Bischöfe Lunhard von
Münster
[* 2] als
Urheber der Gefangennahme des Papstes Paschalis II. bezeichnet. Als Metropolit der deutschen
Kirche wurde jedoch Adalbert aus einem Günstling und Freund des
Kaisers plötzlich sein gefährlichster Feind. Er trat auf die päpstl.
Seite über, wurde zwar 1112-15 gefangen gehalten, bekämpfte aber auch nachher seinen Herrn wieder mit
weltlichen und kirchlichen Waffen,
[* 3] indem er sich gegen denselben durch ein Privileg des
Beistandes der Mainzer Bürgerschaft 1115 versicherte.
Das Wormser
Konkordat machte jenem Kampfe vorläufig ein Ende; doch versuchte Adalbert bei der neuen Königswahl 1125 von
Lothar von
Sachsen
[* 4] eine Verzichtleistung auf die im
Konkordate demReiche eingeräumten
Vorteile zu erlangen.
Aber er konnte seine
Absicht nicht durchsetzen und sein Einfluß unter Lothar blieb überhaupt gering. Er starb -
Vgl. Kolbe, Erzbischof I. von Mainz
[* 5] und
Heinrich V. (Heidelb. 1872);
Heinr. Wilh., Prinz von
Preußen,
[* 6] Sohn des Prinzen Wilhelm, des jüngsten
BrudersFriedrich
Wilhelms III., geb. zu
Berlin,
[* 7] trat in die
Armee ein, diente bei verschiedenen Waffengattungen, 1832-54 bei der
Artillerie, deren
Inspecteur er 1853 wurde. Infolge seiner
«Denkschrift über die
Bildung einer deutschen Flotte» (Potsd. 1848)
wurde er vomDeutschen Reichsministerium zum Vorsitzenden der
Reichsmarine-Kommission ernannt, in welcher
Stellung er wesentlich mit zur
Begründung der deutschen Flotte beitrug.
Der Prinz erhielt 1849 den Oberbefehl über sämtliche preuß. Kriegsfahrzeuge und wurde 1854 zum
Admiral der preuß.
Küsten ernannt. Als
Admiral erwarb er sich durch die Gründung eines preuß. Kriegshafens im Jadebusen
und um die Ausbildung des Marinepersonals bleibendes Verdienst. 1856 unternahm der Prinz eine Übungsfahrt im Mittelmeere
und besichtigte hierbei die
Küste des
Rif, wo 1852 ein preuß. Handelsfahrzeug beraubt worden war. Von den Rifpiraten bei
KapTres Forcas angegriffen, wurde er selbst schwer verwundet und gezwungen sich
vor der Übermacht zurückzuziehen.
Von 1861 bis 1871 war Adalbert Oberbefehlshaber der preuß. Marine und machte wiederholt
Seereisen auf preuß.
Kriegsschiffen. Während des
DänischenKrieges von 1864 hatte er den
Befehl über das Ostseegeschwader;
im
Kriege 1866 nahm er im Hauptquartier der
Zweiten preuß.
Armee an den
Gefechten bei Nachod,
Skalitz, Schweinschädel und
an der
Schlacht bei Königsgrätz teil. Nach der Errichtung des Norddeutschen
Bundes wurde Adalbert Oberbefehlshaber der Bundesmarine,
für deren rasche
Entwicklung er sehr thätig war.
Als im
Kriege 1870 die norddeutsche Flotte bei ihrer Schwäche gegen die feindliche Übermacht die offene See nicht halten
konnte, begab sich der Prinz nach
Frankreich in das königl. Hauptquartier. Nach dem Friedenschlusse ging
die
Stelle des Oberbefehlshabers der Marine ein, doch wirkte Adalbert als
Generalinspecteur unermüdlich weiter für die
Entwicklung
der deutschen Flotte. Adalbert starb in Karlsbad, 1882 wurde ihm ein
Denkmal in seiner Schöpfung Wilhelmshaven
[* 8] gesetzt.
Sein Leben beschrieb der ViceadmiralBatsch (Berl. 1890). - Prinz Adalbert war morganatisch mit
Therese Elßler
(s. d.) vermählt, die als Frau von
Barnim in den Adelstand erhoben wurde. Der einzige Sprößling dieser
Ehe war der
FreiherrAdalbert vonBarnim, geb. der 1859 zur Herstellung seiner
Gesundheit eine
Reise nach
Ägypten
[* 9] und
Nubien unternahm, wo er zu
Rosères starb. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser
Reise wurden von
Hartmann u. d. T.
«Reise des
Freiherrn von
Barnim durch Nordostafrika» (Berl. 1863) veröffentlicht.
vonPrag,
[* 10]
Apostel der
Preußen, eigentlich Wojtĕch getauft, geb. um 955, Sohn des böhm.
