«Musica mechanica organistica», die er nach des Verfassers
Tode herausgab (2 Bde., Berl. 1767-68),
verdankt ihm gute Zusätze. Seine Gattin Benedetta Emilia
Molteni (geb. zu Modena, gest. um 1780 zu
Berlin)
[* 2] wirkte
1761-72 als Sängerin an der
ItalienischenOper zu
Berlin.
Martin,Musiker und Musikschriftsteller des Reformationszeitalters, geb. um 1486 zu
Sorau,
[* 3] seit 1510 Musiklehrer in
Magdeburg,
[* 4] erhielt daselbst 1526, nach Einführung der
Reformation, die
Stelle eines Kantors
und Musikdirektors und starb In denKirchenMagdeburgs führte er den deutschen
Choral ein, war auch einer der ersten,
die in
Deutschland
[* 5] die
Tabulatur mit den jetzt üblichen
Noten vertauschten. Seine
Schriften sind sämtlich
musik-pädagogischen
Inhalts und für die
Kunde der damaligen
Musik sehr schätzbar. Namentlich gilt dies von seiner «Musica
instrumentalis» (Wittenb. 1529
u. 1542; andere Bearbeitung, ebd. 1545),
in der die
Instrumente in guten Holzschnitten abgebildet
sind. Sonst sind zu nennen: «Eine kurze deutsche Musika» (Wittenb. 1528),
«Rudimenta musices» (ebd. 1534),
«Musica choralis» (ebd. 1532) und «Musica
figuralis» (ebd. 1532).
Rudolf (eigentlich RoelefHuisman),
Humanist, geb. 1443 zu Laflo bei Groningen, studierte in Löwen
[* 6] und
Paris,
[* 7] ging etwa 1473 nach
Italien,
[* 8] wo er 7 Jahre, namentlich in Ferrara,
[* 9] humanistischen
Studien oblag. Die Eleganz,
mit der er lateinisch und selbst griechisch sprach, machte ihn so berühmt, daß Ercole von
Este u. a. ihn an
Italien zu fesseln
suchten. Aber der Wunsch,
Deutschland durch humanistische Wissenschaft auf die geistige Höhe
Italiens
[* 10] zu heben, zog ihn 1480 ins
Vaterland zurück. 1483 berief ihn sein Studienfreund Joh. von Dalberg (s. d.)
nach
Heidelberg.
[* 11]
Mit ihm unternahm er 1485 eine Romreise; bald nach der Rückkehr, starb er zu
Heidelberg.
A.s Bedeutung lag mehr
in überwältigender Persönlichkeit, die er nach Petrarcas Vorbild harmonisch ausbildete, als in seinen
Schriften (darunter
z. B.
«De inventione dialectica libb. III.»),
die Alardus (2 Bde., Köln
[* 12] 1539) herausgab.
Außer lateinisch und griechisch konnte Agricola französisch, italienisch und sogar hebräisch. Er war auch
Maler und trefflicher
Musiker; die Orgel in der St. Martinskirche zu Groningen ist sein Werk. -
(grch.
Akragas, lat. Agrigentum), das jetzige
Girgenti (s. d.) auf der Südküste
Siciliens, zwischen den
Flüssen
Hypsas (jetzt Drago) und
Akragas (jetzt
SanBiagio), eine um 582
v. Chr. von Gela gegründete dor.
Kolonie.
Schon 14 Jahre nach
der Gründung bemächtigte sich
Phalaris
[* 13] der
Burg und beherrschte die Stadt 16 Jahre lang. Durch
Handel
bald blühend, besonders unter der Herrschaft des Theron (488-472), zählte sie zu den herrlichsten
Städten der
Alten Welt
und soll 200000, nach anderer Angabe sogar 800000 E. gehabt haben, als sie 406
v. Chr. von den Karthagern zerstört wurde.
Von Timolcon 340 wieder aufgebaut, erreichte sie ihren frühern
Glanz nicht wieder; sie fiel von neuem in die
Hände der Karthager, 262
v. Chr.
in die der
Römer,
[* 14] blieb jedoch immer ein Platz von Wichtigkeit. Davon zeugen noch viele Ruinen. Am besten erhalten hat sich
der fälschlich so genannte
Tempel
[* 15] der Concordia, nächstdem der
sog.
Tempel der Juno Lacinia, beide wahrscheinlich
aus dem 5. Jahrh.; der größte war der nur in wenigen Resten erhaltene
Tempel des olympischen Zeus
[* 16] (Grundriß s.
