Küste bis zum Teilungspunkte des
Nils,
dem
Batn el-Bakrah, 15 km nördlich von
Kairo, beträgt 150 km und der Flächeninhalt des gegenwärtigen Deltas wird zu 16070 qkm
veranschlagt.
Außer den
Strandseen hat Ä. eine Reihe von Seen auf der
Landenge von
Sues; der
Kanal von
[* 14]
Sues durchschneidet: den
Ballahsee, den
Timsahsee und das durch den
Kanal gespeiste
Bassin der
Bitterseen;
für die
BewässerungÄ.s
wichtig ist außerdem der durch den Jussuffkanal gefüllte
Birket el-Kerun in
¶
mehr
229 Fajum. – Die Libysche Wüste im W. des Nils, 631000 qkm mit ungefähr 34000 Bewohnern, ist eine 100–120 m hohe, ganz
aus Tertiärgestein gebildete Wüstenplatte, durchzogen von einer dem Nil parallelen Kette von Einsenkungen, in deren tiefsten
StellenOasen liegen. Die wichtigste ist die ProvinzFajum (s. d.), eine Tagereise vom Nil entfernt und durch
einen niedrigen durch den Josephskanal durchbrochenen Hügelzug von demselben getrennt. Die nächste im SW., 5 Tagereisen
vom Fajum, ist die KleineOase (Barieh, mit 2410 E.) in 35 m Höhe, reich an Kulturpflanzen und Fruchtbäumen, namentlich an
Datteln; 150 km im SSW. die OaseFarafrah mit 345 E., zuerst von Rohlfs besucht, die kleinste dieser Oasen.
Etwa 10 Tagereisen südlicher folgt die InnereOase (Wah el-Dachel, 40 km lang und 22 km breit) mit 20000 E. in 11 Ortschaften
und zahlreichen Ruinen alter Kultur, in 55 m Höhe, reichlich Bodenfrüchte hervorbringend. Drei Tagereisen östlicher in 95 m
Höhe die Große oder äußere Oase (Wah el-Chargeh) mit 5740 E., die, etwa 150 km von N. nach S.sich ausdehnend, einen großen
altägypt. Tempel
[* 16] und viele Ruinen birgt. Weit im W. von Fajum, 14 Tagereisen von Alexandria entfernt, die OaseSiwah (s. d.),
ein fruchtbares Gebiet von 30 km Länge und bis 2 km Breite,
[* 17] 32,3 m unter der Meeresfläche, mit 5600 E.
– Die Arabische Wüste im O. des Nils schließt sich an den zwischen Mittelmeer und Rotem Meer gelegenen Isthmus von Sues,
eine öde Sand- und Kieselwüste aus mitteltertiären und postpliocänen Kalkgesteinen, ohne Süßwasser, die, nur wenig
über den Spiegel
[* 18] der beiden Meere erhoben, gegen O. hin sich der Syrischen Wüste anschließt und von Pelusium im N. bis Sues
im S. 120 km mißt.
Sowohl von Ä. wie von Asien
[* 19] her neigt sich die gewellte Fläche nach der Mitte und bildet hier eine längliche Bodensenkung
mit den Becken beträchtlicher Seen. Ungefähr 30 km von Sues nach N. zieht sich das tiefe, bisher wasserlose,
aber durch den Sueskanal
[* 20] wieder gefüllte Becken der sog. Bitterseen. Nördlicher folgt der salzhaltige, teilweise von Vegetation
umgebene Timsah- oder Krokodilsee, im Centrum des Isthmus. Von hier läuft eine Einsenkung nach W. gegen den
Nil hin, das Wadi Tumeilat, in dem Spuren des alten Kanals vom Nil durch den Isthmus zum RotenMeere sichtbar sind.
Dieser schlechtweg el-Wadi genannte Bezirk, das Land Gosen der Bibel,
[* 21] wie viele behaupten, enthält Ruinen ansehnlicher Städte,
die einst an dem Kanale lagen. Das Nilwasser tritt in der Überschwemmungszeit noch in das Wadi Tumeilat
ein und reicht bei starkem Schwellen sogar bis zum Timsahsee. Nördlich von letzterm liegt der mit dem Mensaleh zusammenhängende
Ballahsee, der an die Ebene von Pelusium stößt, die bei hohem Nilstande und hoher See unter Wasser steht.
Die bedeutendste Erhebung (15–18 m) im Isthmus liegt zwischen dem Timsah- und dem Ballahsee. Der Isthmus
bildet die Erdbrücke zwischen Afrika
[* 22] und Asien und zugleich die Barre zwischen dem Mittelmeere und dem RotenMeere und hat, wie
geolog. Untersuchungen ergaben, Meeresboden zur Grundlage; früher also waren die beiden Meere nicht voneinander getrennt.
Schon die Alten suchten die Verbindung durch Nilkanäle wiederherzustellen. Nachdem neuere Messungen ergeben
hatten, daß die Gewässer der beiden Meere im Gleichgewicht
[* 23] stehen, führte der Franzose Lesseps (s. d.) nach einem großartigen
Plane einen direkten Kanal (s.
Sueskanal) durch den Isthmus aus, der das Mittelmeer mit dem RotenMeere und Indischen Ocean in
Verbindung setzt. (Hierzu Karte: Ägypten.)
[* 24]