1. Brüllaffe (Mycetes ursinus). Körperlänge 0,55-0,60 m, Schwanzlänge 0,55-0,60 m.
2. Coaita (Ateles paniscus). Körperlänge 0,50 m, Schwanzlänge 0,65-0,70 m.
3. Kapuziner (Cebus capucinus). Körperlänge 0,45 m, Schwanzlänge 0,35 m.
4. Satansaffe (Pithecia Satanas). Körperlänge 0,40 m, Schwanzlänge 0,35 m.
5. Nachtaffe (Nyctipithecus trivirgatus). Körperlänge 0,40 m, Schwanzlänge 0,45 m.
6. Saguin (Hapale Iachus). Körperlänge 0,24 m, Schwanzlänge 0,36 m. ¶
Affen
[* 2] (Simiae), eine sehr charakteristische Ordnung der Säugetiere, auch Vierhänder (Quadrumana) genannt, weil
sie an allen vier Gliedern wirkliche Hände besitzen. Ihre Körpergestalt nähert sich der menschlichen. Sie haben dreierlei
Zähne:
[* 3] meißelförmige Schneidezähne, konische, oft sehr lange und scharfe Eckzähne und höckerige Backzähne, entweder
in derselben Zahl wie der Mensch oder vier Backzähne mehr als dieser, ferner zwei Brüste. Ihr Knochenbau macht sie
wenig geschickt zum aufrechten Gange, begünstigt aber, zumal durch Länge der Glieder
[* 4] und die hintern greifenden Hände, das
Klettern, wie denn auch die meisten Affen
wahre Baumtiere, einige nur, wie die Paviane, Felsentiere sind.
Bei allen ist der Rücken stark behaart, doch das Gesicht [* 5] und Gesäß bei vielen, zumal den afrikanischen, nackt und dann oft eigentümlich gefärbt. Der Schwanz fehlt nur wenigen, ist aber von verschiedener Länge und bei gewissen amerik. Arten zu einem Greiforgan (Wickelschwanz), gleichsam einer fünften Hand, [* 6] umgebildet. Die Größe wechselt von derjenigen eines Menschen mittlerer Statur bis zu derjenigen einer großen Ratte; alle besitzen aber ansehnliche Muskelkraft und vermögen sich daher schnell und sicher zu bewegen.
Aus der Form der Backzähne ergiebt sich, daß die Affen
vorzugsweise von vegetabilischer Nahrung leben; sie ziehen Früchte und
Samen
[* 7] vor, ohne indes Insekten,
[* 8] kleinere Vögel
[* 9] und Säugetiere, Reptilien sowie Eier
[* 10] und Würmer
[* 11] zu verschmähen. Die Eckzähne
erinnern zwar an das fleischfressende Raubtier,
[* 12] sind aber nur Waffen.
[* 13] Die Affen
leben meist in Polygamie
und in kleine Gesellschaften vereint; wenige, wie der langarmige Gibbon (Hylobates lar Ill.),
sind monogamisch.
Zwillingsgeburten scheinen selten zu sein. Die Jungen werden von den Müttern mit vieler Liebe gepflegt. Ihre Gemütsäußerungen
sind je nach den Arten verschieden. Einige Nachtaffen
sind äußerst träge, die größern, in der Regel
menschenähnlichen Affen
meist melancholisch, besonders im Alter, in der Jugend dagegen sanftmütig und zutraulich, während die
Paviane wild und störrisch sind. Die meisten gewöhnlichen Affen
sind außerordentlich lebhaft, lüstern, listig,
neugierig, wachsam und
selbst mutig und durch diese Eigenschaften sowie durch ihre große Behendigkeit
eine wahre Landplage für den in ihren Gegenden wohnenden Menschen. Im allgemeinen sind sie auf die tropische Palmenzone beschränkt,
die sie nur an wenigen Orten, wie z. B. bei Gibraltar
[* 14] und in den Hochgebirgen Tibets, überschreiten. Das Gehirn
[* 15] des Affen
ist
durchaus nach dem menschlichen Typus gebaut; doch bleibt die hohe Intelligenz des Tieres auf die Jugendzeit
beschränkt, während im höhern Alter zugleich mit der Entwicklung der Kiefer die tierischen Affekte vorwiegen. Junge Affen
lassen
sich stets zähmen, alte nur selten.
