Bischöfe Lunhard von Münster als Urheber der Gefangennahme des Papstes Paschalis II. bezeichnet. Als Metropolit der deutschen
Kirche wurde jedoch Adalbert aus einem Günstling und Freund des Kaisers plötzlich sein gefährlichster Feind. Er trat auf die päpstl.
Seite über, wurde zwar 1112-15 gefangen gehalten, bekämpfte aber auch nachher seinen Herrn wieder mit
weltlichen und kirchlichen Waffen, indem er sich gegen denselben durch ein Privileg des Beistandes der Mainzer Bürgerschaft 1115 versicherte.
Das Wormser Konkordat machte jenem Kampfe vorläufig ein Ende; doch versuchte Adalbert bei der neuen Königswahl 1125 von
Lothar von Sachsen eine Verzichtleistung auf die im Konkordate dem Reiche eingeräumten Vorteile zu erlangen.
Aber er konnte seine Absicht nicht durchsetzen und sein Einfluß unter Lothar blieb überhaupt gering. Er starb 23. Juni 1137. -
Vgl. Kolbe, Erzbischof I. von Mainz und Heinrich V. (Heidelb. 1872);
Bernheim, Zur Geschichte des Wormser Konkordate (Gött.
1878).
Heinr. Wilh., Prinz von Preußen, Sohn des Prinzen Wilhelm, des jüngsten Bruders Friedrich
Wilhelms III., geb. 20. Okt. 1811 zu Berlin, trat in die Armee ein, diente bei verschiedenen Waffengattungen, 1832-54 bei der
Artillerie, deren Inspecteur er 1853 wurde. Infolge seiner «Denkschrift über die Bildung einer deutschen Flotte» (Potsd. 1848)
wurde er vom Deutschen Reichsministerium zum Vorsitzenden der Reichsmarine-Kommission ernannt, in welcher
Stellung er wesentlich mit zur Begründung der deutschen Flotte beitrug.
Der Prinz erhielt 1849 den Oberbefehl über sämtliche preuß. Kriegsfahrzeuge und wurde 1854 zum
Admiral der preuß. Küsten ernannt. Als Admiral erwarb er sich durch die Gründung eines preuß. Kriegshafens im Jadebusen
und um die Ausbildung des Marinepersonals bleibendes Verdienst. 1856 unternahm der Prinz eine Übungsfahrt im Mittelmeere
und besichtigte hierbei die Küste des Rif, wo 1852 ein preuß. Handelsfahrzeug beraubt worden war. Von den Rifpiraten bei
Kap Tres Forcas angegriffen, wurde er selbst schwer verwundet und gezwungen sich vor der Übermacht zurückzuziehen.
Von 1861 bis 1871 war Adalbert Oberbefehlshaber der preuß. Marine und machte wiederholt
Seereisen auf preuß. Kriegsschiffen. Während des Dänischen Krieges von 1864 hatte er den Befehl über das Ostseegeschwader;
im Kriege 1866 nahm er im Hauptquartier der Zweiten preuß. Armee an den Gefechten bei Nachod, Skalitz, Schweinschädel und
an der Schlacht bei Königsgrätz teil. Nach der Errichtung des Norddeutschen Bundes wurde Adalbert Oberbefehlshaber der Bundesmarine,
für deren rasche Entwicklung er sehr thätig war.
Als im Kriege 1870 die norddeutsche Flotte bei ihrer Schwäche gegen die feindliche Übermacht die offene See nicht halten
konnte, begab sich der Prinz nach Frankreich in das königl. Hauptquartier. Nach dem Friedenschlusse ging
die Stelle des Oberbefehlshabers der Marine ein, doch wirkte Adalbert als Generalinspecteur unermüdlich weiter für die Entwicklung
der deutschen Flotte. Adalbert starb 6. Juni 1873 in Karlsbad, 1882 wurde ihm ein Denkmal in seiner Schöpfung Wilhelmshaven gesetzt.
Sein Leben beschrieb der Viceadmiral Batsch (Berl. 1890). - Prinz Adalbert war morganatisch mit Therese Elßler
(s. d.) vermählt, die als Frau von Barnim in den Adelstand erhoben wurde. Der einzige Sprößling dieser Ehe war der Freiherr
Adalbert von Barnim, geb. 22. April 1841, der 1859 zur Herstellung seiner
Gesundheit eine Reise nach Ägypten und
Nubien unternahm, wo er 12. Juli 1860 zu Rosères starb. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Reise wurden von Hartmann u. d. T.
«Reise des Freiherrn von Barnim durch Nordostafrika» (Berl. 1863) veröffentlicht.
von Prag, Apostel der Preußen, eigentlich Wojtĕch getauft, geb. um 955, Sohn des böhm.
