vertrieben und die
Insel mit athenischen Kolonisten (Kleruchen) besetzt. Nach dem Ende des
PeloponnesischenKrieges führte
der spartan. Feldherr
Lysander die Überreste der alten
Bevölkerung
[* 2] in ihre
Heimat zurück, und die
Insel war nun wieder ein
selbständiger, freilich machtloser
Staat. Eine Zeit lang war sie im
Besitz der Macedonier, wurde dann
von den Ätolern 210
v. Chr. erobert und an König
Attalus verhandelt, mit dessen Erbschaft sie an die
Römer
[* 3] kam. Unter den
byzant.
Kaisern gehörte sie zu dem
«Thema» (Statthalterschaft) von Hellas, war im 12. Jahrh. ein Seeräubernest und
kam nach der Eroberung
Konstantinopels durch die Kreuzfahrer in denBesitz der Beherrscher von
Athen,
[* 4] später
an
Venedig
[* 5] und wurde 1537 durch die von Khaireddin
Barbarossa geführte türk. Flotte erobert und seiner Einwohner beraubt.
Sie bevölkerte sich erst allmählich wieder mit albanes. Kolonisten, wurde 1687 von dem venet.
AdmiralFrancescoMorosini den
Türken abgenommen, fiel aber bald wieder in dieHände derselben und blieb in deren
Besitz bis zum griech.
Freiheitskampfe. Jetzt ist sie eine Eparchie des griech. Nomos
Attika-Böotien und hat (1889) 7137 E.,
Ackerbau,
Töpferei und
Schwammfischerei.
2) Hauptstadt der
Insel Ägina an der Westküste derselben, im
Altertum teilweise an derselben
Stelle wie das jetzige kleine Städtchen
Ägina mit (1889) 4232 E., besaß zwei Häfen und eine Anzahl stattlicher
Heiligtümer. Unter der türk. Herrschaft hatten sich die Bewohner auf die obere
Fläche eines 4 km östlich von der Stadt
gelegenen Felshügels zurückgezogen, der noch jetzt die verfallenen und verlassenen Häuser der sog.
Paläochora trägt; im
Altertum lag hier eine Ortschaft Oie. Der
Berg Oros trug im
Altertum auf seinem Gipfel
einen
Altar
[* 6] des Zeus
[* 7] Panhellenios, jetzt steht dort eine Kapelle des heil. Elias. Auf einem Hügel
oberhalb der jetzt nach der heil. Marina benannten
Bucht der Ostküste stand 8 km entfernt von der jetzigen Hauptstadt ein
in dor. Stil aus Kalkstein erbauter, mit
Skulpturen geschmückter
Tempel
[* 8] der
Athene,
[* 9] von dem noch stattliche
Überreste erhalten sind (s.
Äginetische Kunst). -
(spr. aschängkuhr),JeanBaptiste Louis
George Serour d', franz. Kunsthistoriker und Altertumsforscher, geb.
zu
Beauvais war erst Kavallerieoffizier, wurde unter
Ludwig XV. Generalpächter, erlangte als solcher ein beträchtliches
Vermögen und widmete sich nun vorzugsweise den Kunststudien. Zu diesem Zwecke durchwanderte er 1777 England, die
Niederlande
[* 10] und
Deutschland
[* 11] und wandte sich im Okt. 1778 für immer nach
Italien,
[* 12] wo er den
Plan zur
Darstellung der
Kunstgeschichte vom 4. bis 16. Jahrh. faßte. Er starb zu
Rom
[* 13] Sein Werk erschien erst nach seinem
Tode u. d. T.
«Historie de l'art par les monuments depuis
sa décadence au 4e siècle jusqu'à son renouvellement au 16e» (6 Bde.,
Par. 1810-23, mit 325 Kupfern in
Fol.; deutsch von Quast u. d. T. «Sammlung
der vorzüglichsten
Denkmäler der
Architektur,
Skulptur und Malerei u. s. w.», 2 Bde.
