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Auch der recht häufige Iltis geht so hoch. Der schon selten gewordene Fischotter steigt den Bächen nach bis gegen 2500 m ins Gebirge auf. Das nördl. der Alpen häufige grosse Wiesel ist schon vielfach bis in 2000 m, ja auch schon in einer Höhe von 3000 m erlegt worden, während das seltenere kleine Wiesel nur bis 2700 m steigt. In einzelnen Gebirgsstöcken der Kantone Graubünden und Tessin findet es sich indessen noch höher (bis zu 2900 m) und bekommt dann ein schneeweisses Winterkleid (Mustela nivalis).
Der Wolf trat am Anfang des 19. Jahrhunderts noch vereinzelt in den Alpen und im Jura auf, ist jedoch gegenwärtig nur noch in den Vogesen zu finden, von wo aus er in strengen Wintern infolge Nahrungsmangels etwa Streifzüge in den schweizerischen Jura unternimmt.
Bedauerlicher ist das Verschwinden des Lämmergeiers, einer grossen Zierde unsrer Alpenwelt. Noch im 18. Jahrhundert war das ganze Alpengebiet vom Lämmergeier besetzt. Seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts machte dann aber seine Ausrottung rasche Fortschritte.
Der Steinadler hält bis heute das ganze Gebiet der Alpen besetzt und fand sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auch im Jura. Er wird aber ebenfalls immer seltener, da man ihm auf jede erdenkliche Weise nachstellt.
Noch sei bemerkt, dass der Abschuss an Nutzwild der Nachfrage keineswegs zu genügen vermag und dass die Einfuhr von Wild fortwährend steigt, was aus folgenden Zahlen hervorgeht:
Einfuhr von Wildpret.
Meterzentner | Wert Fr. | |
---|---|---|
1906 | 6265 | 867760 |
1907 | 6281 | 945685 |
1908 | 7152 | 1040000 |
Der Wildstand ist somit trotz einer im allgemeinen nicht zu leugnenden Zunahme des Nutzwildes noch kein guter.
Der Jäger, seine Waffen und Hunde.
Es ist selbstverständlich, dass die Jäger in den Revierkantonen, wenigstens die Pächter selber, den Reihen der Wohlhabenden angehören. Anders in den Patentkantonen. Da gehen auf die Jagd Gewerbetreibende aller Art, Landwirte, Rentiers, Bahnangestellte, Lehrer, Pfarrherren, Beamte, Fabrikarbeiter, Knechte. Ungefähr gleich gemischt sind auch die Waffen. Am häufigsten findet man die Zentralfeuer-Flinte. Jäger höherer Stände führen auch modernste Systeme.
Selbstladeflinten, wie Browning, Sjögren und Winchester sieht man noch ziemlich selten; ja, der Kanton Luzern hat deren Gebrauch sogar verboten. Auch der Drilling wird in den Patentkantonen wenig geführt. Hahnlose Doppelflinten sind sehr verbreitet. In der deutschen Schweiz ist das Kaliber 16 am meisten im Gebrauch, in der Westschweiz wird Kaliber 12 bevorzugt. Die Waffen sind zum geringsten Teil schweizerisches Fabrikat; in der deutschen Schweiz sind deutsche und belgische Gewehre, in der französischen solche französischen, belgischen oder englischen Ursprungs beliebt. Und doch ist die schweizerische Waffenindustrie äusserst leistungsfähig. Allerdings liefert sie dann dem Hochgebirgsjäger fast sämtliche gezogenen Waffen. Aermere Gebirgsjäger bedienen sich der ausrangierten Militärgewehre.
Die zur Jagd verwendeten Hunde gehören den Gattungen der Lauf-, Vorsteh-, Dachs- und Stöberhunde an. Die Laufhunde gehen jetzt rasch ihrem Untergang entgegen. Diese in verschiedene Rassen zerfallende Hunde sind uralter Abstammung. Man unterscheidet Thurgauer-, Aargauer-, Luzerner-, Berner- und gewöhnliche Schweizerhunde. Deren Mehrzahl sind unverwüstliche, totsichere Fährtenhunde. Sie dürften die Stammeltern der meisten Brackier-, Meuten- und Schweisshunde der umliegenden Länder sein, da sich nachweisen lässt, dass sie schon im 15. Jahrhundert vielfach ins Ausland verschenkt oder zu hohen Preisen verkauft wurden.
