organischer
Verbindungen, die allmähliche systematische
Zersetzung einer kompliziertem organischen
Verbindung
in immer einfachere. Der Abbau lehrt zusammen mit dem umgekehrten
Verfahren, dem synthetischen
Aufbau, die
Struktur (s. d.) der
Verbindungen kennen und gehört deshalb zu den wichtigsten Hilfsmitteln der wissenschaftlichen
Chemie. Der Abbau des
Weingeistes,
C2H5.OH, z. B. kann in folgender
Weise stattfinden: Durch
Oxydation desselben ersetzt man zwei
AtomeWasserstoff des Radikals durch ein Sauerstoffatom und erhält
Essigsäure, C2H3O.OH, deren
Ammoniumsalz, C2H3O.O.NH4,
bei der Behandlung mit Ätzkalilösung und
Brom in
Methylamin, CH3.NH2, und kohlensaures
Salz
[* 2] gespalten wird. Damit ist
wahrscheinlich gemacht, daß in dem Radikal der
Essigsäure die Methylgruppe vorhanden ist: CH3CO.OH,
und daß sie auch im
Äthylalkohol, CH3.CH2.OH, vorkommt. Der sichere Nachweis aber für diese Konstitution des letztern
ergiebt sich aus seiner
Synthese auf folgendem Wege:
Methylalkohol wird durch
Jodwasserstoff in Methyljodür:
CH3.OH + HJ = CH3J + H2O,
dieses durch
Kochen mit einer alkoholischen Lösung von
Cyankalium in Methylcyanür verwandelt:
CH3J + KCN = KJ + CH3CN,
das beim
Kochen mit Kalilauge essigsaures Kalium neben
Ammoniak,
CH3CN + KOH + H2O = CH3.CO.OK + NH3,
bei der Behandlung mit nascierendem
Wasserstoff aber Äthylamin liefert,
CH3CN + 4H = CH3.CH2.NH2;
letzteres aber wird bei Behandlung mit salpetriger Säure zu
Äthylalkohol:
und
Ausbau, die Verlegung der Hofstelle eines
Bauern aus dem Dorfe auf die Feldmark, eine Maßnahme, die man
vielfach mit der
Gemeinheitsteilung (s. d.) und mit der wirtschaftlichen Zusammenlegung (s. d.)
der Grundstücke verknüpft hat. Einzelne
Besitzer werden in diesem Falle gegen Schadloshaltuug veranlaßt, ihre bisherige
Hofstätte aufzugeben und auf dem ihnen zugewiesenen geschlossenen Besitztum neue Wohn- und Wirtschaftsgebäude zu errichten.
Solcher
Ausbau ist in der That das durchgreifendste und oft das einzige
Mittel, um den Beteiligten eine
wirtschaftlich zweckmäßige
Lage ihrer Grundstücke zu verschaffen. Der abgebaute
Besitzer erfreut sich aller
Vorteile des
Hofsystems (s. d.). Die Nachteile, die mit dem
Ausbau verbunden sein können: Erschwerung des Schul- und Kirchenbesuchs, der
Polizeiverwaltung, der Bekämpfung von Feuersbrünsten, fallen gegenüber den Vorzügen selten stark
ins Gewicht.
Die ersten bekannten Abbauten kamen im 16. Jahrh. im Hochstift
Kempten
[* 4] vor. Sie wurden dort
Vereinödungen genannt und beruhten
zunächst auf freiwilligen Vereinbarungen aller Beteiligten. Gesetzlich 1791, und zwar unter Zulassung eines Zwanges geregelt,
haben im 19. Jahrh. noch zahlreiche weitere Ausbauten im
Algäu stattgefunden. Auch die eingreifende preuß.
Gemeinheitsteilungs-Ordnung vom läßt den
Ausbau als Zwangsmaßregel unter der
Voraussetzung zu, daß der vierte
Teil der Beteiligten ihn verlangt und der Betroffene nicht bereit ist, die ihm anzuweisenden Ländereien anzunehmen.