Tafeln, 1 Bd.
Text, Berl. 1840) und gehört zu den besten
Arbeiten über die Kunst des Mittelalters.
Kunst. Die
InselÄgina ist schon in den Anfängen der griech. Bildkunst durch einen
Bildschnitzer (Verfertiger von Xoana, d. h.
hölzernen Götterbildern)
Namens Smilis vertreten. Seit dem Ende des 6. Jahrh.
v. Chr. bis zum
Untergange der Selbständigkeit
Äginas (s. d.) blühte dann hier eine Künstlerschule, die besonders den
Erzguß pflegte. Die bekanntesten
Vertreter derselben sind Kallon und Onatas. Von ihrer Kunstart kann
man sich eine
Vorstellung machen nach den erhaltenen Giebelgruppen
(Ägineten genannt) des Athenetempels von
Ägina, die 1811 aufgefunden, 1812 vom
damaligen Kronprinzen
Ludwig von
Bayern
[* 14] erworben, nach
Thorwaldsens Modellen stilgetreu ergänzt und jetzt in der
Glyptothek
zu
München
[* 15] aufgestellt sind.
Sie gehören zu dem Bedeutendsten, was aus der ältern griech. Kunst erhalten
ist. Es sind zehn fast lebensgroße
[* 1]
Figuren aus dem Westgiebel und fünf aus dem Ostgiebel, außerdem
zahlreiche Fragmente der
[* 1]
Figuren, welche nicht hergestellt werden konnten, und zwei kleinere weibliche
Gestalten (Akroterien,
[* 16] s. d.), sämtlich aus parischem Marmor mit
Spuren von Bemalung und von ehemals angefügten Ornamenten,
Waffen
[* 17]
u. dgl. in
Bronze.
[* 18] Die beiden Gruppen zeigen in der
Komposition eine strenge
Symmetrie: den Mittelpunkt
beider bildete die in steifer Haltung stehende Gestalt der Göttin
Athene;
vor ihr befand sich ein verwundet niedergesunkener
Krieger, rechts und links je ein vorwärts gebückter Freund und Feind, nach dem Gefallenen und seinen Waffen greifend,
sodann folgten auf jeder Seite entsprechend ein stehender (nach Lange zwei) und ein kniender Lanzenkämpfer, dann ein
Bogenschütz,
endlich in jeder
Ecke ein Verwundeter am
Boden liegend.
In der stilistischen Durchbildung sind die
[* 1]
Figuren des West- und Ostgiebels
verschieden.
Jene sind deutlich in einem altertümlichern strengern
Stil ausgeführt, die Körper sind
mager und knapp, die
Bewegungen noch gebunden, die
Gesichter haben eine stereotype Freundlichkeit des
Ausdrucks, während in
den
[* 1]
Figuren des Ostgiebels schon ein freieres Leben sich entfaltet. (S.
Tafel:
Griechische Kunst II,
[* 1]
Fig. 1.) Die Entstehung
dieser beiden Gruppen fällt wahrscheinlich noch vor die Zeit der
Perserkriege.
Bei Erfindung der ganzen
Komposition wurde der Künstler jedenfalls von dem
Gedanken geleitet, durch
Darstellung
mythischer Heldenthaten, bei welchen äginetische
Helden eine hervorragende Rolle spielen, den Kriegsruhm seiner
Heimat zu
verherrlichen; er stellte daher (nach allerdings nicht unbestrittener Deutung) im Westgiebel den Kampf der Griechen unter
Aias, dem
Sohne des
Telamon, gegen die Troer um den
Leichnam des
Patroklos oder des
Achilleus, im Ostgiebel
den Kampf des
Telamon und Herakles
[* 19] gegen den troischen Herrscher Laomedon um den Körper eines schwerverwundeten Griechen
dar. -
Vgl. J. M.
