181 harten Gehölzen sich findet. Im Norden
[* 2] und
Süden des Erdteils sind dem warm-gemäßigten
Klima
[* 3] mit Winterregen entsprechende,
aber höchst verschiedenartige Floren entstanden: die Mittelmeerflora (s. Europa)
[* 4] von
Marokko
[* 5] bis
Tunis und spärlicher bis
Barka, die südafrik. Buschflora im
Kapland. Von
Sansibar
[* 6] zieht sich südwärts an der
Küste im regenreichern
Gebiet ein fast durchweg tropischer
Streifen bis
Natal herab und setzt sich auch noch weiterhin mit subtropischen Waldungen
fort. – Nach diesen Hauptgebieten sind die afrik. Charakterpflanzen und die Kulturarten des weiten Kontinents getrennt
aufzufassen.
1)
In dem tropischen Waldgebiet ist die Ölpalme (Elaesis guineensis Jacq.)
die wichtigste; ferner die Palmyrapalme
(BorassusflabelliformisL.), die Arecapalme
(ArecacatechuL.)
und die Kautschukliane (Landolphia floridaBenth.).
2) Das Savannengebiet ist hauptsächlich durch den
Baobab oder
Affenbrotbaum
(AdansoniadigitataL.) ausgezeichnet, dessen
Früchte
zur Bereitung eines kühlenden Getränks dienen und welcher durch knorrigen Wuchs bei riesiger Stammdicke und durch den Laubabfall
in der trocknen Jahreszeit eine bemerkenswerte Erscheinung der Landschaft bildet.
Außer ihm trifft man
Gruppen von Delebpalmen
(Borassusaethiopium Mart.)
und Dumpalmen
(HyphaenethebaicaL.), und an den
Küsten die Kokospalme (Cocus nuciferaL.); hier ist auch die
Heimat der afrik.
Baumwolle.
[* 7] An den
Gewässern wächst in
Massen die Papyrusstaude und im Seengebiet von Ostafrika der
Kaffeestrauch.
3) Das Saharagebiet ist durch die Dattelpalme
(PhoenixdactyliferaL.) in den
Oasen gekennzeichnet, welche von der Baobabnordgrenze
bis zur Mittelmeerküste verbreitet ist.
4) Die atlantische Mittelmeerflora schließt sich an Südeuropa mit immergrünen
Eichen, Pistazien, Myrten,
Oliven u.s.w. an;
auf dem
Atlas
[* 8] wächst eine Ceder (Cedrus atlantica Manetti).
5) Die
Kalahari bildet ein Übergangsgebiet vom tropischen A. zur Kapflora. Diese hat eine Fülle von
Stauden und Kräutern,
welche als Nutzpflanzen von geringer Bedeutung sind. – Fast überall in A. sind die
Akazien verbreitet, sie liefern sowohl
aus dem
Sahara- als dem südafrik. Gebiete das wohl bekannte Gummiarabikum. Die Kultur hat manche neue
Nutzpflanzen eingeführt, wie
Bataten, Maniok,
Bananen,
Zuckerrohr,
Mais, Kolanüsse; als altursprüngliche Cerealien hat man
die Durrha oder Negerhirse anzusehen. Die Erdnuß
(ArachishypogaeaL.), bei ihrer ausgedehnten
Verbreitung und bei ihrem Ölreichtum
für Europa höchstbedeutend, ist hinsichtlich ihrer ursprünglichen
Heimat zweifelhaft; eine andere für
A. wichtige Ölpflanze ist der Sesam (Sesamum indicum, orientaleL.).
Da A. im Verhältnis zu seiner Raumgröße gering bevölkert und Futter, abgesehen von der nackten Wüste,
in üppigster Menge vorhanden ist, so sind die weiten Savannen und die dichten
Urwälder von einer reichen Tierwelt belebt,
doch mehr im
Osten als im Westen. Herdenweise treten auf: Elefanten,
Büffel,
Antilopen in einigen 80
Arten,
oft weite
Strecken bedeckend, darunter das sonderbar gestaltete Gnu, die große
Kudu-Antilope,
Zebras,
Giraffen, in den
Flüssen
das
Flußpferd, von andern Dickhäutern besonders das Rhinoceros.
Sehr häufig sind daneben die reißenden
Tiere, der Löwe, der Leopard,
[* 9] der schwarze Panther, der Schakal,
die Hyäne, eine Menge verschiedener Affenarten, darunter der riesige Gorilla an der Westküste und im Innern der
Schimpanse.
Charakteristische
Säugetiere sind noch das zu den Zahnarmen gehörige, von
Termiten
[* 10] lebende Erdferkel, ferner
Lemuren, Halbaffen.