In größerer
Ausdehnung
[* 5] hat man Abbauten namentlich in den
ProvinzenPosen
[* 6] und Westpreußen
[* 7] vorgenommen. Man
hat dort vielfach nicht nur einzelne
Höfe, sondern ganze Dörfer auf ihre neuen Plananlagen ausgebaut. Übrigens fehlen die
Bestimmungen über zwangsweisen Abbau in dem preuß. Zusammenlegungsgesetz für das Gebiet
des rhein.
Rechts. Außerhalb
Deutschlands
[* 8] sind Abbauten in
Dänemark
[* 9] und in umfassendstem
Maße in
Schweden,
[* 10] bei Gelegenheit
der
Gemeinheitsteilungen seit Ende des 18. Jahrh., vorgenommen worden.
-
Kurort in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk
Volosca, zur Gemeinde
Volosca gehörig,
am
Quarnero und an der Linie St.
Peter-Fiume (Bahnhof Mattuglie-Abbazia 5 km entfernt) der Österr.
Südbahn, hat (1890) 1192 kroat.
E. Mit
Fiume
[* 12] besteht Dampferverbindung. Die geschützte
Lage am Abhang des
Monte-Maggiore (1396 m) und an der
See, schöne Gartenanlagen, haben es zu einem rasch emporblühenden
Sommer- und Winterkurort gemacht. Die alte
Abtei (daher
der
Name Abbazia)
San Giacomo della Priluca ist zu einer Villa umgebaut und 1888 ein Kurhaus für Offiziere errichtet. -
Vgl. P.
von Radics, Abbazia
(Wien
[* 13] 1884): Szemere, Der See- und klimatische Winterkurort Abbazia (Stuttg.
1885);
(frz.), Geistlicher ohne bestimmtes
Amt, ursprünglich mit
Abt (s. d.) gleichbedeutend. Seitdem infolge einer
Vereinbarung zwischen
Leo X. und
Franz I. (1516) den Königen von
Frankreich das
Recht zustand, für 225
Abteien Abbés
commendataires, d. h.
Äbte, denen die Einkünfte, aber nicht die Verrichtungen der betreffenden
Ämter übertragen werden
(s. Kommende), zu ernennen, widmeten sich viele junge
Männer, zum
Teil jüngere
Söhne aus Adelsgeschlechtern, dem geistlichen
Stande, um solche einträgliche, arbeitslose
Stellen zu erlangen.
Man nannte nun auch diese amtlosen Geistlichen und schon im 16. Jahrh.
wurde der
Titel für alle jungen Geistlichen gebräuchlich, gleichviel ob sie die
Weihen schon erhalten hatten oder nicht.
Da von ihnen nur wenige wirklich eine
Abtei erlangen konnten, suchten viele ihren
Unterhalt als Schriftsteller,
Lehrer an höhern
Schulen, und namentlich als Hauslehrer und Gewissensräte in vornehmen Familien. Wegen ihrer oft bedenklichen
Wirksamkeit in solchen Vertrauensstellungen spielen die Abbé im ältern franz.
Lustspiel eine nicht sehr erbauliche Rolle.
IhreTracht bestand in einem kurzen schwarzen oder dunkelvioletten Gewande mit kleinem Kragen, das
Haar
[* 14]
war in eine runde Locke geformt.
Erst mit der Revolution verschwanden die Abbé aus der Gesellschaft. Jetzt wird der
Titel als höfliche Anrede
an junge Geistliche gebraucht. (S. auch
Abate.)
*** (Abbé trois étoiles, spr. abbeh trŏas etŏal),Pseudonym, unter welchem die von 1863 ab erschienenen und
viel gelesenen antiklerikalen
Romane «Le
[* 15] Maudit», «La
Religieuse»,
«Le Moine», «Le
Jésuite» u. s. w. erschienen sind. Sie wurden von den
¶
von andern dem Abbé Louis Michon, dem
Erfinder der Graphologie, wieder von andern einem Abbe Deléon, den Schriftstellern Louis Ulbach und Joseph Fabre zugeschrieben.
Im «Intermédiaire des Chercheurs et des Curieux» vom erklärt
G. Isambert, Erdan sei der Verfasser nicht, undL. Ulbach behauptete in der «Revue politique et littéraire»
vom auf das Bestimmteste, AbbéL. Michon habe sie geschrieben. Nach Barbier-Guérard ist es Abbé Jean Hippolyte
Michon.