Früher huldigten die Jäger fast ausschliesslich der Laufhundjagd. An Vorstehhundrassen ist in der Schweiz kein Mangel. Die deutsche Schweiz zieht die deutschen Vorstehhunde («Stellhunde») vor: man findet die kurzhaarigen viel verbreitet, etwas weniger häufig sind stichel- und langhaarige. Nicht gerade selten sind Pointers und Setters. In der französischen Schweiz werden die englischen Vorstehhunde bevorzugt, auch sieht man französische Rassen. In der Südschweiz sieht man neben englischen Hunden nicht selten italienische Bracchi und Spinoni.
Die Stöberhundrassen gewinnen in den letzten Jahren in der Schweiz an Boden. Der Teckel oder Dachshund ist in den letzten 4 Jahrzehnten sehr beliebt und verbreitet geworden, umsomehr als mehrere Kantone die Verwendung der hochläufigen Laufhunde mit mehr als 36-40 cm Risthöhe (je nach dem Kanton) verbieten und der Bund die Verwendung der Laufhunde auf der Gebirgsjagd untersagt.
[G. von Burg.]
Bevölkerung. (Vi.)
DEMOGRAPHIE.
Unterscheidung der Bevɶlkerung nach dem Beruf.
Einleitung. Der dritte Band der Volkszählungsergebnisse von 1900 ist im Februar 1907 ausgegeben worden und der Darstellung der Bevölkerung nach ihrem Beruf gewidmet.
I. Unmittelbare (erwerbstätige) Berufszugehɶrige. | Männl. | Weibl. | Beide Geschlechter |
---|---|---|---|
1) In eigenem Geschäft | 335967 | 89493 | 425460 |
2) Direktoren, Leiter; techn. und kaufmänn. Bureau- und Ladenpersonal | 92882 | 41342 | 134224 |
3) Eigentliche Berufsarbeiter der betr. Berufsart | 413250 | 204976 | 618226 |
4) Andere Berufsarbeiter im Dienste der betr. Berufsart | 33134 | 8379 | 41513 |
5) Hilfsarbeiter und Geschäftsgesinde | 136095 | 52636 | 188731 |
6) Lehrlinge | 37961 | 14906 | 52867 |
7) In unbestimmbarem Verhältnis | 6609 | 2722 | 9331 |
Total | 1055898 | 414454 | 1470352 |
II. Mittelbare (ernährte) Berufszugehɶrige. | |||
1) Die Haushaltung besorgende Familienglieder | 503 | 588723 | 589226 |
2) Die Haushaltung besorgende Dienstboten | 986 | 71921 | 72907 |
3) Erwerbslose Erwachsene | 24430 | 29047 | 53477 |
4) Kinder unter 15 Jahren | 471338 | 471033 | 942371 |
Total | 497257 | 1160724 | 1657981 |
Gesamttotal | 1553155 | 1575178 | 3128333 |
Man darf ihn nicht mit den die Ergebnisse der eidg. Betriebszählung vom verarbeitenden Bänden verwechseln, deren einzelne Hefte sich mit den Kantonen nach ihrer ¶
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offiziellen Reihenfolge beschäftigen, während die Schlusslieferung die zusammenfassenden Tabellen für die Schweiz als ganzes bringen wird. Da die Resultate der Betriebszählung erst zum kleinern Teil verarbeitet sind, müssen wir uns an dieser Stelle auf die Ergebnisse der Zählung von 1900 stützen.
Die Zählung von 1900 unterscheidet und fasst alle wirtschaftlichen Tätigkeiten der Bevölkerung, abgesehen von derjenigen der Besorgung des Haushaltes, in 221 einzelne Berufsarten zusammen, die wiederum in Berufsgruppen und zuletzt in sechs grosse Berufsklassen vereinigt wurden. Die erste Klasse umfasst alle auf die Gewinnung der Naturerzeugnisse bezüglichen Berufsarten und -gruppen, wie Bergbau und sonstige Ausbeutung der toten Erdrinde; Landwirtschaft und Viehzucht, Gartenbau; Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei.
