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dadurch im stande, schnell auf jeder Eisenbahn befördert zu werden und vom Bahnkörper aus stets schußfertig nach allen Richtungen zu sein.
Seit dem Herbst 1889 nach langen Versuchen in Frankreich eingeführt.
Afghanistan (Geographi
dadurch im stande, schnell auf jeder Eisenbahn befördert zu werden und vom Bahnkörper aus stets schußfertig nach allen Richtungen zu sein.
Seit dem Herbst 1889 nach langen Versuchen in Frankreich eingeführt.
Afghanistan
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Afghanistan.[* 2] der persische, allgemein gebräuchliche Name des Landes der Afghanen, einheimisch kurzweg als Urlajat (Stammland) oder nach den Hauptgebieten als Kabulistan u. s. w. bezeichnet.
Lage, Grenzen [* 3] und Ausdehnung. [* 4] Afghanistan liegt, geographisch, geschichtlich und sprachlich den Übergang von Indien zum westl. Asien [* 5] bildend, zwischen 28° 45' und 37° 45' nördl. Br. und 60° 55' und 74° 45' östl. L. Im O. wird es von den Pamirlandschaften sowie Tschitral, Kafiristan, Pischawar und dem Pandschab, im S. von Belutschistan, im W. durch das pers. Chorassan, im N. durch das jetzt russ. Gebiet der Turkmenen, Buchara, Darwas, Schignan und Ostturkestan begrenzt, und zwar so, daß die Orte Merutschak am Murghab, Andchui und die Amufähre bei Chodscha Salih noch auf afghan. Gebiete liegen.
Auf dem Pamir [* 6] bildet der Teil des Amu, der aus dem Sarikul entspringt, die Grenze. Die Bestandteile A.s sind: im N., von W. nach O., das Kyptschak, Dschemschidi und Gardschistan um den obern Murghab;
Maimene, Balch, Chulm, Kundus, Badachschan und Wachan, über welch letztern nur eine lose Oberhoheit ausgeübt wird (insgesamt das afghan. Turkestan);
im W., von N. nach S. Ghur oder Ghurdschistan und Herat, ferner Teile von Seistan;
östlich davon, im N., das Aimak- und Hasara-Gebirgsland;
südlicher das Hilmendgebiet: Samindawar und Garmsel;
östlicher das eigentliche Afghanistan, zu dem im NO. Kabulistan, im SO. Siwistan gehören.
Das
Areal beträgt seit 1887 mit den Grenzgebieten im O. (117000)
etwa 667000 qkm. (S. Karte: Westasien II, beim
Artikel
Asien.)
Weide
* 7
Weide.Bodengestaltung und Bewässerung. Die Bodengestalt A.s wird beherrscht durch das Hindukusch-Gebirgssystem, welches in zahlreichen Verzweigungen das ganze Land durchzieht und im W. in die pers. Gebirge übergeht. Vier Fünftel des Landes sind daher gebirgig, zwischen den Ketten liegen gut bewässerte, höchst fruchtbare Thäler von hoher Schönheit und kalte, öde, kaum Weide [* 7] bietende Tafelländer von bedeutender Höhe. Im N. zieht sich von der Pamir westwärts der 6000 m übersteigende Hindukusch mit seinen Schneegipfeln und unwegsamen Zerklüftungen.
Von letzterm durch den geschichtlich bedeutsamen Bamianpaß geschieden, läuft in derselben Richtung westlich der nach der Nordseite wild und zerklüftet abfallende Gebirgszug Kohi-Baba, etwa 5500 m hoch, ebenfalls in die Region ewigen Schnees aufragend, auf dem der Hilmend entspringt und sechs sehr beschwerliche Pässe den Verkehr vermitteln. Dem Kohi-Baba schließen sich wiederum westlich zwei parallele Gebirgszüge an, der Sefid-Koh (Weißes [* 8] Gebirge, der alte Paropamisus) und der Sija-Koh (Schwarzes Gebirge), die das Thal [* 9] von Herat einschließen.
Der westl. Sefid-Koh ist nicht zu verwechseln mit dem östl. Sefid-Koh. Von dem Hauptzuge des Hindukusch und Kohi-Baba aus zweigen sich zahlreiche Ketten ab, welche gegen SW. zum Unterlaufe des Hilmend ziehen, südöstlich Herat das Bergland Hasara anfüllen und im SO. A.s fast Südrichtung erhalten, so daß ein fächerförmiges Auseinanderstreben stattfindet. Am bekanntesten sind hier die östl. und die westl. Suleimankette, in deren letzterer unter 31° 4' nördl. Br. der Tacht-i-Suleiman bis zu 3910 m aufsteigt.
