(grch.), Kampfrichter, s. Agon. ^[= (grch.) hieß bei den Griechen jeder Kampf oder Wettstreit; vorzugsweise aber verstand man darunter ...]
(grch., Ziegenstimme, Meckerstimme), auskultatorisches Symptom, darin bestehend, daß man beim Behorchen der Brust die Stimme des Kranken verstärkt und mit einem eigentümlichen zitternden oder meckernden Beiklang hört;
dient zur Erkennung gewisser Lungen- und Rippenfellkrankheiten.
Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen [* 2] (s. d.) mit einer im gemäßigten Europa [* 3] und Asien [* 4] einheimischen Art: Aegopodium Podagraria L. (Giersch, Strenzel oder Geißfuß), einer ausdauernden (0,60 - 1 m hohen) Staude mit doppelt oder einfach dreizähligen Blättern und kriechendem Wurzelstocke.
Sie ist ein lästiges, schwer ausrottbares Unkraut auf Gartenland, an Hecken u. s. w.;
die jungen Triebe ißt man als Gemüse.
von Paros, griech. Bildhauer, lebte im 5. Jahrh. v. Chr. und war Zeitgenosse und Schüler des Phidias. Man kannte im Altertum von ihm Statuen der Athena und des Zeus [* 5] in Koronea, der Göttermutter in Athen, [* 6] sein berühmtestes Werk aber war die kolossale Marmorstatue der Nemesis in Rhamnus, an deren Ausführung Phidias selbst Anteil gehabt haben soll. Teile der Basis dieser [* 1] Figur, auf welcher Scenen aus der Helenasage in Relief dargestellt waren, sind neuerdings in Rhamnus wieder aufgefunden, und ein Fragment des Kopfes glaubt man in einem im Britischen Museum zu London [* 7] befindlichen Bruchstück zu besitzen. -
Vgl. Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, athenische Abteilung (Athen 1890).
Marktflecken (Borgo) und Hauptort des Distrikts Agordo (22724 E.) in der ital. Provinz Belluno, in den Cadorischen Alpen [* 8] am Cordevole, einem Zuflüsse des Piave, ist Sitz eines Distriktkommissariats, einer Prätur und eines Montaninspektorats und hat (1881) 853, als Gemeinde 3038 E. In dem Thale des Cordevole, dem Valle imperina, finden sich reichhaltige Lager [* 9] von Kupfererzen, die seit dem 15. Jahrh. von einigen bellunesischen und venet. Familien ausgebeutet wurden, 1654 jedoch großenteils an den venet., 1815 an den österr. und 1866 an den ital. Staat kamen. Das Staatsbergwerk von Agordo, das bedeutendste (500 Arbeiter) in Venetien, liefert Blei, [* 10] Vitriol, Schwefel und jährlich gegen 180 t Kupfer. [* 11]
d. h. Ziegenfluß, im Altertum ein Flüßchen, das bei einem gleichnamigen Orte (jetzt Braham Kiöi) an der Ostküste des thraz.
Chersones in den Hellespont mündete.
Auf der Reede dieses Ortes wurde 405 v. Chr. die den Peloponnesischen Krieg entscheidende Seeschlacht geliefert, in der Lysander (s. d.) die Flotte der Athener vernichtete.
Agoult
(spr. agguh), Marie Catherine
Sophie, Gräfin d', unter dem
Namen
Daniel Stern bekannte franz. Schriftstellerin,
geb. in
Frankfurt
[* 12] a. M., Tochter des Vicomte de
Flavigny, der in der Revolutionszeit Marie
Bethmann,
aus dem bekannten
Frankfurter Bankierhause, geheiratet hatte, vermählte sich 1827 mit
Graf d' Agoult
, trennte sich aber bald von
ihm und lebte lange in der
Schweiz,
[* 13]
Italien
[* 14] und
Deutschland.
[* 15] Ein während dieser Zeit mit Fr.
Liszt (s. d.) geschlossener
Bund
wurde nach mehrjähriger
Dauer gelöst.