Tafel:
Griechische Kunst
I,
[* 1]
Fig. 6), in dessen Innerm riesige
Atlanten als
Träger
[* 17] der Deckenbalken verwendet waren; sein
Ausbau war bei
der Zerstörung 406 noch nicht vollendet. Der älteste
Bau ist der
Tempel des Herakles.
[* 18]
Alle sind aus Kalkstein
in dor.
Stil erbaut.
Außerdem finden sich noch in der Nähe der
Tempel der
Dioskuren
[* 19] und der des
Asklepios,
[* 20] in einem andern
Teile der alten Stadt
geringe Überreste des sog.
Tempels der Demeter
[* 21] und
Persephone;
[* 22] unter den antiken Grabmälern ist das sog.
Grab des Theron, wahrscheinlich aus röm. Zeit, am besten erhalten. -
Vgl. Siefert,Akragas und sein Gebiet (Hamb. 1845);
Serradifalco,
Antichità della Sicilia, Bd. 3 (Palermo
[* 23] 1836);
oder
Ackerbauchemie, der
Teil der angewandten
Chemie, der die chem.
Bedingungen des Lebens der Nutzpflanzen
und der Haustiere behandelt. Da diese
Bedingungen im ganzen die nämlichen sind wie die der Organismen überhaupt, so ist
die von der
Tier- und
Pflanzenchemie keineswegs streng zu scheiden. Die Agrikulturchemie ist eine verhältnismäßig
noch junge Wissenschaft. Den Weg bahnten ihr die experimental-physiol. Forschungen über
den Lebensprozeß der
Pflanzen von
Hales, «Statical essays. I. Vegetable statics» (Lond.
1727; 3. Aufl. 1738),
Senebier, «Mémoires phys.-chimiques sur l'influence de la lumière solaire
etc.» (3 Bde., Genf
[* 24] 1782; deutsch, 4 Bde.,
Lpz. 1785),
Jugenhouß, «Experiments upon vegetables, discovering their great power of purifying
the common air in the sunshine etc.» (Lond. 1779; deutsch Lpz.
1780;
Wien
[* 25] 1786-88) und endlich Saussure, dessen Hauptwerk:
«Recherches chimiques sur la végétation» (Par. 1804; deutsch
Lpz. 1805), die Grundlage der gesamten Agrikulturchemie bildet. Er führte den
nicht mehr anzuzweifelnden Nachweis, daß die
Pflanze ihren Koblenstoffgehalt wenigstens größtenteils aus der
Kohlensäure
der Luft entnimmt, ohne indes die Meinung aufzugeben, daß auch der
Humus des
Bodens durch die
Wurzeln aufgenommen werde.
Dann veröffentlichte
Sir Humphry
Davy seine «Elements of agricultural chemistry» (Lond.
1813; neue Aufl. 1839), und dieser gilt noch gegenwärtig den Engländern,
mit Nichtbeachtung Saussures, als
Vater der Agrikulturchemie. Bis gegen das Ende des ersten Viertels des 19. Jahrh.
nahmen indes die Naturforscher im
Verein mit den rationellen Landwirten
Thaer, Schwerz,
Burger, Schönleitner,
Fellenberg u. a.
noch immer als Nahrung des Pflanzenorganismus nur Reste von Organismen, die sich durch chem.
Prozesse in eine Reihe von Säuren verwandeln, also ausschließlich organische
Stoffe an, denen man den Gesamtnamen
«Humus»
gab. So lagen die Dinge bis zum Auftreten
Liebigs, dessen epochemachendes Werk: «Die organische
Chemie in ihrer Anwendung auf
Agrikultur und
Physiologie» (Braunschw. 1840; 9. Aufl., 3
Tle., 1875-76), eine neue
Periode der
Landwirtschaft
und der Agrikulturchemie begründete.
auf die Mineralsalze als Nährstoffe der Pflanzen legte, zunächst großen Widerspruch, sowohl seitens der Praktiker als auch
der Vertreter der alten Schule der Chemie. Vor allem erfuhr die Bedeutung der Nährsalze und die Notwendigkeit, dieselben dem
durch mehrere Ernten erschöpften Boden durch Düngung wieder zuzuführen, heftige Gegnerschaft. Gegenüber den «Mineralstofflern»,
den Anhängern Liebigs, stand das Lager
[* 27] der «Stickstoffler», die den Boden an Mineralstoffen für unerschöpflich hielten und
den Ertrag der Felder vorzugsweise durch Zufuhr stickstoffreicher Stoffe zu heben suchten.