Dieser bis nach
Belutschistan hinabreichende Höhenzug bildet eine höchst charakteristische Grenze zwischen
der ind. und pers. Welt, mit seinem öden, steinigen
Abfall im W. stark gegen das fruchtbare Industhal abstechend. Es giebt
unter den zahlreichen, wegen ihrer Enge und ihrer räuberischen Anwohner gefährlichen Verbindungswege
fünf wichtigere:
den 53 km langen Chaibarpaß (s. d.) an dem
Durchbruch des Kabulflusses nach dem Pandschab, der Kurumpaß
von Bannu nach
Thal und
Fort Kurum und nach
Ghasni, südlicher der Chusoran und der für
Artillerie gangbare Tankpaß;
an der Nordseite des Tacht-i-Suleiman der Gomal- oder Gumal- oder Ghwalarpaß (235 km).
Windvogel - Winkel
* 10
Winkel.
Fast im rechten Winkel
[* 10] zum
Suleimangebirge
verläuft der östl. Sefid-Koh mit dem 4500 m hohen Paiwarpasse südlich
Kabul. Zu den
Erhebungen des Nordens und
Ostens bietet die Einsenkung des Südwestens, welche durchaus den Wüstencharakter
des innern
Iran hat, das Gegenbild. Hier liegt der Hamunsumpf (2920 qkm) nur etwa 450 m hoch. Eine bedeutende
Stromentwicklung
kann in einem so vielfach von
Höhen durchzogenen
Lande nicht stattfinden. Der größte
Fluß, der Hilmend
(1120 km), hat ein Wassergebiet von 517000 qkm, verläuft sich aber als Binnenfluß bedeutungslos in den Hamunsee, in den
sich außerdem von N. der Adraskan oder Harud und der Farrah-Rud, von O. der Chasch-Rud ergießen. Der Hauptzufluß des Hilmend
ist der Argandab mit dem Tarnak. Der
Kabul durchbricht zwischen Dschalalabad und Pischawar das östl.
Gebirge, um dem Indus zuzufließen. Die Nordgrenze
A.s bildet der
Amu, unter dessen Nebenflüssen der
Kundus der bedeutendste
ist, während der
Murghab und der Herirud in der Turkmenenwüste versiegen.
Jundt - Jupiter
* 11
Klima.Klima. [* 11] Binnenländischen Charakter trägt durchweg das im ganzen trockne Klima A.s, obschon es vielfache, durch die wechselnden Höhenverhältnisse und Richtungen der Gebirgszüge bedingte Abstufungen zeigt. In Ghasni dauert der außerordentlich strenge Winter über vier Monate, der Schnee [* 12] liegt bis in den Frühling hinein und der Sommer ist hier kaum so warm wie in England. Die nördl. Hochländer werden von schneereichen Winterstürmen heimgesucht; die südwestl. Ebene hat im Juni 50° C. im Schatten [* 13] und auch in Kabul und Dschalalabad ist der Sommer zuweilen unerträglich beiß.
Mineralien.
[* 14] Der mannigfaltige Produktenreichtum des
Landes ist noch lange nicht in vollem
Maße in den Handelsverkehr eingetreten.
Der
Hindukusch hat
Eisen
[* 15] und
Blei
[* 16] in bemerkensw
erten
Massen geliefert, und in den westl.
Gebirgen hat sich
außer
Blei auch Schwefel gefunden. Eine Goldmine ist neuerdings unweit Kandahar eröffnet worden, und die
Gebirge im
NO. scheinen
reiche Goldländer zu sein;
Steinsalz und
Kohlen liefert das
Gebirge in Menge; berühmt sind die Rubinen von
Badachschan.
Pflanzenwelt. Vegetabilische Produkte der verschiedensten Arten finden sich, je nach der Höhenlage, vom ind. Zuckerrohr und der Dattelpalme bis zu den europ. Getreidegattungen; außer den letztern gedeihen hier ebensogut Mais und Reis sowie Tabak. [* 17] Die geschützten Thäler reifen neben Äpfeln und Aprikosen auch Feigen und Wein, wie denn die Flora des Orients sich hier mit der Vorderindiens vermischt, und auf den Hochsteppen wachsen die merkwürdigen aromatischen Hochstauden von Dolden, die Asa foetida und Galbanum liefern.