Fürsten Slawnik zu Lubik, ward 10 Jahre lang in der Schule des Moritzklosters zu Magdeburg unter dem
Bischof Adalbert, nach dem er auch seinen zweiten Namen erhielt, gebildet, 981 in Prag zum Bischof gewählt und 983 geweiht. Durch
seine große Strenge den Böhmen verhaßt, verließ er 989 Prag und trat ins Kloster des heil. Alexius zu
Rom. Auf Befehl seines Erzbischofs Willigis von Mainz mußte er 993 nach Prag zurückkehren, aber die alte Roheit des Volks veranlaßte
ihn, zunächst nach Ungarn zur Verbreitung des Christentums und sodann wieder nach Rom zu ziehen.
Hier ward er mit Otto III. eng befreundet. Als Adalbert 996 nach Böhmen zurückkam, fand er seine ganze Familie
von seinen Feinden ausgerottet, und nun folgte er einer Aufforderung des Polenherzogs Boleslaw, den heidn. Preußen das Evangelium
zu verkünden. Im Frühjahr 997 zog er mit seinen zwei Begleitern Gaudentius und Benedikt aus, hatte aber wenig Erfolg und
wurde schon 23. April 997 beim Dorfe Tenkitten im Samland von einem heidn. Priester erschlagen. Der Leichnam,
von Herzog Boleslaw eingelöst, wurde in der Metropolitankirche zu Gnesen beigesetzt und 1038 nach Prag übergeführt, wo man 1880 in
einer Gruft am Domplatz die Gebeine fand und in die Domkirche überführte. Gedächtnistag 23. April. Sein Heiligenattribut ist
eine Keule. - Die zwei alten Biographien A.s vom Mönch Canoparius (999) und vom Erzbischof Bruno (1003)
finden sich in den «Monumenta Germaniae historica» (hg. von Pertz, Bd. IV; deutsch
von Hüffer, Berl. 1857; 2. Aufl. von Wattenbach, Lpz. 1891); die «Passio sancti Adalberti»
(999 verfaßt) in den Scriptores rerum Prussicarum", Bd. 1 (Lpz.
1861).
Hauptstadt des Sandschaks Tekke im türk. Wilajet Konia (Pamphylien), an der
Südküste von Kleinasien, am Golf von A.und an der Mündung eines kleinen Flusses, liegt in einer wohlbewässerten, sehr heißen,
ungesunden, an Hainen von Orangen, Citronen, Feigen, Wein, Maulbeerbäumen und Storax reichen Gegend, und ist
terrassenförmig über dem kleinen, doch guten, regelmäßig von Dampfschiffen besuchten, durch zwei Molen gebildeten Hafen
auf einem 23 m hohen Felsufer aufgebaut. Der Ort hat 13000 E., darunter 3000 Griechen, die ein kleines Kloster besitzen. Der Handel
ist nicht unbedeutend, namentlich die Ausfuhr von Pferden und Bauholz. Die Stadt hieß im Altertum Attalia
und ist von Attalus II. (159-138 v. Chr.), König von Pergamum, an Stelle des ältern Ortes Korykos gegründet. Im spätern
Mittelalter wird sie Attalea, Satalia, Satellia und Antâliah genannt.
(hebr., d. h. der Mensch) und Eva (s. d.), nach dem I. Buch Mose das erste Menschenpaar und die Stammeltern
des ganzen Menschengeschlechts. Von der Schöpfung der ersten Menschen sind uns zwei Mythen erhalten. Nach der ältern (jahwistischen)
Darstellung ist der Mensch geschaffen, um den Garten Gottes zu pflegen und in ihm ein von mühevoller Arbeit und Sorge freies Leben
zu führen. Nachdem die Erde mit Bäumen und Pflanzen bewachsen war,
mehr
bildete Gott den Menschen (hebr. adam) aus Erde (hebr. adama) und blies ihm
lebendigen Odem ein. Hierauf schuf Gott den Garten in Eden (das Paradies) und setzte den Menschen hinein, damit er ihn bebaue.
In der Mitte dieses Gartens befanden sich zwei Bäume, der des Lebens und der der Erkenntnis des Guten
und Bösen. Von letzterm zu essen, ward dem Menschen verboten. Gott, erwägend, daß es für den Menschen nicht taugt allein
zu sein, schuf hierauf die Tiere und führte sie zu der ihnen Namen beilegte.
Aber der Mensch fand darunter für sich keinen Beistand. Da ließ Gott einen tiefen Schlaf auf Adam fallen,
nahm eine seiner Rippen, bildete daraus das Weib, und führte sie zu der sie (nach einer Volksetymologie) Männin (hebr. ischa)
nannte, als vom Manne (hebr. isch) genommen. Das erste Menschenpaar verscherzte sich aber den Aufenthalt
im Gottesgarten. Das Weib ließ sich von der Schlange verführen, von dem Baume der Erkenntnis zu genießen,
und gab auch Adam davon. Zur Strafe wurden sie aus dem Paradiese verwiesen und dies für alle Zeiten versperrt, indem der Cherub
mit flammendem Schwerte davor gestellt ward.
