(lat.), Habicht, Sperber. ^[= (Nisus), eine Gattung der Tagraubvogelfamilie der Accipitrinae, bei welcher der Schnabel kurz ...]
(assisia, accisia, cisa), ein Wort von zweifelhafter Herkunft, soll mit dem lat. incisio zusammenhängen, das im Mittelalter, ebenso wie tallia, eine Grundabgabe bezeichnete, die durch Einschnitte in ein Kerbholz kontrolliert wurde, oder kommt vom franz. asseoir her, das auch gegenwärtig noch für Veranlagen oder Umlegen einer Steuer gebraucht wird. Obwohl diese Ableitungen eher auf eine direkte Steuer hindeuten, so bezeichnete man doch von Anfang an, wie auch jetzt noch, mit Accise vorwiegend innere Verbrauchssteuern (s. d.), namentlich von feilgebotenen Verbrauchsgegenständen.
Solche Steuern bestanden schon im Römischen Reiche und erhielten seit dem 12. Jahrh. in den ital. Städten eine größere Ausbildung. Unter dem Namen Accise erschienen sie im 13. Jahrh. namentlich in Belgien [* 2] (assisia rerum venalium), Spanien [* 3] (sisa), auch schon in England. In Frankreich war Accise für Verbrauchssteuern weniger gebräuchlich. In Deutschland [* 4] findet man dafür auch die Ausdrücke Zysse und Zeisse, ferner Ungeld (mit Unrecht erhobene Abgabe), Impost (s. d.) u. a. Auch von den Zöllen, die im Mittelalter größtenteils als örtliche Abgaben erscheinen, war die Accise ursprünglich nicht zu unterscheiden, weshalb das Wort häufig als gleichbedeutend mit Zoll (teloneum) gebraucht wurde.
Ein fest abgegrenzter Begriff war mit dem Worte nicht verbunden. Die ursprünglich nur als Markt- und Thoraccise in den Städten erhobene Abgabe erweiterte sich später zu einer allgemeinen staatlichen Steuer. Ihren bedeutendsten Aufschwung nahm sie im 17. Jahrh., besonders nach dem Vorgange in den Niederlanden. In dieser Zeit erhielt sie auch in England eine größere Ausdehnung; [* 5] ebenso in Brandenburg-Preußen vor allem seit dem Großen Kurfürsten, welcher 1667 die Accise zunächst fakultativ in einer Reihe von Städten der Kurmark an Stelle der direkten Steuer (Kontribution) einführte. 1680 wurde ein staatliches Oberaufsichtsrecht und eine Thorkontrolle geschaffen und das Amt des Steuerrats (s. d.) eingeführt.
Später wurde die Accise als städtische Steuer von Verbrauchsgegenständen auf die andern Provinzen des preuß. Staates ausgedehnt, bis sie 1810 durch die Hardenbergsche Finanzreform in Preußen [* 6] aufgehoben wurde. Dem Beispiel Preußens [* 7] folgte Sachsen [* 8] und Bayern. [* 9] Die amtliche Anwendung des Wortes Accise auf innere Verbrauchssteuern ist gegenwärtig sehr beschränkt. Sie findet sich noch in England (excise), Rußland (akzis), den Niederlanden. In Baden [* 10] bezeichnet Accise eine Abgabe von Vermögensübertragungen (Liegenschafts-, Schenkungs- und Erbschaftsaccise); in Württemberg [* 11] ist die Accise eine Abgabe von Tausch oder Kauf von Liegenschaften, von Lotterien und andern Ausspielungen, von Theatern und ausgestellten Seltenheiten. Gegenwärtig ist das Wort mehr und mehr außer Übung gekommen. -
Vgl. Hüllmann, Deutsche [* 12] Finanzgeschichte des Mittelalters (Berl. 1805);
Zeumer, Die deutschen Städtesteuern, insbesondere die städtischen Reichssteuern im 12. und 13. Jahrh. (in Schmollers «Staats- und socialwissenschaftlichen Forschungen», I, 2, Lpz. 1878);
Schönberg, Finanzverhältnisse der Stadt Basel [* 13] im 14. und 15. Jahrh. (Tüb. 1871)).