Fürsten Slawnik zu Lubik, ward 10 Jahre lang in der Schule des Moritzklosters zu
Magdeburg
[* 11] unter dem
BischofAdalbert, nach dem er auch seinen zweiten
Namen erhielt, gebildet, 981 in
Prag zum
Bischof gewählt und 983 geweiht. Durch
seine große
Strenge den
Böhmen
[* 12] verhaßt, verließ er 989
Prag und trat ins
Kloster des heil.Alexius zu
Rom.
[* 13] Auf
Befehl seines Erzbischofs Willigis von Mainz mußte er 993 nach
Prag zurückkehren, aber die alte Roheit des
Volks veranlaßte
ihn, zunächst nach
Ungarn
[* 14] zur
Verbreitung des
Christentums und sodann wieder nach
Rom zu ziehen.
Hier ward er mit
Otto III. eng befreundet. Als Adalbert 996 nachBöhmen zurückkam, fand er seine ganze Familie
von seinen Feinden ausgerottet, und nun folgte er einer
Aufforderung des Polenherzogs
Boleslaw, den heidn.
Preußen das Evangelium
zu verkünden. Im
Frühjahr 997 zog er mit seinen zwei Begleitern Gaudentius und
Benedikt aus, hatte aber wenig Erfolg und
wurde schon 23. April 997 beim Dorfe Tenkitten im
Samland von einem heidn. Priester erschlagen. Der
Leichnam,
von
HerzogBoleslaw eingelöst, wurde in der Metropolitankirche zu
Gnesen beigesetzt und 1038 nach
Prag übergeführt, wo man 1880 in
einer Gruft am Domplatz die Gebeine fand und in die Domkirche überführte. Gedächtnistag 23. April. Sein Heiligenattribut ist
eine Keule. - Die zwei alten
BiographienA.svom Mönch Canoparius (999) und vom Erzbischof
Bruno (1003)
finden sich in den «Monumenta
Germaniae historica» (hg. von Pertz, Bd. IV; deutsch
von
Hüffer, Berl. 1857; 2. Aufl. von
Wattenbach, Lpz. 1891); die «Passio sancti Adalberti»
(999 verfaßt) in den Scriptores rerum Prussicarum", Bd. 1 (Lpz.
1861).
Hauptstadt des Sandschaks Tekke im türk. Wilajet Konia (Pamphylien), an der
Südküste von
Kleinasien, am Golf von A.und an der Mündung eines kleinen
Flusses, liegt in einer wohlbewässerten, sehr heißen,
ungesunden, an Hainen von Orangen, Citronen,
Feigen,
Wein,
Maulbeerbäumen und
Storax reichen Gegend, und ist
terrassenförmig über dem kleinen, doch guten, regelmäßig von Dampfschiffen besuchten, durch zwei
Molen gebildeten
Hafen
auf einem 23 m hohen Felsufer aufgebaut. Der Ort hat 13000 E., darunter 3000 Griechen, die ein kleines
Kloster besitzen.
Der Handel
ist nicht unbedeutend, namentlich die Ausfuhr von
Pferden und
Bauholz. Die Stadt hieß im
AltertumAttalia
und ist von
Attalus II. (159-138
v. Chr.), König von Pergamum, an
Stelle des ältern Ortes Korykos gegründet. Im spätern
Mittelalter wird sie
Attalea, Satalia, Satellia und Antâliah genannt.
(hebr., d. h. der
Mensch) und
Eva (s. d.), nach dem I.
Buch Mose das erste Menschenpaar und die Stammeltern
des ganzen Menschengeschlechts. Von der Schöpfung der ersten
Menschen sind uns zwei
Mythen erhalten. Nach der ältern (jahwistischen)
Darstellung ist der
Mensch geschaffen, um den
Garten
[* 15]
Gottes zu pflegen und in ihm ein von mühevoller
Arbeit und
Sorge freies Leben
zu führen. Nachdem die Erde mit
Bäumen und
Pflanzen bewachsen war,
¶
mehr
bildete Gott den Menschen (hebr. adam) aus Erde (hebr. adama) und blies ihm
lebendigen Odem ein. Hierauf schuf Gott den Garten in Eden (das Paradies) und setzte den Menschen hinein, damit er ihn bebaue.
In der Mitte dieses Gartens befanden sich zwei Bäume, der des Lebens und der der Erkenntnis des Guten
und Bösen. Von letzterm zu essen, ward dem Menschen verboten. Gott, erwägend, daß es für den Menschen nicht taugt allein
zu sein, schuf hierauf die Tiere und führte sie zu der ihnen Namen beilegte.
