Volkssitte. Als christl.
Abzeichen zur
Erinnerung an die
Taufe tragen die Abessinier eine blaue
Schnur um den
Hals, Mateb genannt.
Der
Glaube an
Zauberei,
Amulette u. s. w. hat seit dem 16. Jahrh. sehr überhand
genommen. Fasten, Schenkungen an Bettler, Pilger, Priester,
Kirchen und Klöster gelten als gute Werke, ebenso Pilgerfahrten
nach
Jerusalem.
[* 2]
An der
Spitze der Abessinische Kirche steht der
Abuna (auch Metropolit,
Patriarch genannt), der früher in
Axum residierte, jetzt in
Gondar.
Er ist in Glaubenssachen die höchste
Autorität, hat allein das
Recht, die Könige zu salben und Priester und Diakone zu ordinieren,
nimmt aber auch in weltlichen Dingen eine bedeutende Machtstellung ein, sogar gegenüber dem Könige,
ob obgleich dieser Schutzherr und nominelles Oberhaupt der
Kirche ist. Von dem kopt.
Patriarchen (jetzt in
Kairo)
[* 3] ernannt,
soll er
nach einer aus dem 13. Jahrh. stammenden Bestimmung kein Abessinier, sondern ein Kopte sein.
Der Bildungsgrad der
Abuna, wie überhaupt der Geistlichen, ist gegenwärtig sehr gering, wie denn zum
Diakonenamte alle, die sich melden, ordiniert werden, wenn sie nur lesen können. Der Großprior der Klostergeistlichkeit,
Etschege genannt, mit dem Sitz auf dem im 13. Jahrh. gegründeten
Kloster Dabra-Libanos in
Schoa, ist die zweite geistliche
Person des
Reichs. Außerdem sind berühmte Klöster: Debra-Dammo,Axum, St.
Stephan,
Abba-Garima und Lalibela.
Die Zahl der Mönche ist sehr groß. -
staatsrechtlich soviel wie Empörung, sei es, daß ein ganzes
Volk von der legitimen Regierung abfällt, oder
daß ein einzelner
Teil (eine
Provinz, eine Stadt) vom
Staat, ein
Staat vom
Reiche sich ablöst, um sich selbständig zu machen
oder an einen andern
Staat oder ein anderes
Reich anzuschließen. Abfallen kann auch ein
Teil der
Armee,
indem er zum Feinde oder zu den Empörern übergebt. Jeder Abfall ist ein Rechtsbruch und wird als
Verbrechen bestraft, wenn die
legitime Regierung Siegerin bleibt, sofern sie nicht
Amnestie zu erteilen für weiser hält. Unterläßt die Regierung den
Kampf, oder wird sie überwunden, so begründet der Abfall neue staatsrechtliche Verhältnisse.
Völkerrechtlich spricht man auch von einem Abfall verbündeter
Staaten vom Bündnisvertrag. in kirchenrechtlicher Bedeutung,
s.
Apostasie.
oder
Abgänge, in der
Technik der
Teil der Rohstoffe, der bei der
Darstellung des Fabrikats ausgeschieden oder
abgesondert wird und entweder ganz nutzlos oder nur zu irgend einer
Nebennutzung brauchbar ist. Im strengern,
freilich nicht immer festgehaltenen Sprachgebrauch wird zwischen Abgang und
Abfall so unterschieden, daß Abgang jede infolge
der Bearbeitung eintretende Verminderung des
Stoffs bezeichnet,
Abfall aber die wirtlich gesammelte abgegangene
Substanz ausdrückt;
so erleidet die Leinwand durch
Bleichen einen sehr bedeutenden Abgang, ohne daß sich ein Abfallstoff
dabei ergiebt.
Die Menge der Abfälle erreicht oft einen sehr hohen Betrag, und es ist eine wichtige
Aufgabe der
Technik, durch eine zweckmäßige
Einrichtung der Fabrikationsprozesse die Abfälle
entweder zu vermindern oder nutzbar zu machen. Wie bedeutend bei
manchen Fabrikationen die Abfälle sind, zeigt z. B., daß man aus 100 kg
Roheisen durch die
Arbeiten des Frischens und Ausschmiedens oder
Walzens nur 70-80 kg
Stabeisen gewinnt;
aus 100 kg
Stabeisen
45-60 kg verkäuflichem Eisenblech;
aus 100 kg Stahldraht etwa 60 kg verkäufliche Nähnadeln;
aus 100 kg gewalzter
Gold-,
Silber- oder Kupferbleche 66-70 kg Platten zum Münzenprägen;
Viele Abfälle, die man früher nicht nutzbar verwenden konnte, werden jetzt verarbeitet.
So dienen früher als wertlos betrachtete wollene
Lumpen zur
Darstellung des Shoddy, aus dem neue
Stoffe,
Teppicheu. dgl. gefertigt
werden. Aus den Seife enthaltenden Wassern der großen Wäschereien gewinnt man Fett. Die verbrauchtenBäder
der Färbereien werden ausgenutzt zur
Darstellung der darin enthaltenen
Weinsteinsäure. Das Wasser der Wollwäschereien liefert
nach dem
Verdampfen und Calcinieren des
Rückstandes reichliche Mengen von wertvollem Kalisalz, namentlich
Pottasche von höchstem
Reinheitsgrade.
In der Sodafabrikation wurde die Gesamtmenge des Schwefels, der zur
Darstellung des Hauptproduktes in großer Menge gebraucht
wird, früher völlig verloren gegeben, während man ihn jetzt wiederzugewinnen versteht. Bei vielen
metallurgischen Prozessen wird massenhaft schweflige Säure entwickelt, die früher in die Luft entwich, jetzt in Schwefelsäure
[* 7] übergeführt wird. Die Hochofenschlacken dienen als Wegbaumaterial und zur
Darstellung von Schlackenwolle und Ziegeln.
oder Falllinien, in einer
Terrainzeichnung
[* 8] (s. d.) die in der
Richtung des stärksten
Abfalls, der größten
Neigung gezogenen Linien; sie geben diejenige
Richtung an, die frei und ungehindert abfließendes Wasser einschlagen würde.
In der Natur ist die
Richtung des stärksten Falles meist leicht zu erkennen und daher auch ohne Schwierigkeit
in der Zeichnung durch die Abfallslinien festzulegen. Die letztern haben deshalb für jede
Bergzeichnung eine hervorragende Bedeutung,
weil sie von den Schichtlinien (s. d.) senkrecht durchschnitten werden und daher
für die Form und
Lage der letztern von entscheidendem Einfluß sind. Ebenso sind sie für eine
Terrainzeichnung
in
Bergstrichen unentbehrlich, da sie die
Richtung der letztern bestimmen.
Abfedern,
Genicken,
Abnicken, in der Jägersprache das
Töten des Wildes auf verschiedene Art. Das Abfangen geschieht
bei angeschossenem oder bei von
Hunden gestelltem
Edelwild und
¶
mehr
Schwarzwild durch einen Stich (in die Brust) mittels des Hirschfängers oder der Saufeder (s. d.). BeimAbfedern wird dem kleinern
Federwild eine Schwungfeder zur völligen Tötung in den Kopf gestochen. Das Abnicken bezweckt eine Trennung des ersten Halswirbels
vom Hinterkopf. Dazu wird bei Edel-, Dam-, Reh-, Gems- und Auerwild der Nickfänger (Jagdmesser) eingestochen;
bei Hasen und Kaninchen
[* 10] genügt ein Schlag mit der flachen Hand.
[* 11]