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191 angestrebt. Mitteilungen von Arabern aus dem Jahre 1845, Erkundigungen Rebmanns und Krapfs von 1849, welche die Existenz eines ungeheuern Binnengewässers behaupteten, veranlaßten Burton und Speke 1857–59 zu ihrer epochemachenden Expedition nach dem vermeintlichen Nilsee; sie fanden den Tanganika und Speke allein den Victoria-Njansa. Die zweite Reise von Speke im Verein mit Grant (1860–64) löste endlich in großen Zügen das Rätsel. Nachdem sie die Westseite des Victoria-Njansa umschritten, fanden sie den Ausfluß [* 2] des Sees bei den Riponfällen, verfolgten ihn bis zu den Karumafällen und trafen in Gondokoro am Weißen Nil mit dem von Kairo [* 3] gekommenen Baker (1862-64) zusammen, der durch die Entdeckung des Albert-Njansa und den Einfluß des Somerset-Nil in denselben ihre Resultate vervollständigte.
Als dann durch Stanley 1876 der Kagera- oder Alexandra-Nil in Karagwe als wichtigster Zufluß des Victoria-Njansa, dessen einen Oberlauf Baumann 1892 bis zum Mondgebirge (im Norden [* 4] des Tanganika), dessen andern Oberlauf Graf Götzen 1894 bis zum Ostrand des Centralafrikanischen Grabens verfolgte, und als 1889 der Semliki, der den Albert-Edward-Njansa mit dem Albert-Njansa verbindet, als zweiter Quellfluß gefunden war, hatte man das Jahrtausende alte Geheimnis über den Ursprung des Nils enthüllt.
An der Erforschung der Seen und der umgebenden Länder beteiligten sich: am Albert-Njansa: Gessi 1876, der die Zugehörigkeit desselben zum Nilsystem absolut sicher stellte;
Mason 1877, der ihn umschiffte, und Stanley 1889. Ausdehnung [* 5] und Ufergestaltung des Albert-Edward-Njansa stellten 1891 Stuhlmann und Lugard genau fest. Am Victoria-Njansa: 1875 Stanley, durch dessen Rundfahrt sämtliche Inseln und Uferstaaten, namentlich Uganda und Karagwe, bekannt wurden;
1877 Wilson;
O'Neill und Smith, die auf der Ukerewe-Insel ermordet wurden;
1878 Felkin, Pearson, Lichtfield und der Missionar Mackay, der sich in Rubaga, der Hauptstadt Ugandas, von 1878 bis 1887 aufhielt;
1890 Pater Schynse und Stuhlmann am West- und Südwestufer, 1892 Baumann im Speke-Golf u.s.w. – Am Tanganikasee: Livingstone (1869–72) und Stanley, der jenen, den verloren Geglaubten, 1871 wieder aufgefunden und mit ihm auf einer Fahrt nach dem Nordende die Unmöglichkeit irgend eines Zusammenhanges mit den wirklichen Nilseen konstatierte;
Cameron 1873, der im Westen den Lukuga als Ausfluß bezeichnete;
Stanley 1877, der bei seiner zweiten Afrikareise den ganzen See umfuhr;
Hore 1878, der Camerons Entdeckung in Bezug auf den Lukuga bestätigte;
Jos. Thomson 1879–80, dem wir die Kenntnis von dem Rikwasee im Osten verdanken.
Die schönen Ufer des Sees, als Basis für weiter gehende Forschungen, und die Fruchtbarkeit der Landschaft Unjamwesi bestimmten 1879 die Absendung zweier belg. Expeditionen von der Sansibarküste aus, von welchen die erste unter Cambier die Station Karema am Tanganika gründete, die zweite unter Popelin, von der Heuvel und Harter in Tabora verblieb. Eine deutsche Expedition unter Kaiser, Böhm und Reichard ließ sich 1880 in Unjamwesi (in Kakoma, später in Igonda) nieder. Die meisten dieser Unternehmungen gingen von der Ostküste aus und erschlossen die dazwischen liegenden Länder dem geogr. Wissen.