oder Attius, Lucius, röm. Dichter, Sohn eines Freigelassenen zu Pisaurum, geb. 170, gest. 90 v. Chr., war besonders berühmt durch seine Nachdichtungen griech. Tragödien. In einigen Stücken behandelte er auch national-röm. Stoffe. Daneben schrieb Accius noch über die Geschichte der scenischen Poesie, über das Privatleben und die religiösen Altertümer der Römer, [* 14] auch über Landwirtschaftliches, gleichfalls in Versen. Die Fragmente seiner Tragödien sammelte Ribbeck in «Scaenicae Romanorum poesis fragmenta», Bd. 1 (2. Aufl., Lpz. 1871),
die der andern Schriften von L. Müller in «Lucili saturarum reliquiae» (ebd. 1872).-
Vgl. Boissier, La poète Accius (Par. 1857);
Teuffel, Cäcilius Statius u. s. w. (Tüb. 1858);
Ribbeck, Die röm. Tragödie im Zeitalter der Republik (Lpz. 1875).
(lat.), der beistimmende Zuruf einer Versammlung, dann besonders eine summarische Abstimmungsweise in beratenden Versammlungen.
Wenn in einer Versammlung die Annahme eines Antrags als zweifellos erscheint, so wird häufig eine Entscheidung durch Acclamation vorgeschlagen.
Erhebt sich gegen diesen Vorschlag von keiner Seite ein Widerspruch, so wird der in Verhandlung stehende Antrag als durch Acclamation angenommen betrachtet.
Die Verteilung der lebenden Wesen auf der Erde hängt neben andern bestimmenden Ursachen vorzugsweise vom Klima [* 15] ab. Jeder klimatischen Zone gehören besondere Menschen-, Tier- und Pflanzenformen an. Mit der Bestimmung und Begrenzung der Faunen und Floren, welche sich als ein Zusammengehöriges erkennen lassen, beschäftigt sich die Tier- und Pflanzengeographie. Die Grenzen [* 16] dieser Zonen sind indes durchaus weder scharf gezogen, noch für alle Tiere und Gewächse, die einer Provinz angehören, dieselben.
Jede Art hat ein bestimmtes Gesetz für ihre Verbreitung; während die einen nur in sehr engen Grenzen vorkommen und in keiner Weise dieselben verlassen, verbreiten sich die andern über sehr bedeutende Strecken. Seit den ältesten Zeiten hat der Mensch das Bedürfnis gefühlt, sowohl für sich selbst neue Wohnsitze in andern Klimaten zu erringen, als auch Tiere und Pflanzen, die ihm in irgend einer Weise nützlich sein konnten, in solchen Klimaten einzubürgern, welchen sie ursprünglich nicht zugehören.
Diese Angewöhnung nun an ein anderes Klima als das heimische nennt man Acclimatisation, die indes stets nur nach einem gewissen Kampfe geschehen kann und bei welcher immer eine Verschiedenheit zwischen den einzelnen Rassen und Arten hervortritt hinsichtlich der Leichtigkeit, womit die Anschmiegung an das neue Klima geschieht. Je größer der ursprüngliche Verbreitungsbezirk einer Art war, desto leichter ist dieser Kampf, desto geringer die durch ihn hervorgerufenen Acclimatisationskrankheiten, unter denen stets ein gewisser Prozentsatz der Eindringlinge zu Grunde geht. In je weniger schroffen Übergängen die Verpflanzung vor sich geht, desto unmerklicher geht die Acclimatisationsperiode vorüber.
Unzweifelhaft ist es ferner, daß die veränderten Lebensbedingungen gewisse Veränderungen in den acclimatisierten Arten selbst hervorbringen. So bemerkt man, daß die in Nordamerika [* 17] eingewanderten Europäer in den folgenden Generationen straffe Haare, [* 18] einen dünnen langen Hals und magerern Körper erhalten und echte Yankees werden; daß die Haustiere namentlich in der Stellung der Ohren, der Art und Farbe der Haare Änderungen erleiden, was besonders bei der Wolle der Schafe [* 19] auffällig ist; daß sich die Stimme ändert, wie das Bellen der Hunde [* 20] und der Gesang der ¶
Vögel [* 22] u. s. w. zeigt. Auch auf die Körpergröße hat die Umsiedlung häufig Einfluß.