Unter den eigentlichen Affen
unterscheidet man die der Neuen Welt und die der Alten Welt.
Die der Alten Welt oder Schmalnasen (Simiae catarrhinae; s. Tafel: Affen der Alten Welt I - IV) bewohnen die tropischen Gegenden Asiens und Afrikas. Sie haben 32 Zähne wie der Mensch, eine schmale Nasenscheidewand, oft Backentaschen und Gesäßschwielen, nie einen Wickelschwanz. Es gehören hierher die Paviane (Cynocephalus, Taf. II, [* 16] Fig. 1; IV, [* 16] Fig. 3) mit ungeheuern Eckzähnen in dem Hundskopfe, nackten, oft seltsam gefärbten Stellen im Gesicht und am Gesäß;
die Meerkatzen (Cercopithecus, IV, [* 16] Fig. 2, 4) von zierlichen Formen, mit meist langem Schwanze;
die Makaken (Macacus, II, [* 16] Fig. 2; IV, [* 16] Fig. 1, 6) von plumper Form, mit meist kurzem Schwanze;
die Stummelaffen (Colobus, III, [* 16] Fig. 4) mit meist verkümmerten Daumen an den Händen;
die Schlankaffen (Semnopithecus, III, [* 16] Fig. 3; IV, [* 16] Fig. 5);
die Langarmaffen oder Gibbons (Hylobates, III, [* 16] Fig. 2) mit langen Armen und ohne Schwanz;
endlich die Menschenaffen oder Waldmenschen (I, [* 16] Fig. 1, 2; III, [* 16] Fig. 1), große, menschenähnliche Affen ohne Schwanz, Gesäßschwielen und Backentaschen.
Über den Grad der Verwandtschaft der letztern s. Menschenaffen und Mensch (1).
Das Leben der Affen im wilden Zustande wie in der Gefangenschaft schildern in anziehender Weise Brehm in seinem «Illustrierten Tierleben», Bd. 1 (3. Aufl., Lpz. 1890),
und Martin in seiner «Illustrierten Naturgeschichte der Tiere», Bd. 1 (ebd. 1882). Im nördl. Europa [* 17] gehen die Affen meist an Magen-Darmkatarrh zu Grunde. Lungenschwindsucht, welche früher ebenfalls eine große Menge der gefangenen Affen dahinraffte, ist seltener geworden, seitdem man sie mehr an unser Klima [* 18] gewöhnt hat. Selbst große Kältegrade sind den Affen nicht unangenehm und namentlich die großen Paviane ertragen, ohne Unbehagen zu zeigen, Kälte von -10° R. und darüber.
Die Zahl der jährlich eingeführten altwelt
lichen Affen ist sehr groß. Kleinere Makaken und Paviane kann man schon für 20 M.
das Stück erhalten.
Meerkatzen kosten, je nach der Häufigkeit ihrer Einführung, 30 - 100 M., Stummel-
und Schlankaffen sind teurer und obendrein sehr hinfällig. Große Paviane werden mit 300 - 500 M. bezahlt, Gibbons und Menschenaffen,
je nach ihrer Größe, mit 400 - 1500 M.
Eine eigentümliche, vielgestaltige Gruppe affenähnlicher Tiere bilden die Halbaffen [* 19] (s. d.). Fossile Halbaffen hat man in großer Zahl in Nordamerika [* 20] und Europa schon in den ältern Tertiärschichten gefunden; echte Affen im Miocän und Pliocän von Europa, darunter auch menschenähnliche große Affen (Miopithecus) bei Sansan am Fuße der Pyrenäen, sowie den Dryopithecus, [* 21] der menschenähnlicher als selbst die heutigen Anthropoiden ist, bei St. Gaudens und im Pliocän von Eppolsheim. ¶