Dieser Mythus gehört zu denjenigen, die zur Zeit der assyr. Herrschaft infolge des Eindringens
östl. Kulte nach Palästina eingewandert sind. Die Schlange ist deutlich Umbildung des bösen Gottes der östl. Religionen,
der die Schöpfung des guten Gottes zu stören sucht; die Bäume des Lebens und der Erkenntnis haben dort ihre Parallelen. Palästinisch
ist die Umbildung des Dämons zur Schlange, die Beziehung der Schöpfung auf Jahwe und vielleicht der Name
Adam. - Nach der zweiten, jüngern Erzählung von der Schöpfung (Kap. 1) wird der Mensch sofort als Mann und Weib und als Gipfel
und Vollendung der gesamten Schöpfung geschaffen und ihm die Herrschaft über dieselbe gegeben. Das jüngere Alter von Kap. 1 zeigt
sich schon in der verständigen Weise, in der die Reihenfolge der Schöpfungsakte als eine vom Unvollkommenen
zum Vollkommenern aufsteigende beschrieben wird. Das in Kap. 1 sich widerspiegelnde Naturerkennen ist viel vollkommener, als
das in Kap. 2 gegebene. Auch in Kap. 1 liegt übrigens monotheistisch umgebildeter heidn. Mythus vor.
Die orient. Spekulation hat sich auch später noch mit und Eva beschäftigt. Nach einer jüd. Sage liegt
in Hebron neben den Patriarchen begraben, nach der christlichen auf Golgatha. Nach dem Koran bereitete Gott den Körper seines
Statthalters auf Erden aus trocknem Thon und den Geist aus reinem Feuer. Alle Engel bezeugten dem neuen Geschöpf
ihre Ehrfurcht, nur Iblis nicht, der deshalb aus dem Paradiese verstoßen wurde, das nun Adam erhielt. Im Paradiese
ward Eva erschaffen.
Aus Rache verführte Iblis die Menschen, und sie wurden auf die Erde herabgestürzt. Des reuigen Adam erbarmte sich Gott und ließ
ihn in einem Gezelte an der Stelle, wo dann der Tempel zu Mekka errichtet ward, durch den Erzengel Gabriel
die göttlichen Gebote lehren, die Adam treu befolgte, worauf er auf dem Berge Arafat nach 200 Jahren die Gattin wiederfand.
Nach seinem Tode wurde er auf dem Berge Abukais bei Mekka begraben. Evas Grab wird gleichfalls an verschiedenen
Orten gezeigt. Die spätern Sagen der Juden und Mohammedaner finden sich in Eisenmengers «Entdecktes Judentum» (Frankf. 1711)
und in d'Herbelots «Bibliothèque orientale» (Par.
1667; 4 Bde., Haag 1777-79).
Im theol. System des Paulus (vgl. Röm. 5,14; 1 Kor. 15,45). tritt
der erste Mensch, als Urheber der Sünde und des
Todes, in Gegensatz zu Christus, dem zweiten Adam, dem Urheber des Lebens; daher «den alten Adam ausziehen», d.h. die
vorchristl. Daseinsweise aufgeben, u. ähnl., nach Paulus aus Koloss. 3, 9, aus Ephes. 4, 22 u. ö. (vgl. Luthers 4. Hauptstück
des Katechismus). In dem Emanationssystem der Ophiten und Manichäer sowie in der der Mandäer wird als Adam oder
«erster Mensch», «Urmensch», einer der ersten Äonen (s. d.) bezeichnet.
In der christl. Kunst des Mittelalters fanden und Eva im Paradiese sowie der Apfelbaum als Symbol der Erbsünde häufig Anwendung,
z. B. wird die Geburt der Eva aus der Rippe des Adam oder der Sündenfall, und Eva nackt, mit Feigenblättern
umgürtet, neben dem Baume der Erkenntnis oder die Austreibung aus dem Paradiese dargestellt. -
Vgl. Friedrich, Bildliche Darstellung
des und der Eva, in der «Wartburg», Jahrg. 6 (Münch. 1879);
Breymann, und Eva in der Kunst des christl. Altertums (Wolfenb. 1894).
In der Litteratur des Mittelalters ist die Geschichte A.s und Evas oder des Sündenfalls schon frühzeitig,
wie namentlich in Frankreich, als Stoff zu Mysterien (s. d.) und andern Dichtungen benutzt worden. Die ältere christl. Litteratur
kennt auch sog. Adambücher, von denen das der Äthiopier am bekanntesten ist (deutsch von Tillmann, Gött. 1853);
dieses giebt eine phantasievolle Ausmalung des Lebens und der Verhältnisse der ersten Menschen unter Einflechtung dogmatischer
Ansichten vom Urzustände, vom Falle und von der Erlösung, an die sich die weitere Geschichte der Menschen bis Christi Geburt
anschließt. Da der Talmud ein verloren gegangenes jüd. Adambuch erwähnt und die Wurzel der Schriftstellerei,
die sich mit der Verherrlichung der religiösen Heroen der Menschheit beschäftigt, im Judentum liegt, so ist zu vermuten,
daß diese christl. Adamsbücher einen ursprünglich jüd. Stoff verarbeiteten.