Afghanistan (Geographi
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Seite 51.172.Tierwelt. Neben Schakal, Hyäne, Bär, Wolf, Fuchs, [* 18] Löwe, Tiger und Leopard [* 19] in den Bergklüften ¶
finden sich als Haustiere das Kamel, das Schaf [* 21] (dessen meist rotbraune Wolle und verarbeitete Häute nach Indien gehen), das Pferd [* 22] (ebenfalls nach Indien ausgeführt), besonders zum Lasttragen benutzte kräftige Ponies, Jabu genannt, viele Maultiere, Esel (der zahme wie auch der weiße wilde), in den Gebirgen auch Rinder. [* 23] Die Mehrzahl der Vogelarten ist mit europäischen identisch. Die zahlreichen Falken werden zum Teil zur Jagd abgerichtet; Fasane, Lerchen u. s. w. kommen in großer Menge vor, ebenso eine große und sehr giftige Skorpionart.
Die Bevölkerung A.s, nicht einheitlicher Abstammung, wird von H. Keane (1880) auf 6145
000 Seelen geschätzt, darunter 3
520
000
Afghanen. Im jetzigen Umfange zählt das Land etwa 4 Mill. E. In ihrem eigenen Dialekt nennen sich die
Afghanen Puchtun, im Plural Pachtane, woraus in Indien Pathan geworden ist. Nach den Dialekten zerfallen sie auch in eine
östl. (Gildschi) und westl. (Durrani) Gruppe. Die Masse der eigentlichen Afghanen gehört zum iran. Volksstamme im
weitern Sinne.
Spottiswoode - Sprache
* 24
Sprache.
Ihre Sprache,
[* 24] eine ostpers. Mundart, hat jedoch in ihrem östl. Teile starke indische, im westlichen pers. Beimischungen erfahren.
Die verschiedenen Stämme des Landes haben politisch besondere Vorrechte und Einrichtungen, wahrscheinlich je nachdem sie stoßweise
von dem nordöstl. Hochlande eingewandert sind. Der im Westen über die eigentlich afghan.
Grenzen hinaus wohnende Stamm der Hasara, etwa 360000 Seelen, sind Berla, ein mongol. Usbegenzweig aus
Timurs oder sogar aus Dschingis Chans Zeit.
Sie sprechen ein sehr altes Persisch und sind, wie die Perser, schiitische Moslems. Von den übrigen Stämmen, die das Hochland
bewohnen, sind besonders die durch das ganze Gebiet zerstreuten Tadschik sowohl als Reste der ursprünglichen
iran. Bevölkerung
[* 25] (mit Sinn für Ackerbau) als auch durch ihre Zahl von 1 Mill. Seelen bemerkenswert.
Sie sind, wie die Afghanen,
Sunniten und sprechen einen fast rein pers. Dialekt. Auch die den Hasara westlich benachbarten Aimak, eine Gesamtheit von wilden,
räuberischen Stämmen, sind Sunniten.
Türk. Abkunft hingegen sind die Katagan (Usbegen, etwa 200000), ferner die Kisilbasch (75000), Schiiten, die hier seit
Nadir-Schah festen Fuß gefaßt, aber die pers. Sprache angenommen haben. Im Osten sind von Indien aus die sog. Hindki und die
Dschat eingedrungen. Erstere, ½ Mill. Seelen, beschäftigen sich besonders in den Städten mit Handel
und haben sich wahrscheinlich von der Kriegerkaste Ostindiens abgezweigt. Die sunnitischen Dschat dagegen sind sehr arm, ein
schöner, kräftiger, dunkler Stamm, Hausdiener, Musiker, Barbiere u. s. w., von unbekannter, vielleicht altscythischer Herkunft.
Im Süden von Afghanistan wohnen 100000 Belutschen (Iranier); im Nordosten etwa 100
000 Badachschi, ferner in geringer Zahl Kafir
(s. d.), anderer Einwanderungen, wie die von Armeniern u.s. w., nicht zu gedenken.