[* 11] Die
Flüsse
[* 12] bewohnt neben dem Nilpferde das
Krokodil, den Westen und die großen Seen im Innern der Manati,
während an der Ostküste die
Sirene
[* 13] (Halicore) gefunden wird.
In der Welt der
Vögel
[* 14] ragt der
Strauß
[* 15] hervor, der namentlich die trocknen Landstriche liebt. Papageien und Spechte sind vorhanden,
aber ihre Artenzahl ist gegenüber der der andern tropischen
Länder gering, hingegen finden sich zahlreiche
Würger (92
Arten) und besonders Webervögel (170). Charakteristische Vogelformen sind der merkwürdige Schuhschnabel
(Balaeniceps rexGould.), die Pisang- oder
Bananenfresser (Musophagidae), die
Perlhühner, der Sekretär
[* 16]
(Gypogeranusserpentarius Ill.),
ein hochbeiniger, von Schlangen
[* 17] lebender Raubvogel. Unter den
Insekten
[* 18] sind zu nennen die dem Rindvieh verderblichen Tsetsefliegen,
die
Termiten mit ihren hohen Kegelbauten, Tigerkäfer (Cicindelidae) und Rosenkäfer
[* 19] (Cetoniidae) mit
dem prachtvollen Goliath. An
Schmetterlingen und Landmollusken ist A. sehr arm. Von Haustieren ist das Rind
[* 20] am allgemeinsten,
daneben der Esel und das Schaf
[* 21] und im Norden das aus
Asien
[* 22] eingeführte einhöckerige Kamel.
[* 23] Die Schätzungen der Bewohnerzahl
A.s gehen, fast aller sichern Grundlagen entbehrend,
sehr weit auseinander; gewöhnlich findet man 150–180 Millionen angegeben;
Supan und
Wagner berechnen sie (1891) auf 164 Mill.
Seelen (ohne
Madagaskar).
[* 24] Man kann rund 170 Mill. annehmen. Zwar haben die unberührten Heidenländer in Mittelafrika noch
eine starke Bevölkerung, aber in den moslem.
Ländern des Nordens ist sie von geringerer Anzahl und in
den ganz oder halb von den Mohammedanern unterworfenen Heidenländern sehr geschwächt.
Auf den Grenzen
[* 25] zwischen
Islam und
Heidentum begegnet man gänzlicher
Entvölkerung durch die Sklavenjagden (Razzias), und auch
an den sonst dicht bevölkerten
Küsten der Negerländer hat die Einwohnerzahl durch die Jahrhunderte hindurch betriebene
Sklavenausfuhr, die mindestens 50 Mill. Seelen betrug, sehr gelitten. Die
Dichtigkeit der Bevölkerung beträgt etwa 5 auf 1 qkm.
Am stärksten ist sie in Unterägypten (241 auf 1 qkm), in
Abessinien, im Nigerdelta und an der
Goldküste; ferner auf
Sansibar,
am untern
Kongo,
Kassai und
Kuango, endlich im südl.Teil der
Kapkolonie und in
Natal.
Die
Sahara, namentlich die
Libysche Wüste, und
Südwestafrika sind am schwächsten bevölkert, ja streckenweise ganz menschenleer.
Zur genauern anthropolog.-ethnogr. Gruppierung der afrik. Völkerstämme und
Sprachen (s.
Afrikanische Sprachen) fehlt es noch
an einer vollständigen Kenntnis derselben. Die Unterscheidung nach
Farbe und sonstiger Körperbeschaffenheit erweist sich
im einzelnen ebensowenig stichhaltig als die nach der
Sprache.
[* 26] Viele Völkerstämme, besonders im Nordosten, haben ihre ursprüngliche
Sprache gegen eine fremde, namentlich die arabische, vertauscht; außerdem haben die großartigen
Völkerwanderungen und staatlichen
Umwälzungen, die seit den ältesten
Zeiten in A. vor sich gegangen, eine starke Vermischung und gegenseitige Einwirkung mehrerer
Sprachen aufeinander zur Folge gehabt, die nun dadurch als verwandt erscheinen, während sie es von Haus aus nicht waren.
Nur eine gleichmäßige Berücksichtigung der körperlichen Beschaffenheit, der
Sprache und Geschichte kann zur richtigen
Einteilung afrik.
¶
mehr
182 Völker führen. In allgemeinen Umrissen aufgefaßt, unterscheidet man jetzt zweierlei Arten in der Negerrasse. Die Sudanneger
nehmen einen verhältnismäßig schmalen Gürtel
[* 28] ein, der etwa zwischen 5° und 15° nördl.
Br. von der Westküste bis zum Nil reicht, während die Bantuneger den größten Teil des äquatorialen und südlichen A. bewohnen.