Die Wage
[* 28] des Kampfes schwankte längere Zeit, zumal als Lawes und Gilbert zu Rothamstead in England mit den Resultaten ihrer
Versuche auf die letztere Seite traten. Allein mit überzeugender Schärfe wies Liebig die Nichtigkeit
dieser Ergebnisse nach, und von diesem Augenblicke an fiel ihm der jetzt nicht mehr bestrittene Sieg zu. Auf seiner Seite
standen als Kampfgenossen: Wiegmann und Polstorff mit ihren Untersuchungen über die Pflanzenaschen, Salm-Horstmar über
das Leben der Haferpflanze, Knop und Stohmann mit ihren Untersuchungen über die Kulturen von Pflanzen
in wässerigen Lösungen der Nährstoffe u. a. Gleichzeitig mit Liebig hatte auch der franz. Naturforscher Boussingault (s. d.)
sich auf das Gebiet der Agrikulturchemie begeben und darauf um so Ausgezeichneteres geleistet, als er nicht bloß
Gelehrter, sondern auch praktischer Landwirt war, der sein Gut Bechelbronn im Elsaß als Musterwirtschaft
selbst leitete. Ihm verdankt die Wissenschaft der Agrikulturchemie gleichfalls einen Teil ihrer Begründung. Liebig wies auch zuerst der
Berücksichtigung des Stoffwechsels im Körper der Haustiere seine Berechtigung innerhalb der Lehren
[* 29] der Agrikulturchemie an. Seine «Tierchemie»
(Braunschw. 1842: 3. Aufl. 1847) war der Ausgangspunkt
einer Reibe höchst wertvoller Arbeiten von Haubner, Henneberg, Stohmann, Regnault, Reiset, namentlich aber von Bischoff, Voit
und Pettenkofer, die durch die Konstruktion des großen Respirationsapparats genaue Beobachtungen über den physiol. Chemismus
im Tierkörper ermöglichten.
Ihre Forschungen waren überhaupt die Ursache, daß sich die der neuesten Zeit mit Vorliebe der Tierchemie
zugewendet und die Einwirkung der Futterstoffe
[* 30] auf das produktive Leben der Haustiere zu einer ihrer Hauptaufgaben gemacht
hat. Die vielen Einwände, die der Liebigschen Schule von seiten der Praktiker entgegengehalten wurden, trieben Meister und
Jünger der neuen Schule zu selbstthätigen Forschungen auf dem landwirtschaftlichen Gebiete an, die
auf der sog. Liebigshöhe bei Gießen
[* 31] begonnen wurden und deren Resultat das Grundwerk Liebigs ist: «Die Naturgesetze des
Feldbaues» (Braunschw. 1862, den 2. Tl. seiner «Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur u. s. w.» bildend). In demselben faßte
er die fundamentale Lehre
[* 32] der Agrikulturchemie im Bereiche der von ihm aufgestellten 50 Thesen zusammen, welche die bisherige
Art der Bodenproduktion als eine Raubwirtschaft darstellen, deren Ergebnisse in vielen Ländern klar zu Tage liegen, während
er gleichzeitig in einer besondern «Einleitung» die Geschichte seiner Lehre giebt und deren Gegner auf das überzeugendste
zurückweist. Die auch auf dem Wege systematischer experimenteller Untersuchungen vorgebende landwirtschaftliche Praxis
hat seine Theorie durchaus bestätigt, so daß dieselbe gegenwärtig allgemein anerkannt ist.
Die Litteratur der Agrikulturchemie ist eine außerordentlich umfangreiche, sowohl an das gesamte Gebiet umfassenden
wie an nur einzelne Teile behandelnden Werken. Hervorzuheben sind außer Liebigs oben erwähnter Schrift: Stöckhardt, Chemische
[* 41] Feldpredigten (4. Aufl. 1856);
Agrikulturchemie Mayer,
Lehrbuch der Agrikulturchemie (2 Tle. und Anhang, 3. Aufl. 1886; Tl. 1 in 4. Aufl., 1895): E. Heyden, Lehrbuch der Düngerlehre;
E. Wolff,
Aschenanalysen aller land- und forstwirtschaftlich wichtigen Produkte (2 Bde., 1871 u. 1880);
ders., Praktische
Düngerlehre (11. Aufl. 1889);
B. Sachße, Lehrbuch der Agrikulturchemie (1888);
C.Weber, Leitfaden für den Unterricht in der landwirtschaftlichen
Chemie (1895).
Neue Untersuchungen bringt namentlich die Zeitschrift «Die landwirtschaftlichen
Versuchsstationen, redigiert von Nobbe. Organ für naturwissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiete
der Landwirtschaft» (Bd. 1-45, Berl.
1859-95) und im «Centralblatt für von M. Fleischer. Eine zusammenfassende Übersicht über sämtliche einschlagende Forschungen
giebt alljährlich der «Jahresbericht über die Fortschritte der Agrikulturchemie».