d. Das Kongo-Stromgebiet. 1486 hatten Europäer zum erstenmal die Mündung des Riesenstroms gesehen. 450 km flußaufwärts wagte sich zuerst 1816 Tuckey; bis zu den Jellalafällen 1848 Ladislaus Magyar und 1863 Burton. Tief im Süden war am Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrh. eine große Menge von Flußläufen entdeckt worden, darunter als mächtigster der Kassai und Kuango oder Zaire. Die Phantasie verband beide mit dem Kongo. Livingstone traf 1867 westlich vom Njassasee auf den Tschambesi und den Moerosee, aus dem nach Norden der Luapula fließt. Er hielt ihn für den Oberlauf des Nils, auch dann noch, als er ihn als Lualaba wieder bei Njangwe vorfand.
Diese irrtümliche Auffassung beseitigte Cameron 1874 dadurch, daß er die Seehöhe von Njangwe als niedriger feststellte wie die der Nilseen. Die Erkundigungen bei Eingeborenen führten Cameron andererseits zu der ebenfalls unrichtigen Annahme, der Lualaba ergieße sich in ein großes westäquatoriales Wasserbecken, den Sankorrasee. Was ihm nicht glückte, Schiffe [* 6] zur Befahrung des Lualaba aufzutreiben, das setzte zwei Jahre später Stanley durch List, Energie und Kühnheit durch. Am trat er von Njangwe seine Kongofahrt an, eine That von der höchsten Bedeutung für die geogr. Erschließung Innerafrikas, und erreichte, nachdem er die Mündungen mächtiger Nebenflüsse entdeckt, Boma nahe dem Atlantischen Ocean.
Die ersten Entdeckungen über das östl. Quellgebiet des Kongo hatte Livingstone, ohne es zu wissen, durch seine Reisen am Moero- und Bangweolosee (1867 und 1868) gemacht, die 1883 Giraud, 1890 Jos. Thomson erweiterte. Nach dem südl. Ouellgebiet, nach Warua und Katanga zum Kissalesee und zum Lomami gelangte Cameron 1874, Marimel 1890 und Bia 1891; den Oberlauf des Lualaba, Msidis und Kasongos Reich erforschten 1883–84 Böhm und Reichard, 1884–85 Capello und Ivens, 1886–88 Arnot, 1890–91 Le [* 7] Marinel, 1891 Stairs, 1892 Delcommune und Bia-Franqui; 1893 Mohun, der die Nichtexistenz des Landschisees feststellte.
Das südliche Kongobecken war schon 1796 von Pereira und 1798 von Lacerda von Angola aus durchschritten worden. Die Pombeiros Pedro und Antonio José hatten es 1802–11 bis zu Kasembes Reich und bis an den Sambesi durchquert. Lunda, Muata Jamvos Reich, war das Ziel für Graça (1843–46) und Ladislaus Magyar (1850–51). Das geogr. wissenschaftliche Interesse für den Kassai und seine Seitenflüsse erweckte Livingstone durch seine Reise (1852–54) von der Wasserscheide des Sambesi hinüber in das Hochland von Lunda bis nach Angola.
Eingehende und sichere Nachrichten über Muata Jamvos Reich erhielten wir durch Pogge (1875) und Buchner (1879–81). Schütt verfolgte 1878–79 von Süden nach Norden den Tschikapa und drang als erster Europäer bis Mai Munene am Kassai (7° südl. Br.). Capello und Ivens erforschten 1877–79 den Oberlauf des Kuango, Tschikapa und eine Strecke des Kassai. 1880 erreichte von Mechow am Kuango abwärts den 5.° südl. Br. und arbeitete dadurch den mit schließlichem Erfolg gekrönten Bestrebungen Massaris 1884–85, Büttners 1885 und Grenfells 1886 vor, die den Unterlauf des Kuango bis in den Kongo genau fixierten. Die Länder der Baschilange und Baluba, vom Kassai, Lulua und Santuru durchströmt, nördlich von Muata Jamvos Reich, ¶
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192 erschloß endlich nach vielen frühern vergeblichen Versuchen der kühne und planvoll durchgeführte Zug von Pogge und Wißmann 1881–82. Beide erreichten Njangwe, Wißmann von dort aus die Ostküste. Pogge kehrte nach Mukenge zurück, wo er bis 1883 verblieb. Silva Porto, ein portug. Händler, hatte schon ein Jahr früher Baluba erreicht; doch blieb diese Reise bis 1886 völlig unbekannt. Man kannte jetzt eine Anzahl von Mündungen südl. Zuflüsse in den Kongo, man kannte den mittlern Kassai.
