Fegefeuerstrafen. Der Ablaß ist entweder ein vollkommener oder ein unvollkommener. Bei jenem werden alle zeitlichen
Sündenstrafen nachgelassen, bei diesem nur ein
Teil. Das
Maß der unvollkommenen Ablaß wird nach der Zeit bestimmt. Wie in der
alten
KircheTage, Quadragenen (die Zeit der vierzigtägigen Fasten) oder Jahre von der Bußzeit nachgelassen
wurden, so werden jetzt von einer bestimmten Zahl von
Tagen, Quadragenen oder Jahren verliehen. Den Seelen im
Fegefeuer können
Ablaß direkt nicht verliehen werden; wer aber einen Ablaß gewinnt, kann ihn fürbittweise (per modum suffragii)
einem Verstorbenen zuwenden, und diese Fürbitte gilt als immer wirksam.
Die Kirchenversammlung zuTrient
[* 2] hat manche
Mißbräuche, namentlich die Geldgewinnste beseitigt.
Ihre Verordnung
aber, bei der Verleihung der Ablaß
Maß zu halten, ist in Vergessenheit geraten. Die Ablaß sind jetzt viel zahlreicher und leichter
zu gewinnen als früher. Auch kommt noch in neuern päpstl.
Erlassen die Formel vor, daß für dieses oder jenes «gute
Werk» «vollkommene
Sündenvergebung» verheißen wird. –
Vgl. von röm.-kath. Seite:
Beringer, Die Ablaß, ihr Wesen und Gebrauch
(9.
Aufl., auf
Grund der
Arbeiten von Ablaß Maurel und J. Schneider, Paderb. 1887);
von prot. Seite: E. Bratke,
Luthers 95
Thesen
und ihre dogmenhistor.
ein Hahn,
[* 4] der, gewöhnlich am tiefsten Punkte eines
Gefäßes angebracht, zum Entfernen einer darin enthaltenen
oder, wie bei Dampfcylindern u. a., sich darin ansammelnden Flüssigkeit dient. Im Kesselbau
heißt Ablaßhahn oder
Abblasehahn der am tiefsten Punkte des
Kessels angebrachte Hahn, der zum teilweisen oder gänzlichen
Ablassen
(Abblasen bei noch vorhandenem Druck im
Kessel) des Kesselwassers benutzt wird.
(lat.).
Abwaschung, in der Geographie die Erniedrigung der Erdoberfläche durch stoffablösende Wirkung des
Wassers und der Luft, besonders aber das Abschmelzen der
Gletscher.
Ursache ist im letztern Falle namentlich
die
Sonnenstrahlung und die
Verdunstung. Außerdem wirken die Wärme
[* 5] und die Feuchtigkeit der Luft, besonders der
Regen, der
auch in den Gletscherregionen der
Alpen
[* 6] nicht selten fällt, sodann das Schmelzwasser und die Bodenwärme. Die Ablation wird gehemmt
durch die auf dem
Eise liegenden
Fremdkörper, die
Moränen, welche die Eisunterlage schützen, während
die schuttfreien Umgebungen rasch einsinken.
Thalwärts steigt daher auch aus diesem
Grunde die Höhe der
Moränen. So besteht die Mittelmoräne des Aargletschers anfangs
aus einem nur einige
Meter, dann aber 20, 30, ja 50‒60 m hohen, mit gleichmäßiger Schuttschicht bedeckten Eiswall. Ablation rings
um vereinzelt liegende, schützende Felsblöcke erzeugt die Gletschertische (s.
Gletscher). Als einen
Komplex zahlreicher verwachsener
Gletschertischpfeiler kann man den Eiswall unter einer
Moräne auffassen.