Wagner,
Bericht über die äginetischen Bildwerke, hg. von Schelling (Tüb. 1817);
(spr. áschio, aus dem ital. aggio) oder
Aufgeld bezeichnet den Betrag, um den eine Geldsorte oder ein Wertpapier
in dem vorherrschenden Umlaufsmittel höher bezahlt wird als ihr Nennwert. Das Agio wird in der Regel prozentmäßig
ausgedrückt. Das Umgekehrte des Agio ist das Disagio, nämlich der
¶
mehr
Verlust, den die im Verkehr weniger geschätzte Sorte gegenüber der höher angesetzten erleidet. Zur Zeit der staatlichen
Ausnutzung des Münzregals (s. d.) und der allgemeinen Verbreitung sonstiger Münzverschlechterungen entstand naturgemäß
ein Agio auf die groben vollwichtigen Münzen
[* 22] gegenüber dem im gewöhnlichen Verkehr üblichen Zahlungsmittel, das
aus Scheidemünze oder stark abgenutzten größern Stücken bestand. Eine andere, noch für die Gegenwart
wichtige Ursache des Agio aber ist die wechselnde Bevorzugung des einen oder des andern Edelmetalls von seiten des Verkehrs
in solchen Ländern, welche Gold- und Silbermünzen nach einem gesetzlichen Wertverhältnisse geprägt haben.
Weicht das auf dem Weltmarkt geltende Wertverhältnis von dem gesetzlichen einigermaßen erheblich ab,
so werden die Münzen aus dem begünstigten Metall ein Agio erlangen. Denn es wird dann lohnend sein, diese Münzen
zu sammeln, einzuschmelzen und auf dem Weltmarkt gegen das billigere Metall zu verkaufen und das letztere im Inlande prägen
zu lassen. Jeder wird also seine Zahlungen in dem letztern Metall leisten - wozu er ja berechtigt ist
-, das erstere dagegen zurückhalten und nur gegen eine besondere Vergütung hergeben.
Namentlich werden auch die Banken bei der Einlösung ihrer Noten in dieser Art verfahren. So erzielten in Frankreich vor 1848 die
20-Frankenstücke gegen die als Hauptgeld dienenden 5-Frankenstücke in der Regel ein größeres oder
geringeres Agio, meistens zwischen 7 und 15 Promille. In den fünfziger Jahren und Anfang der sechziger dagegen wurden die Silberstücke
mit einem Agio gegen Gold
[* 23] zur Ausfuhr nach Asien
[* 24] gesucht. Aber auch ohne daß das Wertverhältnis der Edelmetalle auf dem Weltmarkte
sich merklich ändert, können z. B. die Goldmünzen in einem Lande, in dem auch noch Courantsilbergeld
umläuft, ein Agio über ihren Nennwert erhalten. In Kriegs- und Revolutionszeiten kann dies eine Folge der besondern Vorliebe
sein, deren sich dann die leicht zu verbergenden und zu transportierenden Goldmünzen erfreuen. So erhielten in Paris
[* 25] im Jan. 1814 die
20-Frankenstücke ein von 6½ und am sogar ein solches von 12 Proz.,
obwohl der Wechselkurs auf London
[* 26] an dem letztgenannten Tage nur auf 26, also nur 3 Proz. über Pari stand.
Ferner konnte ein Goldagio, z. B. in Deutschland, dadurch entstehen, daß zur Ausgleichung einer ungünstigen Zahlungsbilanz
(s. d.) Gold zur Ausfuhr namentlich nach England oder Amerika
[* 27] gesucht wird, wenigstens wenn die Reichsbank von ihrem Rechte,
ihre Noten in Thalern einzulösen, Gebrauch machte oder abgenutzte Goldmünzen ausgäbe. Von besonderer Wichtigkeit ist das
Agio auf vollwertiges Metallgeld, das in den Ländern zu entstehen pflegt, in welchen uneinlösliches Papiergeld mit
Zwangskurs in großer Menge in Umlauf gesetzt ist. So machte in den Vereinigten Staaten
[* 28] der Golddollar 1864 bis 185 Prozent Agio (also 100 Golddollars
= 285 Dollars in Papier); trotzdem ist es der Union gelungen, noch vor dem die Gleichwertigkeit von Gold und Papier
herzustellen und von diesem Tage an die Barzahlung wiederaufzunehmen. In Frankreich entstand während der
Geltung des Zwangskurses der Banknoten (vom 11. Aug. 1870-78) nur zeitweise ein mäßiges Goldagio, das im Höchstbetrag (Nov.
