In A. hat dasEisenbahnnetz im Verhältnis zum Flächeninhalt und zur Bevölkerungszahl
noch die geringste
Ausdehnung
[* 5] unter allen Erdteilen; in neuester Zeit macht sich indes auch hier eine regere Thätigkeit im
Eisenbahnbau
[* 6] bemerkbar. Anfang 1895 waren 11590 km im Betrieb. Davon entfallen auf:
Ägypten
[* 7] 1815 km,
Erythräa 10,
Algerien
[* 8] 2927,
Tunis 225, Senegalgebiet 396,
Kapland und Boersstaaten 5024,
Natal 640,
Mauritius 148,
Reunion 126,
Portugiesisch-Gasaland 190,
Angola 363 km. Die
Kongobahn (s. d.) mit 435 km und die Usambarabahn (90 km) sind im
Bau. –
Vgl.
Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens, hg. von Röll
(Wien
[* 9] 1890);
Geschichte. Die ältesten
Denkmale höherer menschlicher Kultur liegen in A. InÄgypten
trat zuerst eine geordnete, feste Staatenbildung in das Licht
[* 10] der Geschichte, viele Jahrhunderte vor Beginn der christl.
Zeitrechnung. Im
Osten des Kontinents blühte schon lange das
Reich der Pharaonen, als im Westen die Phönizier 880
v. Chr.
in der
Bai von
Tunis die
KolonieKarthago
[* 11] gründeten, die zu hoher Macht gelangte, bis sie 201 v.Chr. dem
Ansturm der
Römer
[* 12] nach jahrelangen
Kriegen erlag.
Griechen ließen sich am Anfang des 7. Jahrh. v.Chr. in
Cyrene nieder. Unter Kambyses eroberten die
Perser 525 v.Chr.
Ägypten; 332 entriß
es
Alexander d. Gr. ihrer Herrschaft. Durch
Ptolemäus wieder zur Selbständigkeit, die sich mit griech. Kultur paarte,
emporgehoben, sank
Ägypten 30 v.Chr. zum Rang einer röm.
Provinz herab. Fünf Jahrhunderte lang stand es, wie die ganze Nordküste,
unter der Herrschaft von
Rom und
[* 13] zwei Jahrhunderte unter der von
Byzanz. In einer Zwischenperiode von 429–439 n. Chr. bemächtigten
sich die
Vandalen unter
Genserich der
Länder von
Tanger bisTripolis, bis sie 534 von
Belisar unterworfen
wurden.
In der Mitte des 7. Jahrh. begann die Überflutung
A.s durch die
Araber. Sie eroberten
Ägypten und den ganzen Nordrand, verdrängten
die
Berber, die
Tuareg nach dem
Süden und gründeten selbst jenseit der
Sahara im 9. Jahrh. das
ReichKanem, das im 12. Jahrh.
alle
Länder zwischen
Nil und
Niger und
Fessan umfaßte. Am Ende des 15. Jahrh. hatten die
Araber auch an der Ostküste in
Mombas
und auf den davorliegenden
Inseln festen Fuß gefaßt. Sie sind es, die uns die ersten Nachrichten über Entstehen und
Vergehen
großer Negerreiche brachten. Die
Galla, die zu Anfang des 16. Jahrh. aus den Gegenden des obern
Tana in
Ostafrika vorbrachen, erschütterten durch
¶
mehr
187 ihre Kriegszüge ganz Abessinien und Oberägypten und drängten andererseits bis nach den Gestaden des Victoria-Njansa
hinüber, wo sie die Gründer des Reichs Kittara wurden, das später in Uganda und Unjoro zerfiel. Im Nigerbogen bildeten die
Mandingoneger das große Reich Melle vom 13. bis zur Mitte des 15. Jahrh., aus dem sich die
bis zum Tsadsee reichende Herrschaft der Songhay entwickelte, bis dieses dem AngriffMarokkos am Ende des 16. Jahrh. erlag.
Vom 16. bis zur Mitte des 17. Jahrh. bestand nördlich und südlich des Kongo das große Kongoreich. Im Anfang des 19. Jahrh.
erhoben sich in Nordwestafrika die Fulbe und gründeten zuerst die HaussastaatenGando und Sokoto, dann am
obern Niger und SenegalMassina, Kaarta und Futa-Dschalon; in der neuesten Zeit haben die Mandingo unter Samorys Führung im Quellgebiet
des Niger sich die weit ausgedehnte Landschaft Wassulu unterworfen.