Die Verbindung dieses mächtigsten Nebenflusses mit dem Hauptstrom durch vollkommen unerforschte Gebiete herzustellen, war das Werk der Expedition Wißmanns 1884 in Begleitung von François und Dr. Wolf. Daran schloß sich 1885–86 die Fahrt Dr. Wolfs auf dem Sankuru bis 6° südl. Br. Nachdem Stanley 1882 die Station Leopoldville am Stanley Pool gegründet hatte und Dampfbarkassen dorthin gebracht waren, konnte die Erforschung des Kongobeckens von diesem Punkte aus rasche und große Fortschritte machen.
Stanley entdeckte 1882–83 den Leopold II.- und den Mantumbasee, deren Ufer und deren Verbindung unter sich und mit dem Kongo 1886 Grenfell und 1887 Bentley genauer untersuchten. Den Lulongo befuhren 1885 Grenfell und François, seinen Nebenfluß Lupori 1886 van Gèle. Lieutenant Kund und Tappenbeck gingen 1885 zu Land von Leopoldville aus nach Osten, überschritten den Kuango, Kuilu und Kassai, bis sie an den Oberlauf des Lukenje (Ikatta, Msini) kamen. Wißmann trat vom Stanley Pool seine zweite große Reise (1886–87) quer durch den Kontinent an; einen halbjährigen Aufenthalt im Lande der Baluba benutzte er zu wichtigen geogr. Ausflügen.
Delcommune, früher thätig am Leopold II.-See, Lukenje und Sankuru, löste 1888 die schwierige Frage über die Identität des von Cameron entdeckten Lomami mit dem als Lubilasch in den Kongo mündenden Fluß, indem er diesen bis zum 4.° befuhr und damit zugleich feststellte, daß der Lomami Camerons nicht zum Stromgebiet des Sankuru gehöre, im Gegensatz zu Dr. Wolfs Annahme. Janssen stellte 1889 die Schiffbarkeit des Lomami bis 4° 27' südl. Br. fest und bewies dadurch, daß dieser Wasserweg die kürzeste und bequemste Verbindung zwischen dem Stanley Pool und Njangwe ermögliche.
Nicht minder rührig waren Beamte des Kongostaates und Missionare am nördl. Ufer des mittlern Kongo: Stanley 1883 am Aruwimi bis Jambuja, Möller, Pagels und Gleerup 1883–86 am Hauptstrom, Hanssens 1884 am Mongalla und Itimbiri;
Grenfell 1885 am Ubangi und Itimbiri;
Baert 1886, Hodister 1889 am Mongalla.
Zwei der bedeutendsten Flußexpeditionen wurden 1887 unternommen durch van Gèle, der auf dem Ubangi über die schon von Grenfell 1885 erreichten Songo-Stromschnollen nach Osten bis zum 23.° östl. L. vordrang und dadurch die Uellefrage endgültig löste, und vor allem durch Stanley, der den Lauf des Aruwimi nahezu bis zu seinen Quellen verfolgte, als er nach dem Albert-Njansa und obern Nil zog, um Emin Pascha zu befreien. Erst durch diese beiden Unternehmungen erhielten die frühern Forschungen Schweinfurths, Junkers, Luptons im Monbuttu-Lande und Dar Banda [* 9] ihren wissenschaftlich befriedigenden Abschluß und durch Emin Paschas Reise mit Stuhlmann 1891 in das Quellgebiet des Ituri ihre noch notwendige Ergänzung. De la Kéthulle führte 1891–94 eine erfolgreiche Expedition vom Ubangi den Mbomu aufwärts bis nach Dar Fertit aus.