Die zweite Klasse gruppiert alle der Veredlung der Natur- und der Arbeitserzeugnisse dienenden Tätigkeiten und steht nach ihrer Bedeutung im ersten Rang. Die dritte Klasse umfasst den Handel, die vierte Klasse den Verkehr, die fünfte Klasse die allgemeine öffentliche Verwaltung, Rechtspflege, Wissenschaft und Künste, die sechste Klasse endlich die sog. persönlichen Dienste und andre nicht genau bestimmbaren Berufstätigkeiten. Berufsbezeichnungen, die im aufgestellten Schema nicht ausdrücklich vorgesehen waren, aber in den Zählpapieren doch vorkamen, wurden je derjenigen Berufsart zugeteilt, mit welcher sie am meisten verwandt schienen. Wo das Statistische Bureau sich nicht ausreichende Kenntnis zuschreiben durfte, über solche Zuteilungen selbst zu entscheiden, wurde jeweilen der Rat von Fachkundigen eingeholt.
Wir geben zunächst einige der die Schweiz als ganzes betreffenden Zahlenergebnisse. Auf eine Gesamtbevölkerung von 3315443 Ew. entfallen zunächst 187110 Personen ohne erkennbares Verhältnis zu einem Beruf (Rentner, Insassen von Asylen aller Art, Arbeitsunfähige etc.). Es verbleiben somit 3128333 Personen, die einem bestimmten Beruf angehören oder mittelbar davon leben (in der Haushaltung beschäftigte Familienglieder, Dienstboten, Kinder). Daraus ergeben sich wieder zwei grosse Unterabteilungen, für deren Einzelzahlen wir auf die beistehende Tabelle verweisen.
Die Zahl der Ernährten übertrifft diejenige der Tätigen des selben Berufes und beträgt auf je 100 Tätige für den Durchschnitt aller Berufe 113 (116-100 für die Schweizerbürger und 88-100 für die Ausländer). Im einzelnen schwanken die Verhältniszahlen stark; die beiden Extreme sind 428% für die Aerzte ausserhalb von Heilanstalten und 118% für die Damenschneiderei. Im Durchschnitt aller Berufe sind 28% Tätige weiblichen Geschlechtes. Dass die Beteiligung des weiblichen Geschlechtes in der Industrieklasse verhältnismässig zurückgeht, ist auch aus den Nachweisen der eidg. Fabrikstatistik ersichtlich, wonach in der gesamten Fabrikindustrie von je 100 Arbeitern weibliche waren: 1888 = 45,8%; 1895 = 40,5% und 1901 = 38,1%. Dagegen sind die Frauen in einigen bestimmten Berufen (Leitung und Bedienung von Unterrichtsanstalten, Lehrtätigkeit, Wirtschafts- und Gasthofwesen etc.) verhältnismässig stärker beteiligt als im Jahr 1888.
Von der gesamten Klasse der unmittelbar Tätigen sind bloss 12,7% oder 1/8 Ausländer. Diese bilden in einigen bestimmten Berufsarten die Mehrzahl, während sie in andern sich nur in sehr geringem Verhältnis beteiligen: Erstellung von Eisenbahnen 91%;
Musik und Theater 74%;
Bauhandlangerei, Maurerei, Stein- und Marmorbruch 53-51%;
dagegen Herstellung von Uhren und Uhrmacherwerkzeug bloss 7%, Landwirtschaft und Viehzucht 2% etc. Man hört oft die Klage, es seien die Ausländer in der Schweiz hinsichtlich der Stellung im Beruf bevorzugter als die Einheimischen, welch letztere in den bessern Anstellungen durch die Ausländer verdrängt würden.
Die Ergebnisse der Volkszählung von 1900 bestätigen dies im allgemeinen nicht. Unterscheidet man nämlich die Tätigen aller Berufe nach ihrer Stellung, so findet sich das Element der Ausländer gerade bei den Kategorien «Direktoren, Leiter, technisches und kaufmännisches Bureau- und Ladenpersonal» und «eigentliche Berufsarbeiter» nicht häufiger oder nur in wenig stärkerem Verhältnis vertreten als bei der Zahl der Tätigen überhaupt. Aus den Resultaten der Statistik ergibt sich ferner, dass von der Gesamtzahl der Tätigen arbeiten: 28,9% in eigenem Geschäft; 12,4% im Geschäft von Familienangehörigen; 58,7% in fremdem Geschäft oder unbestimmbar. Gegenüber 1888 zeigen die beiden erstern Gruppen eine Abnahme, die letzte dagegen eine Zunahme.