Daneben sind namentlich an den Grenzen starke Vermischungen mit hellern Völkern asiat. Ursprungs
eingetreten, so daß ein schwer zu entwirrendes Gemisch entsteht, dessen Dunkel auch durch Sprachvergleichung schwer zu lichten
ist. Nach den neuesten Untersuchungen sind für die BevölkerungA.s fünf Schichten anzunehmen.
1) die ältesten einheimischen Rassen, 2) die Bantu- und 3) die Sudanneger, 4)
die seit grauer Vorzeit eingewanderten hamitischen Völker, 5) die in histor. Zeit vom Nordosten her gekommenen Semiten. Zu
den ältesten ursprünglichen Rassen gehören die Hottentotten (Nama- und Korana-) und die Buschmänner (Sān) im Süden des Kontinents
bis über den 20. Breitengrad. An die Buschmänner dürften einige Zwergvölker im Innern des Kontinents
anzuschließen sein, wie die Batua am Sankuru, die «Zwerge» (Wambutti) Stanleys am Ituri, die Akka südlich des Uëlle, die Abongo
am Gabun, Doko südlich von Kaffa u.s.w. Im Norden der Hottentotten und Buschmänner wohnen bis jenseit des Äquators die Bantuvölker,
zu denen die Kaffern mit den Zulu (Ama-zulu), Betschuanen und den Matabele, ferner die Bewohner von Angola,
Lunda und des ganzen innerafrik.
Seengebietes und der daran stoßenden Bänder der Ostküste, ferner die sämtlichen Bewohner des Kongo-, Ogowe- und Kamerungebietes
gehören. Der Westen und das Centrum des nördl. Teils des Kontinents, der sog. Sudan, wird bis gegen den
Nil und seine Zuflüsse von den Sudannegern eingenommen, von denen jedoch die unter ihnen wohnenden Fulbe, wahrscheinlich ein
Mischstamm, ausgesondert werden müssen. Die Sudanneger zerfallen in eine Menge sprachlich gesonderter Stämme.
Die bekanntesten derselben sind: die Wolof, die Mandingo, Bambara und Vei, die Timne mit den Bullom, die
Kru und Grebo, die Odschi oder Tschwi (an der Goldküste), die Joruba, die Songhay, die Haussa, die Kanuri (Bornu), die Bewohner
von Bagirmi und Wadai, die Bewohner von Darfur, und die Stämme am Nil und seinen Zuflüssen (Bari, Dinka, Nuer u.a.). Die in grauer
Vorzeit, vielleicht schon vom 8. Jahrtausend v.Chr. an, aus dem südwestl. Asien eingewanderten Hamiten
umfassen alle jene Völker, die seit dem Beginn histor.
Kunde den Norden A.s innehaben. Dazu gehören die alten Ägypter, im W. von ihnen alle Stämme, die jetzt in den sog. Berbern
(Tuareg und Tibbu) fortleben, und im S. die sog. äthiop.
Völker, unter denen die Nubier und Bischarin, die Danakil, die Galla und Somal die bekanntesten sind. Die in histor. Zeit in
A. eingewanderten Semiten gehören dem arab. Stamme an. Die erste Einwanderung derselben ging von dem westl. Südarabien (dem
Lande derHimjariten) aus; derselben verdankt das christl. Volk der Abessinier seine Entstehung.
Die zweite Einwanderung fällt mit der Ausbreitung des Islam zusammen; sie bevölkerte die ganze Nordküste und große Strecken
des Nilthals mit Araberstämmen (Beduinen). Zwischen den Hamiten, Semiten und Negern haben zahlreiche Mischungen stattgefunden.
Auf diese ist mit Sicherheit die Entstehung der Mischvölker an den Grenzen des Sudan- und Bantuneger-
und
des Hamitengebietes zurückzuführen, nämlich die der Reschiat, Suk, Turkana, der Wahuma und Massai.
Endlich seien noch die Howa, die herrschende Bevölkerung Madagaskars, erwähnt, welche der malaiischen Rasse angehören und
wahrscheinlich von Sumatra in den ersten Jahrhunderten n.Chr. eingewandert sind. Sie nehmen den OstenMadagaskars ein, während
der Westen von den negerähnlichen Sakalawa bewohnt wird. (Hierzu Afrikanische Völkerkarte und die Tafel:
Afrikanische Völkertypen.) Unter den zahlreichen Werken über die Bevölkerung sind hervorzuheben: F. Müller, Allgemeine Ethnographie
[* 29] (2. Aufl., Wien
[* 30] 1879): Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Bd. 2: Die Negervölker (Lpz.
1860);
G. Fritsch, Die Eingeborenen Südafrikas (Bresl. 1873);