Von den drei dieser Verbindung entsprossenen Töchtern heiratete die eine Emile Ollivier (s. d.), die zweite, Claire Christine (geb. 1830), die unter dem Namen C. de Sault schreibt, den Schriftsteller Guy de Charnacé, die dritte, Cosima, erst vermählt mit Hans von Bülow, wurde 1870 Richard Wagners Gattin. Herzenserfahrungen wie Vernunftgründe führten 1830 die Gräfin d' A., die im Institut «Sacré Cœur» zu Paris [* 16] gebildete Aristokratin, ins Lager der reformbegierigen Opposition.
Sie näherte sich George Sand im Denken und Fühlen, blieb aber hinter ihr an Erfindungskraft, Feuer und Schwung weit zurück. In der «Presse» [* 17] erschienen seit 1841 die Novellen «Hervé», «Valentia» (neue Ausg. 1883),
ihre ersten Arbeiten. Ein moralisierendes, aber einseitig darstellendes Selbstbekenntnis, dem die Beziehungen zu Liszt zu Grunde liegen, ist der Roman «Nélida» (1846). Aufsätze über Deutschland brachte gleichzeitig die «Revue des Deux Mondes». Auf ihre Höhe gelangt sie in der «Histoire de la révolution de 1848» (3 Bde., 1851 - 53; neue Aufl. 1878), die, nicht ohne Voreingenommenheit für die Helden der Bewegung geschrieben, doch Sammelfleiß und Darstellungsgabe eines männlichen Geistes bekundet und eine wertvolle Geschichtsquelle bleibt.
Viel Anklang fanden «Esquisses morales» (1849; 2. Aufl., mit Einleitung von Ronchaud,1880; deutsch Berl. 1862),
knappe Maximen und Aphorismen über Bedrängnisse der Gegenwart, aus dem Kampfe zwischen Moral und Leidenschaft. Danach erschienen noch: «Trois journées de la vie de Marie Stuart» (1856),
«Florence et Turin, [* 18] études d' art et de politique» (1862),
«Dante et Goethe, dialogues» (1866),
«Histoire des commencements de la république aux Pays-Bas, 1581 - 1625» (1872),
preisgekrönt. Sie starb zu Paris. 1877 erschienen: «Mes souvenirs, 1806 - 33». -
Vgl. Pommier, Profils contemporains.
Madame la comtesse d' A. (Par. 1867); K. Hillebrand in «Profile» (Berl. 1878).
(spr. agguh), linker, 180 km langer Nebenfluß des Tarn, entspringt im franz. Depart. Hérault in den Bergen [* 19] von Espinouse, treibt besonders bei Castres viele Hüttenwerke, ist aber trotz seiner mittlern Breite [* 20] von 87 m nicht schiffbar.
Gr., naturwissenschaftliche Abkürzung für Asa Gray (s. d.). ^[= s. Benzoe.]
Hauptstadt des Distrikts in den indobritischen sog. Nordwestprovinzen, 27° 10' nördl. Br., 78° 5' östl. L., rechts der Dschamna, mit einer mittlern Jahrestemperatur von 24° C. Das alte Weichbild (28,5 qkm) wird nur zur Hälfte von der heutigen Stadt ausgefüllt. Agra hatte 1881: 160203, 1891: 168662 E., darunter 111295 Hindu, 49369 Mohammedaner, 4015 Christen und 3211 Dschain, enge Straßen, drei- oder vierstöckige Häuser meist aus rotem Sandstein und gilt für die reinlichste Stadt Indiens.
Eine breite gepflasterte Hauptstraße führt von der Festung [* 21] mitten durch die Stadt und seit 1838 eine ebensolche längs des Stromufers hin mit breiten Treppen [* 22] (Ghat, s. d.) zur Dschamna; im Süden die weit angelegten Straßen des engl. Kantonnements. Westlich vom Fort auf einem großen Platze die Hauptmoschee «Dschami' Masdschid» und der Bahnhof. Architektonisch wertvoll sind die großartigen Bauwerke aus der Zeit der Mogulherrschaft, so die von Akbar in einem Knie der Dschamna aus Sandstein erbaute Festung Akbarabad, auch Lal Kil'a (rote Burg) genannt, mit 24 m hohen Mauern, Zinnen und tiefem Graben. Eine Zugbrücke westlich der Stadt verbindet das «Thor von Dehli» mit ¶
der Stadt. Im Innern der Festung, die eine schöne Aussicht auf die Stadt, den Strom und den Tadsch (s. d.) gewährt, sind viele vortreffliche von Akbar und seinen Nachfolgern errichtete Bauten, mit Ausnahme der verfallenen Frauengemächer, teils vollständig erhalten, teils wiederhergestellt, so die große Empfangshalle (Diwan-i-'amm), die kleinere Empfangshalle (Diwan-i-châß), der Spiegelsaal (Schisch-Mahall), die Halle [* 24] des Kaisers Dschahangir und die beiden aus weißem Marmor erbauten Perlmoscheen «Moli Masdschid» (s. Dehli).