Die größten polit. Veränderungen rief das Auftreten der europ. Staaten hervor. Zu Anfang des 16. Jahrh.
warfen die Türken die arab. Herrschaft in Nordafrika über den Haufen und zu Ende desselben Jahrhunderts
eroberten die SpanierMarokko. Portugal
[* 15] setzte sich am Schluß des 15. Jahrh. in Angola und Mozambique fest und machte sich im
Laufe des nächsten zum Herrn fast der ganzen Ostküste; doch erlag es im Norden
[* 16] derselben in den Kämpfen
mit den Arabern im 17. und 18. Jahrh., während es im Westen in Angola sich dauernd zu erhalten und das Königreich Kongo seiner
Macht zu unterwerfen vermochte.
Frankreich nahm gegen die Mitte des 17. Jahrh. Besitz von einzelnen Küstenstrecken Senegambiens und gegen
Mitte des 19. Jahrh. von Algerien und Gabun. An diesen drei Punkten setzte es seine kolonisatorischen Kräfte ein; es überwand
den Widerstand der Araber und Berber nördlich der Sahara und in langwierigen Kämpfen bis in die neunziger Jahre die Herrschaft
der Fulbe und Mandingo am Senegal und Niger. Nach der Entdeckung des obern Kongo breitete es seine Machtsphäre
vom Gabun und Ogowe bis tief in den Kontinent, 1892 über die Gebiete im Süden des Nigerbogens, 1893 über Dahome aus. Im 17. Jahrh.
setzten sich die Holländer an der Südspitze fest.
England machte im 17. und 18. Jahrh. seinen polit. Einfluß in mächtigen,
aber privaten Handelsunternehmungen an der Guineaküste geltend, wo es mit wechselndem Glück endlich die Konkurrenz der Holländer
verdrängte und dann mit Zähigkeit und Klugheit volle Gewalt über die Negerstämme gewann. Doch ein blutiger Streit mit
dem Aschanti-Reiche belehrte es, seine Herrschaft auf die Küstenländer zu beschränken. Als Staat nahm
England zu Anfang des 19. Jahrh. Besitz von der Südspitze A.s; hier entwickelte es seine ganze, oft rücksichtslose Energie:
die frühern Kolonisten, die holländ. Boers, wurden nordwärts gedrängt, die raub- und mordlustigen Kaffern in jahrelangen
Kriegen überwältigt und das einst unter einer Reihe von Despoten mächtige Zulureich in Trümmer geschlagen.
Von der Kapkolonie aus schritt England stetig, meist auf Grund von Verträgen, nach dem Sambesi vor und vernichtete 1893 durch
einen kurzen Krieg das große Reich der Matabele. Privaten Unternehmungen wurde es in den achtziger Jahren unter königl.
Schutz überlassen, polit. und merkantilen Einfluß am Niger und Binue, im Ölflüssegebiet, am Victoria-Njansa,
am Njassa, im
Norden und Süden des Sambesi und an jenem Teil der Ostküste zu gewinnen, der ihnen durch Verträge mit Deutschland
[* 17] und dem Sultan von Sansibar
[* 18] eingeräumt wurde.
Dem alles erdrückenden Übergewicht Englands stemmten sich in Südafrika
[* 19] in der Mitte und in den siebziger
Jahren des 19. Jahrh. die zu staatlicher Energie entwickelten holländ. Boers entgegen. Sie hatten, den Engländern trotzend
und in blutigen Kämpfen mit den eingeborenen Häuptlingen ringend, Staaten mit voller Lebenskraft geschaffen, die nicht mit
Gewalt aus dem Wege geräumt werden konnten. In das vorletzte Jahrzehnt des 19. Jahrh. fallen die kolonialen
Schöpfungen am Kongo, an der Guinea-, an der Sansibarküste und in Südwestafrika.
Der Kongo-Freistaat beruht auf Handelsunternehmungen mit mittelmäßigen Erträgnissen in der Gegenwart, auf erwarteten Reichtümern
in der Zukunft und auf der persönlichen Unterstützung des Königs der Belgier. Er hat keine geschlossene Macht feindseliger
Eingeborenen zu bekämpfen, aber auch keine größere europ. Macht giebt
ihm sichern Rückhalt. Dagegen schützt das Deutsche Reich die handelspolit. Gründungen in Kamerun und Togo, die kolonialen
Unternehmungen im Herero-Damaraland und die vertragsmäßigen Erwerbungen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft am Indischen
Ocean.
In dem letztern Gebiete wurde der Kampf mit dem seit Jahrhunderten dort allein herrschenden Arabertum
aufgenommen und siegreich bestanden. Es war ein schwerer und langwieriger Kampf um eine tief eingreifende wirtschaftliche
und polit. Neugestaltung des östl. Teils von A. Als letzter unter den Kulturstaaten Europas hat Italien
[* 20] das Werk der Civilisierung
der Länder zwischen Abessinien und der Somalküste am Schluß der achtziger Jahre des 19. Jahrh. begonnen.