Das Lexikon des Zeitungslesers hat nicht den Anspruch, andere Lexika überflüssig zu machen oder sie gar zu ersetzen. Es
stellt vielmehr etwas Besonderes dar, wie auch der Titel sagt. Die Herausgeber wollten nämlich damit dem Zeitungsleser helfen,
sich in den zahlreichen Begriffen der Tagespolitik, Wirtschaft und auch des Rechtslebens zurechtzufinden.
Dazu gehört zugleich, daß es dem Leser eine ganze Reihe schwerverständlicher und ungewöhnlicher Fremdwörter erklärt,
die häufig in der Zeitungssprache wiederkehren.
Wie jede Fachsprache hat auch die Zeitungssprache ihre Eigentümlichkeiten, die dem durchschnittlichen Leser nicht immer
klar sind. Selbst wenn sich die meisten
Journalisten bemühen, ihre Gedanken in einfacher und leichtfaßlicher
Weise zum Ausdruck zu bringen, werden sie es doch nicht vermeiden können, daß sie gelegentlich Gegenstände berühren,
die nicht jedermann geläufig sind. Hier will nun unser kleines Lexikon des Zeitungslesers helfend einspringen und den Kontakt
zwischen dem Leser und seiner Zeitung inniger gestalten.
Zu diesem Zweck wurden unter Berücksichtigung einer Reihe großer schweizerischer Tageszeitungen ungefähr 3000
Stichworte
ausgewählt, die erfahrungsgemäß besondere Schwierigkeiten machen. Auf rund 10000 Zeilen Text erhält so der Zeitungsleser
eine recht weitreichende Aufklärung und Belehrung über moderne politische Persönlichkeiten aus aller Welt, über weltanschauliche
und politische Grundbegriffe, über alltäglich besprochene Vorgänge der Wirtschaft, des Staates und
des Rechtslebens. Eine besondere Berücksichtigung erfahren dabei Begriffe, die für die schweizerische Innenpolitik von
Wichtigkeit sind.
Die Darstellung der erklärten Begriffe bemüht sich natürlich um vollständige
Neutralität des Urteils. Wir glaubten indessen,
es verantworten zu können, bei bestimmten, sehr gewichtigen Begriffen, die um Krieg und
Frieden, umFreiheit
und den Wert der menschlichen Persönlichkeit gehen, einen Standpunkt zum Ausdruck zu bringen, wie er in der Schweiz sicher
bei der Mehrzahl der Menschen überwiegt. Denn die Herausgeber waren sich darüber klar, daß man sich von den verschiedensten
religiösen oder weltanschaulichen, politischen und auch parteipolitischen Gesichtspunkten aus in der Schweiz
doch über bestimmte menschliche Grundwerte einig ist. Und diese bemühten wir uns besonders herauszustreichen. So soll dieses
kleine Lexikon des Zeitungslesers nicht nur eine farblose Begriffserklärung bieten, sondern darüber hinaus auch auf bestimmte
Werte hinweisen, die uns für unser Leben unerläßlich erscheinen.
Ein vom Volk, von einer
Partei oder einer Wirtschaftsgruppe ernannter oder gewählter Vertreter, der
zur Verteidigung der Interessen seiner Gruppe in ein ⟶
Parlament oder in eine andere öffentliche Versammlung
mit gesetzgeberischen
Kompetenzen entsandt wird.
Begrenzung der Rüstungen auf Grund internationaler Übereinkunft. Zentraler Diskussionsgegenstand des
Völkerbundes nach dem ersten Weltkrieg, der Abrüstungskonferenz 1932/33 in Genf
und der ⟶
Vereinigten Nationen nach
dem zweiten Weltkrieg.
Verkauf von wirtschaftlichen Gütern auf dem
Markt. ^[= Ort, an dem zu einem bestimmten Zeitpunkt Waren zum Verkauf angeboten werden. Dann aber auch ...]
Dauernde Abwesenheit eines Grundbesitzers von seinen Gütern. Bezeichnend für das kaiserliche Rom, das
vorrevolutionäre Frankreich und heute teilweise in Süditalien und Sizilien.
Staatsform mit unbeschränkter Machtbefugnis eines Monarchen. Gesetzgebende und verwaltende Tätigkeit
werden möglichst zentralisiert. Vorherrschende Staatsform vom 15. bis 18. Jh.
Bevölkerungsstatistischer Begriff, welcher angibt, wieviel Prozent einer bestimmten Anzahl gleichzeitig
Geborener bei gleichbleibenden Sterblichkeitsverhältnissen in einem bestimmten Zeitraum wahrscheinlich
sterben werden.
Meist traditionell oder auf Grund bestimmter politischer Ideen geregeltes Verfahren zur Feststellung des
Willens einer bestimmten Gruppe. Meist gilt das
Mehrheitsprinzip, das nach absolutem Mehr (die Hälfte plus eine Stimme) oder
nach qualifiziertem Mehr unterschieden wird (z. B. Zweidrittel-Mehrheit).
Auch
Devalvierung. Herabsetzung des Kurses der eigenen gegenüber anderen
Währungen. Der
(oft
¶
mehr
vorübergehende) Vorteil der A. liegt in einer Steigerung des Exports, ihr Nachteil in einer allgemeinen Erschütterung des
Vertrauens auf dem internationalen Markt.