Die Zahl der Fabrikarbeiter ist in den zwölf Jahren von 1888 bis 1900 von 158506 auf 242534 (Männer: von 85649 auf 150203; Frauen: von 72857 auf 92331), d. h. von 13 auf 16% aller Tätigen (Männer: von 10 auf 14%; Frauen: von 20 auf 22%) angewachsen. Der besondere staatliche Schutz infolge der Fabrikgesetzgebung erstreckt sich somit zur Zeit auf 1/6 der Gesamtbevölkerung der Schweiz.
Verteilung nach dem Beruf.
A. Gewinnung der Naturerzeugnisse.
Berufsgruppen | Unmittelbare Berufszugehörige | Mittelbare | Total | Schweizer | Ausländer | % der Ausländer |
---|---|---|---|---|---|---|
Aa. Bergbau und sonstige Ausbeutung der toten Erdrinde | 5475 | 6848 | 12323 | 8446 | 3877 | 31 |
Ab. Landwirtschaft und Viehzucht; Gartenbau | 473297 | 594608 | 1067905 | 1042383 | 25522 | 2 |
Ac. Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei | 8352 | 12330 | 20682 | 19420 | 1262 | 6 |
Total | 487124 | 613786 | 1100910 | 1070249 | 30661 | 3 |
Aa. Der Grossteil der Tätigen dieser Berufsgruppe entfällt auf den Stein- und Marmorbruch (3679 unmittelbare Berufszugehörige). Von weitern Berufsarten seien genannt: Die Gewinnung von Schiefer (324), von Salz (241), von Asphalt (231), von Erzen (131), von Kohlen (106) und von Torf (100).
Ab. Diese Berufsgruppe ist weitaus wichtiger als die vorhergehende und umfasst folgende Berufsarten: Landwirtschaft und Viehzucht, Rebbau, Obstbaumzucht, Bienenzucht und Gartenbau. In weiten Gegenden unsres Landes gehört noch der grössere Anteil der Bevölkerung der Landwirtschaft an, die zahlenmässig alle andern Berufe übertrifft, indem sie für sich allein ein Drittel der Gesamtbevölkerung der Schweiz beschäftigt. Freilich zeigt sich aus folgender Tabelle, dass die landwirtschaftliche Bevölkerung überall zurückgeht.
Von je 100 Personen bekannten Berufsverhältnissen gehörten der Landwirtschaft an
Rang | Kanton | 1900 | 1888 |
---|---|---|---|
1. | Wallis | 70 | 78 |
2. | Obwalden | 57 | 63 |
3. | Freiburg | 55 | 60 |
4. | Graubünden | 51 | 58 |
5. | Luzern | 48 | 54 |
6. | Uri | 47 | 59 |
7. | Nidwalden | 44 | 47 |
8. | Tessin | 43 | 54 |
9. | Appenzell I. R. | 43 | 37 |
10. | Schwyz | 42 | 47 |
11. | Aargau | 40 | 46 |
12. | Waadt | 38 | 49 |
13. | Bern | 37 | 43 |
14. | Thurgau | 36 | 40 |
15. | Schaffhausen | 35 | 44 |
16. | Zug | 34 | 37 |
17. | Solothurn | 28 | 35 |
18. | Basel Land | 27 | 31 |
19. | St. Gallen | 26 | 30 |
20. | Zürich | 20 | 29 |
21. | Glarus | 20 | 21 |
22. | Appenzell A. R. | 19 | 21 |
23. | Neuenburg | 14 | 18 |
24. | Genf | 10 | 14 |
25. | Basel Stadt | 1 | 3 |
Schweiz | 33 | 40 |
Die einzig bei Appenzell I. R. sich zeigende Zunahme ist wohl nur eine scheinbare, weil dort die ¶