Links der Dschamna liegt in dem Nam Bagh (einem großen Garten) [* 25] das achteckige Grabgebäude des I'timad ud-Daula, des Wesirs des Kaisers Dschahangir, mit Thor aus Randstein und weißem Marmor, welches einer wunderbaren Filigranarbeit [* 26] gleicht. Akbars Grab Sikandra (s. d.) liegt 8 km von Agra entfernt. Ferner sind zu nennen: das Government College, das Centralgefängnis, wichtig wegen seiner bedeutenden Teppichindustrie, der Gerichtspalast und das zur Zeit Akbars gegründete kath. Missions- und Waisenhaus.
Die städtische Verwaltung liegt in den Händen von 8 Magistratsbeamten und 17 Stadtverordneten. Die Einnahmen betrugen 1881/82: 400 601 M., die Ausgaben 328 608 M. Agra hat bedeutende Fabrikation von Schuhen, Pfeifenrohren, Goldlitze, besonders aber von Mosaik und Schnitzarbeit in Marmor und Speckstein, wie sie der Tadsch in so großartiger Schönheit zeigt. Infolge der weiten Entfernung (21 km) von der Haupteisenbahnlinie Kalkutta-Pischawar, mit der es durch eine Zweiglinie nach Tundla verbunden ist, behauptet Agra nur mit Mühe seine Handelsstellung, ist aber doch ein wichtiger Korn- und Baumwollmarkt sowie der Mittelpunkt für den Versand des von Rohilkhand kommenden Zuckers.
Weitere Eisenbahnlinien führen südwestlich über Adschmir, Ahmadabad und Indaur nach Bombay, [* 27] südlich nach Dholpur und Gwaliar, nördlich nach dem heiligen Mathura. Hauptartikel der Einfuhr sind Zucker, [* 28] Getreide, [* 29] Salz, [* 30] Baumwolle, [* 31] grober Kaliko, Shawls, Pferde, [* 32] Kamele, [* 33] getrocknete afghan. Früchte und Droguen; ausgeführt werden namentlich Baumwolle, Baumwollteppiche (Dari, engl. Durry, Mehrzahl Durries), Goldlitze, rohe Seide, [* 34] Indigo, [* 35] Rohzucker, behauene Steine aus den Steinbrüchen von Lātihpur, Tikri und den Bandroli-Bergen.
Als 1504 Kaiser Sikandar Lodhi seinen Sitz von Dehli nach Agra verlegte, war letzteres noch ein Dorf. Babars Sohn Humajun hielt wieder in Dehli Hof, [* 36] sein Sohn Akbar d. Gr. machte aber Agra wieder zu seinem ständigen Aufenthalte und erhob es 1564 zur Hauptstadt, Schah Dschahan residierte hier 1632-37 und errichtete die großen Bauten in der Festung, so die Moti Masdschid, die Dschami' Masdschid. Als nach seinem Tode Aurangseb den Sitz der Regierung nach Dehli verlegte, sank Agra zur Provinzialstadt herab.
Nach Aurangsebs Tode (1707) wechselte Agra mehrmals seine Beherrscher. Die Dschat, die Perser unter Nadir Schah, die Afghanen plünderten und verheerten die Stadt, und die Mahratten unter Madhudschi verwüsteten sie 1784. Nach der Niederlage der Mahratten durch den Herzog von Wellington fiel die Stadt und 17. Okt. die Festung in die Hände der Briten und gelangte dadurch wieder zur Blüte. [* 37] Bei Ausbruch des großen ind. Aufstandes 1857 zogen sich die Engländer in das Fort zurück, bis sie nach Besiegung der Aufständischen entsetzt wurden.