Wie aber dicke Schuttschichten die Ablation verzögern, befördert dieselbe feinverteilter Schutt, der in Gestalt
von Schlamm, Sand und Steinchen sogar im
Eise selbst eingeschlossen liegt und infolge seiner Wärme absorbierenden
Beschaffenheit die Ablation unterstützt. Der
Grad der Ablation verändert sich
bis zu vollständigem Aufhören nach den
Tages- und Jahreszeiten,
[* 7] nach der Witterung, und zeigt große Unterschiede je nach den Verhältnissen. Als mittlern Betrag der jährlichen Ablation rechnet
man in der Firnmulde 1
m, in den mittlern Gletscherhöhen 2‒2,5 m, für die
Gletscherzunge 3‒3,5 m.
Während des
Sommers übersteigt die Ablation fast überall die Eisneubildung.
In der
Chirurgie heißt Ablation die Wegnahme eines Körperteils von einem andern, mit dem er vereinigt war. In neuerer
Zeit gebraucht man Ablation gleichbedeutend mit
Amputation (s. d.) und Exstirpation (s. d.),
während man früher zwischen diesen
Ausdrücken noch Unterschiede machte.
Sprachen, dessen Grundbedeutung die der
Richtung «woher» ist. In
lebendigem Gebrauche haben ihn nur Sanskrit, Zend und die italischen
Sprachen (Latein, Oskisch, Umbrisch), doch finden sich
in den andern
SprachenSpuren des Ablativ (S.Casus.)
in der deutschen
Grammatik der regelmäßige Vokalwechsel der Wurzelsilbe, namentlich in der Konjugation. Die
Zusammenstellung der möglichen Vokalveränderungen einer bestimmten Wurzelsilbe heißt die Ablautsreihe,
die zwei- bis viergliedrig sein kann; man erhält sie, wenn man von einem ablautenden
Verbum zusammenstellt: Präsens 1.
Pers.
Sing.,
Perfektum (Imperfektum) 1.
Pers.
Sing.,
Perfektum (Imperfektum) 1.
Pers. Plur., Participium Passivi, z. B. im
Gotischen nima
(ich nehme), nam (ich nahm), nēmum (wir nahmen), numans (genommen), oder binda (ich binde), band (ich
band), bundum (wir banden), bundans (gebunden) u. s. w. Im Neuhochdeutschen sind die Ablautsreihen
häufig durch Ausgleichung der verschiedenen Formen gestört, wie z. B. ich band, wir banden
(im
Gotischen band, bundum). In neuerer Zeit wird oft auch in der
Grammatik der andern indogerman.
Sprachen der
Ausdruck in gleichem
oder ähnlichem
Sinne angewendet, z. B. zur Bezeichnung des Vokalwechsels der Wurzelsilbe im griech.
Präsens λείπω leipō,
Perfekt λέλοιπα lé-loipa,
Aorist ἔλιπον é-lipon. (S.
Vokalsteigerung.)
eine
Maschine
[* 11] zum
Ablegen (s. d.) des von einer Setzmaschine
[* 12] (s. d.)
hergestellten und zum Druck verwendeten Letternsatzes; sie befördert die Lettern mechanisch entweder
direkt in die einzelnen Reservoirs der Setzmaschine und bildet dann einen
Teil der letztern, oder sie ordnet als selbständige
Maschine die Lettern derart, daß ein Einfügen derselben in die Setzmaschine auf einmal erfolgen kann. Übrigens hat
man neuerdings angefangen, bei dem Zeitungsdrucke von Stereotypplatten auf Rotationsmaschinen (s.
Schnellpresse)
[* 13] von dem
Ablegen und von der Wiederbenutzung der Lettern abzusehen, indem man dieselben sofort nach Herstellung
von Matrizen für die
Stereotypie einschmilzt und das Metall zum Neuguß von Lettern auf der schnell und vorteilhaft arbeitenden
sog.
Komplett-Gießmaschine (s. Schriftgießerei) benutzt; diese führt auf einer
Schiene die Lettern in zur Einfügung in die Setzmaschine bestimmte Metallröhren.
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