Im Gegensatz zu der frühern Annahme, daß der Mensch die meiste Acclimatisationsfähigkeit besitze, haben neuere statist. Untersuchungen, namentlich von Boudin, bewiesen, daß auch die einzelnen Menschenrassen [* 23] auf bestimmte Klimate beschränkt sind und in andern notwendig nach Verlauf einer Reihe von Generationen zu Grunde geben müssen. Es gilt als Regel, daß die Acclimatisierung für den Menschen leichter ist aus einem wärmern Klima in ein kälteres als umgekehrt, aber auch diese hat ihre gewissen Grenzen. Die Juden sind besonders acclimatisationsfähig.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß für die Haustiere dasselbe Gesetz der leichtern Eingewöhnung in kältere Klimate gilt wie für die einzelnen Menschenrassen. Doch können Tiere, welche aus einem wärmern in ein kälteres Klima verpflanzt sind, hier zwar existieren, aber nur mit der Beihilfe des Menschen sich erhalten. Nur solche Lokalitäten, welche in klimatischer Hinsicht dem ursprünglichen Vaterlande entsprechen, gestatten auch, daß das dorthin verpflanzte Haustier sich ohne den Menschen erhalten kann, wie dies z. B. in den Pampas Südamerikas mit dem Pferde [* 24] und dem Rindvieh der Fall ist.
Wie in der äußern Erscheinung, führt die Acclimatisation auch in den Lebensgewohnheiten des acclimatisierten Tiers Veränderungen mit sich, die häufig nur stufenweise Platz greifen. Die Nilgans z. B. brütet im Sudan erst nach der Regenzeit im September, in Ägypten [* 25] bereits im März und bei uns ebenso wie unsere einheimischen Gänse im April. In ähnlicher Weise hat in Europa [* 26] der austral. schwarze Schwan seine Legezeit um 6 Monate, von dem Frühjahre der Antipoden in das unsere verlegt, was jedoch nicht ausschließt, daß viele Paare auch hier noch mitten im Winter brüten und zwar meist mit gutem Erfolge. Mit dem Menschen und den Haustieren zugleich wandern und acclimatisieren sich eine Menge von Tieren, die hauptsächlich auf Kosten der menschlichen Ökonomie leben, wie Mäuse und Ratten und das schmarotzende Ungeziefer. Abgesehen von diesen unabsichtlich mitgeschleppten Begleitern des Menschen, hat derselbe gegen 50 Arten von Tieren in einen höhern oder geringern Zustand der Domestikation gebracht. (S. Haustiere.)
Hinsichtlich der halbwilden und wilden Tiere, die man in der Absicht einführt, daß dieselben ohne direkte Beihilfe des Menschen sich selbständig erhalten sollen, sind dieselben Gesetze maßgebend. Nachdem man davon abgesehen hat, seine Aufmerksamkeit ausschließlich der Acclimatisation großer Tiere zuzuwenden, sind recht günstige Resultate erzielt. So hat man in Europa von Vögeln die Schopfwachtel in Frankreich, die virginische Wachtel in Irland, das rote Rebhuhn in England eingebürgert.
Außer dem colchischen Fasan, der ein bereits weitverbreitetes Jagdtier ist, hat man den mongol. Ringfasan und den chines. Königsfasan eingeführt und durch zahlreiche Generationen in voller Freiheit gezüchtet. Großen Nutzen verspricht man sich von der Acclimatisation amerik. Fische, [* 27] namentlich der californ. Forelle, die in stehenden Gewässern bestens gedeiht. Auch die der Seidenraupe in Europa kann als gelungen bezeichnet werden. Größer noch ist die Zahl der Tierarten, welche Europa an andere Kontinente abgegeben hat.