Crampel überschritt als erster Europäer Anfang 1891 die Wasserscheide zwischen dem Ubangi und Schari, ihm folgte Ende 1891 Dybowski und 1892–93 mit dem größten Resultat Maistre. Zwischen Boma und Stanley Pool am untern Kongo beteiligten sich an der eingehendern Erforschung seit 1883: Bentley, Crudgington, H. H. Johnston, Pechuel-Lösche, Chavanne, Danckelmann, Comber. Savorgnan de Brazza und Ballay waren 1877 auf ihrem Marsch vom obern Ogowe zum Kongo an die Alima gekommen und hatten den Fluß stromabwärts verfolgt; Guiral erreichte 1881 von Franceville aus auf unbekannten Wegen den Stanley Pool und Rouvier 1886 von Brazzaville landeinwärts am nördl. Ufer den Ubangi.
Cholet befuhr 1889 den Sangafluß bis zu 4° nördl. Br., dessen Oberlauf 1891 Fourneau und 1891–94 Brazza genauer erforschte. Wertvoll sind die kartogr. Aufnahmen des Kongo von Lenz, Oskar Baumann und Rouvier (1885–87). entdeckungsgeschichte Äquatoriale Westküste. In der Biafrabai regte von jeher das hochaufstrebende Kamerun-Gebirge zu Forschungsexpeditionen an. Die ersten Besteiger waren Burton und Man (1860–61); ihnen folgten 1877 Comber, 1879 Flegel, 1883–87 Knutson und Baldau, 1884 Zöller und Rogozinsky, 1887 H. H. Johnston.
Das Delta [* 10] des Kamerunflusses und die Nächstliegenden Landschaften durchstreiften und untersuchten 1872 Buchholz, Reichenow und Lühder (in zoolog. Beziehung), 1876–79 Grenfell und Comber, 1884 Buchner; als Touristen Rogozinsky, B. Schwarz und Zöller. H. H. Johnston drang landeinwärts auf dem Wuri (1886) und dem Rio [* 11] del Rey (1887) vor. Nach mannigfach früher verunglückten Bestrebungen anderer gelang es endlich Kund, Tappenbeck und Weißenborn 1887 und 1888–89, den Urwaldgürtel des Batanga-Landes zu durchbrechen und das angrenzende Hochplateau zu betreten, das Lieutenant Morgen, nordwärts gehend, 1890 bis Adamaua und bis zum Binue erforschte; denselben Erfolg errangen im Norden, von der Barombi-Station am Elefantensee ausgehend, Zintgraff und Zeuner; Zintgraff erschloß 1889 Baliland und gelangte von hier nach Ibi am Binue, nach Jola, Gaschka und Takum in Adamaua.
Eine Expedition zur Sicherung des Hinterlandes von Kamerun unter von Gravenreuth wurde nach seinem Tode von Ramsay 1892 bis zur Jaunde-Station und durch von Stetten über Tikar bis Jola fortgesetzt. Üchtritz und Passarge drangen 1893 östlich von Jola bis zur Landschaft Marua, an der Grenze von Bornu, vor. – Gabun und Ogowe blieben bis in die Mitte des 19. Jahrh. fast gänzlich unbekannt; was Bowdich 1817 über die Existenz eines Flusses Ogowe, und Bouët-Willaumez 1838 über die nächsten Umgebungen am Gabun berichteten, war sehr dürftig.
Bahnbrechend wirkte Du Chaillu mit seinen Reisen (1851–65) im Innern der Küstenzone, längs des Ngunie, Orembo und am Ogowe, den er bis 12° 35' östl. L. von Greenwich verfolgte. Alle Anstrengungen galten von nun an der Erforschung des Ogowe: Burton, Reade 1861–62, Grifton und Serval 1862, Walker [* 12] 1866, der den Ngunie genau verfolgte, Compiegne und Marche 1873–74. Lenz (1874–79), der zuerst von der Coriscobai den Muni erforschte, kam auf dem Ogowe bis zur Mündung des Sebe. Gekrönt wurde das Werk aller Vorgänger durch die Expedition ¶