Über alle diese herrscht der Zahl nach, wenn auch in viele Stämme gegliedert, doch durch Nationalbewußtsein zusammengehalten, der Afghane, kräftig von Körper, trotzig und stolz. Von den einzelnen Stämmen werden die tapfern und gewerbfleißigen Berdurani, im Nordosten, durch ein Offensiv- und Defensivbündnis untereinander zusammengehalten, welches fester ist als die Bande des Blutes. Ausgenommen davon sind die Jußufpehi (Jußufsai), die stolzesten und unruhigsten aller Berdurani, berüchtigt durch die in ihren Stämmen herrschende Anarchie.
Obwohl vom Ackerbau lebend, überlassen sie doch die ganze Arbeit den sog. Fakir, welche Fremde sind oder unterworfenen Stämmen angehören. Diese dürfen von ihren Herren sogar getötet werden; zahlen sie jedoch ihr Schutzgeld und thun ihre Arbeit, so können sie nebenher nach Belieben Handel treiben und werden dann milde behandelt. Die Turkolani, thätige und freundliche Leute, stehen unter einem einzigen mächtigen Häuptlinge von großem Ansehen. Die Afridi und Schinwari am Spingargebirge sind die schlimmsten und verräterischsten Räuber in ganz Afghanistan, die Babur ein civilisierter, handeltreibender Stamm.
Die Sturiani waren Hirten, bis sie durch die Kaker ihrer Weidelandschaften beraubt wurden; seitdem sind sie Ackerbauer und
haben, wie alle dortigen ackerbauenden Stämme, ihre Arbeiter oder Leibeigenen. Die Dschaudschi und Turi,
stets einander feindlich, leben in den Thälern und Schluchten der Suleimankette. Die Schirani, um den Tacht-i-Suleiman, sind
sehr arm und uncivilisiert, plündern jeden aus, brechen aber nie ihr Wort; Aussehen und Lebensweise
sind überaus wild.
Ähnliches gilt von den ihnen benachbarten Smurri und Wasiri. In dem langen Sawurathale wohnen die bedeutenden Handel treibenden schwarzen und weißen Serin. Die edelsten und wichtigsten Stämme sind die Durrani und Gildschi, hauptsächlich Hirten mit patriarchalischen Sitten, meist auf hohen dunkeln Hügeln hausend, die bald wüst, bald spärlich angebaut, überall aber offen sind und Weidegründe bieten. Größtenteils leben sie in Zelten (Kisdi) aus dunkler Wolle, die im Winter durch Felle warm und behaglich gemacht werden.
Persien
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Persien.
Man schätzt die Zahl der Durrani auf 800000, die zwischen Herat und Kandahar, sowie in Kabulistan wohnen. Sie hießen früher
Abdali, bis ihr Herr, der Häuptling Ahmad (gest. 1773), den Titel Durri Durrân, d. h. Perle der Perlen, annahm.
Ihr Chan ist erblicher Häuptling, militär. Oberhaupt. Sie sind unter den afghan.
Stämmen am meisten der Civilisation zugänglich. Die Gildschi, ein tapferes, hochsinniges Volk von etwa 600
000 Seelen, am obern
Tarnak und in einem großen Teile des Kabulthals, mit einigen wichtigen Städten, waren ehemals der Hauptstamm; ein Zweig derselben
eroberte Persien.
[* 26] Aus den Holeki sind Könige und aus den Tochi sind Wesire hervorgegangen. Sie umfassen
etwa 100
000 Familien und ähneln den Durrani, welche sie als Rivalen sehr hassen. Dem undisciplinierbaren Selbstbewußtsein
entsprach die eigentümliche Stammverfassung; aber auch jetzt, gegenüber dem Alleinherrscher, sind die Unterschiede der
einzelnen Ulus oder Stämme mit ihren Chanen durchaus nicht aufgehoben. Die staatliche Organisation ist
sehr locker.
Sprache und Litteratur. Die Sprache der Afghanen, das Pachtu (s. d.), in westafghan. Aussprache auch Puchtu oder Puschtu genannt, ist ein ostiran. Dialekt. Schriftstellerische Versuche begannen erst sehr spät und nur in Anlehnung an pers. Vorbilder. Einer der frühesten und zugleich berühmtesten Dichter ist Abdurrahman aus dem Distrikt von Pischawar, ein gelehrter Sufi. Ferner sind zu nennen: Mirza Chan Anßari, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrh. dichtete; Chuschhal Chan Chatak, sein Zeitgenosse, der einen Aufenthalt in Indien nahm; besonders aber Ahmad Schah Abdali, der Gründer der Durrani-Dynastie. Auch fehlt es nicht an histor. und religiösen Aufzeichnungen, ¶