Aber der Mensch fand darunter für sich keinen Beistand. Da ließ Gott einen tiefen Schlaf auf Adam fallen,
nahm eine seiner Rippen, bildete daraus das Weib, und führte sie zu der sie (nach einer Volksetymologie) Männin (hebr. ischa)
nannte, als vom Manne (hebr. isch) genommen. Das erste Menschenpaar verscherzte sich aber den Aufenthalt
im Gottesgarten. Das Weib ließ sich von der Schlange
[* 17] verführen, von dem Baume der Erkenntnis zu genießen,
und gab auch Adam davon. Zur Strafe wurden sie aus dem Paradiese verwiesen und dies für alle Zeiten versperrt, indem der Cherub
mit flammendem Schwerte davor gestellt ward.
Dieser Mythus gehört zu denjenigen, die zur Zeit der assyr. Herrschaft infolge des Eindringens
östl. Kulte nach Palästina
[* 18] eingewandert sind. Die Schlange ist deutlich Umbildung des bösen Gottes der östl. Religionen,
der die Schöpfung des guten Gottes zu stören sucht; die Bäume des Lebens und der Erkenntnis haben dort ihre Parallelen. Palästinisch
ist die Umbildung des Dämons zur Schlange, die Beziehung der Schöpfung auf Jahwe und vielleicht der Name
Adam. - Nach der zweiten, jüngern Erzählung von der Schöpfung (Kap. 1) wird der Mensch sofort als Mann und Weib und als Gipfel
und Vollendung der gesamten Schöpfung geschaffen und ihm die Herrschaft über dieselbe gegeben. Das jüngere Alter von Kap. 1 zeigt
sich schon in der verständigen Weise, in der die Reihenfolge der Schöpfungsakte als eine vom Unvollkommenen
zum Vollkommenern aufsteigende beschrieben wird. Das in Kap. 1 sich widerspiegelnde Naturerkennen ist viel vollkommener, als
das in Kap. 2 gegebene. Auch in Kap. 1 liegt übrigens monotheistisch umgebildeter heidn. Mythus vor.
Die orient. Spekulation hat sich auch später noch mit und Eva beschäftigt. Nach einer jüd. Sage liegt
in Hebron neben den Patriarchen begraben, nach der christlichen auf Golgatha. Nach dem Koran bereitete Gott den Körper seines
Statthalters auf Erden aus trocknem Thon und den Geist aus reinem Feuer. Alle Engel bezeugten dem neuen Geschöpf
ihre Ehrfurcht, nur Iblis nicht, der deshalb aus dem Paradiese verstoßen wurde, das nun Adam erhielt. Im Paradiese
ward Eva erschaffen.
Aus Rache verführte Iblis die Menschen, und sie wurden auf die Erde herabgestürzt. Des reuigen Adam erbarmte sich Gott und ließ
ihn in einem Gezelte an der Stelle, wo dann der Tempel
[* 19] zu Mekka errichtet ward, durch den Erzengel Gabriel
die göttlichen Gebote lehren, die Adam treu befolgte, worauf er auf dem BergeArafat nach 200 Jahren die Gattin wiederfand.
Nach seinem Tode wurde er auf dem Berge Abukais bei Mekka begraben. EvasGrab wird gleichfalls an verschiedenen
Orten gezeigt. Die spätern Sagen der Juden und Mohammedaner finden sich in Eisenmengers «Entdecktes Judentum» (Frankf. 1711)
und in d'Herbelots «Bibliothèque orientale» (Par.
1667; 4 Bde., Haag
[* 20] 1777-79).
In der christl. Kunst des Mittelalters fanden und Eva im Paradiese sowie der Apfelbaum als Symbol der Erbsünde häufig Anwendung,
z. B. wird die Geburt der Eva aus der Rippe des Adam oder der Sündenfall, und Eva nackt, mit Feigenblättern
umgürtet, neben dem Baume der Erkenntnis oder die Austreibung aus dem Paradiese dargestellt. -
In der Litteratur des Mittelalters ist die Geschichte A.s und Evas oder des Sündenfalls schon frühzeitig,
wie namentlich in Frankreich, als Stoff zu Mysterien (s. d.) und andern Dichtungen benutzt worden. Die ältere christl. Litteratur
kennt auch sog. Adambücher, von denen das der Äthiopier am bekanntesten ist (deutsch von Tillmann, Gött. 1853);
dieses giebt eine phantasievolle Ausmalung des Lebens und der Verhältnisse der ersten Menschen unter Einflechtung dogmatischer
Ansichten vom Urzustände, vom Falle und von der Erlösung, an die sich die weitere Geschichte der Menschen bis Christi Geburt
anschließt. Da der Talmud ein verloren gegangenes jüd. Adambuch erwähnt und die Wurzel
[* 21] der Schriftstellerei,
die sich mit der Verherrlichung der religiösen Heroen der Menschheit beschäftigt, im Judentum liegt, so ist zu vermuten,
daß diese christl. Adamsbücher einen ursprünglich jüd. Stoff verarbeiteten.