1871) nur 3 Proz. erreichte und schon 1875 völlig verschwunden war.
Das nach 1879 erscheinende Goldagio von 2-6 Promille ist anderer Natur, da es durch den
Goldbedarf für
die Ausfuhr bei einem sehr großen Bestände an franz. Silbercourantgeld bedingt war. Sehr interessant ist das Verschwinden
des Silberagio in Österreich-Ungarn,
[* 29] das mit der Wertverminderung des Silbers und der fast gänzlichen Einstellung der Ausprägung
von Silbermünzen zusammenhängt. In den Wechselkursen auf das Ausland ist in Österreich
[* 30] wie in Rußland
das Goldagio an die Stelle des Silberagio getreten, obwohl man in Ländern mit monometallischer Währung nur in einem uneigentlichen
Sinne von Goldagio sprechen kann, da ein festes Wertverhältnis zwischen Gold und Silber gesetzlich nicht eingeführt ist. Überhaupt
wird bei längerer Dauer des Zwangskurses das Metallgeld mehr und mehr verdrängt, und Gold und Silber, gleichviel
ob geprägt oder ungeprägt, erscheinen als Waren wie alle andern, die in dem von seiner ursprünglichen Grundlage ganz abgelösten,
zu einem selbständigen Gelde gewordenen Papier bezahlt werden. Es ist dann eigentlich richtiger, von einem Metallpreise,
als von einem Metallagio zu sprechen. - Man bezeichnet auch als den Überschuß des Preises eines Edelmetalls
über einen vertragsmäßig festgesetzten Satz.
Zweckmäßiger spricht man jedoch in Bezug auf das Barrenmetall von Prämie und Verlust (im Franz. prime und perte). So wurde
an der PariserBörse früher der Goldpreis auf den Grundwert von 3434,44 Frs. für das Kilo Feingold bezogen
und regelmäßig mit einigen Promille Prämie notiert. Es ist dieser Satz nämlich der alte Münzpreis des Goldes und dadurch
entstanden, daß ursprünglich für die Prägung eines Kilo Feingold, das 3444,44 Frs. liefert, 10 Frs. als Prägungskosten
zurückgehalten wurden.
Später aber wurde die Prägevergütung herabgesetzt und sie beträgt gegenwärtig nur 7,44 Frs. für das
Kilo fein, was einen Münzpreis von 3437 Frs. für das Kilo Feingold ergiebt. Trotzdem richtete sich die Börsennotiz noch lange
Zeit nach dem alten Preise, so daß das Gold, auch wenn es genau auf dem Münzpreise stand, noch mit 1 Promille Prämie
aufgeführt wurde. Erst seit 1877 ist 3437 Frs. als Grundwert angenommen worden. Das Silber wird noch immer nach dem alten
Tarif von 1803 notiert, mit dem Grundwert von 218,89 Frs. für das Kilo fein, entsprechend einer Prägungsgebühr von 3 ⅓
Proz., während in Wirklichkeit gegenwärtig nur die Hälfte dieser Taxe erhoben wird. - Auch der Überschuß
des Kurses der Wechsel und Effekten über das Pari oder den Nennwert wird wohl Agio genannt, jedoch ist auch in diesen
Fällen die Bezeichnung Prämie mehr zu empfehlen, wie in den Ländern des lat. Münzsystems namentlich in Bezug auf die Frankenwechsel
(im Gegensatz zur perte) üblich ist. (S. Währung und Papiergeld.)