Unsere Singvögel, wie Stare, Hänfling, Buchfink, Lerche [* 28] und Drossel sind schon lange in Australien [* 29] heimisch und unser Lachs und Forelle bewohnen bereits die Ströme und Bäche dieses Landes. Nordamerika hat von uns den Sperling bekommen. Anfangs ein nützlicher Vogel in der Vertilgung zahlreicher schädlicher Insekten, [* 30] hat er sich jetzt dort so ausgebreitet, daß fast alle einheimischen Singvögel vor ihm zurückweichen müssen. Wilde Tiere werden schon seit Jahrhunderten nach Europa gebracht und dort in Menagerien, Tiergärten und zoolog. Gärten gehalten.
Während man früher denselben das Klima der Heimat, besonders was die Wärme [* 31] anbelangt, künstlich zu ersetzen versuchte, so hat man jetzt angefangen, dieselben unserm Klima anzupassen, und so finden wir in einigen zoolog. Gärten z. B. die meisten Affen [* 32] und Raubtiere [* 33] Sommer und Winter im Freien, ebenso eine Anzahl Antilopen und sämtliche Hirsche. [* 34] Es läßt sich schon heute sagen, daß die Sterblichkeit unter diesen Tieren der zoolog. Gärten infolge der Acclimatisation geringer geworden ist.
Wie die Tiere, so sind auch zahlreiche Pflanzen nach andern Erdteilen überführt und dort acclimatisiert; ja man kann das Resultat hinsichtlich der der Pflanzen als weit bedeutender bezeichnen als das bei den Tieren. Erinnert sei nur an die Kartoffel, den Tabak, [* 35] den Kaffee und die Baumwolle. [* 36] Zugleich ist der Kreis [* 37] der nutzbaren Arten bei weitem nicht so beschränkt als bei den Tieren, deren größte Mehrzahl der menschlichen Ökonomie feindlich und schädlich entgegensteht.
In neuester Zeit hat man in vielen Ländern Gesellschaften und Vereine für Acclimatisation gegründet, welche wissenschaftlich die Sache zu ergründen und durch praktische Versuche, namentlich durch sog. Acclimatisationsgärten (s. Zoologischer Garten), [* 38] zu befördern suchen. In erster Linie thut dies die Société nationale d'acclimatitation de France, indem sie durch Verteilung fremder Tiere, Pflanzen und Sämereien, durch Preise für erfolgreiche Zucht und Acclimatisation die Liebhaber zu weitern Versuchen anregt.
Trotz dieser geregelten Bemühungen darf man indes die Erwartung namentlich in Hinsicht der Einführung neuer Nutztiere nicht zu hoch spannen, da einesteils die Zahl der Tiere, welche man in andern Ländern als Haustiere benutzt, ebenfalls sehr beschränkt ist, andernteils unsere Haustiere den meisten jener ausländischen Arten gegenüber eine ebenso große Vorzüglichkeit behaupten als unsere Kulturpflanzen denen jener Länder gegenüber. Hatten sich früher bei den Acclimatisationsbestrebungen mancherlei Übertreibungen eingeschlichen, so haben diese jetzt einer ruhigern Überlegung und erfolgreichern Arbeiten Platz gemacht, und wenn auch z. B. Kamele [* 39] und Strauße jetzt vielfach in Europa gezüchtet werden, so denkt doch niemand mehr daran, dieselben in voller Freiheit oder als Haustiere halten zu wollen.
Andererseits haben die Bemühungen dieser über ganz Europa, Nordamerika und Australien ausgebreiteten Acclimatisationsvereine durch ihre vielfältigen und auf allen Punkten angestellten Versuche dem nahrungsbedürftigen Europa schon manche neue Nutztiere und Nutzpflanzen gewonnen. Und wenn vielfach Mißerfolge vorkommen, so werden auch diese nicht ohne Wert bleiben, indem sie mit dazu dienen, die Gesetze aufzuhellen, welche die Verbreitung und der Tiere und Pflanzen beherrschen, und somit Mittel an die Hand [* 40] geben, später kostspielige Versuche zu vermeiden und die richtigen Wege da einzuschlagen, wo es sich wirtlich um nützliche Einführungen handelt. ¶